Gender Pay Gap: Diese Frau holt mehr Gehalt für andere Frauen heraus
Silke Annina Hofer nennt sich Expertin für Selbstwert- und Marktwertsteigerung. Zuletzt war sie bei einem bekannten Handelskonzern für 1,3 Milliarden Euro Einkaufsvolumen zuständig. Nun möchte sie Frauen dabei unterstützen, u.a. wertschätzend bezahlt zu werden.
Die beste Arbeitsleistung, Ausbildung und Positionierung oder das beste Branding und Angebot helfen nichts, wenn die Preise zu niedrig in Relation zum Wert angesetzt sind – oder eine Frau in Gehaltsverhandlungen zu wenig für sich einsteht. Davon ist die ausgebildete Wirtschaftswissenschaftlerin Silke Annina Hofer überzeugt und möchte u.a. etwas gegen den Gender Pay Gap tun.
Gender Pay Gap: Verhandlungen neu interpretieren
Aus ihrer Sicht wird „Frau“ im Berufsleben nur wertschätzend bezahlt, wenn sie ihren wahren Wert und ihre Talente erkennt, für diese einsteht und sie nach außen transportiert. Hofer hat nach fast zwanzigjähriger Tätigkeit in mehreren Ländern Europas und zuletzt in Österreich bei einem Handelskonzern, wo sie als Bereichsleiterin für Drogerie und Non-Food für 1,3 Milliarden Euro zuständig war, dem Einkauf den Rücken zugekehrt.
Ihr Tagesablauf war geprägt von endloslangen Excel-Sheets und Meetings. Für ihre wahre Leidenschaft und Stärke des Verhandelns blieb kaum noch Zeit. Hofer hat daher Ende letzten Jahres ihr eigenes Unternehmen “You Are Gold – Die Magie der Verhandlung” gegründet. Sie möchte damit Frauen dabei unterstützen, wertschätzend bezahlt zu werden und Verhandlungen neu und weiblich zu interpretieren.
Österreich fragwürdiger “Spitzenreiter”
Der am 3. März 2023 veröffentlichte Gender Pay Gap, zeigt, dass sich der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern zwar auf 18,8 Prozent verringert hat, im EU-Vergleich Österreich aber weiterhin zu den Spitzenreitern bei geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden zähle. Laut einer LinkedIn-Studie – durchgeführt vom Marktforschungsinstitut Censuswide – hätten zudem 41 Prozent der Frauen weder in ihrem bestehenden Job noch vor Antritt ihres neuen Jobs ihr Gehalt verhandelt.
“Viele Frauen wurden erzogen, bescheiden zu sein und nur nicht zu viel zu fragen”, sagt Hofer und erklärt: “Unser Verhandlungstalent wurde uns in die Wiege gelegt. Kinder sind die besten Verhandler, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es ihnen abtrainiert wird oder sie das Gefühl der bedingungslosen Liebe verlieren, zum Beispiel durch ‘Liebe durch Leistung’ oder ‘Liebe durch Gehorsamkeit.”
Sie selbst hatte Glück: Ihr Vater – er baute in Tschechien eine Drogeriemarktkette auf und ist bis heute überzeugt, dass Verhandlung und Pricing einer der Top-Erfolgsfaktoren sind, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden – motivierte seine Kinder stets, mit Freude zu verhandeln.
Gender Pay Gap: Mindset plus Selbstwert als Lösung?
Ihre Methode “Magie der Verhandlung“ setzt sich, eigenen Worten nach, aus einem “Mix aus transformierenden Mindset-Methoden, selbstwert- und marktwertsteigerndem Styling sowie wissenschaftlich fundierten Verhandlungstools” zusammen.
Hofer erinnert sich an ihre Erfolge: “Eine Dame konnte ihren Privatkredit von 90.000 Euro auf 20.000 Euro runterverhandeln. Eine andere Dame erhielt nach zahlreichen Absagen von Banken eine Wohnungsfinanzierung und rettete somit das Zuhause für ihre Großfamilie. Eine Kundin wollte nach einem Jahr Auszeit in ihren alten Job zurück. Nachdem sie die `Magie der Verhandlung´ kennengelernt hatte, konnte sie eine unglaubliche Gehaltserhöhung von 30 Prozent für sich herausholen.” Mehr dazu hier.
Der österreichische Investor, Abenteurer, Expeditionsleiter und Vortragsredner Paul Niel spricht im brutkasten-Interview über die Seven-Summits, seine Rolle als Investor und seine Zeit als Unternehmensberater.
Der österreichische Investor, Abenteurer, Expeditionsleiter und Vortragsredner Paul Niel spricht im brutkasten-Interview über die Seven-Summits, seine Rolle als Investor und seine Zeit als Unternehmensberater.
*Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe unseres Printmagazins. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.
Paul Niel ist Investor und Abenteurer. Der gebürtige Österreicher beteiligte sich in der frühen Phase an Spotify und verbuchte auch als Extrembergsteiger seine Erfolge: Im Jahr 2013 bestieg Niel innerhalb von 24 Stunden den Mount Everest und den Lhotse, den vierthöchsten Gipfel der Welt. Dieser Berg ist auch der Namensgeber seiner Investmentberatung Lhotse Consult. Im Gespräch mit brutkasten erklärt er, welche Learnings er aus seinen Expeditionen für sein Leben als Investor gezogen hat.
Es gibt Menschen, die am Wochenende in die Berge gehen, um abzuschalten und für ein paar Stunden nicht erreichbar zu sein. Dann gibt es Menschen, die zumindest einmal in ihrem Leben an einen abgelegenen Ort auf dieser Erde reisen wollen. Und dann gibt es Paul Niel – der gebürtige Niederösterreicher bereiste mehr als 100 Länder weltweit und organisierte über 15 Expeditionen, darunter in die Gobi Wüste, in die Antarktis oder auf die höchsten Berge der Welt.
Schon von klein auf wollte Niel Neues erforschen. So umfassend in die Welt hinauszugehen, wie er es dann tat, war aber nie der Plan. In seiner Kindheit sei er viel in den Bergen gewesen, erzählt der Niederösterreicher: “Etwas Neues zu lernen, nie zu stoppen, das ist meine Passion. Das hat sich wie ein roter Faden durch mein ganzes Leben und meine Karriere gezogen.“ Der studierte Statistiker hat jahrelang bei Wirtschaftsgrößen wie JPMorgan und Goldman Sachs gearbeitet. Seit mehr als zehn Jahren ist er als Investor aktiv und betreibt gemeinsam mit seiner Frau die Investmentberatung Lhotse Consult.
Niel spricht mit einem derartigen Enthusiasmus über sein Leben als Investor und Abenteurer, dass man fast meinen könnte, er macht, worauf er spontan Lust hat. Doch das Gegenteil ist der Fall: Trotz der Leidenschaft, die einem bei einer Unterhaltung mit Niel entgegenschlägt, trifft er seine Entscheidungen analytisch und überlegt. Das gilt auch in Bezug auf seinen aktuellen Wohnort Portugal.
“Meine Frau kommt ursprünglich aus den Niederlanden – dafür konnte ich mich nicht begeistern. Ich konnte sie im Gegenzug aber auch nicht für Österreich gewinnen. Dann waren wir mit Freunden in Portugal; dort hat es uns so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, in die Nähe von Lissabon zu ziehen”, erzählt Niel. Für ihn sei der Standort praktisch – von Lissabon komme man gut nach London. Für sein Leben als Investor ist das sehr wichtig, da sich in der britischen Hauptstadt ein Großteil seines geschäftlichen Netzwerks befindet.
Von Goldman Sachs zur Lavahöhle
Für Goldman Sachs hat Niel von 2011 bis 2013 als Investmentbanker in Hongkong gearbeitet. In dieser Zeit hat er sich ein globales Netzwerk aufgebaut; 2014 machte er sich selbstständig. Im Zuge dessen gründete er unter anderem ein eigenes Startup namens Peared mit Sitz in Mountain View, Kalifornien; zudem startete Niel nach seiner Zeit bei Goldman Sachs Aktivitäten als Business Angel und Investor im Seed- und Early-Stage-Bereich. Während Niel anfänglich Direktbeteiligungen in Startups tätigte, erfolgen seine Investments nun primär über Partner. Besonders am Herzen liegen ihm dabei Deep- und SpaceTech-Assets sowie AI-Anwendungen.
Technologie spielt auch in seinen Abenteuern und Expeditionen eine große Rolle. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen – diese setzte er etwa ein, um das Wrack eines im Pazifikkrieg 1945 abgestürzten US-Kampfflugzeugs im chinesischen Dschungel zu identifizieren. Zudem hat Niel eine Vorliebe für Drohnen, die er etwa zum Aufspüren von Dinosaurier-Fossilien in der Wüste Gobi nutzte.
“Natürlich mache ich Expeditionen, weil sie mir Spaß machen, aber ich lerne auch immer wieder etwas Neues dazu“, so Niel. Auf seiner letzten Mission war er eine Woche lang in einer Lavahöhle eingeschlossen; damit sollte die Situation in einer Mondbasis simuliert werden. An dem Projekt beteiligt waren auch Mitarbeiter:innen der Nasa.
Kalkuliertes Risiko
Zwischen seinem Business-Leben und seinen Expeditionen gibt es für Niel zahlreiche Parallelen. Das fängt damit an, dass beide Bereiche sehr projektorientiert sind, zudem braucht es in beiden Bereichen die entsprechende Planung. Dazu zählt beispielsweise auch die Nachbearbeitung von bereits absolvierten Expeditionen inklusive ihrer gefährlichen Situationen. Niel stellt sich dabei auch selbstkritische Fragen, wie man diese beim nächsten Mal möglichst verhindern kann. Trotz aller Reflexion gibt es aber immer auch blinde Flecken.
Das trifft auf Niels Leben als Investor und Abenteurer gleichermaßen zu. Teilweise sei er so begeistert von Ideen und Menschen, dass er in der Vergangenheit schon mal die eine oder andere „Red Flag“ bei Investments einfach ausgeblendet habe – in der Retro-Perspektive war es dann klar ersichtlich, dass diese Investments nicht den erhofften Ertrag brachten. Doch das Risiko gehört für Niel auch einfach zum Leben dazu „Investieren ist wie Freeriden: Es gibt keine absoluten Sicherheiten. Aber wenn ich beim Tiefschneefahren immer nur Angst vor einer Lawine habe und deshalb nicht in die Berge gehe, werde ich in meinem Leben nie eine richtig geile Powder-Abfahrt erleben“, so Niel.
Laut Niel ist das immer eine Abwägungssache. Kalkuliertes Risiko sei Teil des Jobs. Gerade als Investor müsse er aber aufpassen, dass er nicht in eine Fomo-Falle (Fear of Missing Out) tappe. Es sei ganz normal, dass einem auch mal ein richtiger Big Shot durch die Lappen geht. Trotz penibler Vorbereitung und Analyse kann man den Faktor Zufall nie ganz ausklammern.
Auch seine größten wirtschaftlichen Erfolge waren nach seinen Angaben nicht alle geplant, wie beispielsweise sein früher Einstieg bei Spotify. “Das war eher zufällig, durch eine schwedische Bekannte“, sagt Niel mit einem Lachen. Die Grundsatzfragen, die er sich als Abenteurer, aber auch Investor stellt, sind: Wie kommt das Projekt zu mir? Warum ist es bei mir auf dem Schreibtisch gelandet? Welchen USP kann ich einbringen? Und: Welche versteckten Risiken muss ich beachten?
Paul Niel und die (fast) perfekte Balance
Aktuell versucht Paul Niel, pro Jahr ein bis zwei Expeditionen in seinem dicht gefüllten Terminkalender unterzubringen. Diese sind aber keineswegs als Urlaub von seinem Job als Investor zu sehen. Er selbst bezeichnet seine Expeditionen als „Mini-Startups“. Das Wichtigste sei für ihn das Ziel hinter jeder Mission – es müsse schließlich einen validen Grund geben, seine Tochter zwei Wochen oder länger nicht zu sehen. Wenn er diesen gefunden hat, geht es in einem nächsten Schritt um die Finanzierung. Dabei übernimmt wieder der Planungsmensch in Niel das Ruder. Vor Beginn einer Expedition gibt es immer einen Businessplan oder Kostenvoranschlag.
In der Regel verbringt Niel rund 80 Prozent seiner Arbeitszeit mit Investments und 20 Prozent mit der Planung von Expeditionen. Momentan befindet er sich auf der Suche nach einem Businessmodell, um seine Expeditionen profitabel zu gestalten. Inzwischen sind seine Abenteuer kostendeckend. Sein Investment dafür ist primär seine Zeit. Ob sich seine Abenteuerreisen finanziell lohnen, ist für ihn zweitrangig: „Ich bin ganz ehrlich: Ich gehe auf Expeditionen, weil ich dort Spaß habe. Jedes Mal bin ich danach glücklich. Ich sehe es als Weiterbildung, die mich auch als Investor voranbringt.
Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.