22.02.2016

FinTech-Startups als Chance für Menschen ohne Bankkonto

In Großbritannien haben rund zwei Millionen Menschen keinen Zugang zum Finanzsystem. Junge FinTech-Startups bieten den „Ausgeschlossenen“ mit leicht zugänglichen Services Alternativen zu traditionellen, aber aus Kundensicht oft diskriminierenden Produkten. Die etablierten Banken verfolgen die neuen Möglichkeiten mit regem Interesse.
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Es ist eine Spirale, die kaum aufzuhalten ist: Menschen mit niedrigen Einkommen, oft in Verbindung mit Schicksalsschlägen, müssen ihr Bankkonto überziehen, um über die Runden zu kommen. Hohe Zinsen und Gebühren vergrößern die Schuld, die am Ende oft nicht zurück gezahlt werden kann. Es folgt ein negativer Vermerk in einer Datenbank, der in vielen Fällen den Ausschluss aus dem Finanzsystem bedeutet.

In Großbritannien gibt es rund zwei Millionen Menschen – 3.6 Prozent der Erwachsenen – die keinen Zugang zu einem Bankkonto haben. Laut der britischen Financial Inclusion Commission mussten 2012 ebenso viele Menschen teure Kredite in Anspruch nehmen, weil sie von anderen Formen der Finanzierung ausgeschlossen waren. Zum Vergleich: In Österreich besitzen laut Daten der Weltbank rund 3.3 Prozent der Erwachsenen kein Bankkonto.

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Zusammenarbeit und simple Lösungen

„Die Kluft zwischen den Ausgeschlossenen und den Banken ist enorm. Finanzprodukte werden meistens für rational und logisch denkende Menschen konzipiert – das entspricht aber oft nicht den Anforderungen“, sagt Sian Williams, Leiterin der in London ansässigen NGO Toynbee Hall. Es brauche bessere Zusammenarbeit zwischen Banken, Kunden, Innovationstreibern und staatlichen Institutionen, um Menschen zurück in das Finanzsystem zu bringen, so Williams am Rande der Konferenz „Financial Inclusion: How can FinTech Rise to the Challenge?“ in London. Und es habe sich in der Vergangenheit gezeigt: „Die einfachsten Lösungen sind oft die besten Lösungen“.

In Österreich besitzen rund 3.3 Prozent der Erwachsenen kein Bankkonto. In Großbritannien rund 2 Millionen Menschen – 3.6 Prozent aller Erwachsenen.

Hier kommen zunehmend innovative Startups aus der florierenden FinTech-Sphäre ins Spiel, die auf Transparenz und einfachen Zugang setzen. „Es hat mich schockiert, wie Kreditnehmer heutzutage geprüft werden. Wir schauen stur auf die Art und Weise, wie Menschen in der Vergangenheit Geld ausgeben haben und treffen anhand dessen Aussagen über die Zukunft“, sagt Freddy Kelly, Gründer von Credit Kudos.

Das Startup entwirft mit neuen Analysetools eine laut eigener Aussage faire „scorecard“, die es Menschen mit sehr niedrigen Einkommen erleichtern soll, an Kredite zu kommen. „Wir glauben, dass es möglich ist, präzise Aussagen über die Kreditwürdigkeit zu treffen, die Kunden am unteren Ende des Einkommensspektrum nicht bestrafen“, heißt es seitens des Startups. Das Unternehmen hat laut Kelley bereits eine Frühfinanzierung erhalten und plant, mithilfe eines Seed-Investments noch im ersten Halbjahr 2016 an weiteres Geld zu kommen.

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Fokus auf abgelehnte Kunden

Das Startup Pockit soll jenen Abhilfe schaffen, die bei etablierten Banken kein Konto eröffnen können – etwa weil sie sich noch nicht lange genug im Land befinden oder aufgrund früherer Probleme gesperrt wurden. Pockit bietet eine Prepaid-Kreditkarte an, die ohne Bonitätsprüfung und gegen eine kleine Gebühr beantragt werden kann. Gründer und CEO Virraj Jatania setzt mit dem Geschäftsmodell auf bestimmte Bevölkerungsgruppen – vor allem auf Menschen in den Außenbezirken großer Städte, die oft einen Migrationshintergrund haben. „60 bis 70 Prozent unserer Kunden haben versucht, bei einer traditionellen Bank ein Konto zu eröffnen, wurden aber abgelehnt“, so Jatania. Pockit machte im Jahr 2014 Schlagzeilen, als es vom ehemaligen Trainer von Manchester United, Alex Ferguson, rund 1,2 Millionen Euro an Startkapital erhielt.

„Wir sehen großes Potenzial in Partnerschaften mit traditionellen Banken“.

Traditionelle Banken mischen mit

Gründer Jatania spricht aber auch einen Aspekt an, der in der FinTech-Szene allgegenwärtig ist: „Wir sehen großes Potenzial in Partnerschaften mit traditionellen Banken“.

So gab RBS (Royal Bank of Scotland) etwa im Vorjahr bekannt, mit der Kreditplattform Funding Circle zusammenzuarbeiten, um es kleinen Betrieben zu erleichtern, an Kredite zu kommen. Die großen britischen Banken widmen sich dem Thema „Financial Inclusion“ mit eigenen Abteilungen – und auch hier wird zunehmend auf Kooperationen mit Startups gesetzt. „Wir sind 250 Jahre alt, wir sind sehr alt und haben eine alternde Infrastruktur. Wir können uns nicht so schnell bewegen wie wir gerne würden, deshalb arbeiten wir mit agileren Unternehmen zusammen“, sagt Heather Grant, Managerin beim Bankenkonzern Lloyds: „Wir müssen kooperieren und daher sind uns neue Partnerschaften sehr willkommen“.

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Eu Inc, STartup Initiative, Raunig, Stripe, Personio
(c) EU Inc - Die neue europäische Initiative zielt darauf ab, Investitionsprozesse zu standardisieren.

Heute hat eine Koalition von europäischen Unternehmer und Investoren EU Inc. ins Leben gerufen, eine Initiative zur Schaffung einer einzigen paneuropäischen Startup-Entity. Der Vorschlag greift damit die Dynamik der Basis und den Konsens auf, der sich unter den europäischen Politiker:innen und Gründer:innen herausgebildet hat.

EU Inc: Investitionsprozesse standardisieren und grenzüberschreitende Operationen vereinfachen

“Eine Reform der Rechtsvorschriften ist unerlässlich, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu verbessern und die Region als globales Epizentrum der Innovation für die nächste Generation zu positionieren. Die Initiative, die in einem von führenden Vertretern der Technologiebranche aus ganz Europa unterzeichneten offenen Brief dargelegt wurde, fordert die Schaffung einer ‘EU Inc’ im Rahmen der 28″, heißt es per Aussendung.

Die neue Struktur würde Investitionsprozesse standardisieren, grenzüberschreitende Operationen vereinfachen und einen einheitlichen Rahmen für Mitarbeiteraktienoptionen schaffen – all das soll europäischen Startups helfen, schnell zu wachsen, mehr Kapital anzuziehen und bessere Chancen auf einen Durchbruch zu haben.

Zu den Erstunterzeichner:innen gehören:

● Taavet Hinrikus, Mitgründer von Wise und Partner bei Plural

● Ilkka Paananen, CEO und Mitgründer von Supercell

● Éléanore Crespo, Co-CEO und Mitgründerin von Pigment

● Jean-Charles Samuelian-Werve, CEO und Mitgründer, Alan

● Miki Kuusi, CEO und Mitgründer, Wolt

● Reshma Sohoni, Reshma Sohoni, Mitgründerin von Seedcamp

● Martin Mignot, Partner bei Index Ventures

● Jarek Kutylowski, CEO und Gründer von DeepL

● Job van der Voort, CEO und Mitgründer von Remote

● Roxanne Varza, Direktorin von Station F

● Prinz der Niederlande Constantijn van Oranje-Nassau, Gesandter bei Techleap

● Patrick Collison, Founder von Stripe

Ein weiterer Schritt zur Wettbewerbsfähigkeit

Der EU Inc-Vorschlag möchte konkret zur Entwicklung beitragen, die durch mehrere hochrangige Empfehlungen und politischen Verpflichtungen bereits in Gang gesetzt wurde. Darunter: Mario Draghis Bericht über die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit, der ein neues EU-weites Rechtsstatut für “Innovative Europäische Unternehmen” befürwortet; Enrico Lettas Bericht über die Zukunft des Binnenmarktes vom April 2024, in dem ein Europäischer Kodex des Wirtschaftsrechts unter eines “28-Regime” dargelegt wird und die politischen Leitlinien der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen für 2024-2029, die Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und intelligentere Regulierung unterstützen.

Andreas Klinger, Mitinitiator von EU Inc, Investor bei Prototype Capital und ehemaliger CTO von Product Hunt, zur Initiative: “In der Welt der Startups ist Dynamik alles. Alles, was dich verlangsamt, verlangsamt dich nicht nur – es tötet dich, indem es dich daran hindert, die ‘Fluchtgeschwindigkeit ‘escape velocity’ zu erreichen. Trotz der Weltklasse-Talente, des globalen Ehrgeizes und der einzigartigen Stärken des europäischen Startup-Ökosystems ist es immer noch absurd schwer, hier etwas aufzubauen. Bei EU Inc. geht es darum, diese künstlichen Beschränkungen zu beseitigen und unseren Startups die Möglichkeit zu geben, sich wirklich zu beschleunigen.”

AustrianStartups mit dabei

Zu den weiteren Supportern gehören u.a. Markus Raunig, Chairman AustrianStartups und Claus Lang Co-Founder und CTO von Kodex AI, wo auch der Österreicher Thomas Kaiser beteiligt ist.

“Hier geht es nicht nur darum, den Interessen einzelner Unternehmen zu dienen. Es geht darum, Europa zum besten Ort der Welt zu machen, um ein Unternehmen zu gründen, mit all den Vorteilen, die dies für die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes mit sich bringt”, sagt Hanno Renner, CEO von Personio. “Wie Mario Draghi und andere gesagt haben, ist es jetzt an der Zeit, mutige Schritte zu unternehmen, um die wirtschaftliche Zukunft Europas zu sichern.”

EU.Inc: “Reformen rasch umsetzen”

Allgemein baut der Vorschlag auf dem Erfolg früherer Bemühungen auf, wie z. B. dem European Accelerationism, der die Bedürfnisse europäischer Gründer fördert, und der Kampagne “Not Optional” für eine Reform der europäischen Aktienoptionen.

“Da der politische Wille bereits vorhanden ist, ist die EU Inc-Koalition der Ansicht, dass die politischen Entscheidungsträger die Reformen rasch umsetzen können und sollten”, heißt es weiter per Aussendung. “Mit den für nächsten Monat angesetzten Anhörungen im Europäischen Parlament fordert die EU Inc-Koalition die Kommissare auf, sich dazu zu äußern, wie sie mit dieser wichtigen Initiative vorankommen wollen.”

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