05.06.2024
FEMALE FOUNDERS STUDIE

So viel Funding erhielten Gründerinnen im DACH-Raum 2023

Der neue Report von Female Founders und der Wirschaftsagentur Wien gibt Einblicke in die Funding Landscape aus dem Jahr 2023.
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Die Female Founders bringen Farbe in graue Venture Capital-Runden. (c) Female Founders

Sie hat sich der Förderung von Vielfalt in der europäischen Tech- und Innovationsszene verschrieben. Die Rede ist von der Organisation Female Founders. Erst diesen Februar berichtete brutkasten von einem Zuwachs in der Geschäftsführung: Valerie Hengl wurde neben Carina Klaffl Co-Geschäftsführerin. Ziel war es seither vor allem, im Bereich der Strategieentwicklung und Kosteneffizienz nachzuschärfen. So unter anderem mit dem Accelerator Programm Grow F von Female Founders.

Nun gibt es zwar keine Neuigkeiten an der Personalfront, aber in Hinblick auf den Status Quo im Funding für Gründerinnen der DACH-Region: Zum Start des heute und morgen stattfindenden Lead Today Shape Tomorrow Festivals im Rahmen der ViennaUP hat Female Founders gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur Wien einen Bericht zur aktuellen Funding Landscape für Gründerinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz für das Jahr 2023 veröffentlicht.

Der Bericht “Navigating the 2023 Funding Landscape: Female founders in the DACH Startup Ecosystem” enthält neben Finanzierungsdaten von EY auch Fallstudien ausgewählter Female Founders.

Jede siebente Finanzierungsrunde war Förderung

Das gesamte Finanzierungsvolumen in der DACH-Region sank um 36,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – auf 9,5 Milliarden Euro bei 1.605 Transaktionen. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um knappe 20 Prozent.

Österreich verzeichnete 2023 mehr Finanzierungsrunden

Dennoch trifft der Finanzierungsrückgang nicht alle im selben Ausmaß: Österreich war nicht das Stiefkind im DACH-Raum: Hierzulande kam es im Vorjahresvergleich zu einem Rückgang an Investitionen um 38 Prozent. Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg jedoch um gute 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Schlechter traf es Deutschland: Dort ist die Anzahl der Finanzierungsrunden um 15 Prozent gefallen und das Gesamtvolumen um 39 Prozent gesunken. Das bedeutet auch, dass die durchschnittliche Transaktionshöhe im Jahr 2023 geringer ausfiel.

Frühphasen-Investitionen dominieren

Der Fokus lag im Jahr 2023 auf Early Stage Investitionen – so wurden 31 Prozent aller Finanzierung im Seed-Bereich, 13,6 Prozent im Pre-Seed-Bereich getätigt. Das zeigt weiters: Neue Startups genießen Vertrauen in der Investor:innenlandschaft. Jede siebente Finanzspritze war eine Förderung aus öffentlichen Mitteln.

Beachtlich ist außerdem die Stellung der heimischen Startup-Hauptstadt Wien im Europa-Vergleich: Dem Report zufolge charakterisieren sich Wien, Berlin und Zürich als zentrale Drehscheiben für Startup-Aktivitäten. In Österreich wurden fast 57 Prozent der Finanzierungsrunden von in Wien ansässigen Startups abgeschlossen.

Nur 1,5 Prozent an reine Frauenteams

Nur 1,5 Prozent des Kapitals im DACH-Raum gingen an reine Frauenteams, 6,5 Prozent an gemischte Teams. In Österreich machten Frauen 17,4 Prozent der Startup-Gründer:innen aus. Allerdings waren nur 9 Prozent all jener, die in Österreich eine Finanzierungsrunde abschlossen, Frauen.

Die frauenstärksten Branchen sind neben Dienstleistungen (30 Prozent) E-Commerce (14,6 Prozent) und AgTech (12,5 Prozent). Das meiste Geld floss 2023 allerdings in digitale Technologien und Nachhaltigkeit – so erhielt der Bereich Software & Analytik 27,7 Prozent der DACH-Gesamtfinanzierung, gefolgt vom Gesundheitssektor mit 16,8 Prozent und dem Energiesektor mit 11,2 Prozent.

“Grundlage für Erholung und Wachstum”

“2023 war zwar ein schwieriges Fundraising Jahr in der DACH-Region und darüber hinaus, aber die grundlegenden Stärken des Ökosystems […] bieten eine Grundlage für Erholung und Wachstum”, meinen Nina Wöss und Lisa Fassl, Co-Founderinnen von Female Founders und Geschäftsführerinnen von Fund F. “Um erfolgreich zu sein, brauchen Unternehmer vertrauenswürdige Partner und verlässliche Anlaufstellen sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor. Indem wir diese Verbindungen fördern, können wir den Fortschritt weiter vorantreiben und ein inklusiveres und dynamischeres Startup-Umfeld schaffen.”

„Um den Status Quo nachhaltig zu verändern und eine gleichberechtigte Stellung von
Frauen in der Wirtschaft zu erreichen, müssen wir gemeinsam und konsequent handeln”, fügt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, hinzu.

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Universität Innsbruck, Spin-offs
(c) Universität Innsbruck

Vergleicht man die österreichische Spin-off-Landschaft mit jener anderer Länder, erweist diese sich als mager – wären da nicht diverse heimische Universitäten, die proaktiv Spin-offs fördern, wie brutkasten berichtete. Die Universität Innsbruck gilt als einer dieser Innovationstreiber.

Spin-offs in Deutschland

Eine Studie aus dem Oktober 2023 zur Entrepreneurship Performance deutscher Hochschulen ermittelte die Anzahl an Gründungen aus Hochschulen von 2014 bis 2022 und weist diese Werte für die 20 am höchsten gerankten Universitäten in Deutschland aus. Zusammen waren diese 20 Universitäten Ursprung von knapp 4.800 Startups. Dabei gibt es eine ausgeprägte Spitzengruppe mit der TU München (810 Startups) ganz vorne, gefolgt mit weitem Abstand von der TU Berlin (466) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT, 321).

Hierzulande hat sich die Universität Innsbruck seit der Gründung ihrer Beteiligungsgesellschaft im Jahr 2008 über die Uni-Holding an 39 Spin-offs beteiligt. Durch die neu gegründeten Unternehmen wurden seither mehr als 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.

“Der Ansatz der Universität Innsbruck, akademisch getriebene Spin-offs wirksam zu unterstützen, zeigt Früchte”, sagt Rektorin Veronika Sexl. “Durch die Unternehmen wird spezialisiertes Grundlagenwissen zum Wohle der Gesellschaft transformiert und diesen strategischen Ansatz werden wir auch in Zukunft weiter forcieren.” Neben Studienangeboten im Bereich Entrepreneurship und dem gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol betriebenen Gründungs- und Innovationszentrum InnCubator stellt die 2008 gegründete Beteiligungsgesellschaft Uni-Holding ein Kernelement der Strategie dar.

AQT und ParityQC als Aushängeschilder

Aktuell hält die Uni-Holding 23 Beteiligungen an Ausgründungen aus der Universität Innsbruck. Diese Unternehmen sind in den Bereichen Digitalisierung, Finanzen, Gesundheit, Ökologie und Technologie tätig. Neben den renommierten Ausgründungen im Bereich der Quantentechnologien – AQT und Parity QC – beschäftigt sich etwa das junge Spin-off QND – Quantum Network Design mit der Simulation von Quantennetzwerken, um die wesentlichen Grundsteine für eine industrielle Implementierung zu legen.

Beispiele der Innsbrucker Spin-offs

Innfoliolytix wäre ein weiteres Beispiel der Spin-off-Strategie: Das Startup macht Kapitalmarktanleger:innen aktuelle Forschungsergebnisse in Form von quantitativen Anlagestrategien zugänglich. Die Universitätsprofessoren Matthias Bank und Jochen Lawrenz vom Institut für Banken und Finanzen sind an der gemeinsamen Gründung und Entwicklung des Unternehmens mit der BTV AG und der Universität Innsbruck beteiligt; seit 2024 gilt Innfoliolytix als eine FMA-lizenzierte Wertpapierfirma. Im November 2024 wurde der vom Startup beratene und von der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft verwaltete Fonds “Quant Global Plus” mit dem Österreichischen Dachfonds Award 2024 des GELD-Magazins in den Kategorien “Aktiendachfonds 1 Jahr” und “Aktiendachfonds 3 Jahre” ausgezeichnet.

KinCon biolabs wiederrum baut seine patentierte Plattformtechnologie weiter aus, um Pharmaunternehmen bei der Lösung medizinischer Herausforderungen, insbesondere bei Krebs und Morbus Parkinson, zu unterstützen. Das von Philipp Tschaikner und Eduard Stefan gegründete Unternehmen entwickelt eine zellbasierte Reportertechnologie, die strukturelle Veränderungen von schwer zu analysierenden Zielproteinen sichtbar macht. Wenn ein Wirkstoffkandidat an einen, spezifisch für das Zielprotein entwickelten Reporter bindet, beginnt der genetisch kodierte Reporter in den Zellen zu leuchten. Damit lasse sich die Wirksamkeit von Medikamentenkandidaten systematisch vorhersagen, sodass die Pharmaunternehmen neuartige Therapien schneller in die klinische Anwendung, d.h. zu den Patient:innen, bringen könnten.

Kartenspiel in USA lizenziert

Das von Physiker:innen an der Universität Innsbruck entwickelte Kartenspiel Seeker Chronicles konnte mittlerweile an den renommierten US-amerikanischen Spieleverlag Wise Wizard Games lizenziert werden. Es verbindet Wissenschaftsvermittlung mit Spielelementen. Dessen Erfinder:innen Hendrik Poulsen Nautrup, Lea Trenkwalder und Fulvio Flamini haben das Spin-off-Unternehmen OneStone Studios gegründet und arbeiten aktuell an Erweiterungen, einer digitalen Version des Spiels und mehreren neuen Spielen, alle mit dem Ziel, Wissenschaft der Gesellschaft näherzubringen.

Arbeitsbedingungen, Arbeitsorganisation und daraus resultierende Beanspruchungen mit dem Ziel zu betrachten, Arbeit “menschenzentriert” zu gestalten und hinsichtlich verschiedener Humankriterien in Unternehmen und Organisationen zum Wohle aller Beteiligten zu verbessern – das ist das Vorhaben von Humane Arbeit. Gegründet von Cornelia Strecker, Christian Seubert und Jürgen Glaser bietet das Spin-off arbeitspsychologische Beratung auf dem aktuellsten Stand wissenschaftlicher Forschung.

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