21.09.2020

Georg Kofler: “Profitable Geschäfte sind auch in schrumpfenden Märkten möglich”

"Die Höhle der Löwen" läuft heute um 20:15 Uhr wieder über die Bildschirme auf Vox. Im Vorfeld der vierten Sendung haben wir mit Georg Kofler über seine Rolle als Investor und seine Investment-Strategie gesprochen.
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Georg Kofler
Georg Kofler | (c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Ende August lief die mittlerweile achte Staffel von “Die Höhle der Löwen” an. Als Löwe mit dabei ist wieder Investor und Medienunternehmer Georg Kofler.

Der gebürtige Südtiroler absolvierte Ende der 1970er Jahre das Studium der Publizistik in Wien und promovierte im Jahr 1983. Anschließend war Kofler Assistent des langjährigen ORF-Intendanten Gerd Bacher.

Ende der 1980er Jahre führte ihn sein Karriereweg vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk ins Privatfernsehen. Von 1988 bis 2000 war Kofler zunächst Geschäftsführer und später Vorstandsvorsitzender des damals neu gegründeten privaten Fernsehsenders ProSieben. In seiner damaligen Position gelang es ihm, ProSieben zu einer der größten Sendegruppen Deutschlands aufzubauen und brachte das Unternehmen 1997 schlussendlich an die Börse.

Zudem war Kofler ab 2002 Vorstandsvorsitzender des Fernsehsenders Premiere. Im Zuge eines erneuten Börsegangs konnte er einen Großteil seiner Aktien verkaufen. Mit dem frischen Kapital gründete Kofler die “Georg Kofler Gruppe”, die sich auf Beteiligungen an Industrieunternehmen spezialisierte.

2014 erfolgte schlussendlich gemeinsam mit Judith Williams die Gründung der Glow Media Group, die fortan Investments aus “Die Höhle der Löwen” betreute. 2017 sprang Kofler erstmalig für Williams für zwei Sendungen bei die Höhle der Löwen ein. Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung der Social Chain Group. Das Unternehmen verkauft Fast-moving-Consumer-Goods (FMCG), die über soziale Medien, wie Instagram und Facebook, beworben werden. Kofler, der als ein profunder Kenner der Social-Media-Welten gilt, arbeitet dabei auch mit Influencer zusammen, um die Produkte zu vermarkten.

Der brutkasten hat im Vorfeld der vierten Sendung mit Kofler über seine Rolle als Investor und seine Investment-Strategie gesprochen. Zudem erläutert er, welchen gesellschaftlichen Mehrwert die Sendung seiner Meinung hat und warum Entrepreneurship einen neuen Stellenwert in Europa braucht.


Wie sehen Sie Ihre Rolle selbst als Löwe in der Sendung? Sind Sie eher ein Geldgeber, oder sind sie auch wirklich operativ bei den Startups involviert? 

Ich bin bei der “Die Höhle der Löwen” aus zwei Gründen. Erstens, weil ich die Sendung für ein gesellschaftlich wirklich nützliches Sendeformat halte. Wir sind mittlerweile eine große Inspirationsquelle für tausende von jungen Menschen, die sich überlegen selbstständig zu werden. 

Und zweitens bin ich Unternehmer und kein Portfolio-Manager. Insofern bin ich natürlich operativ im weiteren Sinne tätig. Allerdings müssen die Gründer die Geschäfte schon selber führen. Ich treffe mich aber mit ihnen in regelmäßigen Abständen.

Sie haben es angesprochen, die Sendung motiviert junge Leute dazu, ein Startup zu gründen. Inwieweit hat sich Ihrer Meinung nach das Bild von Entrepreneurship in Deutschland verändert?

Wir haben in Deutschland, anders als in Amerika, immer noch eine große Skepsis gegenüber dem Unternehmertum und Investoren.

Das finde ich ausgesprochen schade. Für Europa wird es überlebenswichtig, dieses Bild zu verändern. In einer wettbewerbsintensiven Welt, brauchen wir wettbewerbsfähiges Unternehmertum mit vielen innovativen Geistern, die auch den Mut haben, Risiken einzugehen.  

In welche Themen sind Sie als Investor bei „DHDL“ besonders involviert? Gibt es auch Bereiche, wo Sie sagen, da investiere ich gar nicht? 

Ich investiere in der Regel in jene Bereiche, die mich auch persönlich interessieren. Zu diesen zählen das Kommunikation- und Mediengeschäft und E-Commerce. In diesen beiden großen Welten bin ich auch als Unternehmer beheimatet. 

Und dann gibt es natürlich immer ein paar Produkte oder Dienstleistungen, die mich einfach überzeugen, die durchaus außerhalb meines angewohnten Unternehmerlebens stattfinden können. Das sind dann quasi die „freien Radikalen“, die ich mit einer besonderen Aufmerksamkeit pflege.

Was muss man denn tun, um Sie zu überzeugen, als Gründer?

Ich muss das Gefühl bekommen, dass Sie in der Lage sind, nicht nur mit drei oder vier Leuten ein kleines Startup aufzubauen. Sie müssen in der emotionalen und intellektuellen Lage sein, ein Unternehmen mit fünfzig, hundert und mehr Leuten führen zu können.

Dazu zählt auch, dass sie Strukturen aufbauen, delegieren können und schlussendlich auch andere Führungskräfte überzeugen in ihrem Unternehmen zu arbeiten, um strategisch zu wachsen. Wenn ich das Gefühl bei Ihnen habe, dann geht’s in der Regel auch schon los. 

Beim Gründen gibt es drei Komponenten, die entscheidend sind. Dazu zählen das Team, das Produkt und der Markt. Wie würden Sie diese drei Komponenten ordnen? Was ist Ihnen am wichtigsten, bevor Sie einsteigen? 

Als erstes kommt immer das Team. Schließlich kann man ja nur auf Menschen setzen! Es gibt ja keine anonymen Unternehmen, sondern es stehen immer Menschen dahinter. 

Das zweite ist dann natürlich das Produkt und das Geschäftsmodell. Es muss möglich sein, halbwegs realistisch abschätzen zu können, dass man damit in drei bis fünf Jahren einen profitablen Umsatz in der Größenordnung von mehr als zehn Millionen erwirtschaften kann.

Man muss natürlich sehen: Wo steht der Wettbewerb? Haben wir es mit einem insgesamt wachsenden oder mit einem schrumpfenden Markt zu tun? Man kann auch in einem schrumpfenden Markt profitable Geschäfte machen, wenn das Produkt stimmt und wenn man findige Unternehmer als Partner hat. 

Was ist ihr persönlicher USP als Investor?

Ich entscheide schnell, das unterscheidet mich zum Beispiel von vielen komplexeren Firmen. Entscheidungsfreude, Konsequenz, Zuverlässigkeit und ein außergewöhnlich großes Netzwerk im Medien- und Kommunikationsbereich, das ist mein USP. Außerdem bin ich fast immer gut gelaunt und ein ziemlich angenehmer und konstruktiver Gesellschafter. Und niemals vergessen: Der Humor! 

Wie beurteilen Sie den Einstieg von Nico Rosberg? Wie ist Ihre Zusammenarbeit?

Nico Rosberg ist für uns eine große Bereicherung, er ist gleich auf Augenhöhe eingestiegen, hat ein paar Schrammen abbekommen, sich dann aber sehr proaktiv entwickelt!

Er hat das Tempo und das Wettbewerbsdenken hier positiv beeinflusst. Er ist ein lockerer und sympathischer Typ. Es ist wichtig, dass in so einer Löwen-Community auch ein positiver Spirit herrscht, in zweierlei Hinsicht! 

Auf der einen Seite mag man sich, auf der anderen Seite muss man sich respektieren. Das heißt, so wie unter Sportlern oder Wettbewerbs-Menschen üblich, mal gewinnt man, mal verliert man. Ganz wichtig: Man muss auch anderen was gönnen können.

Ich weiß, Sie dürfen nicht viel über die neue Sendung sagen. Aber Corona ist ja ein großes Thema. Welchen Effekt hat das für die Aufzeichnung gehabt, eventuell auch für Deals? 

Naja, also für die Zuschauer gibt es einen sichtbaren Effekt. Vor Corona stehen wir auf nach dem Deal und umarmen die Gründer, während Corona ist das natürlich nicht gegangen. 

Ansonsten würde ich sagen, dass diese Entschleunigung für alle zu einer stärkeren Fokussierung beigetragen hat. Wir haben es stärker wertgeschätzt, dass die Produktion überhaupt stattfinden konnte und ich denke, dass wir dadurch vielleicht unbewusst fokussierter waren. Das kommt vielleicht in einer intensiveren Auseinandersetzung in der Sendung zum Ausdruck. 

Hat Corona auch auf Ihr Portfolio und die vorangegangen DHDL-Deals einen Effekt gehabt? Haben Sie Anschlussfinanzierungen tätigen müssen? 

Ja, natürlich hat die Krise einen Effekt auf mein Portfolio gehabt. Besonders getroffen hat es Unternehmen, die stark von Events abhängig sind. Zu ihnen zählt beispielsweise ArtNight, einer meiner ersten DHDL-Deals. Aber auch sie waren sehr innovativ und haben schnell digitale Events angeboten. Die Coronakrise hatte für all meine Beteiligungen einen Effekt, meist aber einen guten, da ich stark im Social-Media- und  E-Commerce-Bereich unterwegs bin – zwei Bereiche, die durch Corona sogar noch gewachsen sind.


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Trump, Musk, US-Zölle, Zoll, Startups USA, Open Austria
(c) Official White House Photo by Tia Dufour - "president elect" Donald Trump.

Donald Trumps Präsidentschaft und mögliche Folgen seiner Wirtschaftspolitik wurden seit dem Gewinn der US-Wahl stark diskutiert. In der heimischen Startup-Szene merkt man eine Dichotomie zur kommenden Amtszeit des künftigen Präsidenten. Manche fürchten ein “Absacken” der europäischen Tech-Szene im Vergleich zu Übersee und erwarten das Fallen sämtlicher bürokratischer und regulatorischer Schranken in den Staaten. Sie wünschen sich hierzulande ähnliche Dynamiken. Andere weisen auf mögliche sozial- und klimapolitische Desaster hin, die die Trump-Politik mit sich bringen könnte und zeigen wenig Verständnis für die Instrumentalisierung der US-Wahl für persönliche Agenden.

Wie genau sich die Vorhaben des künftigen US-Präsidenten offenbaren werden, ist zum heutigen Zeitpunkt Gegenstand von Spekulation. Michael Dobersberger, der österreichische Wirtschaftsdelegierte des WKÖ-AußenwirtschaftsCenters in San Francisco, und Isabella Tomás von Open Austria, Austrian Consulate San Francisco, wagen dennoch einen kleinen Ausblick in die Zukunft und beschreiben, mit welchen Folgen die heimische Startup-Szene zu rechnen hat.

Mit Trump könnten Kosten für die Marktbearbeitung in den USA steigen

“Die Diskussion über mögliche Einfuhrzölle und andere protektionistische Maßnahmen für europäischen Unternehmen beschäftigt österreichische Startups”, sagt Dobesberger. “Ich war nach dem Brexit am WKÖ-AußenwirtschaftsCenter in London tätig und weiß daher aus erster Hand, was neue Hürden bei der Einfuhr von Waren und Dienstleistungserbringung bedeuten. Vor allem KMU und Startups wären besonders von möglichen tarifären und nichttarifären Handelsbarrieren betroffen. Die Kosten für die Marktbearbeitung in den USA könnten dadurch erheblich steigen.”

In den USA selbst, vor allem im Silicon Valley, herrschten im Vorfeld unterschiedliche Sichtweisen zu Donald Trump vor. Auf der einen Seite gab es die Initiative “VCs for Kamala”, ein Zusammenschluss von fast 900 “Venture Capitalists”, auf der anderen Seite haben sehr viele VCs Donald Trump unterstützt.

Hoffnung auf Deregulierung

“Viele VCs und Gründer hoffen auf Deregulierung. Vor allem der Tech-Bereich, hier etwa die Krypto- und KI-Szene, erwartet sich davon Vorteile”, sagt Dobesberger. “Die US-Börsen haben es in den Tagen nach der Wahl schon gezeigt und einige Analysten gehen davon aus, dass Deregulierungen einen Superzyklus im Technologiesektor auslösen könnten. Bisher gibt es Ankündigungen zur Senkung von Unternehmenssteuern oder für günstigere Energiepreise und weniger Bauvorschriften. Die Angaben für den Technologiebereich sind im Wahlprogramm des neu gewählten US-Präsidenten aber vage geblieben.”

Was die Frage nach US-VC-Kapital für heimische Startups betrifft und ob eine Verlegung des Hauptsitzes in die USA wichtiger wird, gilt weiterhin, dass die meisten VCs dort nach einem gewissen Muster agieren und gerade in den letzten Jahren die Kriterien für ein Investment noch strenger geworden sind, wie der Wirtschaftsdelegierte erklärt.

Delaware Flip

“Wichtig ist, ob es bereits eine Niederlassung und erste Kunden in den USA gibt. Ebenfalls relevant ist die Bereitschaft von Startups den Standort zu wechseln bzw. ‘Intellectual Property Rights’ in die USA zu übertragen”, erklärt er. “Hier spricht man vom sogenannten ‘Delaware Flip’.”

Exkurs: Der “Delaware Flip” ist eine Strategie für nicht US-Unternehmen, um Venture-Capital-Investitionen aus den USA anzuziehen, sowie um Steuervorteile und eine bessere Regulierung zu erhalten. Im Herbst 2023 haben in Delaware laut dem “Delaware Division of Corporations: 2023 Annual Report” mehr als zwei Millionen Unternehmen (bei einer Million Einwohner:innen) den Bundesstaat als ihren Firmensitz angeben (Postkastenfirmen eingerechnet). Mehr als 66 Prozent der Fortune-500-Unternehmen haben Delaware als ihren rechtlichen Sitz gewählt. Der US-Bundesstaat gilt allgemein als Steueroase.

Ohne US-Niederlassung kein Kapital

Um zu den US-VCs zurückzukehren, ist zu sagen, dass die Anzahl von amerikanischen Venture Capitalists, die in europäische Startups ohne Niederlassung in den USA investieren, verschwindend gering ist.

“Gleichzeitig verfügen aber auch viele amerikanische VCs über europäische Ableger, die auch in rein europäische Startups investieren. Dennoch sind die zu erreichenden Bewertungen in den USA viel höher und laut Forbes liegen die Investments zugunsten amerikanischer Startups bei 5:1 im Vergleich zu Europa. Gerade hier kann das WKÖ-AußenwirtschaftsCenter in San Francisco bzw. Open Austria eine zentrale Hilfestellung für österreichische Startups bieten: von der Beratung zum richtigen Setup für den Markteintritt zu der Vernetzung mit potenziellen Partnern bis hin zur Teilnahme an der GoUSA 2025 – unserer Startup Landing Zone, wo wir Startups auf einen möglichen US-Markteintritt vorbereiten”, so Dobesberger weiter.

Trump startet neues Gremium unter Elon Musks Führung

Was Elon Musks Rolle in der künftigen politischen Führung der USA betrifft, weiß man aktuell, dass “president-elect” Donald Trump bereits angekündigt hat, den Space X-Founder zum Co-Vorsitzenden eines neuen Gremiums namens “Department of Government Efficiency” zu gründen. Zweiter Co-Vorsitzender soll Vivek Ramaswamy sein, der ursprünglich einer der republikanischen Präsidentschaftskandidaten war.

“Dieses Gremium ist nicht offiziell Teil der Regierung, sondern soll diese von außen beraten und eine unternehmerische Sichtweise auf die Regierungsarbeit bringen”, sagt Tomás. “Da es sich um ein völlig neues, erst zu kreierendes Gremium handelt, kann der Einfluss, den es haben wird, noch nicht vollständig abgeschätzt werden. Die Amtseinführung der neuen Administration erfolgt am 20. Jänner. Alle Informationen und Ankündigungen, die wir in der jetzigen Übergangsphase hören, sind als solche zu betrachten. Erst nach der Amtseinführung kann die neue Administration Vorhaben realisieren. Danach haben wir das Gesamtbild.”

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Georg Kofler: “Profitable Geschäfte sind auch in schrumpfenden Märkten möglich”

  • “Die Höhle der Löwen” läuft heute um 20:15 Uhr wieder über die Bildschirme auf Vox.
  • Im Vorfeld der vierten Sendung haben wir mit Georg Kofler über seine Rolle als Investor und seine Investment-Strategie gesprochen.

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  • “Die Höhle der Löwen” läuft heute um 20:15 Uhr wieder über die Bildschirme auf Vox.
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