28.05.2018

Interview zum Fifteen Seconds Festival: Neugier als Wettbwerbsvorteil

Interview. Das Fifteen Seconds Festival in Graz geht dieses Jahr in die fünfte Runde. Wir sprachen mit Nino Groß, Director Communications, über die Learnings aus den ersten Jahren, die Pläne für dieses Jahr und das Grazer Ecosystem.
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Fifteen Seconds: Nino Groß
(c) Fifteen Seconds: Nino Groß
kooperation

“The future belongs to the curious ones”, zu Deutsch: “Die Zukunft gehört den Neugierigen”. Das ist das Motto des diesjährigen Fifteen Seconds Festivals in Graz, das am 7. und 8. Juni über die Bühne geht. Es ist bereits der fünfte Durchgang. Von Beginn an dabei war Nino Groß, der als erster Mitarbeiter die PR übernahm. Im Interview haben wir ihn gefragt, wie sich das Festival aus seiner Sicht entwickelt hat, wie das Verhältnis zu den anderen großen österreichischen Startup- und Innovationsevents ist und was er als die größten Tech-Trends der kommenden Jahre sieht.

+++ Startup Barometer 2017: Graz als Gründungsstandort im Aufschwung +++


Das Fifteen Seconds Festival geht in die fünfte Runde. Was sind eure größten Learnings aus den vergangenen Jahren?

Dass sich Kontinuität lohnt und man mit dem richtigen Team alles erreichen kann. Stefan und Thiemo (Anm.: Stefan Stücklschweiger, Co-Founder, Managing Partner & Thiemo Gillissen, Co-Founder, Partner) haben 2012 gegründet und 2013 die ersten Mitarbeiter an Bord geholt, darunter mich. Fast alle, die das erste Festival 2014 aufgebaut haben, sind heute immer noch dabei und brennen nach wie vor für die gemeinsame Sache. Es gibt wenig Wertvolleres für ein Unternehmen als eine Kultur, in der sich alle blind verstehen, an einem Strang ziehen und sich jeder auf den anderen verlassen kann. Das zielorientierte Miteinander im Team ist wahrscheinlich der Hauptgrund für die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre.

Wo hat sich das Festival hin entwickelt? Wie definiert ihr die Ziele für dieses Jahr?

Das Fifteen Seconds Festival hat sich zu einer internationalen Community und Plattform entwickelt – für alle zukunftsorientierten Menschen, die niemals zu lernen aufhören. Jeder, der sich davon angesprochen fühlt, ist bei uns willkommen. Für 2018 haben wir uns zum einen vorgenommen, 5000 Teilnehmer in Graz begrüßen zu können und nach aktuellem Stand schaffen wir das auch. Zum anderen, unser Format erfolgreich zu internationalisieren: Im September veranstalten wir mit Fifteen Seconds USA erstmals in Detroit und starten dort mit 2000 Teilnehmern.

“Neugier” ist das große Überthema. Wie seid ihr auf den Fokus gekommen?

Wir sind der Überzeugung, dass die Zukunft den Neugierigen gehört. Für uns sind das jene Menschen, die sich im besten aller Sinne ihr inneres Kind bewahren. Denen die fortlaufende Auseinandersetzung mit neuen Technologien, Methoden, Denkansätzen keine Anstrengung bedeutet, sondern Faszination und Freude. Neugier bedeutet auch, Veränderung willkommen zu heißen und darin neue Potenziale und Chancen zu erkennen und für sich zu nutzen. Was in einer Welt, die sich wohl schneller dreht als je zuvor, nicht zuletzt einem klaren Wettbewerbsvorteil gleichkommt.

“Wir sind jedem Konferenzveranstalter in Österreich dankbar.”

Seht ihr zu den anderen Großveranstaltungen aus dem Feld, etwa 4Gamechangers und Pioneers, ein Konkurrenzverhältnis?

Ganz klar: nein. Wir sind jedem Konferenzveranstalter in Österreich dankbar, der eine Top-Veranstaltung auf die Beine stellt und seinen Teilnehmern etwas bietet. Das schafft Bewusstsein für den Wert einer Konferenz und nützt damit auch uns. Gerade diese beiden, Pioneers und 4Gamechangers, machen einen tollen Job und haben unseren Respekt. Und was die Pioneers in den letzten Jahren für das österreichische und europäische Startup-Ökosystem geleistet haben, ist von großem Wert und schlichtweg beeindruckend. Haters gonna hate, makers gonna make – wir bevorzugen Zweiteres.

Euer Standort ist Graz. Wieso habt ihr ihn ursprünglich gewählt? Hat er sich bewährt?

Graz ist eine wunderbare Kreativstadt mit viel Potenzial, die meisten von uns sind von hier, es lebt sich außerordentlich gut hier und gerade in den letzten Jahren hat sich viel getan in der Stadt. Vor dem ersten Festival 2014 hat man uns in einigen Salesgesprächen prophezeit, dass wir uns “schon noch anschauen werden”, wenn wir dieses Konzept in Graz hochziehen wollen. Wir sind damals relativ offensiv in die Bewerbung gestartet, mit proklamierten 1300 Teilnehmern bei der Premiere, einem Team von fünf Personen und quasi null Markenbekanntheit. Das haben die Wenigsten für möglich gehalten, aber es war schließlich doch möglich. 2018 steuern wir auf 5000 Teilnehmer aus dem DACH-Raum zu, der Standort hat sich also für uns bewährt.

Wie beurteilst du das Grazer Startup-Ökosystem?

Wie gesagt, es hat sich einiges formiert hier in den letzten Jahren. Up to Eleven, einer unserer Partner der ersten Stunde, hat einen erfolgreichen Company Builder etabliert und soeben erst ein Entrepreneur-in-Residence-Programm gestartet. Das Ideentriebwerk tut viel für Gründerinnen und Gründer in der Region, die Junge Wirtschaft Steiermark der WKO und Wirtschaft in Graz oder die Gründergarage ebenfalls, um nur einige zu nennen. Nuki, sonible oder itranslate sind ebenfalls gute Beispiele für den neuen Grazer Innovationsgeist.

Und wie beurteilst du die Entwicklung der österreichischen Startup-Landschaft im Allgemeinen?

Positiv, die Startup-Szene hat sich stark entwickelt. Die Nachrichten von Gründungen und erfolgreichen Finanzierungen sind Teil der täglichen News geworden, sogar mit eigenen TV-Shows. Das Bewusstsein für die Themen Unternehmertum und Startups ist heute also ein ganz anderes als noch vor fünf Jahren. Auch gibt es mittlerweile vermehrt politische Entscheidungsträger, die die wirtschaftliche Wichtigkeit des Themas erkannt haben. Verglichen mit großen europäischen Startup-Hubs wie Berlin oder London gibt es sicher immer noch Aufholbedarf, aber es wird. Unser aktueller Beitrag dazu ist, dass wir am Festival 2018 unserem Angebot für Gründerinnen und Gründer noch mehr Gewicht verliehen haben und in Zusammenarbeit mit Up to Eleven und der WKO mit dem Startup Village eine internationale Plattform für Gründerinnen und Gründer schaffen.

Zuletzt: Was siehst du als die großen technologischen Themen der kommenden Jahre?

Crypto, Machine Learning und A.I.

⇒ Zur offiziellen Event-Page


Zur Person

Nino Groß ist Director Communications beim Fifteen Seconds. Nino textet, seit er zwölf ist. Zuerst als Frontman diverser Punk-Rock- und Hardcore-Bands, später für die Event-PR eines großen österreichischen Techno-Veranstalters. Mit 16 brach er das Gymnasium ab und legte mit einem mehrjährigen Zwischenstopp als Stranggießer und Kranfahrer im Stahlwerk Leoben-Donawitz, wie er sagt, “das diagonale Gegenteil eines Sabbaticals” ein. 2011 ging er nach Graz und studierte Journalismus und PR. 2013 stieß er als erster Mitarbeiter zu Fifteen Seconds, konnte viel lernen und baute die Kommunikation des internationalen Business Festivals von Grund an auf. Sein Fokus liegt auf Digital Campaigning & Strategy.

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(c) Christoph Steinbauer & Das Merch

Die Initiative No Walls Left wurde ursprünglich von Ali Mahlodji, Klaus Buchroithner (Das Merch), Colin Linde und Hannes Puchner ins Leben gerufen. Bereits 2020 und 2023 wurden Kampagnen umgesetzt, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Das Team freut sich dieses Jahr über Zuwachs: Sie holten Patricia Wenigwieser, Frauenpreisträgerin der Stadt Linz 2024, an Bord.

No Walls Left startet auch in diesem Jahr wieder eine Kampagne. Die Initiatoren machen hierfür erstmals mit UN Women Austria und deren Orange the World Kampagne gemeinsame Sache. Die UN-Initiative findet jährlich zwischen dem 25. November, dem “Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen”, und dem 10. Dezember, dem “Internationalen Menschenrechtstag”, statt.

No Walls Left spendet Geld an den Orange Fund der UN Women

Pünktlich am 25. November öffnet der No Walls Left-Webshop seine Türen und startet die Charity-Kampagne, “Kunst, die bewegt”. Zu erwerben gibt es T-Shirts mit exklusiven Designs und Botschaften aufstrebender, österreichischer Künstler:innen. Die T-Shirts werden durch das Linzer Startup Das Merch fair und umweltfreundlich in Portugal hergestellt. Der Preis beträgt 38 Euro pro Shirt – ein Symbol für den 8. März, den Internationalen Frauentag.

Das gesamte Team arbeitet ehrenamtlich. Der Reinerlös fließt direkt als Spende in den Orange Fund der UN Women. Mit Spendengeldern realisieren die UN Women jährlich etwa 170 lokale, effektive Programme zur Gewaltprävention. Je mehr Mittel zur Verfügung stehen, desto mehr Projekte können umgesetzt werden und desto weniger Frauen müssen unter geschlechtsspezifischer Gewalt leiden.

Kritik an Werbebotschaften großer Konzerne

In den vergangenen Jahren konnte die Initiative übrigens über 68.000 Euro an Spenden sammeln, die unter anderem an Frauenhäuser überreicht wurden (brutkasten berichtete). Der Name No Walls Left möchte zudem auf einen weitere Misstand in unserer Gesellschaft hinweisen. “Die Wände unserer Städte sind voll mit Werbebotschaften großer Konzerne. Wenn keine Wände mehr übrig sind, um Menschen an wichtige gesellschaftliche Themen zu erinnern, müssen wir selbst zu Träge:innen dieser Botschaften werden”, so die Initiative in einer Aussendung.


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