06.04.2022

Feeting erfindet einfaches Mittel gegen krankmachende Sitz-Meetings: Gehen

Ein Feeting-Meeting soll etwas mehr Bewegung in den "Home-Office"- und auch im Büro-Alltag bringen.
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(c) Feeting.App/FB - Die Feeting.App möchte virtuelle Meetings gesünder machen.

Veränderungen lassen sich oft nur mit einem gewissen Zeitabstand analysieren und erfassen. Der März 2020 läutete eine drastische Änderung im Berufswesen ein, als es quasi übers Wochenende hieß, “arbeitet von daheim”. Dies hatte heute gesehen neben anderen Folgen – wie Arbeitswegersparnis, das Einrücken von familiären Verpflichtungen in die tägliche Arbeit, Flexibilität, Erreichbarkeit oder Krankenstände (von 2019 auf 2020 Minus 21,9 Prozent) – auch die Herausforderung, den kommunikativen Austausch mit Kollegen zu bewältigen als Agenda aufgebracht. Man musste sich auch ohne physisch anwesend zu sein austauschen, Dinge organisieren. Was folgte, war ein massiver Anstieg von Online-Meetings, wie auch die Vorarlbergerin Lucia Burtscher, Gründerin von Talent Maps und Entwicklerin der Feeting-App, weiß.

Meetings verschwenden Geld

Laut einer Studie von TimeInvest verschwendet ein Unternehmen mit 100 Mitarbeiter:innen im Schnitt rund 570.000 Euro im Jahr mit unproduktiven Meetings. Meeting-Forscher Steven Rogelberg schätzt, dass Meetings zur Hälfte ihrer Zeit unproduktiv sind. Gleichzeitig sei die Zahl von kürzeren Online-Treffen während der Pandemie um 22 Prozent gestiegen – weil virtuell eben noch mehr abgestimmt werden muss, wie eine Microsoft Insights-Studie vom April 2020 zeigt.

10.000 Schritte gleich Minus 500 Kalorien

Burtscher weiß, wer acht Stunden täglich im Sitzen und ohne Bewegung verbringt, hat ein ähnlich hohes Sterberisiko wie ein starker Raucher oder jemand mit starkem Übergewicht. Deswegen hat sie ihre Feeting-App entwickelt, mit einer einfachen Idee: Meetings im Gehen.

10.000 täglich gegangene Schritte verbrennen 500 Kalorien; bei mindestens 7.000 Schritten am Tag sinke das generelle Sterblichkeitsrisiko um 50 bis 70 Prozent. Eine Erkenntnis, zu der die “Jama Network”-Studie bei 38- bis 50-jährigen Frauen und Männern gekommen ist. Bewegung im Freien stärke nicht nur das Immunsystem, sondern rege den Stoffwechsel und die Sauerstoffzufuhr an.

(c) Feeting.App – Die Feeting-App soll noch mit einigen Features ausgestattet werden.

“Unsere ,Feetings‘ – also Meetings im Gehen – bewegen die Menschen und Teams wortwörtlich“, sagt Burtscher. “Uns war es vor allem wichtig, mit unserer Idee Online-Meetings zu verbessern und die Zeit besser zu nutzen. Und nicht noch ein ungeliebter ‘Sollte man, müsste man, wäre gut’-Termin im Kalender zu werden.”

Feeting-App ohne Video

Burtschers Meetings finden über die App und da nur mit Ton und ohne Video, statt. Das lenke nicht ab und man fokussiere sich mit nur einem Sinn auf das Wesentliche: auf das Gesagte, die Stimme und damit auch die Stimmung, heißt es.

“Feetings sind besonders gut für fachlichen Austausch, für kreative Team-Brainstormings, für gegenseitige Updates und informelle Gespräche geeignet”, so die Founderin weiter. “Sie sind auch effektiver und effizienter als herkömmliche Meetings: in Bewegung kommt man eher auf den Punkt. Es wird eher über das Wesentliche gesprochen.”

Zudem ließen sich besonders gut unangenehme oder heikle Gespräche führen, weil man dem Gegenüber nicht ständig konfrontativ in die Augen schaut, sagt Burtscher: “Die Bewegung etwa im Park oder in der Natur mit frischem Sauerstoff und Sonne sorgen nicht nur für eine gesteigerte Konzentrationsfähigkeit, sondern auch für eine entspanntere Stimmung, als es der Bildschirm schafft. Man kann auf das Gehörte besser und empathischer eingehen. Ohne wackeliges Video, ohne Störgeräusche, ohne aufpoppende Mails oder durchs Bild huschende Familienmitglieder.”

Schrittzähler inklusive

Während man etwas für die eigene Gesundheit tue, wirke man dabei auch aktiv dem Klimawandel entgegen, so Burtscher weiter: “Die App zeigt an, wieviel CO2 -Emissionen im Vergleich zu einer Videokonferenz eingespart werden.

Feeting-Meetings sollen gänzlich ohne Hände funktionieren. Audio-Signale geben akustische Hinweise zu neuen Teilnehmer:innen, zur Zeit oder zurückgelegter Strecke. Ist eine Besprechung beispielsweise zur Hälfte vorbei, weist ein akustisches Signal darauf hin, dass es Zeit ist, umzukehren.

Bei der Voll-Version der App ist es in Planung sie mit diversen Features anzureichern. Um welche es sich handelt, hänge stark davon ab, wie die ersten Beta-User Feeting nutzen und welche Funktionen sie zusätzlich brauchen. Aktuell ist bereits ein Tracking-Feature mit Schrittzähler integriert. Eine Verknüpfung zu Apple Health (für iOS) und Google Fit (für Android) ist ebenfalls möglich.

Feeting kann mitschreiben

Bei der Implementierung weiterer Services gebe es zwei mögliche Wege: Richtung Entertainment, Aktivität und Tracking oder in Richtung Meeting-Möglichkeiten. So oder so sei laut Gründerin auf jeden Fall ein virtueller Sprachassistent geplant, der die sogenannten “Feetings” managt.

“Er soll während den Gesprächen die wichtigsten Ergebnisse aufnehmen und automatisch als Text an die gewünschte Mailadresse senden”, erklärt Burtscher abschließend. Auch vorab eingetragene Besprechungshinweise sollen auf Audio-Befehl vorgelesen werden, so dass kein Punkt auf der Agenda vergessen wird.

Eher in Richtung “Fun” fürs Team gehen andererseits Features mit der Möglichkeit, die Teamkollegen herauszufordern oder gemeinsam die Form einer Ente bzw. eines Fuchses auf der Routenkarte abzulaufen. Für die Weiterentwicklung der Beta-Version werden aktuell 400 “early adopters” im DACH-Raum gesucht.

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Lisa-Marie Schiffner gründet eigenes Tech-Startup Lmwy. (c) Lmwy

Über vier Millionen Menschen folgen ihr auf Social Media, sie wurde in die “Forbes 30 under 30” aufgenommen und gründete mit Anfang 20 ihr eigenes Startup. Die Rede ist von Lisa-Marie Schiffner: Sie gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten in Österreichs Social-Media-Landschaft. Die heute 23-Jährige startete 2013 ihre Reise als Content Creatorin und zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten des Landes. Mit ihrer Leidenschaft für Fotografie und Videografie begeistert sie seit rund elf Jahren ihre Community, die insgesamt auf über vier Millionen Follower:innen angewachsen ist.

Was viele nicht wissen: Schon lange vor ihrem Social-Media-Erfolg verfolgte Schiffner den Traum, eine eigene App zu entwickeln. Ende letzten Jahres setzte sie diese Vision in die Realität um und gründete das Tech-Startup Lmwy. Kurz darauf brachte sie ihre Editing-App auf den Markt. Die Idee entstand aus ihrer Frustration, ständig mehrere Apps für die Bildbearbeitung nutzen zu müssen. Ihre Lösung: eine einzige App, die all die Anforderungen und Bedürfnisse eines Content Creators erfüllen soll.

Lmwy als “All-in-One”-Creator-App

Nach fünf Jahren Optimierungszeit war es dieses Jahr endlich so weit: Am 15. April launchte Schiffner ihre Lmwy-App. Die Plattform positioniert sich als die erste „All-in-One“-Creator-App, die laut Produktversprechen sämtliche Werkzeuge für die Content-Produktion in einer Anwendung vereint. Dazu gehören ein Bildbearbeitungstool mit Vorlagen und Filtern sowie ein Video-Tool, das als mobiles Schnittprogramm fungiert. Mit diesen Funktionen soll Lmwy alle notwendigen Features an einem Ort bündeln und das laut Schiffner zu einem vergleichsweise günstigen Preis.

Gegenüber brutkasten betont Schiffner: „Damals musste ich mir alles selbst beibringen und das Problem war, ich musste mir alles zusammen suchen. Ich möchte anderen die Möglichkeit geben, an einem einzigen Ort kreieren zu können – und das nicht nur für professionelle Creator, sondern für alle, die einfach Lust darauf haben”.

Eine weitere Besonderheit der App ist das integrierte Community-Forum, das als Plattform für Austausch und Unterstützung dienen soll. Dort teilt Schiffner ihre Erfahrungen und Tipps als erfolgreiche Content Creatorin. Nutzer:innen erhalten Tutorials zu den neuesten Content-Trends und Inspiration für eigene Projekte. Außerdem verriet Schiffner im Interview, dass bereits die ersten Community-Events in Planung seien. Diese sollen die Möglichkeit bieten, sich persönlich zu vernetzen und gemeinsam Ideen rund um Content Creation auszutauschen.

50.000 iOS-Downloads in einem halben Jahr

Das Unternehmen Lmwy wurde von Beginn an durch Schiffners Personal Brand finanziert. Sie berichtet, dass sie während der Entwicklungsphase „immer wieder viel an der Personal Brand arbeiten musste, um das Startup überhaupt hochziehen zu können”. Die Einnahmen stammen aus den Abonnements der App sowie einem eigenen Online-Shop, bei dem ein speziell für die Content-Produktion entwickelter Kalender angeboten wird. Nach eigenen Angaben verzeichnete die App im ersten Halbjahr bereits 50.000 iOS-Downloads und erzielte einen Umsatz von über 100.000 Euro.

Um die Vision zu verwirklichen, holte sie zwei App-Entwickler ins Team – jeweils für iOS und Google Play. Abgesehen davon sei Lmwy aus einer reinen „One-Woman-Show“ entstanden, wie sie im Interview erklärt. Bis heute übernimmt Schiffner einen Großteil der Aufgaben selbst: von Designentscheidungen bis hin zum Marketing. Zusätzlich greift sie bei Bedarf auf die Unterstützung von Freelancer:innen im Grafikbereich zurück.

Schiffner über Lmwy: “Ich bin auf viel Ablehnung gestoßen”

Der Arbeitsaufwand, besonders in der Anfangsphase, sei zwar oft überwältigend gewesen, doch ihre Vision und ihr Durchhaltevermögen hätten überwogen, erzählt Schiffner im Interview. „Ich habe mir einen Bereich ausgesucht, der mich challenged. Nach elf Jahren als Creator habe ich für mich eine neue Herausforderung gebraucht. Es fühlt sich gerade an wie damals am Anfang von meiner Social Media Karriere, wo sich alles so schwer angefühlt hat. Aber ich habe Bock drauf, ich will dazu lernen und mich weiterentwickeln“.

Schiffner begann ihre Social Media-Karriere zwar rein aus Leidenschaft für die Fotografie, erkannte jedoch bald das enorme Potenzial, das die Plattformen im Bereich Marketing bieten. Dennoch stößt sie des Öfteren auf die Skepsis, die ihrem Berufsfeld entgegengebracht wird. Im Interview erzählt sie: „Ich bin auf viel Ablehnung gestoßen, weil meine App halt darauf ausgerichtet ist, mit Social Media zu interagieren. Dann präsentierst du das eingesessenen Business-Menschen, meistens Männern, die dann letztendlich erstens dich für zu jung empfinden und zweitens dann die Idee scheiße finden, was auch völlig in Ordnung ist”.

Als Frau erlebte sie zusätzlich, dass ihr oft weniger zugetraut wird. „Es ist eine Zusatz-Challenge“, sagt Schiffner, „es gibt immer noch sehr viele Vorurteile, dass eine Frau nicht fähig ist, ein Team zu führen oder irgendwie krass Karriere zu machen“. Anstatt dass Schiffner sich davon demotivieren lässt, lernte sie, an der Kritik und ihren Fehlern zu wachsen. „Ich ecke gerne an, ganz ehrlich. Mittlerweile finde ich es sogar lustig”.

Schiffner mache “Business mit Herz”

Die Lmwy-App ist mit ihren sechs Monaten noch in einer frühen Entwicklungsphase und befindet sich weiterhin in der Optimierung. Für das Team bedeute das Learning by Doing, da die technischen Herausforderungen einer Bildbearbeitungsapp laut Schiffner sehr komplex seien. In Zukunft plant sie, verstärkt auf Fotomanipulation durch Künstliche Intelligenz zu setzen und den Community-Bereich der App weiter auszubauen.

Langfristig schließt Schiffner die Gründung eines weiteren Unternehmens aus. Ihr Terminkalender lasse dafür neben Lmwy und ihrer Personal Brand keinen Raum. Außerdem sei sie sehr familiengebunden und will zukünftig in “Richtung Family gehen und auch eine andere Seite des Erfolgs, den im Personal Life, dann auch genießen”, sagt die 23-jährige Steierin. „Also ich muss nicht mehr die Welt zerreißen. Ich habe voll Bock auf das, was ich gerade mache und ich bin da mit Herz und Seele dabei, aber ich bin nicht verkrampft darin”. Schiffner mache “Business mit Herz und nicht nur aus Geldgründen. Das ist der Grund, weshalb das [Startup] so erfolgreich werden kann, genauso wie die Personal Brand”.


Aus dem Archiv: Lisa Marie Schiffner bei brutkasten Spotlight (März 2023):

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