01.09.2021

Börsenunternehmen scheitern an 30 Prozent-Frauenquote im Aufsichtsrat

In den Vorständen der 60 Unternehmen im Wiener Börse Index (WBI), für die keine Quote gilt, liegt der Frauenanteil laut aktuellem EY Mixed Leadership Barometer überhaupt nur bei 7,3 Prozent.
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Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten sehr niedrig
(c) Adobe Stock - gzorgz

In den heimischen Chefetagen bleiben Frauen nicht nur eine Ausnahmeerscheinung, sie werden prozentuell sogar weniger. Laut dem aktuellen EY Mixed Leadership Barometer sank der Frauenanteil in den Vorständen der 60 Unternehmen im Wiener Börse-Index (WBI) im Vergleich zum Jahresbeginn von 7,9 Prozent auf 7,3 Prozent. Derzeit stehen 14 weibliche Vorstandsmitglieder 178 männlichen gegenüber – hier die Zahlen vom Vorjahr. Auf den ersten Blick deutlich besser sieht es in den Aufsichtsräten aus. Dort stieg der Frauenanteil leicht von 27,8 auf 28,6 Prozent und damit auf einen neuen Höchststand. Von den derzeit 521 Aufsichtsratsmitgliedern der WBI-Unternehmen sind 149 Frauen.

Statistik: Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten österreichischer Börsenunternehmen
(c) EY: Kernergebnisse aus dem Mixed Leadership Barometer 2021

Doch der Schein trügt insofern, als es für die Aufsichtsräte eine Quotenregelung gibt: Seit 1. Jänner 2018 müssen diese (bei der nächsten Wahl) zu 30 Prozent mit Frauen besetzt werden. Zwar stieg der Anteil von Frauen in den österreichischen Aufsichtsräten seitdem kontinuierlich von damals 19 Prozent auf den nunmehrigen Höchstwert. An der gesetzlichen Quote scheitern die heimischen Großunternehmen damit in Summe aber nach wie vor. Noch jedes fünfte der Quote unterliegende Unternehmen muss bei der nächsten Aufsichtsratswahl den Frauenanteil erhöhen.

Frauen in Aufsichtsräten: “Quote hat ihren Zweck erfüllt”

“Bei der Einführung der Quotenregelung für Aufsichtsräte gab es viele Bedenken und Diskussionen. Auch wenn Quoten sicher kein Allheilmittel sind, sehen wir in diesem Fall einen ganz klaren Effekt: Seit der Einführung vor drei Jahren ist der Frauenanteil in den Kontrollgremien deutlich gestiegen. Die Quote hat die Themen Diversität und Gleichstellung deutlich weiter nach oben auf der Unternehmens-Agenda gehievt und damit ihren Zweck erfüllt, das Bewusstsein zu schärfen und gezielter nach geeigneten weiblichen Gremiumsmitgliedern zu suchen”, kommentiert Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative “Women. Fast Forward” bei EY Österreich.

Frauen in Vorständen: “Unterstützung von Politik, Unternehmen und vom persönlichen Umfeld fehlt”

Zum geringen Frauenanteil in den Vorständen –  in den fünf Branchen Automobil, Immobilien, Rohstoffe, Telekommunikation und Transport gibt es jeweils nicht einmal eine einzige Vorständin – erläutert Pelzmann: “Beim Blick auf den Frauenanteil in den Vorständen der österreichischen börsennotierten Unternehmen zeigt sich seit mehreren Jahren das gleiche triste Bild der Stagnation: Das massive Ungleichgewicht scheint einzementiert, Frauen bleiben exotische Ausnahmen in Chefetagen. Aktuell sind immer noch mehr als drei Viertel der Vorstände reine Männervereine, insgesamt ist nur rund jedes 14. Vorstandsmitglied eine Frau. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass der Aufstieg für Frauen in die Vorstandsetagen weiterhin sehr schwierig ist und die Unterstützung von Politik, Unternehmen und vermutlich auch vom persönlichen Umfeld oft fehlt”.

Durch die fehlende Anstrengung, mehr Frauen in die Vorstände zu bringen, entstehe ein Teufelskreis. “Es ist erwiesen, dass gerade inspirierende Role-Models talentierte Frauen auf ihrem Karriereweg bestärken und ermutigen, den Aufstieg trotz Hindernissen auf sich zu nehmen – ohne weibliche Vorbilder in den Vorstandsetagen fehlt dieser motivierende Antrieb”, sagt Pelzmann. Ebenfalls erwiesen sei, dass ein Mehr an Diversität “einen positiven Einfluss auf die finanzielle Performance sowie die Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen und Kund:innen” habe.

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Das Unternehmen ilvi mit Sitz in Gleisdorf, Steiermark, digitalisiert mit seiner Hardware-Software-Kombination die Erfassung von Vitalwerten von Patient:innen. 2018 gab es dafür eine knapp siebenstellige Kapitalspritze unter dem Lead von eQventure. Wie nun der KSV (Kreditschutzverband) bekannt gab, wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz beantragt.

ilvi: Sanierungsplanquote von 20 Prozent

Es gibt 37 Gläubiger, elf Dienstnehmer:innen und rund 165.000 Euro Aktiva, bei 1,6 Millionen Euro Passiva. Das Unternehmen bietet eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplanvorschlages an.

Zu den Gründen für die Insolvenz zählen, dass die Umsatzerlöse der ilvi GmbH für das Jahr 2024 nicht erzielt werden konnten. Zudem wurde ein gewährtes Darlehen schneller verbraucht als ursprünglich angenommen. Eine weitere Darlehensvergabe war nicht möglich. Gespräche mit potentiellen Investoren führten ebenfalls zu keinem positiven Abschluss.

2018 gegründet

Zur Geschichte: Die ilvi GmbH wurde am 16. August 2018 von Erwin Berger und Christoph Kauer als Spin-off der Berger Medizintechnik GmbH gegründet. Nach mehreren Wechseln an der Spitze wird das Unternehmen seit dem 14. Mai 2024 durch Geschäftsführer Franz Salomon selbstständig vertreten.

Das Medtech fokussierte sich auf Softwareentwicklung im Bereich der Medizintechnik, insbesondere im Bereich mobiler Datenerfassung im Gesundheitsbereich. Darauf basierend entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen Medizintechnikprodukte.

Die mobilen Softwarelösungen hingegen zielen darauf ab, die Lebens- und Versorgungsqualität der Patient:innen zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheitsversorgung der Zukunft sicherzustellen. Der “Personal Digital Assistant”, der Gesundheitswerte direkt am Krankenbett erfasst, via Bluetooth mit unterschiedlichen Geräten kommuniziert und Daten an das Krankenhaus-Informationssystem überträgt, soll die Arbeitsprozesse des Pflegepersonals digitalisieren und dadurch zugleich optimieren.

Fortführung von ilvi geplant

Die ilvi GmbH beabsichtigt das Unternehmen unter Umsetzung einiger Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen fortzuführen: “Der zu bestellende Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann”, sagt Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Unternehmensinsolvenz Graz.

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