Female Uber: Wiener App WOTA sucht für Frauen Frauentaxis
Der Wiener App-Designer Eden Biniaurishvili hat mit WOTA (Women Taxi) eine App entwickelt, mit der Frauen an eine Fahrgelegenheit gelangen, bei der eine Frau am Steuer sitzt. Der Launch der App ist für den 28. August geplant. Im Gespräch mit dem brutkasten erzählt der Gründer, wie er mit seiner App dem "Taxifahrerinnen-Mangel" in Wien entgegentreten will.
Sie ziehen durch die Straßen bis nach Mitternacht. Oder länger. Dann stellt sich die Frage nach dem Heimkommen. Ein Taxi zu rufen, lässt Unwohlsein bei Frauen und Mädchen aufkommen – denn meist handle es sich beim Fahrtendienst um ältere Männer am Steuer, die die Damen der Nacht ausnutzen wollen. Frauen warten lieber bis zu einer halben Stunde auf eine der drei Nachtfahrtaxlerinnen, die Wien zur Verfügung hat. So stellt Eden Biniaurishvili die prekäre Situation dar, mit denen sich viele Frauen im Nachtleben der Bundeshauptstadt konfrontiert sehen. Mit WOTA möchte er das nun ändern.
Der App-Designer hatte die Idee zu “female drivers”, da seine jüngere Schwester gerne bis in die tiefen Abendstunden ausgeht, sich aber unwohl fühlt, wenn sie mit dem Taxi heimfährt. Geschichten über negative Erfahrungen mit Taxifahrern waren sein Antrieb, und er machte sich mit seinem Team an die Arbeit. WOTA wurde in sieben Monaten entwickelt und hat als Basis eine Marktumfrage mit 1000 befragten Frauen und 200 Männern hinter sich. “Viele würden eine größere Auswahl an Fahrerinnen begrüßen. Auch Männer, die etwa Töchter haben”, sagt der Gründer, “und vor allem Userinnen aus der islamischen und jüdischen Gemeinde. Denn oftmals dürfen Frauen aus diesen Communities wegen religiöser Gründe nicht zu einem Mann ins Auto steigen, was ihre Möglichkeiten limitiert. Da möchten wir ihnen mit WOTA mehr Optionen geben”.
Weibliche Fahrer-Flotte im Aufbau
Laut Biniaurishvili gibt es in der Hauptstadt bloß drei Taxifahrerinnen, die nachts arbeiten würden. “Das ist in Wien ein großes Problem,” sagt er. Um dem habhaft zu werden, arbeitet der Founder mit einer Partnerfirma namens WOXI zusammen, die eine eine weibliche Taxiflotte kreiert. WOXI wurde von Biniaurishvilis Freunden gegründet und verfügt aktuell über 25 Autos mit Fahrerinnen. “Bis zu unserem Launch am 28. August soll es um die 40 Frauen geben, die dauerhaft im Einsatz sind”, sagt er.
Frauen oder Männer in weiblicher Begleitung bei WOTA erlaubt
Bisher trudelten bei WOXI über 50 Bewerbungen ein, erzählt Biniaurishvili. Die Anforderungen um dort Fahrerin zu werden, seien gute Deutsch- und idealerweise Englisch-Kenntnisse (um etwa auch weibliche Touristen aus islamischen Ländern vom Flughafen abzuholen) und drei Jahre Führerschein-Besitz nötig. Die Fahrerinnen werden auf Provisionsbasis bezahlt. WOTA erhält als Vermittler 22 Prozent des Fahrpreises. Einsteigen dürfen nur Frauen, oder Männer in Begleitung einer Frau. Die App wird im App Store und auf Google Play verfügbar sein.
Wie das Wiener BioTech Holloid Verunreinigungen im Leitungswasser erkennt
Leitungswasser, Impfstoffe oder alternative Proteine: Egal, um welchen Stoff es sich handelt - wichtig ist, was drin ist. Um vor Verunreinigung zu warnen und ganze Wertschöpfungsketten zu transformieren, hat sich das Wiener BOKU-Spinoff Holloid einer neuen Mission verschrieben.
Wie das Wiener BioTech Holloid Verunreinigungen im Leitungswasser erkennt
Leitungswasser, Impfstoffe oder alternative Proteine: Egal, um welchen Stoff es sich handelt - wichtig ist, was drin ist. Um vor Verunreinigung zu warnen und ganze Wertschöpfungsketten zu transformieren, hat sich das Wiener BOKU-Spinoff Holloid einer neuen Mission verschrieben.
Österreich ist bekannt für sein gutes Leitungswasser. Umso überraschender kam vor einigen Wochen die Nachricht, dass das Leitungswasser im Klagenfurter Becken nicht getrunken werden darf. Der Grund: Verunreinigung. Mehrere Wochen dauerte es, bis das Wasser wieder zum Trinken freigegeben wurde.
Das Wiener Startup Holloid kann dafür sorgen, dass derartige Verunreinigungen viel rascher erkannt werden, um rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen treffen zu können. Das BioTech wurde im April 2022 gegründet – mit dabei war der heutige CEO Marcus Lebesmühlbacher, CPO Pinar Frank sowie CTO Peter van Oostrum und Erik Reimhult.
Seine Wurzeln schlug Holloid schon im Jahr 2011 an der Universität für Bodenkultur – heute BOKU University – in Wien: Mitgründer van Oostrum und Reimhult arbeiteten damals als Senior Scientist und Professor zusammen. Kurz danach wurde das erste Mikroskop für Holographie angepasst. 2018 wurde das erste von mehreren Patenten angemeldet. 2020 kam der heutige CEO Marcus Lebesmühlbacher hinzu. Gemeinsam wurde der Name “Holloid”, ein Kofferwort aus “Holographie” und “Kolloid” erdacht. 2021 komplettierte CPO Pinar Frank das Gründerteam.
Ob Flüssigkeiten und Gewässer sauber sind, weiß Holloid
Zu viert ging es an die Sache: Das Team entwickelte eine Hard- und Software, die Bioprozesse überwachen und Krankheitserreger in Flüssigkeiten entdecken kann.
Konkret bietet Holloid sogenannte “holographische Mikroskopie zur Bioprozesskontrolle”, unter anderem zur Prüfung der Hygiene von Wasser oder Flüssigkeiten. Angewandt wird das Ganze in der Pharma-, Lebensmittel-, Umwelt- und Chemiebranche und eignet sich unter anderem zur Herstellung von Pharmazeutika und Lebensmitteln sowie zum Monitoring der Wasserqualität in Flüssen, Seen oder Gewässern.
Mit seiner Lösung richtet sich Holloid nicht direkt an den Endverbraucher, sondern an Business-Kund:innen. Das Unternehmen bietet diesen ein Leasing- und SaaS-Modell sowie eine Hardware-Lösung mit zugrunde liegender Technologie. Die Soft- und Hardware-Kombi erstellt “3D-Bilddaten und KI-gestützte Analysen”, wie Lebesmühlbacher gegenüber brutkasten erklärt.
“Tausendmal schneller als manuelle Mikroskope”
Der Durchsatz, also die Menge an Flüssigkeitsproben, ist bei Holloid-Analysen mehrere Millionen Mal so hoch und “tausendmal schneller” als bei manuellen Mikroskopen. Außerdem passiert der Prozess “vollautomatisiert” und Cloud-basiert.
“Wir können Dinge sehen, die mit manueller Mikroskopie verloren gehen”
Dafür hat Holloid ein Gerät gebaut, das über Pumpen Proben aus durchlaufenden Flüssigkeiten ziehen kann. “Die Probe wird aus der zu analysierenden Flüssigkeit gezogen, geht durch unser Gerät, wird analysiert und geht dann wieder zurück in den Prozess oder in den Abfluss”, erklärt Lebesmühlbacher.
In der besagten Holloid-Hardware-Box, Hollometer genannt, durch die die aufgenommene Flüssigkeit fließt, werden Bilder mit Lichtmikroskopie erstellt, verarbeitet und an die Holloid-Cloud geschickt. Dort kommt es dann zur “Magic”, so Lebesmühlbacher: “Wir gewinnen 3D-Daten über alle Partikel, die im Sichtfeld sind, und das in einem viel höheren Volumen als bei manueller Mikroskopie. Wir können dort Dinge sehen, die mit manueller Mikroskopie verloren gehen”.
Damit kann Holloid “kontinuierliches Monitoring” betreiben. Dank der automatischen Auswertung meldet sich die Holloid-Software sofort, sollte es in den Proben zu Normabweichungen kommen. Die Analyse von (Leitungs-)Wasser und das Sicherstellen sauberen Trinkwassers ist dabei ein häufiges Thema, meint Lebesmühlbacher.
aws-Förderung war “größte finanzielle Stütze”
In puncto Finanzierung ist das Wiener Spinoff bislang viergleisig gefahren: “Die größte und wichtigste Stütze waren die Förderungen der Austria Wirtschaftsservice”, erzählt Lebesmühlbacher im Interview.
Konkret habe das Startup die aws Pre-Seed- und Seed-Förderung sowie den aws Innovationsschutz erhalten. Für Holloid gab es neben den aws-Förderungen auch finanzielle Hilfen vonseiten der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und der Wirtschaftsagentur Wien.
“Wir gehen voll in das Risiko rein”
Die zweite große Finanzierungsquelle sei das eingebrachte Kapital vonseiten des Gründerteams: “Wir gehen voll in das Risiko rein. Wir sind von unserer Technologie überzeugt”, meint der CEO gegenüber brutkasten. “Wir hören, was unsere Kunden sagen. Und das stimmt uns optimistisch. Deshalb ist auch der Anteil unserer Eigenmittel am Unternehmen recht groß.”
Mittlerweile generiert das Spinoff auch zunehmend Umsätze – die dritte Säule des Startups. Und schließlich erhält sich das Spinoff auch aus Preisgeldern: Holloid hat bisher zehn Awards abräumen können. “Das waren insgesamt schon mehrere 10.000 Euro”, verrät Lebesmühlbacher.
Kunden zahlen und sind streng vertraulich
Im Markt vertreten ist Holloid bereits. Das Kundenfeld sei allerdings “streng vertraulich” und ziemlich international, aber vorerst mehrheitlich auf Europa fokussiert: “Wir haben mehrere wiederkehrende Kunden, inklusive laufender monatlicher Zahlungen. Dabei sehen wir, dass unser Geschäfts- und Preismodell funktioniert und nachhaltig ist”, sagt Lebesmühlbacher gegenüber brutkasten.
Ergo: Das Startup befindet sich nach wie vor zu 100 Prozent in Gründerhand. “Eine Finanzierungsrunde ist in Planung – und zwar in den nächsten Monaten, ab 2025”, verrät Lebesmühlbacher.
Gute Experten und hilfreiche Beratung
Was Holloid zu seinem bisherigen Erfolg verholfen hat, war neben der Expertise des Gründerteams schließlich auch die Unterstützung von außen: “Vor allem die aws Pre-Seed- und Seed-Förderung waren für die Anfänge unseres Forschungs- und Entwicklungsprojektes wichtig. Der aws Innovationsschutz gab uns dann hilfreiche Beratung. In puncto Intellectual Property hat die aws echt gute Experten”, merkt der CEO weiter an. Gemeinsam erarbeitete man eine Patent- und Intellectual-Property-Strategy.
Breites Anwendungsgebiet, klare Strategie
Bislang hat das Wiener Spinoff die Bereiche Wasserversorgung, Pharma, Lebensmittel, Umwelt und Chemie ausgelotet. Dieses breite Anwendungsgebiet macht eine klar strukturierte Markteintritts- und expansionsstrategie unabdingbar. Diese hat Holloid, erläutert Co-Gründer Lebesmühlbacher.
Langfristig will sich das Unternehmen in der Überwachung von Bioprozessen etablieren. Anwendungsbereiche sind die Pharmaindustrie von der Forschung und Entwicklung bis zur Produktionsüberwachung, die Lebensmittelindustrie rund um alternative Proteine, Lipide (Fette), Vitamine und Antioxidantien sowie die Grüne Chemie mit Kunststoffen aus Mikroben und deren Umwandlung für einen natürlichen Stoffkreislauf.
Positiven Einfluss auf Umwelt maximieren
“Gemeinsam mit unserem kommerziellen Erfolg streben wir danach, unseren positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft zu maximieren”, sagt Lebesmühlbacher. Statt geografischer Expansion priorisiert man bei Holloid die Frage: “Wie priorisieren wir die Ziel-Anwendungen mit Blick auf das Marktpotenzial und eine effiziente Produktentwicklung.”
“Wir sehen verschiedene Hebel, um unsere Expansion voranzutreiben. Unser Ziel ist es, innerhalb von fünf Jahren einen Umsatz in zweistelliger Millionenhöhe zu erzielen und eine strategisch wichtige Position in den Wertschöpfungsketten der Pharma- und Lebensmittelindustrie sowie in der Grünen Chemie zu erreichen”, meint Lebesmühlbacher und schließt das Gespräch mit einem kräftigen Mission-Statement: ”Im Bereich der Bioprozessüberwachung wollen wir die Nummer eins werden – kein Weg soll an uns vorbei führen.”
*Disclaimer: Das Startup-Porträt wurde in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws) erstellt.
Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.