16.06.2020

Regierung möchte 91 Millionen Euro in Forstpaket investieren

Die österreichische Bundesregierung präsentierte im Vorfeld des zweiten Tages der Regierungsklausur ein 91 Millionen Euro schweres Forstpaket. Neben Wiederaufforstungsaktionen sollen Mittel auch für Forschung und Entwicklung sowie eine Offensive für Bauen mit Holz bereitgestellt werden.
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Forstpaket
(c) BKA / Aigner

Die österreichische Bundesregierung berät seit Montag im Rahmen der zweitägigen  Regierungsklausur über das geplante Konjunkturpaket und die Arbeitslosenhilfe. Bereits gestern wurden erste Details zur Investitionsprämie, Verlustrücktrag, Fixkostenzuschuss, Eigenkapitalfonds und Kreditmoratorium präsentiert – der brutkasten berichtete.

+++ zum Fokus-Channel: Impact / Environment +++

91 Millionen Euro für Forstpaket

Am Dienstagvormittag trat die Bundesregierung vor der Regierungsklausur erneut vor die Presse, um weitere Maßnahmen des Konjunkturprogramms anzukündigen. Eine dieser Maßnahmen ist ein 91 Millionen Euro schweres Forstpaket, das der heimischen Forstwirtschaft zu Gute kommen soll.

Im Zentrum des Pakets steht laut Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger die Bekämpfung von Schadholz, das durch einen massiven Borkenkäfer-Befall und die Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise verursacht wurde. In den vergangenen Jahren waren vor allem die Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und Teile der Steiermark besonders betroffen.

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Mischwald und Forschungstätigkeiten

Bei dem 91 Millionen Euro schweren Forstpaket handelt es sich laut Köstinger um die größte Investition in die Forstwirtschaft in der Geschichte der Zweiten Republik. Die Wiederaufforstung soll laut Köstinger unter anderem durch „klimafitte Mischwälder“ erfolgen.

Zudem sollen Gelder des Pakets auch in Forschungstätigkeiten investiert werden. Als Beispiel nannte sie Forschungstätigkeiten im Bereich der alternativen Energie und Antriebsstoffe. „Wir investieren unter anderem in eine Holz-Gasanlage, um fossiles Gas zu substituieren und mit grünem Gas anzureichern“, so Köstinger.

Die Forstwirtschaft soll darüber hinaus durch eine eigne Holzbau-Offensive gestärkt werden, die einen finanziellen Rahmen von 60 Millionen Euro umfasst. Die konkrete Ausgestaltung diesbezüglich ist allerdings noch offen.

Forstpaket soll Biodiversität stärken

Ebenfalls bei der Pressekonferenz vertreten war Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, die auf die Biodiversitätskrise verwies: „Im Forstpaket sind erstmals substantielle Mittel enthalten, die für mehr Biodiversität im Wald sorgen sollen“. Nähere Details sollen noch ausgearbeitet werden.

Zudem sollen weitere Konjukturmaßnahmen für Digitalisierung, Ökologisierung und Regionalisierung laut Gewessler am Nachmittag nach der Regierungsklausur präsentiert werden.

Debatte um Schadholz

Anfang Juni sorgte eine Novelle des Forstgesetzes für Aufregung, die von der Bundesregierung im Mai in Begutachtung geschickt wurde. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass die Landwirtschaftsministerin per Verordnung zwangsweise die Übernahme von Schadholz durch die verarbeitende Industrie vorschreiben kann. Mit der Abnahmepflicht soll so befallenes Holz, das sonst im Wald liegen bleiben würde, weiterverarbeitet werden.

Kritik zur Verordnung kam nicht nur von der Opposition, sondern auch von der Wirtschaftskammer und dem Rechnungshof. So kritisierte die Wirtschaftskammer, dass der Entwurf einen „massiven“ Einfluss auf die Warenfreiheit innerhalb der Europäischen Union hat.

Der Rechnungshof kritisierte hingegen die schwammige rechtliche Ausformulierung des Gesetzes. Laut Rechnungshof sei die Dauer der Zwangsmaßnahme und die Größe der Region nur unzureichend definiert.

Brutkasten-Nachlese zur Regierungsklausur


=> zur Page des Landwirtschaftsministeriums

Video-Tipp: Markus Linder im Hintergrund-Talk: Flatten the Curve: Schaffen wir das auch für die Klimakrise?

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v.l.n.r. Jürgen Milde-Ennöckl (Investment Manager, tecnet equity), Doris Agneter (Geschäftsführerin, tecnet equity), Daniel Hovie (CTO, Nexufend) und Raphael Fiedler (CEO, Nexufend) © Alissar Najjar

Mit ihrem ersten Startup, dem Badener Unternehmen Safing, wollten das Gründerduo Raphael Fiedler und Daniel Hovie Nutzer:innen die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben. Der sogenannte Portmaster vereinfacht den Schutz der Privatsphäre auf dem Computer. 2017 begann alles im Kinderzimmer – brutkasten berichtete. Ende letzten Jahres war es dann so weit: Safing wurde verkauft.

Doch lange konnten die Beiden nicht bis zur nächsten Gründung warten. Mit Nexufend setzen sie nun auf eine softwarebasierte Lösung, die Netzwerkanomalien und Bedrohungsvektoren in Echtzeit erkennt. Für die Weiterentwicklung ihres Unternehmens konnten sie den niederösterreichischen VC-Fonds tecnet equity als Investor gewinnen.

tecnet sieht großes Wachstumspotenzial bei Nexufend

Der VC-Fonds tecnet equity setzt in der Frühphase von Unternehmen auf sogenannte SAFE-Finanzierungen. Auch in Nexufend sehen tecnet-Geschäftsführerin Doris Agneter und Investment-Manager Jürgen Milde-Ennöckl großes Wachstumspotenzial. Mit dem „tiefgreifenden Branchen-Knowhow der beiden Gründer ist Nexufend bestens positioniert, um im Segment der netzwerkbasierten Sicherheitsanalysen eine führende Rolle einzunehmen“, sagt Agneter.

SAFE steht für „Simple Agreement for Future Equity“. Im Wesentlichen ist es ein Wandeldarlehen mit fixen, nicht verhandelbaren Konditionen, das speziell für Startups in frühen Entwicklungsphasen gedacht ist. So erhalten diese eine finanzielle Unterstützung, ohne sofort Unternehmensanteile abzugeben – brutkasten berichtete. tecnet equity hat bereits in Startups wie Propcorn, CorpLife und Sipfront investiert.

Nun soll auch Nexufend mit frischem Kapital unterstützt werden, um „seine Vision weiterzuentwickeln und den Grundstein für einen erfolgreichen Marktstart zu legen“, so Agneter. Über die Höhe und Größenordnung des Investments wurde Stillschweigen vereinbart. Noch dieses Jahr wird jedoch eine Finanzierungsrunde stattfinden, bei der tecnet equity Anteile von Nexufend übernehmen wird, verrät das Startup gegenüber brutkasten.

Netzwerksicherheit im B2B-Sektor

Wie schon Safing fokussiert sich auch das neue Startup auf Netzwerksicherheit – diesmal jedoch im B2B-Sektor. Nexufend hat eine Softwarelösung für verteilte Software-Firewalls entwickelt, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre IT-Infrastruktur gegen Angriffe abzusichern. „Die Technologie ermöglicht detaillierte Einblicke in verdächtige Datenströme und potenzielle Angriffe“, heißt es in der offiziellen Aussendung. Die Software richtet sich insbesondere an IT-Teams, Managed Service Provider (MSPs) sowie Unternehmen in sicherheitskritischen und regulierten Branchen.

„Herkömmliche Sicherheitslösungen stützen sich auf hardwarebasierte Firewalls, die kostspielig, wartungsintensiv und oft unflexibel sind. Zudem stellen sie in modernen IT-Umgebungen mit dezentralen Teams und Cloud-Diensten Single Points of Failure dar, die im Falle eines Ausfalls oder Angriffs die gesamte Netzwerksicherheit gefährden. Mit Nexufend hingegen setzen wir auf eine verteilte Architektur, sodass es keine einzelne Schwachstelle gibt, die kompromittiert werden könnte“, sagt Gründer und CEO Raphael Fiedler.

„Maximale Sicherheit mit minimalem Aufwand“

Nexufend hebt sich laut Gründer durch einen besonderen Ansatz von anderen Lösungen ab. Statt nur an den Netzwerkrändern zu schützen, arbeitet die Software auf Prozess-Ebene. Das bedeutet, dass sie direkt innerhalb des Netzwerks reguliert, welche Anwendungen miteinander kommunizieren dürfen. So kann bereits im Vorfeld verhindert werden, dass nicht autorisierte Programme überhaupt aktiv werden.

„Nexufend kombiniert die Vorteile moderner Sicherheitsarchitekturen mit einer tieferen Kontrolle über die tatsächlichen Prozesse innerhalb eines Netzwerks. Unternehmen erhalten eine softwarebasierte Lösung, die in wenigen Minuten einsatzbereit ist. Das macht es besonders für all jene interessant, die maximale Sicherheit mit minimalem Konfigurationsaufwand erreichen wollen“, so Fiedler.

Exit von Safing kam unerwartet

Das Gründerteam hat durch sein vorheriges Startup bereits viel Expertise im Bereich Netzwerksicherheit sammeln können. Der Exit kam für viele unerwartet. Im Gespräch mit brutkasten beteuerte Fiedler 2021 noch folgendes: “Wir sammeln keine sensiblen Daten, sind open-source, damit Nutzer dies validieren können. Und wollen auch keinen Exit”. 

Im Dezember 2024 verkündete Fiedler dann: “Nach sorgfältiger Überlegung haben Daniel und ich entschieden, dass die Übernahme von Safing durch IVPN der beste Weg ist. Dieses Ergebnis hatten wir ursprünglich nicht angestrebt, was eine ehrliche und offene Diskussion über den besten Weg für alle Beteiligten ermöglichte.” 

IVPN hätte laut Fiedler keine Pläne, das Geschäftsmodell in einer Weise zu ändern, die einen Nachteil darstellen würden. Mit der Unterstützung von IVPN könne Portmaster nun schneller wachsen als je zuvor. “Obwohl wir nicht dem IVPN-Team beitreten, übernehmen wir eine beratende Funktion und planen, über Discord mit der Community in Verbindung zu bleiben und gelegentlich zur Entwicklung von Portmaster beizutragen”, so Fiedler zum Exit von Safing. 

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