11.05.2017

Für die Golden Girls und ihre Boys

Auf der neuen Plattform „Gold-WG“ findet die Generation 50+ Mitbewohner für das Leben im Alter.
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Monika Kohut ist 66 Jahre alt. Das sieht man ihr nicht an, aber dennoch ist es wichtig, es zu erwähnen, denn sie ist Initiatorin der Gold-WG, einer Wohn- oder Hausgemeinschaft für ältere Semester. Kohut selbst lebt bereits seit 14 Jahren in einer WG. Das sei aber nicht die nachhaltige Lösung, die sie sucht – nämlich Zusammenwohnen mit gleichgesinnten in ihrem Alter, sondern dadurch entstanden, dass sie, nachdem ihr Sohn ausgezogen war eine sehr große Wohnung für sich alleine hatte.

14 Jahre WG-Erfahrung

„Warum machst du keine WG?“, meinten Freunde. Schließlich sei das in Amerika ja auch absolut üblich, glaubt man zumindest diversen Sitcoms. Durch die Nähe zum Max-Planck-Institut ziehen immer wieder Leute aus der Wissenschaft und mit anderem kulturellen Background bei ihr ein. „Chinesen, Taiwanesen, momentan wohne ich mit einem Iraker zusammen“, erzählt sie. „Man lernt von einander, tauscht sich aus. Es ist eine Bereicherung und traurig, wenn  Leute wieder ausziehen“. Mittlerweile hat Monika Kohut jede Menge Erfahrungen gesammelt, die sie in das Unternehmen, das sie gemeinsam mit ihrem Sohn Myron, dem Informatiker Zoltan Morvai und Sebastian Walter gegründet hat.

Die Anfänge des Unternehmens wurzeln also im Eigenbedarf der Gründerin. Sie wollte eine langfristige Wohngemeinschaft mit Leuten im Alter von 50+. Die Suche schildert sie dramatisch. Nach einem halben Jahr schien es zu passen. Sie fuhr von München nach Niederbayern um die zukünftigen Mitbewohner zu treffen, blieb aber im Schneesturm stecken und das Ganze zog sich über zwei Tage. Zurück zuhause dachte sie: „WG anschauen ist so umständlich. Es muss anders laufen!“ Bestimmte Faktoren könne man vorher abklären. Und das kann man jetzt zum Beispiel über www.gold-wg.com – nun drei Wochen online.

Frühaufsteher oder Nachtmensch? Altbau oder Bauernhof?

Anders als bei der virtuellen Partnersuche müssen in diesem Fall meist mehr als zwei Personen zusammenpassen. Gemeinsam mit der Münchner LMU entwickelt die Gold-WG einen Algorithmus. Er wertet den Fragebogen, den Monika Kohut gemeinsam mit zwei Psychologinnen zusammengestellt hat, aus. Sie hinterfragen: Frühaufsteher, Nachmensch? Wie ernähre ich mich? Wie sehe ich mich selbst? Bin ich kommunikativ? Wie stark ist mein Bedürfnis nach Rückzug?

Bauernhof, Altbau, Neubau? (Das Pilotprojekt zeigte, dass viele im Alter aufs Land und nicht trotz kulturellem Angebot und ärztlicher Versorgung in die Stadt.). Konfliktpotential gibt es vor allem bei den Themen Sauberkeit, Ordnung, Tischmanieren. Doch das ist eigentlich altersunabhängig: „Zusammenleben bedeutet immer Kompromisse. Es muss ein Team-Spirit da sein. Wenn man ein besonders ich-bezogener Mensch ist, ist man nicht geeignet“, sagt Kohut.

Redaktionstipps

90 Prozent Match ist die Traum-WG

Der Pass-o-meter errechnet eine Gesamtsumme, findet Gesuche und Angebote zusammen und zeigt Konfliktpotentiale auf. 90 Prozent ist die Traum-WG, ab 60 sind die besten Voraussetzungen gegeben. Über die Chat-Funktion kann man ein persönliches Treffen vereinbaren.

Die Gold-WG bietet zwei Arten von Mitgliedschaften an: einen kostenlosen Standard oder die Gold-Mitgliedschaft für 39 Euro im Monat. Mittelfristig sei geplant, WGs untereinander zu vernetzen. Die Vision wäre zum Beispiel dass eine WG Hamburg mit einer in Wien für einen Urlaub Plätze tauscht. Zusatz-Angebote sollen nach und nach ausgebaut werden. Das reicht von der Unterstützung bei der Immobiliensuche, über telefonische Beratung, Mediation bis hin zur Organisation von Freizeitaktivitäten – die Fahrt zum Golfplatz oder Angelklub und sogar Reisen. Beim Kennenlern-Workshop kann man sich unter psychologischer Supervision beschnuppern. Denn „es ist eine ganz nachhaltige Entscheidung, nicht vergleichbar mit der Zwischenlösung einer Studenten-WG, sondern die letzte proaktive Entscheidung, wo man sein Leben verbringen möchte“, meinen die Gründer.

Mehr als 60 Prozent der Zielgruppe wohnt noch im Ein-Personen-Haushalt

Herzstück des Konzeptes bleibt die digitale Dienstleistung. Bisher gibt es 500 User. Die Gold-WG gibt sich drei, vier Jahre, um das Image vom neuen Lifestyle in der Öffentlichkeit vermarkten. Monika Kohut ist überzeugt, dass es darum geht, Bewusstsein für einen Lebensstil zu schaffen und das Image der WG neu zu besetzen. Sie sei bei weitem nicht nur die kostengünstigere Variante für arme Pensionisten. Und schließlich wächst die Zielgruppe sowieso automatisch. Die Menschen werden älter, bleiben aber agil und sind zunehmend online-affin. Im Vergleich zum Jahr 1982 ist die Generation 50+ um 44 Prozent gestiegen. Die Alterspyramide steht Kopf. Mehr als 60 Prozent der Zielgruppe wohnt noch im Ein-Personen-Haushalt. „Was wünschen sich die Menschen im Alter? – Zeit für Hobbies und Freunde und ein schönes Zuhause“, sagt Myron Kohut „viele Jüngere überlegen auch: Das ist vielleicht was für meine Eltern“, weil es angenehm sei, zu wissen, dass die Eltern nicht allein seien. Plus die ,Philosophie des Teilens‘ liegt bei all den Sharing-Modellen sowieso im Trend.

Großteil des Interesses kommt von Frauen

Interessant ist das Ganze in Ballungsgebieten wie Wien, Berlin, Salzburg und Graz. In den ländlichen Regionen funktioniert die generationenübergreifendes Leben und die Dorfgemeinschaft. Zwar interessieren sich viele Ehepaare für die Übersiedelung, aber die Zweier-WG sei selten. Durchschnittliche Wohngemeinschaften bestehen aus vier, eher fünf Personen. Bei Gold-WG können bis zu 10 Menschen gematched werden.

Spannend ist übrigens auch das Geschlechterverhältnis, das in etwa 70 zu 30 stehe. Weitaus mehr Frauen melden schon Interesse an. Monika Kohut findet: „Männer brauchen einen Ruck. Frauen sind kommunikativer. Aber sie ist sicher, „dass wird sich total verschieben, indem mehr darüber gesprochen wird“. Denn Männer täten sich eigentlich schwerer mit dem Alleinsein als Frauen, sie fühlen sich einsamer. Kohut selbst freut sich schon über ihr erstes Match. Aber ganz im Sinne einer Unternehmerin will sie natürlich immer weiter hinaus. Mit der Gold-WG und geografisch auch, denn sie plant für sich eine WG in Südafrika.

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Cocoon Capital Advisory Sebastian Kurz - Startups und Beteiligungen - Dream Security
Sebastian Kurz | (c) EVP via Wikimedia Commons

Vor gut zwei Jahren co-gründete der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz das Cybersecurity-Startup Dream Security. Mit an Bord ist Shalev Hulio, Ex-CEO der Spionagefirma NSO. Bereits zum Start holte sich das Unternehmen 20 Millionen US-Dollar Kapital. Kurz hielt danach ein Drittel der Anteile.

Investment an Gaza-Grenze

Im November 2023 holte sich Dream ein neues Investment in Höhe von 33,6 Millionen US-Dollar. Kurz hielt danach noch rund 20 Prozent der Anteile. Das Kapital kam primär von den Bestandsinvestoren Aleph und Group 11 – beide aus Israel. Kurz darauf bezifferte das Wall Street Journal die Bewertung der Kurz-Startups mit rund 200 Millionen US-Dollar.

“Die heutige Cyberlandschaft erfordert innovative Ansätze, um aktuellen Bedrohungen effektiv und zielgerichtet zu begegnen. Dank dieser Finanzierungsrunde sind wir in der Lage, weiterhin rasch zu wachsen”, kommentierte der Ex-Kanzler in einem Statement, das brutkasten damals erhielt.

Seither zeigt der eskalierte Gaza-Konflikt Auswirkungen auf Dream Security. So war CEO Shalev Hulio zum Zeitpunkt des letztjährigen Investments selbst als Reservist in der israelischen Armee tätig. Unterschrieben wurde der damalige Investment-Vertrag von Hulio in Uniform an der Grenze zu Gaza.

125 Millionen US-Dollar Umsatz

Im November 2023 zählte das Unternehmen noch 70 Mitarbeiter:innen – 60 davon in Israel. Mittlerweile sei die Belegschaft auf 150 Mitarbeitende gewachsen. “Ihr seid der Grund dafür, dass wir heute dort stehen, wo wir sind”, so der Ex-Kanzler in einem seiner jüngsten LinkedIn-Postings. Gedankt wird auch den bisherigen Investor:innen, darunter Dovi Frances, der Group 11 und Michael Eisenberg, Partner bei Aleph. Überdies verkündet Ex-Kanzler Kurz, mit Dream bereits “über 125 Millionen US-Dollar Umsatz in Europa, dem Nahen Osten und Asien” erreicht zu haben.

Party in der Wüste

Darüber hinaus schreibt Kurz auf LinkedIn: “Für uns als Österreicher war es eine neue Erfahrung, eine Party in der Wüste zu feiern, und dazu noch dem Thema entsprechend gekleidet zu sein… das hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht!” Gefeiert wurden die genannten Meilensteine laut dem Posting im Rahmen eines “Tribe-Events”.

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