04.10.2024
AUSGEBRANNT

Gerald Zankl über sein Side Hustle: “Man ist gefühlt immer kurz vor dem Burnout”

...nach einem halben Off-Tag hätte er sich allerdings wieder erholt. Das sagt Gerald Zankl von seinem Ex-Side-Hustle und heutigen Scaleup Kickscale. Wie der Gründer und frühere Bitmovin-Sales-Experte ein Side Business neben einem 80-Stunden-Job hochzog und wozu er aus Erfahrung nicht rät.
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Gerald Zankl am Sales Summit in Hamburg (c) Gerald Zankl

“Darf’s ein bisserl mehr sein?” Knapp zwei Minuten nach acht Uhr morgens an einem Samstag ist die Schlange wenig überraschend lang. Es duftet nach Topfengolatschen, Brioche-Kipferln und frisch gebrühtem Kaffee. An der Vitrine können sich hungrige Frühstücksesser kaum satt sehen: Pariser Kipferln, Mohnweckerln, Nusschneckerln und bezuckerte Marillenkrapferl.

“Darf’s ein bisserl mehr sein?”, ertönt es erneut aus der Bäcker-Vitrine. “Äh, nein danke, das war alles. Mit Karte bitte.” Gerald Zankl bleibt wenig Zeit zum Bargeld suchen, geschweige denn zum Frühstücken. Um neun Uhr steht ein Meeting an, bis zwölf will er seine Beratungs-Sessions für die kommende Woche planen.

Anstatt sich neben andere auf die Bäcker-Terrasse zu setzen, geht es für Gerald Zankl an den Schreibtisch. Sales steht an. Oder vielmehr: Sales-Beratung. Denn dafür blieb unter der Woche wenig Zeit. Schließlich hat er einen Full-Time-Job, den er liebt. Genauso wie seinen Side Huste. Also muss der Samstag herhalten.

Zur Verwunderung einiger tut Zankl gerade das, was er genießt: Er genießt es zu arbeiten – wenn auch wenig Raum für samstägliche Frühstücks-Verabredungen oder Bargeldzahlungen bleibt.

Zankls Wochenend- und spätabendliche Working Sessions machten sich bezahlt. Heute, gut vier Jahre später, hat der gebürtige Kärntner sein Business Kickscale, ein Startup für KI-gestützte Kundeneinblicke und Automatisierungen in Verkaufsgesprächen, aufgebaut. Und macht dies nun Vollzeit, mit Lebenspartnerin und jungem Familienzuwachs an der Seite. Das war aber nicht immer so.

Gerald Zankl am Sales Summit in Hamburg (c) Gerald Zankl

Um zu verstehen, warum sich Zankl mehrere Jahre nur für Sport und streng ausgewähltes Socializing von der Arbeit löste und wie ein Side Hustle intensive Liebesbeziehungen im Guten trennen kann, braucht es einen erklärenden Rückblick. Also los.

Gerald Zankl besuchte die HTL Villach in Kärnten, wo er einen der erfolgreichsten österreichischen Tech-Founder, Stefan Lederer, kennenlernte. Lederer baute das auf, was heute als Bitmovin bekannt ist – und lenkt heute eine der weltweit führenden Multimedia-Streaming-Plattformen.

Wir schreiben das Jahr 2011. An der Klagenfurter Alpen-Adria-Universität trifft Zankl seinen späteren Co-Founder Markus Jenul. Schon im Uni-Englischkurs wussten die beiden, dass sie gemeinsam gründen wollen. Was als Business Plan im Uni-Kurs startete, entpuppte sich acht Jahre und einem mehrjährigen Side Hustle später als eigenes Startup.

Damals, als Zankl 2011 mit Jenul ins Gespräch kam, wusste man weder von Kickscale, noch davon, dass Lederers späteres Tech-Startup sowohl Zankl als auch Jenul beheimaten und die globale Streaming-Branche aufwirbeln werde.

Drei Jahre später, 2014, sind Video-Streaming-Plattformen zwar noch nicht ganz “in”. Sie zu nutzen ist in Kenner-Kreisen aber ein geheimer Wettbewerbsvorteil. Im selben Jahr stieg Zankl als Business Development Manager bei Bitmovin ein, das 2013 von Stefan Lederer, Christopher Müller und Christian Trimmer gegründet worden war. Sieben Jahre trieb Zankl dort Vertrieb und Marketing voran.

Das Geschäft kam ins Rollen, Zankl lief mit. Sei es die Begeisterung an seiner Tätigkeit oder die Kunst des Verkaufens, die ihm schon als Student in den Schuhen lag: Der Sales-Experte holte weitere Talente an Bord. Darunter sein bester Uni-Freund Jenul, der später eine wesentliche Rolle in seinem Side Hustle spielen sollte.

“Ich habe das Unternehmen geliebt. Es war wirklich eine Liebesbeziehung. Ich hatte prinzipiell nie den Gedanken, das Unternehmen zu verlassen. Weil das Team der supercoole Wahnsinn war. Bitmovin hat alles erfüllt, was es erfüllen kann und ist auch heute noch ein super Unternehmen.”

Doch viele einst Frisch-Verliebte wissen: Die Rosarote-Brille-Phase vergeht. Irgendwann kehrt aber Alltag und Gewohnheit ein. Ohne es zu wissen, wartete der nächste Streich auf den Entrepreneur: Ein Side Hustle, eine Nebentätigkeit. Etwas, das seinen Karriereweg in einer unverkennbaren Weise pflastern würde und ihn später sogar die Beziehung zu Bitmovin beenden ließ.

Die Kickscale Gründer Markus Jenul, Herwig Gangl und Gerald Zankl (c) Gerald Zankl

“Bitmovin hat sehr gut performt. Immer mehr Leute haben uns gefragt: Wie habt ihr eure Prozesse aufgesetzt? Wie skaliert ihr? Wie akquiriert ihr Kunden? Irgendwann hat Stefan (Anm.: Co-Founder von Bitmovin) in diesen Fragen einfach nur noch auf mich verwiesen. Und so habe ich begonnen, Sales-Beratung zu betreiben”, erinnert sich Zankl.

Durch genau jene Tätigkeit, die er bei Bitmovin täglich perfektionierte, war Zankls Side Business geboren: Die Beratung von Sales-Leuten mit Sales-Strategien. Nicht lange dauerte es, bis er seinen ersten Side-Workshop verrechnete, gemeinsam mit seinem späteren Co-Founder und Bitmovin-Marketingleiter Markus Jenul.

Der Ball kam ins Rollen – nicht zuletzt auf Empfehlung eines Kunden und weiteren späteren Co-Founders, Herwig Gangl. Es wurden Workshops verkauft, Messeauftritte geplant und Abläufe optimiert, um möglichst viel Profit zu erzielen. Und das, obwohl Zankl und Jenul immer noch bei Bitmovin in Führungsrollen tätig waren.

Wir schreiben das Jahr 2019. Der Side Hustle rollte schneller, aber eben auch nur als Side Hustle. Dennoch zählte das Side-Business bereits erste Mitarbeitende. “Einmal in der Woche gab es einen Check-in-Call und ein paar Sachen zum Vorbereiten. Fünf bis zehn Stunden haben wir uns pro Woche dafür rausgenommen.”

Genau jenes Stundenausmaß sieht Zankl auch als “unbedingt notwendig, wenn man ein Side Business hochziehen will. Wenn ich nicht mal eine Stunde pro Tag frei räumen kann, dann sollte ich das Ganze hinterfragen.

Wenn ich nicht mal eine Stunde pro Tag freiräumen kann, dann sollte ich das Ganze hinterfragen

Gerald Zankl zum Thema Side Hustle

Von nur einer Stunde war aber selten die Rede: “Ich habe um acht Uhr morgens zu arbeiten begonnen und um zehn Uhr abends aufgehört”, erzählt Zankl von der Bitmovin-Side-Hustle-Kombi. “Die härteste Zeit mit meinem Side Hustle hatte ich von 2019 bis 2021. Es war nur Arbeit, aber es war notwendig. Es war ein Flow, den ich mit nichts tauschen würde. Wenn du die Vision hast, dass du was Eigenes machen willst, dann solltest du nicht in dem Glauben leben, dass dir das alles zufliegt.”

Wenn du die Vision hast, was Eigenes zu machen, dann solltest du nicht in dem Glauben leben, dass dir alles zufliegt.

Gerald Zankl

Arbeitsfreie Zeit nahm sich Zankl nur für “Sport dazwischen” und manchmal für “Soziales”. Immerhin sind Gründer:innen auch Menschen mit Bedürfnissen wie Sicherheit, Abwechslung, sozialer Austausch und Verbindung.

All diese Bedürfnisse wurden bei Bitmovin und Side Hustle gedeckt – mit Leuten, mit denen sich Zankl am ehesten identifizierte. Gänzlich sozial isoliert habe sich Zankl aber nicht: “Ich habe gewisse Dinge schon gemacht, aber mich auf bestimmte Erlebnisse fokussiert. Das klassische ‘Geh ma einen Kaffee trinken’ gabs halt nur im Business-Kontext. Natürlich habe ich mich mit vielen Leuten ausgetauscht, aber primär nur businessmäßig.”

Dieses klassische ‘Geh ma einen Kaffee trinken’ gab es nur im Business-Kontext.

Gerald Zankl

Für Zankl war das ein Erfolgsrezept, mit dem er an seinem Credo festhielt. Und es brauchte Sozialkontakte, die unterstützen: “Jeden Freitag, Samstag und Sonntag zu socializen geht nicht. Das Umfeld muss verstehen, wenn ich den halben Samstag arbeite und dann schlafe. Sonst verliert man schnell Sozialkontakte. Da hatte ich echt Glück. Sowohl mit den Bitmovin-Gründern, als auch mit meiner Familie, meinen Freunden und meiner Partnerin. Kudos an ihre Geduld mit mir.”

Seine heutige Partnerin und Mutter seines Kindes lernte er in einem terminfreien 22-Uhr-Slot kennen. Dass sein Kalender ein Treffen überhaupt zuließ, sei Glück gewesen, erinnert sich der Vertriebler.

Ein Jahr hielt Zankl diesen Modus durch, den viele als Burnout-ähnlichen Zustand beschreiben würden. Die Sechs- bis Sieben-Tage-Wochen, die 80 bis 100 Arbeitsstunden und ein limitiertes Maß an Ablenkung trugen allmählich Früchte. “Aber es war echt hart”, gibt Zankl zu. “Man ist gefühlt immer kurz vorm Burnout, wenn man zwei Rollen macht. Ich bin halt der Typ, ich brauche einen halben Tag off und dann bin ich wieder zwei Monate weg vom Burnout-Stadium.”

Zur Erholung wurde an einem besagten “halben Tag off” geschlafen. Meistens sonntags, manchmal auch in der U-Bahn auf der Oberseite seines Koffers. “Ich war damals echt durch. Das war schon eine Downside. Ich habe an den Wochenenden gearbeitet und ein bisschen Sport gemacht. Und ansonsten geschlafen.”

Gänzlich befürworten kann Zankl diese Vorgehensweise nicht: “Für mich hat es funktioniert, aber ich bin aus diesem Modus wieder raus. Ich würde nicht sagen, dass das der Blueprint ist, den man für einen coolen Side Hustle braucht.”

Ich würde nicht sagen, dass das der Blueprint ist, den man für einen coolen Side Hustle braucht.

Gerald Zankl

Auf die Frage, ob jeder Mensch einen Side Hustle in dieser Intensität aufbauen könne, antwortet Zankl mit einem klaren “Ja.” Allerdings unter der Voraussetzung: “Du musst Prioritäten setzen.” Die Kunst sei auch, Interessenskonflikte mit zunehmendem Alter geschickt zu lösen: “Du musst zu gewissen Leuten oder Aktivitäten nein sagen. Mit zwei Wochen reinem Urlaub wird’s schwierig.”

Und: “Du musst manchmal über deine Grenzen gehen, um deine Grenzen zu kennen. Man muss seine Zeitressourcen optimal einsetzen, und das haben wir mit unserem Side Hustle sehr gut gemacht. Vielleicht sogar besser als heute, wo wir selbstständig sind. Denn damals hatten wir Druck, da hat niemand getrödelt.”

Der Hustle lohnte sich: Der Glaube an die Nebentätigkeit war so groß, dass man 2020 den Schritt aus dem goldenen Käfig wagte und eine OG gründete: “Herwig Gangl meinte damals zu Markus und mir: ‘Hey, warum gründen wir nicht zu dritt ein Unternehmen?’”

Zuspruch von außen half in der Entscheidungsfindung. “Kudos an Herwig”, meint Zankl dazu heute. Co-Founder Gangl habe die Bitmovin-Hustler dazu gepusht, sich aus ihrem goldenen Käfig in Richtung eigener Gründung zu bewegen. Zankl verließ schließlich im September 2021 Bitmovin, Markus Jenul folgte ein halbes Jahr später.

Die ersten Kickscale Gründer Herwig Gangl, Gerald Zankl und Markus Jenul (c) Gerald Zankl / Kickscale

Im September 2021 gründeten Zankl und Jenul – mit Co-Founder Herwig Gangl und dem ersten Entwickler Fabian Riedlsperger an Bord – das Startup Kickscale. Dabei handelt es sich um eine KI-gestützte Conversation Intelligence Plattform zur Analyse von Kundengesprächen. Der Side Hustle wurde zum Main Hustle. Mit gleicher Ambition, gleichem Arbeitspensum und ähnlicher Vision, aber mit nur einem Fokus.

Gemeinsam perfektionierte man das, was schon seit 2019 als Nebentätigkeit heranwuchs: “Das Consulting Business lief sehr gut und wir erzielten Gewinne, die wir in die Entwicklung unserer Software-Plattform re-investierten.” Doch der Erfolg der besagten Plattform blieb aus, bis sich das Team im September 2023 einen Monat in den USA Inputs holte. Und zur selben Zeit auch “unseren ersten angestellten Entwickler, Fabian Riedlsperger, zum Chief Technology Officer (CTO) und Co-Founder machten.”

Von dort an ging es mit der KI-Plattform aufwärts. Investments folgten im Dezember, beteiligt waren Angels United, Gernot Singer, Michael Kamleitner sowie die Bitmovin-Gründer Stefan Lederer und Chris Müller.

“Wir hatten schon damals Mitarbeiter bei Kickscale, die alles selber planten.” Hier und da musste gekurbelt werden, aber “mit einem laufenden System kommst du über eine Downtime leichter hinweg, als wenn du es ganz alleine machen musst.”

Was Zankl aber wohl mitunter am stärksten am Laufen hält, ist es die Unterstützung seines Co-Gründers Markus Jenul, die eine mehrjährige Geschichte prägt:

“Markus war schon in der Uni jemand, der mich aufgebaut hat. Damals unter anderem nach dem Ende einer zehnjährigen Beziehung zu meiner ersten Freundin. Er war immer eine seelische Stütze. Mit niemandem macht es so viel Spaß, ein Business zu bauen, wie mit Markus. Er ist für mich die wichtigste Person, um Kickscale auch heute weiter zu treiben. Kudos an ihn für die Geduld mit mir und den Impact, den er in unserem Side Hustle erzielt.”

Der Founder widmet einen großen Teil des Kickscale-Erfolgs an Markus Jenul – und äußert im selben Atemzug eine Empfehlung für alle, die sich auf eine ähnliche Reise begeben wollen: “Ich empfehle jedem, einen Side Hustle gemeinsam zu starten. Auch, wenn man sich manchmal streitet. Das gehört dazu, macht das Ganze aber um einiges einfacher.”

Gerald Zankl und Dietmar Sternad bei der Veröffentlichung des Buches
“The Sales Skills” (c) Gerald Zankl

Neben Co-Founder Jenul spielt auch Zankls Partnerin eine wesentliche Rolle im Balance-Akt zwischen Leben und Business: “Ohne das Verständnis von meinem engen Umfeld – allen voran meine Partnerin – wäre das nicht möglich. Ich hätte ohne sie auch nie einen zweiten Side Hustle – mein The Sales Skills Buch – schreiben können. Und hätte nie fast einen Monat am Stück in Amerika verbracht, während meine Partnerin im sechsten Monat schwanger war. Dafür bin ich extrem dankbar.”

Die obigen Zeilen verraten Vieles, das Lesende, Gründende und Mütter oder Väter von Kindern mitunter etwas verwundern möchte. Doch Zeiten ändern sich und Prioritäten verschieben sich. Nach jahrelangem Hustle hat auch Zankl gemerkt, dass seine Business-Journey andere Wege genommen hat:

“Ich glaube nicht, dass das langfristig zufrieden und glücklich macht, sich so intensiv auf die Arbeit zu fokussieren. Es braucht eine Balance zwischen Beruf, Familie, Freunden und dir selbst. Aber: Verständnis ist bei all dem einfach das Wichtigste. Ehrlicherweise arbeite ich immer noch mindestens 50 Stunden pro Woche, aktuell aber ohne Side-Hustle. Da merkst du, wer deine guten Freunde sind, wenn dir jemand nach einer längeren Kontakt-Pause am Telefon sagt: ‘Oh, wie schön, von dir zu hören!’”

Verständnis ist bei all dem das Wichtigste

Gerald Zankl zum Thema Side Hustle

Seiner anfangs sehr individuellen Sichtweise auf die Balance zwischen Arbeit und Familie ist sich Zankl bewusst. Und suggeriert mitunter auch, dass man als Side-Hustler durchaus eine “spezielle Persönlichkeit” haben sollte.

“Wenn du nicht die leichteste Person bist, ist es schwierig, in gewisse Rahmen zu fallen. Und zugleich auch leichter, nicht nine to five zu arbeiten, weil du Prozesse umdrehen und neu denken willst. Das habe ich von meinem Elternhaus mitbekommen, von unserem Familienunternehmen. Da kann es vorkommen, dass man den Beruf stellenweise der Familie überordnet. Aber du lernst genauso, dass du früher oder später eine Balance finden musst.”

Ein Erfolgsrezept für einen Side Hustle will Zankl schließlich nicht geben. Allerdings weiß der Kärntner aus Erfahrung: “Ein Side Business funktioniert wie eine Anmeldung beim Gym oder Cross Fit: Ich muss mir Termine im Kalender setzen und diese wirklich einhalten.”

Und: “Wenn du nach zwei Jahren noch nicht ready bist, all-in zu gehen, dann machst du es entweder nicht richtig oder willst es nicht. Man fällt schnell wieder in das Sicherheitsnetz des Full-Time-Jobs. Sobald du aber siehst, dass du dir dein eigenes Gehalt auszahlen kannst, auch wenn es gering ist, kommt der Ball ins Rollen. Abspringen musst du aber selbst, und das fällt vermutlich nicht leicht.”

Wenn du nach zwei Jahren nicht all-in gehst, machst du es entweder nicht richtig, oder willst es nicht.

Gerald Zankl

Dass Zankl dabei aus nüchterner Erfahrung spricht, lässt sich auch zahlenmäßig belegen: Als “angestellter Vertriebler” habe er im Jahresbrutto “um die 130.000” verdient. Mit dem Start des eigenen Startups sei er auf 25.000 jährliches Brutto zurückgegangen. “Das muss jedem bewusst sein: Ein guter Angestelltenjob ist anfangs schwer zu übertreffen. Auch für mich war der Absprung schwer.”

Schließlich ist ein Side Hustle ein gewisser Ausnahmezustand für Körper, Psyche und manchmal auch für (Berufs-)Beziehungen. Mittlerweile ist Zankl mit Kickscale einen Schritt weiter: Seinen Main Hustle kombiniert er mit Zeit für Familie und für Projekte wie sein Buch. Mit einem ordentlichen Maß an Hustle-Erfahrung rät er Gründer:innen, die Selbiges versuchen, sowohl Balance, tiefe Beziehungen als auch das ein oder andere Frühstücks-Date zu pflegen. Und schließlich den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, um aus dem Side Hustle einen Main Hustle zu machen.

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Bianca Gfrei
Bianca Gfrei war Startup-Founderin und ist heute Coachin. (c) Sandra Herrero

*Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe unseres Printmagazins. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.


Founder:innen haben keine Angst, sie arbeiten gerne sieben Tage die Woche und stecken jeden letzten Tropfen Energie in ihr Unternehmen. Auch wenn Hustle-Culture nicht mehr als das Nonplusultra zum Erfolg gilt – vieles, das sie ausgemacht hat, ist heute noch genauso in den Mindsets von Gründer:innen zu finden. Zu ihr gesellt sich oft eine Angst vor dem Scheitern, immerhin will man weder Investor:innen noch Mitarbeiter:innen enttäuschen. 

Bianca Gfrei war genau hier drinnen. Mit Kiweno gründete sie 2012 ihr erstes Startup, noch während des Studiums. Das Unternehmen war Teil einer neuen Health-Branche, die labordiagnostische Tests für Zuhause anbot. Im Fall von Kiweno ging es zum Beispiel um Lebensmittelunverträglichkeiten, von denen Gfrei selbst betroffen war, oder um die Messung von Stresshormonen oder Mikronährstoffen. Hier stand also auch eine persönliche Betroffenheit dahinter, es sei ein “Herzensprojekt” gewesen. Als eine der wenigen Frauen in dieser Anfangszeit der österreichischen Startup-Szene wurde Gfrei schnell zu einem “Poster-Child”. Sie wurde als Keynote-Speakerin gebucht und sprach auf Panels über Female Founding. Sie erlebte die “Geburtsstunde der Szene” mit, wie sie heute erzählt.

Millionen-Investments bei Kiweno

Bianca Gfrei mit dem Kiweno-Team bei “2 Minuten 2 Millionen”, wo sie 2016 ein Investment in Höhe von sieben Millionen Euro erhielten. (c) PULS 4 / Gerry Frank

Kiweno wuchs schnell, bekannte Investor:innen wie Hansi Hansmann waren beteiligt. Mit Mitte 20 war Gfrei plötzlich für 35 Mitarbeiter:innen verantwortlich und managte Millionen-Investments. Medial war sie das Gesicht von Kiweno, auch als der Druck stieg und das Unternehmen durch einen Auftritt bei “2 Minuten 2 Millionen” immer mehr im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit stand. Es wurde sehr viel Positives über Kiweno berichtet, es gab aber auch einiges an Kritik: Das Nachrichtenmagazin Profil berichtete 2016, dass das von Kiweno verwendete Verfahren zur Feststellung von Unverträglichkeiten von vielen Wissenschafter:innen als unseriös eingestuft wird.

Gleichzeitig wurde diese Art von Tests auch von Mitbewerbern und in vielen Laboren angeboten, sagt Gfrei. Sie vermutet heute, dass das schnelle Wachstum und die große öffentliche Aufmerksamkeit diese mediale Kritikwelle verstärkt habe – “nicht, weil wir etwas so wahnsinnig anders gemacht haben als unsere Mitbewerber oder Ärzte”. Diese Kritik an Kiweno habe sie auch persönlich getroffen. Sie war so eng mit dem Startup verbunden, sie lebte und atmete die Vision dahinter förmlich. Zu diesem Zeitpunkt kaufte Kiweno einen seiner Investoren aus, was einen massiven Sparkurs zur Folge hatte. Mitarbeiter:innen mussten entlassen werden. Gfrei beschreibt diese Zeit heute als eine “komplette Startup-Achterbahn” mit allen Höhen und Tiefen. 

Wir sind so eng mit unserem Baby verbunden. Wir können irgendwann nicht mehr zwischen dem Unternehmen und uns unterscheiden, unser gesamtes Leben ist das Unternehmen.

Bianca Gfrei

Noch mitten in diesem Krisenmodus habe man bereits an neuen Ideen gearbeitet und entschied sich, eine dieser Idee als eigenes Unternehmen auszugründen: Rootine, ein Startup für personalisierte Nahrungsergänzungsmittel. Zu diesem Zeitpunkt habe Gfrei schon sehr klar gewusst, dass sie eigentlich mitten in einem Burnout war. Damals hätte sie es wohl nie so genannt, das wäre undenkbar gewesen. Das Unternehmen habe ihre ganze Identität ausgemacht. Für Gfrei ist das unter Gründer:innen ein großes Thema: “Wir sind so eng mit unserem Baby verbunden. Wir können irgendwann nicht mehr zwischen dem Unternehmen und uns unterscheiden, unser gesamtes Leben ist das Unternehmen.”

Das Startup bin ich

Ein Besuch bei Claudia Altmann, Arbeitspsychologin im dritten Wiener Gemeindebezirk. Sie weiß genau, wovon Bianca Gfrei hier spricht. Unternehmensgründer:innen stecken zu Beginn derart viel Zeit in ihr Startup, da passiere es sehr leicht, dass man sich nur noch darüber identifiziere. Das sei prinzipiell ja nicht schlecht, immerhin sollte man die Werte seines Unternehmens auch vertreten und sich damit identifizieren. Problematisch wird es, wenn die eigene Persönlichkeit nur noch durch das Unternehmen definiert wird. Wenn jeder Fehler im Unternehmen zu einem persönlichen Fehler wird, wenn jede Kritik am Unternehmen als Kritik an einem selbst gesehen wird. Hier spielen auch Ängste eine Rolle: Viele spüren permanent die Angst, dass das Unternehmen versagen könnte. Dass die Idee nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hatte. Je enger das Produkt mit der eigenen Persönlichkeit verbunden ist, desto größer werden die Versagensängste.

Claudia Altmann, Arbeitspsychologin in Wien (c) Teresa Novotny – Knights of RGB

Das Knifflige liege im Absprung, sagt Altmann. Gerade am Anfang gehöre es dazu, als Gründer:in viele Aufgaben zu übernehmen. Man müsse zuerst Sicherheit aufbauen, “und die habe ich nicht von Anfang an”. Ist man einmal in der Wachstumsphase, wollen viele ja mittendrin sein und sich auf die Suche nach Mitarbeiter:innen machen. Ein solcher Gründungszyklus dauert circa drei Jahre, schätzt sie. Dann gelange man in einen “sicheren Modus”, in dem ein aufgebautes Netzwerk Aufgaben übernehmen kann. 

Aber auch innerhalb dieser drei Jahre brauche es Erholungsphasen. “Unser Körper braucht Energie”, sagt Altmann und zieht eine Vergleich zu technischen Geräten: Ein Handy laufe ja auch nicht rund um die Uhr, ohne dass man es dazwischen auflädt. Man müsse auch auf sich selbst achten. Sie verwendet dafür gerne den Begriff “Erholung” statt “Entspannung”. Es gehe nicht um tiefwirkende Entspannung. Oft reiche es, den Kopf einen Abend lang freizukriegen oder eine Stunde Bewegung zu machen.

Stetige Flamme

“Man muss brennen, damit man ausbrennen kann”, sagt Claudia Schwinghammer, die 2022 das Beratungsunternehmen Spark gegründet hat. Spark will die psychische Gesundheit von Corporate-Mitarbeiter:innen verbessern. Kund:innen sind Groß- und Mittelunternehmen, die für ihr Team bei Spark einen Pool an Sessions buchen können. Zu Beginn müsse man brennen, sagt Schwinghammer, die selbst vor der Gründung von Spark in Corporates gearbeitet hat. Sonst gründe man ja kein Unternehmen. Es gehe aber darum, diese Flamme langfristig zu erhalten. Folgt man dieser Metapher, ist eine stetige kleine Flamme besser als eine hohe Stichflamme zu Beginn. Dafür komme man aber auch gesund durch die Gründungsjahre und könne langfristig an dem Unternehmen arbeiten.

Eigentlich sei es ja widersprüchlich, dass Startups schnell in eine klassischen Corporate-Rhythmus verfallen und Gründer:innen sich ausbrennen. Aber so seien wir als Menschen nunmal, sagt Schwinghammer: “Wir lieben das, was uns vertraut ist. Unabhängig davon, ob es uns gut tut oder nicht.” Die Kunst sei es, sich mit etwas Neuem vertraut zu machen, das uns besser tut. Viele würden sich ja über ihren Stress definieren: “Ich bin mein Stress. Oder: Ich bin mein überfüllter Kalender.” Der Gedanke dahinter: Erfolgreich ist nur, wer von einem Meeting ins nächste hetzt. Dem sei nicht so, sagt Schwinghammer. Erfolg sei nicht am Stresslevel messbar.

Claudia Schwinghammer, CEO und Founderin von Spark (c) Spark

Keine Schwäche

Bianca Grei war derweil bereits im Gründungsprozess von Rootine klar, dass sie dringend eine Pause gebraucht hätte und nicht nahtlos weitermachen könnte. Gleichzeitig standen die nächsten großen Chancen zum Greifen nahe: Mit Hansi Hansmann hatte man einen prominenten Pre-Seed-Investor, die Branche der Precision Medicine war im Trend. Auch für die Seed-Runde gab es Investment-Zusagen. Zusätzlich wurde das Startup auch in das Accelerator-Programm von Techstars in New York aufgenommen. Eine Pause machen konnte sie zu diesem Zeitpunkt nicht, dachte sie: “Dieses Narrativ gibt es in der Startup-Szene bis heute: Nur noch diese eine Aufgabe erledigen, nur noch die Finanzierungsrunde zu Ende bringen. Wir Gründer:innen sind so überzeugt von unserer Idee, dass wir alles andere hinten anstellen, auch unsere eigene Gesundheit.” Denn: “Als CEO darfst du keine Schwäche zeigen.” Sie brachte den Demo-Day noch über die Bühne, dann hieß es: Schluss.

Wenn ein CEO geht, wackelt das ganze Startup.

Bianca Gfrei

Schluss mit den USA. Und auch: Schluss mit dem Founder:innen-Traum. “Ich hatte genug von der Startup-Szene”, sagt Gfrei. Sie informierte Investor:innen und sprach sich mit ihrem Team ab. Für beide war das eine unsichere Zeit: “Wenn ein CEO geht, wackelt das ganze Startup.” Denn gerade in dieser frühen Phase entscheiden Investor:innen meist sehr personenfokussiert, welches Unternehmen sie finanzieren. Springt diese Person dann ab, sorgen sie sich natürlich um ihr Investment. Zurück aus New York, nahm sich Gfrei eineinhalb Jahre Zeit. Zeit für sich selbst, für das Reisen und um einige Ausbildungen zu machen. Sie war in Sri Lanka und Bali, lebte einige Zeit in Indien und zog schließlich nach Portugal. Schon als ihr Ausstieg publik wurde, begannen sich die ersten Unternehmer:innen mit ähnlichen Gefühlen bei ihr zu melden. Als die Nachfragen immer mehr wurden, startete sie ihr eigenständiges Coaching-Unternehmen. 

Wieder eine Unternehmensgründung, aber diesmal nicht wachstumsorientiert wie ein Startup. Das Ziel laute nicht mehr größer, höher, weiter. Gfrei hat in ihrer Auszeit somatische und traumatherapeutische Ausbildungen gemacht. Sie sei keine Psychologin, aber auch kein klassischer Business-Coach. Wer zu ihr kommt, hat meist schon klassisches Coaching ausprobiert. Gfrei arbeitet gesprächsbasiert, in Kombination mit körperbasierten Ansätzen: Menschen, die unter hohem Druck stehen und laut Gfrei “Meister der Emotional Suppression” sind, sollen wieder auf ihre körpereigenen Signale hören. Sie fragt zum Beispiel, wo genau sich der Stress bei ihnen manifestiert. Ist es ein Druck auf der Brust? Mit dieser Methode habe Gfrei bessere Erfahrungen gemacht als mit reinem gesprächsbasiertem Coaching. Auch bei Spark setzt Claudia Schwinghammer auf die “unbewusste Ebene”, wie sie es beschreibt. Ihre Therapiemethode verwendet Hynose-Ansätze, was vor allem bei konkreten Symptomen wie Schlaflosigkeit zu schnelleren Erfolgen führe.

Langsam bis zum Kern

Claudia Altmann ist hier anderer Meinung, sie setzt vor allem auf Gespräche. Die Arbeitspsychologin erzählt, dass Patient:innen oft mit einem arbeitsbezogenen Thema zu ihr kommen. Manchmal bleibe man in diesem Bereich, oft merke man aber nach einigen Gesprächen: Hier geht es um mehr. Oft darum, nichts an andere abgeben zu können. Das führt in der Arbeit zu Stress, weil immer mehr Aufgaben übernommen werden – kann sich aber auch in anderen Lebensbereichen niederschlagen. Wenn zum Beispiel immer mehr Fürsorgeaufgaben in der Familie zusammenkommen. In der Arbeit würden solche Probleme oft früher auffallen, sagt Altmann: “Man sucht sich den Bereich, der weiter weg ist. Der ist emotional nicht ganz so nah dran, dort kann man gut ansetzen. Und dann arbeitet man sich zum Kern vor.”

Sind Startups einmal in der Wachstumsphase, kommt bei vielen Founder:innen noch eine zusätzliches Problem hinzu: die Angst vor dem Versagen; davor, ihre Mitarbeiter:innen zu enttäuschen. Was dagegen hilft? Für Altmann ist es vor allem eine klare Kommunikation im Team. Welche Bedürfnisse haben die Mitarbeiter:innen? Wie sind die Rollen verteilt? Und: Eine Atmosphäre schaffen, in der auch Negatives angesprochen werden kann. Kein Chef und keine Chefin ist alleine für Versagen oder Erfolg eines Unternehmens verantwortlich. Geteilte Verantwortung sei wichtig, sagt Altmann. Sowohl für positive als auch für negative Entwicklungen. “Die Verantwortung für Befindlichkeiten, das Wohlbefinden und die Gesundheit, die haben alle Beteiligten.”

Wer bin ich ohne mein Startup?

Auch Bianca Gfrei kannte diese Angst vor dem Scheitern: “Die ist bei den meisten Gründern überdimensional groß. Was ist, wenn es den Bach hinunter geht? Wer bin ich dann überhaupt noch?” Zu sehr ist die eigene Identität mit dem Unternehmen verwoben. Selbst Gründer:innen, die einen Exit geschafft haben, gehe es ähnlich – obwohl gerade sie ihren Erfolg genießen könnten. Viele würden nach Jahren im Gründungsmodus nicht mehr wissen, wer sie ohne ihr Unternehmen sind. 

Nicht nur die Arbeit macht uns aus, sondern auch unsere Hobbys – wie für Gfrei das Surfen. (c) Peter Crane

Wie kann man diese Identitätsverschmelzung also verhindern? Für Gfrei ist es wichtig, den Selbstwert nicht nur auf einer Säule aufzubauen. Nicht nur die Arbeit mache uns aus, sondern viele verschiedene Säulen: unser Freundeskreis, Hobbys, Zeit in der Natur. Ähnlich beschreibt es auch Arbeitspsychologin Altmann: Unsere Identität bestehe aus mehreren Facetten. Arbeit und Leistung sei nur ein Bruchteil davon. Dazu kommen existenzielle Sicherheit, soziale Netzwerke, soziales Eingebundensein, körperliche Gesundheit. “Wenn ich mein Haus nur auf einer einzigen Säule aufbaue und die angeknackst ist oder kippt, dann fällt das ganze Haus um. Wenn ich mehrere Säulen habe und zwei von fünf ein bisschen wackeln, steht das Haus immer noch.”

Wichtig sei, sich bewusst zu machen, dass man mehr als seine berufliche Rolle ist. Auch die Fehlerkultur in Europa spiele hier eine Rolle. Ist es in den USA ganz normal, dass Unternehmer:innen scheitern und es mit einer neuen Idee von neuem versuchen, hätte man in Europa noch stärker Angst davor, als Versager:in zu gelten. Dazu trage auch der gängige Umgang mit Fehlern in sozialen Netzwerken bei, erklärt Altmann. Online werde meist nur über die Fehler gesprochen, aus denen man etwas gelernt habe oder die man erfolgreich überwunden habe. “Wenn ich einen Fehler mache, muss daraus etwas Grandioses entstehen. Das funktioniert aber nicht so. Nicht aus jedem Fehler habe ich ein Learning.” Diese Doppelbotschaften würden verunsichern.

Heute arbeitet Bianca Gfrei als Coachin und lebt in Portugal. (c) Andreas Weiss

Auch für Gfrei liegt der Ursprung des Problems im öffentlichen Umgang mit Stress und Überforderung: “Wir dürfen das toxische Narrativ der Gründer:innen verändern und Bewusstsein dafür schaffen, dass fast alle in Erschöpfung sind und der Druck massiv ist.” Keinen Tag in der Woche Pause zu machen, kein Wochenende zu haben – das seien Vorstellungen, die man verändern könne, indem man darüber spreche. Auch innerhalb der Branche, sagt Altmann. Natürlich wollen viele vor der Konkurrenz keine Schwäche zeigen. Mit Vertrauten in der Branche sollte man sich aber sehrwohl austauschen, hier ist oft mehr Verständnis zu finden als man glaube.

Der zweite Hebelpunkt liegt für Gfrei bei Investor:innen und Boardmembers. Gerade auf junge Founder:innen in ihren Mittzwanzigern können diese einen massiven Druck ausüben. Investor:innen haben in Gfreis Augen eine Verantwortung gegenüber den Neulingen in der Szene. In den letzten Jahren habe es hier aber bereits Verbesserungen gegeben. Immer mehr Investor:innen würden heute darauf achten, dass Startup-Teams auf ihre emotionale und mentale Gesundheit achten. In den USA gebe es zum Beispiel teilweise auch Abmachungen, dass ein bestimmter Prozentsatz eines Investments in Wellbeing investiert werden müsse. In der europäischen Startup-Szene sei das noch nicht angekommen, auch wenn das Thema Mental Health in der Gesellschaft generell enttabuisiert werde. Gfrei erwähnt hier die Hans(wo)man Group lobend. Hier habe Mental und Emotional Health sowie Wellbeing mittlerweile einen höheren Stellenwert. Diesen Themen werde heute mehr Raum gegeben – auch beeinflusst durch Erfahrungen wie jene von Gfrei.

Goldenes Gefängnis

Startups sollen auch Spaß machen dürfen, sagt Gfrei. “Das geht bei den meisten massiv verloren.” Gründer:innen würden oft aus einer Vision heraus gründen, mit dem Wunsch etwas zu verändern und aus dem klassischen 9-to-5-Berufsalltag auszubrechen. Viele bauen sich dann aber “das gleiche goldene Gefängnis”, sagt Gfrei. Es brauche mehr Leichtigkeit und viel mehr Selbstreflexion in der Startup-Szene.

Die meisten Founder:innen sind selbst ihre eigenen härtesten Kritiker, sagt Gfrei. Oft habe das den Ursprung in der Kindheit, wir seien schließlich alle in einer leistungsorientierten Welt sozialisiert worden. Schaffe man es aber, an einer Schraube zu drehen, könne man das ganze System verändern. Gfreis Erfahrungen zufolge entstehen oft dann die besten Ideen und Business-Möglichkeiten, wenn Mitarbeiter:innen aus dem Dauerstress aussteigen können. Dann könne das Startup “wieder zu atmen anfangen”. Gehe es dem Team gut, sei auch das Unternehmen erfolgreicher.

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AI Summaries

Gerald Zankl über sein Side Hustle: “Man ist gefühlt immer kurz vor dem Burnout”

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