19.12.2017

Gastkommentar: Das Regierungsprogramm aus VC-Sicht

Gastkommentar. Rudolf Kinsky, Präsident des österreichischen Venture Capital-Dachverbands AVCO, beurteilt das neue Regierungsprogramm aus VC-Sicht und schlägt weitere konkrete Maßnahmen vor.
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Als Vertreter der österreichischen VC (Venture Capital) und PE (Private Equity) Branche, begrüßt die AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) die fortschrittliche und umfassende Standortagenda und die Aufnahme des Themas Kapitalmarkt im Programm der neuen Bundesregierung. Wir freuen uns besonders, dass eine Reihe der Forderungen unserer Mitglieder gehört wurden und zur Umsetzung vorgesehen sind.

Unsere Vorschläge an die Regierung – abgestimmt und in Zusammenarbeit mit der aaia und AustrianStartups – basieren auf einer Vision für die Architektur eines funktionierenden, international wettbewerbsfähigen Finanzplatzes.

+++ Startups im Regierungsprogramm +++

Eine Volkswirtschaft braucht professionell gemanagte Fonds

Wir wollen, dass Österreich zu einem Standort für Venture Capital und Private Equity-Gesellschaften (Fonds) wird. Neben einem gezielten Förderwesen und der Börse für Publikumsgesellschaften, benötigt eine Volkswirtschaft professionell gemanagte Fonds als institutionalisierte Ausformung von privatem Kapital. Deren eigentliche Leistung besteht neben der Kapitalbeschaffung und der Selektion der Zielfirmen in der Unternehmensentwicklung und engen Begleitung und Beratung des Managements ihrer Portfoliofirmen.

Weltweit zeigt sich, dass durch private Wachstumsfinanzierung über den gesamten Unternehmenszyklus (Forschung/Innovation, Gründungs- und Frühphase, Anschluss, Wachstum, Nachfolgeregelungen) hinweg eine betriebswirtschaftliche Dynamik entsteht und Startups – wie reifere Unternehmen – schneller wachsen, dadurch Arbeitsplätze im Land entstehen und gut ausgebildete Talente gehalten werden können (fight the brain drain!). Augenmerk muss die Regierung in diesem Sinne auf das ungelöste Thema der Anschlussfinanzierung im Startup-Bereich werfen.

Viele Forderungen schafften es ins Programm…

Folgende von uns vorgeschlagene und uns wichtige Maßnahmen fanden bereits Aufnahme im Regierungsprogramm:

  • Entwicklung einer Gesamtstrategie Risikokapital

  • Schaffung eines kompetitiven Rechtsrahmens für Venture Capital und Private Equity Fonds der dem Europäischen Standard entspricht

  • Kapitalmarkt reformieren (Dritter Markt für alle Unternehmen)

  • Besetzung eines Kapitalmarktbeauftragten

  • Zweite und dritte Säule der Pensionsvorsorge etablieren

  • Förderung der „Financial Literacy“ in der Bevölkerung

  • Öffnung der Anlageklasse Eigen- und Risikokapital für Institutionelle Investoren

  • Reform der Finanzmarktaufsicht

… einige Forderungen bleiben

Zusätzlich wollen wir einige weitere Maßnahmen vorschlagen. Wir werden auf deren Wichtigkeit im Rahmen von Antrittsgesprächen mit den neu angelobten Ministerinnen und Ministern erneut eingehen:

  • Die Errichtung und Speisung eines Dachfonds (Fund of Funds), der durch die AWS als Ankerinvestor betrieben/investiert wird, soll zur Gründung und Unterstützung von neuen Fonds führen. Das “dänische Modell” wäre eine Lösung, um es in einer Public-Private Partnership den institutionellen Investoren (Pensionskassen, Versicherungen) zu erleichtern, in Risikokapitalfonds zu investieren.

  • Bei der Vereinfachung von Unternehmensgründungen (zum Teil im Programm angedeutet) müssen wir alle dranbleiben: Liberalisierung der Gewerbeordnung, Wiedereinsetzung einer (reformierten) GmbH light, Entwicklung einer “kleinen AG” mit verminderten Pflichten bis zu gewissen Umsatzgrenzen nach bewährten internationalen Vorbildern. Auch brauchen Startups und KMUs Erleichterungen und Rechtsklarheit für den Einsatz von Mitarbeiterbeteiligungsmodellen.

  • Österreich muss für VC/PE Managementgesellschaften und deren Executives attraktiv werden

    • Ansiedelungs-Incentives (ähnlich der erfolgreichen Forschungsprämie)

    • Rechtssicherheit in den relevanten Regulatorien

    • Steuern (keine Scheingewinnbesteuerung, Carry Besteuerung als Kapitalertrag)

    • FMA muss sich zu einem Dienstleister wandeln

  • Auch mit dem Thema Innovation und Digitalisierung und dem Hinweis auf die transformierende Kraft der Digitalisierung als Schlüsselrolle für den Innovationsstandort entspricht das Regierungsprogramm der Vision der AVCO. Zusätzlich zur Straffung und Entbürokratisierung der F&E Aktivitäten und Förderungen wäre eine verstärkte finanzielle Beimischung und betriebswirtschaftliche Unterstützung in der Seed-Phase durch privatrechtliche Fonds wünschenswert.

Rasche Umsetzung wichtig

Der AVCO ist natürlich eine rasche Umsetzung der angekündigten Reformen wichtig, um seit der Finanzkrise verlorenes Terrain in Österreichs Wettbewerbsfähigkeit wieder aufzuholen. Zu diesem Ziel stehen wir mit unseren Mitgliedern und Experten den politischen Parteien und neuen Ministerinnen und Ministern gerne als konstruktiver Partner zur Verfügung. Wir bieten bei der Umsetzung der Programmpunkte im Detail unsere volle Unterstützung und Mitarbeit an. Wir wollen einen Beitrag leisten, dass Österreich als Biotop attraktiver wird und um jetzt den Grundstein für den Wohlstand der nächsten Dekade für alle Österreicher zu legen!

+++ capital300: 20 Millionen Euro VC-Fonds für A-Runden auf Schiene +++


Zum Autor

AVCO Rudolf Kinsky - Regierungsprogramm aus VC-Sicht
(c) AVCO: Rudolf Kinsky

Rudolf Kinsky ist Präsident der AVCO. Über die letzten 35 Jahre hat er in den Bereichen Private Equity, Investment Banking und Management Consulting in den USA, im Vereinigten Königreich, Deutschland, Österreich und den CEE Ländern eine internationale Karriere aufgebaut. Seine Stationen waren u.a. 3i Group, Charterhouse, Dresdner Bank, McKinsey & Co. und The First Boston Corporation. Seit 2006 arbeitet Dr. Kinsky als selbständiger Unternehmensberater.

Zur AVCO

Die Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation AVCO ist österreichs älteste Intessensvertretung der Beteiligungskapital-Industrie mit Sitz im Haus der Industrie. Mir ihren über 100 Mitgliedern, welche Investments im Wert von über EUR 6 Mrd. verwalten, ist die AVCO eine Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik. Sie bildet zugleich den VC-Gegenpart zur aaia (Austrian Angel Investors Association). Mitglieder der AVCO sind u.v.a. Speedinvest, aws (Fondsmanagement, Gründerfonds, Mittelstandsfonds), tecnet equity, Venionaire Capital, APEX Ventures und 3TS Capital Partners (Auszug).

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The team around Redeem Solar Technologies Co-Founder Florian Ehrlich-Sommer benefited from the aws First International Incubator

Austria is increasingly positioning itself as an international hub for innovative entrepreneurs. A significant contributor to this development is the aws First Incubator, which will kick off a new round with a special focus call for international founders in spring 2025. This program, run by the Austria Wirtschaftsservice (aws), is designed for startup founders and founding teams, and students who want to establish a startup in Austria or have recently done so.

The aws First Incubator offers a combination of financial support, targeted mentoring, and a dynamic network – a package that helps international founders integrate into Austria’s vibrant startup ecosystem.

Financial Support for Early-Stage Startups

Financial barriers are among the biggest challenges for early-stage founders. The aws First Incubator addresses this by providing monthly personnel cost subsidies and grants for project, rental, and travel expenses. This financial support allows founders to focus fully on developing their business ideas.

However, the program goes beyond financial aid. It offers a comprehensive package of workshops, project-specific mentoring, and specialized coaching sessions. These resources ensure that startups receive not only financial support but also strategic and operational guidance.

Knowledge Transfer Through Practical Workshops

The program’s workshops deliver targeted knowledge on topics critical to startups, such as business model development, marketing strategies, patent law, and funding planning. The practical approach ensures that the content is directly tailored to the needs of the founders.

A key highlight of the program is the direct access to experts and mentors who share their years of experience in the startup and business world. This individualized support helps participants overcome specific challenges and refine their business ideas.

Success Story: Redeem Solar Technologies

An example of the program’s success is the startup Redeem Solar Technologies. Founded by Florian Ehrlich-Sommer (COO) and his international team, the company develops photocatalytic reactors for sustainable hydrogen production. Ehrlich-Sommer explains how the program helped his team sharpen their vision and gain new perspectives: “Interacting with founders from different industries and countries gave us fresh perspectives and helped refine our business model. As engineers, we tend to communicate in technical language. Through the program, we learned to present our idea clearly and understandably.”

The international team of Redeem Solar Technologies | (c) Redeem Solar Technologies

Redeem Solar Technologies uses light energy to enable chemical reactions, in order to produce hydrogen in an environmentally friendly way. The startup’s solutions are particularly relevant to the pharmaceutical and fine chemicals industries. Through the aws program, the team not only secured financial support but also made valuable connections in the Austrian startup scene.

Interdisciplinary and International Exchange

One of the most significant benefits of the aws First Incubator’s special international call is the interdisciplinary and international exchange. The participating teams come from various industries – from software startups to sustainability technologies and innovative food products. This diversity allows founders to gain insights beyond their own fields and learn from each other.

Ehrlich-Sommer highlights this exchange as a critical factor: “It was fascinating to talk to founders developing completely different solutions. This helped us question and improve our own approaches.”​

Program Structure

The program lasts up to 12 months and includes regular workshops and coaching sessions. Participants meet in Vienna to attend these sessions and learn from experts. Teams rooted outside the city will need to commute to attend the program. This, however, is far worth the effort, as co-founder Ehrlich-Sommer emphasizes: “Being in Vienna helped us get to know the local startup scene and establish valuable connections.”

An essential part of the program is the intensive selection process. During this phase, founders work with mentors and experts to refine their ideas and prepare for the program. This preparation is crucial for consecutive success.

Austria as a Startup Hub for International Founders

The aws First Incubator plays a significant role in positioning Austria as an attractive destination for international founders. The combination of financial support, targeted knowledge transfer, and a dynamic network creates optimal conditions for innovative business ideas.

The program not only supports the individual development of participating startups but also strengthens Austria’s startup ecosystem as a whole. International founders bring new impulses, ideas, and perspectives to Austria, helping to enhance the country’s innovation potential.

Applications for 2025

The next round of the aws First Incubator’s international call starts in spring 2025. Founders with an international team who want to establish their startup in Austria or have recently done so should not miss this opportunity. Applications will soon be open – a chance that could be a crucial step for a startup’s future.

For more information and application details, visit the official aws First Incubator website.


* Der Beitrag entstand in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws)

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