14.08.2020

Mitarbeiter sind der einzige USP: Doch kümmern sich Chefs wirklich darum?

Die Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource eines Unternehmens - trotzdem wird Employee Experience oft dem Zufall überlassen, schreibt Maximilian Lammer.
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PHH Rechtsanwälte
(c) Adobe Stock / Antonioguillem

Im HR-Trendranking 2020 von LinkedIn belegt das Thema Platz 1: Employee Experience (EX). Etwas unsauber ins Deutsche übersetzt mit “Erlebnis Job” oder “Mitarbeiter-Erfahrung” beschreibt es aber schon, in welche Richtung es geht. Nach User Experience für Apps und Customer Experience generell, sprechen wir nun in Unternehmen auch von Employee Experience.

EX meint einfach gesagt alle Interaktionen, Erlebnisse und Erfahrungen in der Beziehung zwischen Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter und Arbeitgeber, und zwar von “pre-hire to retire” – in den drei Dimensionen “physical – digital – cultural” sowie den sogenannten “moments that matter”. Unternehmen haben mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ob sie das nun wollen oder nicht, “lebenslange” Beziehungen. Employee Experience ist reduziert gesagt Beziehungspflege – mit überzeugender Wirkung.

Mitarbeiter sind einziger USP

Am Anfang steht eine andere Perspektive auf aktuelle Entwicklungen und deren Impact auf unsere Unternehmen – womit klar wird, warum Employee Experience der Trend Nummer 1 ist. Heute sehen sich Unternehmen und ihre zum Teil jahrzehntelangen Marktbegleiter mit mehr oder weniger unvorhersehbaren Konkurrenten konfrontiert, die mit digitalen Geschäftsmodellen in Teilbereiche der etablierten Player eindringen und sich sukzessive breit machen.

Aber wenn diese sogenannten Startups am Markt sind, ist es eigentlich schon fast zu spät. Den Vorsprung durch unternehmensinterne Innovation wieder aufzuholen, ist mit den eigenen Strukturen mitunter kaum möglich. Dafür ist man zu schwerfällig und bürokratisch – ganz im Gegensatz zum kleinen, wendigen Tech-Konkurrenten. Durch diese Beschleunigung, ausgelöst von Digitalisierung und neuen Technologien, steigt der Innovationsdruck in allen etablierten Unternehmen enorm.

Doch die neuen Entwicklungen stehen im Spannungsverhältnis mit der langen Erfahrung älterer Führungskräfte im Unternehmen. Der bisherige Erfolg gibt wenig Anlass zur echten Veränderung – das gilt sowohl fürs Business als auch für People. Im Business lässt sich die Notwendigkeit aber immer schlechter ignorieren. Unternehmen reagieren nach bester Erfahrung und externer Anleitung: Digitale Transformationsprogramme und New Work.


Event-Tipp: EX Summit am 6. Oktober 2020

Am 6. Oktober 2020 veranstaltet Max Lammer gemeinsam mit dem brutkasten und LSZ Consulting den Employee Experience Summit 2020 in Wien mit 20 Speakern und 120 Teilnehmern aus 80 Unternehmen. Tickets und weitere Informationen unter diesem Link.


Inzwischen werden, wie kürzlich aus Deutschland berichtet, die ersten Digitallabore großer DAX-Konzerne in Berlin wieder geschlossen oder deutlich redimensioniert – wegen zu wenig Erfolg. Zudem befinden wir uns gerade gefühlt am ersten Peak mit “New Work” und dem damit verbundenen Wunsch, auch so agil und wendig zu sein wie Startups – ohne aber den Kern von New Work “wirklich, wirklich” anzunehmen. Noch sind zu wenig vergleichbare Daten vorhanden, um festzustellen, ob die unter dem Buzzword “New Work” getätigten Maßnahmen dazu geführt haben, dass die Motivation und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spürbar gestiegen sind oder messbar innovative Ergebnisse gebracht haben.

New Work meint Employee Experience

Der einzige USP und gleichzeitig wichtigste Faktor, der Unternehmen bei genannten Entwicklungen und Vorzeichen aus dem Arbeitsmarkt heute ehrlicherweise bleibt, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – mit ihrem Wissen, ihrer Kreativität, ihrer Erfahrung, ihren Ideen. Die Notwendigkeit “etwas zu tun” trifft also nicht nur den Businessbereich, sondern vor allem den Peoplebereich. Folgende fünf einfache Argumente sollen die Wichtigkeit von Employee Experience unterstreichen und verständlich machen:

  1. Employee Experience ist maßgeblich dafür, ob es gelingt bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Der “war for talents” wird oder ist bereits ein “war for people”, weil sich die Lücke des Abgangs der Babyboomer in den nächsten Jahren nicht nur mit Talents und Technologie füllen lassen wird.
  2. Employee Experience wird zur entscheidenden Vergleichsgröße, wenn es um die Attraktivität als Arbeitgeber geht. Transparenzplattformen wie kununu oder glassdoor helfen dabei, einen Einblick zu bekommen, wie es in Unternehmen tatsächlich zugeht.
  3. Employee Experience ist die Grundlage dafür, ob sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig mit innovativen und kreativen Ideen im Unternehmen einbringen und diese auch erfolgreich verfolgen, oder nicht.
  4. Employee Experience ist aber auch die Quelle der Customer Experience: zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen glückliche Kundinnen und Kunden.
  5. Employee Experience ist schlussendlich auch ein Schlüssel zu unserer Gesundheit – nicht selten sind der Job und die Arbeitsumgebung die Ursachen für (chronische) Krankheiten – die am Ende auch den Unternehmen Geld kosten.

Ursache und Wirkung der Employee Experience

Die Formel ist relativ einfach: Performance entsteht durch Engagement – Engagement durch Experience. Haben Unternehmen in den letzten 20 Jahre versucht, mit Incentives, Boni und anderen Benefits das Engagementlevel zu steigern, so mussten (fast?) alle feststellen, dass diese Programme keinen nachhaltigen Erfolg gebracht haben. An Benefits gewöhnt man sich schnell, die Incentives und Boni führen dazu, dass einige wenige bevorzugt scheinen und am Ende gibt es nicht mehr Zufriedenheit in der Belegschaft. Der Schlüssel liegt in der Experience.

Doch insbesondere Employee Experience wird in unseren Unternehmen mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Dabei ist der Impact – vor allem auch betriebswirtschaftlich – leicht nachweisbar: Sparpotenziale in Millionenhöhe, Outperformance bei Umsatz und Ertrag, Attraktivität am Arbeitsmarkt – nur um Stichworte zu nennen. Das neue Verständnis für People Management, das auch durch die Veränderung vom Arbeitgebermarkt hin zum Arbeitnehmermarkt so dringend notwendig scheint, hängt von einer einfachen Frage ab, die nicht vom HR-Department beantwortet wird: “Do you really, really care?” Ist es den obersten Managern wirklich, wirklich wichtig – oder ist “Human Centricity” nur ein neues Buzzword, das sich an viele andere reiht?

Der Shift von HR zu Employee Experience ist aber auch die große Chance für die Personalabteilung, einen gesteigerten, messbaren Wertbeitrag zum Ergebnis zu liefern und damit zur zentralen Funktion im Unternehmen zu werden. Und die Chance die Arbeit zu bekommen, die man wirklich, wirklich will.

Über den Autor

Max Lammer - Experte für Employee Experience

Max Lammer ist Solopreneur, Trainer und Employee Experience Designer. Auf Basis seiner Erfahrung mit vielen Unternehmen – von klein bis multinational – und aus unterschiedlichen Blickwinkeln, ist er der Überzeugung, dass Employee Experience das entscheidende strategische Handlungsfeld für Organisationen egal welcher Größe und Branche ist – für mehr wirtschaftlichen Erfolg, sowie Zufriedenheit der Mitarbeiter und Kunden.

Seine berufliche und unternehmerische Erfahrung im Zusammenhang mit Innovation, Digitalisierung und New Work ist unter anderem geprägt durch beispielsweise die Initiative “Innovation to Company” in der er etablierte Unternehmen und Startups zusammen bringt, oder das Projekt des zukunftsweisenden Innovationscampuskonzept “Talent Garden” in Österreich . Außerdem hat er mehrere Jahre aktiv in einem österreichischen Technologiestartup mitgearbeitet.

Als Trainer und Solopreneur begleitet er Projekte zur Entwicklung von Innovationsstrategien und digitaler Transformation (in 8 Schritten) sowie zur “New World of Work”, und unterrichtet an Unis und bei Corporates mit Schwerpunkten auf Startup-Methoden, Employee Experience und Innovation. 

⇒ zur Website des Autors

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Das Gründerteam von Kern Tec | (c) Kern Tec
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Milchprodukt-Alternativen gibt es inzwischen viele am Markt. Das Startup Kern Tec mit Sitz im niederösterreichischen Herzogenburg, das mit seiner B2C-Marke Wunderkern auch direkt im Einzelhandel vertreten ist, hat dafür ein eigenes Verfahren entwickelt – brutkasten berichtete bereits mehrmals. Und die Produkte auf Marillenkern-Basis sind mittlerweile ziemlich erfolgreich. Zahlreiche Kooperationen und Listungen wurden erreicht, etwa in rund 900 Billa-Filialen. Mit einem 12-Millionen-Euro-Investment im Herbst 2023 wurde auch finanziell eine solide Basis für die Skalierung gelegt.

Wunderkern: Kakao nun bei dm, Käse-Alternative bei Mpreis

Nun vermeldet Kern Tec Listungen mit Wunderkern-Produkten bei zwei weiteren großen Handelspartnern. Bei dm drogerie markt ist in Österreich nun der Kakao des Startups erhältlich – bei Billa ist dieser bereits seit Herbst 2023 gelistet. Bei der westösterreichischen Supermarktkette Mpreis gibt es nun die Käse-Alternativen des Unternehmens in drei Sorten zu kaufen. Ein weiterer Ausbau des Vertriebsnetzes sei geplant, heißt es vom Startup.

Kern Tec: Nutzung von Abfallprodukt spart CO2 und Wasser

Von Michael Beitl, Luca Fichtinger, Sebastian Jeschko und Fabian Wagesreither gegründet, ging Kern Tec mit seiner Technologie 2019 an den Start. Mit dieser werden Öle und Proteine aus Obstkernen gewonnen. Auch deren Schale wird verwertet – etwa zerrieben als Ersatz für Mikroplastik in der Kosmetik. Somit wird ein organisches Abfallprodukt aus der Obstverarbeitung vom Startup als Rohstoff genutzt. Und das soll im Vergleich zum Anbau von Nüssen und Mandeln, die sonst als Rohstoff für Milchprodukt-Alternativen dienen, viel Wasser und CO2 sparen. Das Unternehmen betreibt neben der eigenen B2C-Marke Wunderkern auch ein B2B-Geschäft mit zahlreichen Partnern.

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AI Summaries

Mitarbeiter sind der einzige USP: Doch kümmern sich Chefs wirklich darum?

  • Im HR-Trendranking 2020 von LinkedIn belegt das Thema Platz 1: Employee Experience (EX).
  • Etwas unsauber ins Deutsche übersetzt mit “Erlebnis Job” oder “Mitarbeiter-Erfahrung” beschreibt es aber schon, in welche Richtung es geht: Nach User Experience für Apps und Customer Experience generell, sprechen wir nun in Unternehmen auch von Employee Experience.
  • Employee Experience ist maßgeblich dafür, ob es gelingt bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.
  • Employee Experience wird zur entscheidenden Vergleichsgröße, wenn es um die Attraktivität als Arbeitgeber geht.
  • Employee Experience ist die Grundlage dafür, ob sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig mit innovativen und kreativen Ideen im Unternehmen einbringen und diese auch erfolgreich verfolgen, oder nicht.
  • Am 6. Oktober 2020 veranstaltet Max Lammer gemeinsam mit dem brutkasten und LSZ Consulting den Employee Experience Summit 2020 in Wien mit 20 Speakern und 120 Teilnehmern aus 80 Unternehmen

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