24.10.2023

Ex-2Min-2Mio-Startup mit Brigantes finanziell “gekentert” – Sanierung geplant

Die “Brigantes” ist sprichwörtlich auf Grund gelaufen: Das Ex-2m2m-Startup “Sail Powered Shipping”, das sich für nachhaltigen Kaffeetransport einsetzte, muss mit über einer Million Euro Passiva Insolvenz anmelden. Ein Sanierungsplan ist im Entstehen.
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Brigantes, 2 Minuten 2 Millionen, Frachter, kaffee, Kravina, Startup
(c) Brigantes/FB - Das Startup möchte mit dem Segelschiff Brigantes die Umwelt schonen und greift auf die alte Kunst des Frachttransports zurück.

Das Wiener Startup Sail Powered, bekannt durch ihren zu restaurierenden Segelfrachter “Brigantes”, vertrieb bislang sogenannten “gesegelten Kaffee” und pitchte sogar bei der Startup-Show “2 Minuten 2 Millionen”.

Kaffeefracht auf unsicheren Gewässern

Das Kaffee-Startup wurde von Daniel Kravina und Katharina Schaller gegründet. Unter dem Namen Brigantes produzierte das Startup Kaffee und nutzte für dessen Logistik alte Segelfrachter (brutkasten berichtete) – ein Zeichen, das die beiden Gründer:innen gegen den von Menschen und Schifffahrt verursachten CO2-Ausstoß setzten.

Das Gründerteam verschiffte seinen fairen Kaffee per Segelfrachter. Das schwarze, koffeinhaltige Gold wurde dabei direkt bei Bauern in Zentralamerika gekauft und mit zwei Segelfrachtern emissionsfrei und ressourcenschonend nach Europa transportiert. Die Kaffeebohnen wurden in der Toskana geröstet und anschließend an Kund:innen geliefert. Um die Logistik zu Wasser zu stärken, hatte das Team außerdem vor, ein hauseigenes Segelschiff, die “Brigantes”, zu restaurieren. Das Segelschiff hätte die bestehende Logistik unterstützen sollen. Die Restaurierung der “Brigantes” wurde aber nicht abgeschlossen.

Für die Sanierung der “Brigantes” besteht Hoffnung

Nun ist das Ex-2m2m-Startup insolvent. Ursprünglich hätte die “Brigantes” unter der Operation “Wir segeln Kaffee, ressourcenschonend, rückstandslos und im Einklang mit den Elementen der Natur, damit Du auch Produkte aus der Ferne mit einem guten Gewissen genießen kannst!“ im Einsatz sein sollen.

Aktuell liegt das zu restaurierende Segelschiff “Brigantes” in einer Werft in Italien. Laut KSV1870 wurde die Renovierung des Schiffs begonnen, aufgrund der Corona-Pandemie und gestiegener Kosten aber nicht abgeschlossen. Die Geschäftsführung der Muttergesellschaft sei allerdings in Gesprächen mit Interessenten, die die Fertigstellung des Schiffs finanziell unterstützen. Ihre Bereitschaft dazu sei allerdings von einer potenziellen Entschuldung der Gesellschaft abhängig.

Schuldnerangaben zufolge liegen die Unternehmenspassiva bei 1,3 Millionen Euro, davon 680.000 Euro über Crowdfunding. Das Sanierungsverfahren wurde auf Antrag der Schuldnerin ohne Eigenverantwortung eröffnet. Der Sanierungsplan sieht ordnungsgemäß eine Mindestquote von 20 Prozent – zahlbar binnen zwei Jahren – vor.

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Tractive
(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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