10.11.2020

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

Erste Bank Österreich CEO Peter Bosek gab bekannt, dass er nach 24 Jahren in der Erste-Gruppe, davon mehr als 13 Jahre in verschiedenen Managementpositionen, per 31. Dezember 2020 zurücktreten und aus dem Vorstand ausscheiden wird. Bosek wird die Position des CEO bei der Luminor Bank AS im Baltikum übernehmen. Im Gespräch mit dem brutkasten erklärt der Bankenexperte seine Beweggründe, spricht über die Digitalisierung in der Branche sowie über FinTechs und gibt spannende Einsichten, wie Banken im letzten Jahrzehnt auf aufstrebende Tech-Companies reagieren mussten.
/artikel/erste-bank-ceo-peter-bosek-beim-abschied-aus-osterreich-n26-revolut-oder-bitpanda-werden-nie-eine-ganze-bank-sein
Peter Bosek, Bosek, CEO, Baltikum, FinTech, george
c) derbrutkasten - Erste Bank CEO Peter Bosek sucht nach 24 Jahren in Österreich nun im Baltikum neue Herausforderungen.

24 Jahre im Bankenwesen. Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat. Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, die Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich. Nun sucht er sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS, die stark wachsen will und stellt sich neuen “Challenges”: “Dieses Wachsen und der Angriffsmodus ist etwas, das ich immer sehr gerne gemacht habe”, sagt er.

Der Zwang zur Digitalisierung

Doch bevor er mit Ende Dezember geht, schildert er seine Eindrücke der letzten Jahre und skizziert die Entwicklung, die Banken mit der steigenden Digitalisierung und dem Aufstreben von Tech-Companies vollzogen haben. Und auch dazu gezwungen wurden.

Von den Söhnen auf Facebook eingeführt

Es war das Jahr 2007, als eine App-Version des Netbankings vorgestellt wurde. Neuland für die heimische Szene. Und auch Social Media war damals nicht so selbstverständlich, wie es heute ist. “Ich hatte ein Interview und habe meine Söhne gebeten, mich kurz in Facebook einzuschulen, denn ich sollte vor Journalisten wissen, was ich tue”, sagt Bosek, dem damals schon bewusst war, wie wichtig es wird, das Thema Zahlungsverkehr strategisch zu besetzen. “Es war absehbar, dass Technologie begonnen hat, das Alltagsverhalten zu verändern. Es war eine Veränderung spürbar”, sagt er.

“Tech wird zu Big-Tech”

Diese Zeit stellte sich für die gesamte Bankenindustrie als eine Phase großer Herausforderungen dar. 2008 schlug die Finanzkrise zu, Tech-Companies wurden zu “Big-Tech” und begannen das Kundenverhalten zu beeinflussen, was Banken plötzlich sehr ins Hintertreffen gebracht hat.

Das ganze Gespräch mit Peter Bosek zum Nachsehen

Bosek: “Banken technologisch nie Frontrunner”

“Banken waren technologisch nie der ‘Frontrunner’, bei uns ging es sehr um das Thema Sicherheit. Banken sind immer um ein paar Jahre ‘hinten nach’, doch wir wurden nochmal zurückgeworfen, weil wir im Krisenmodus waren”, erklärt der Manager, der trotz aller Problemfelder immer darauf pochte, auf dem Thema “drauf zu bleiben”.

Massentauglichkeit setzt ein

Bosek erkannte früh, dass technologische Entwicklungen die Technologie massentauglich gemacht hatten. Er wies bereits damals ein feines Gespür dafür auf, dass die ganze Thematik an Bedeutung gewinnen würde, konnte aber selbst nicht ahnen, wie stark dies ausgeprägt werden würde.

“Hätte ich damals gespürt, dass fünf Klicks schon zu viel sind, um bei Amazon zu kaufen…”, sagt er und betont, dass es für die Bankenbranche einen Adaptionszwang gab.

Bosek: “Selbstverliebte Komplexität der Banken”

Der Bank-Experte ahnte bereits, dass das Onlineverhalten von großen Tech-Unternehmen weiterentwickelt werden würde. Jedes neue iPhone habe eine Verhaltungsänderung zur Folge, wie er sagt: “Banken kommen traditionell in eine teilweise selbstverliebte Komplexität hinein. Doch wir waren dann plötzlich aufgefordert, auf den Screen eines iPhones zu kommen. Das ist eine große Challenge, aber wir werden heute immer besser. Auch wenn wir noch nicht dort sind, wo wir hingehören. Aber wir sind eine der Banken, die den Weg erkannt haben.”

Und plötzlich waren FinTechs da

Neben den technologischen Möglichkeiten, die im Laufe der Jahre immer und stetig gewachsen sind und die ganze Branche zur Anpassung gezwungen haben, gab es noch eine andere Entwicklung, die Einfluss auf den Bankenalltag genommen hat: Das Auftauchen von FinTechs.

Bosek: “Sensationell, was sie geschafft haben”

“Jene haben Themenbereiche besetzt, die wir gar nicht oder nicht professionell genug besetzt haben”, sagt Bosek. “Zwar hat keiner eine komplette Bank hingestellt, aber es gab sinnvolle Entwicklungen. Unternehmen wie N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein, aber es ist sensationell, was sie geschafft haben.”

Koop als Antwort auf Disruptoren

Mit neuen “Playern” am Spielbrett stellte sich für viele Beteiligten die Frage, wie man mit den potentiellen Disruptoren der Szene umgehen soll. Bosek selbst hatte nie daran geglaubt, dass es Sinn mache, wenn Banken FinTechs kaufen – die Startup-Mentalität würde eine große Bank erdrücken. Für ihn war Kooperation die richtige Antwort.

Zusammenarbeit mit IBM und Microsoft

“Gegen die großen Tech-Companies kann ich nur auf eine Art punkten. Mit den traditionellen IT-Firmen kooperieren, etwa mit IBM, Microsoft, Cisco, die auch ein paar Jahre gebraucht haben, sich zurück zu kämpfen. Sie haben ja auch teilweise ihre Geschäftsmodelle komplett gedreht, weil es Amazon vorgemacht hat. Stichwort: Cloud-Business. Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.

FinTechs von der Seite

Zudem sagt der Finanz-Experte, dass Banken heute eine ganz andere Rolle als vor 20 Jahren zufallen. Damals reichte ein stabiles Betriebssystem, heute braucht es eine Schnittstelle zum Kunden. “Um mit einer Amazon-Welt mithalten zu können, musst du mit IBM, Oracle und anderen zusammenarbeiten”, weiß Bosek: “Die FinTechs spielen von der Seite zu. Wenn wir dort ein Service sehen, das wir nicht anbieten, dann ist Kooperation die Lösung”.

Dann kam George

2015 kam George. Bosek dazu: “Wir mussten etwas Neues ausprobieren, anders nach vorne schauen. Ich hatte die Möglichkeit bekommen, daran zu arbeiten. Unsere Stärke war die Diversität des Teams. Heute finden das alle ‘cool’, damals jedoch hat keiner die Notwendigkeit gesehen. Innovation ist viel Überzeugungsarbeit. Heute hat George viele Väter des Erfolgs, am Anfang waren wir eine kleine verschworene Truppe.”

N26 und Revolut mit smarten Modellen

Bosek sieht FinTechs nicht als unmittelbare Konkurrenz, wie er sagt. “N26 und Revolut haben ein anderes Geschäftsmodell als Vollbanken. Sie werden im ‘Longrun’ mit weniger Kapital auskommen. Und verteilen ganz wenig Kredite selbst, sondern eher mittels Kooperation. Wie auch viele andere Produkte. Vom Kapitaleinsatz her ist es wahrscheinlich ein sehr smartes Modell, weil ich viel ‘income’ habe. Aber es ist nie deren Zugang, eine Komplettbank darzustellen. FinTechs sind eine produktgetriebene Veranstaltung, während wir eine zweckgetriebene sind. Wir haben automatisch einen persönlichen Beratungsanteil dabei. Und in Zukunft einen digitalen, den wir automatisieren müssen.”

Bosek sieht in der Vergabe von Krediten einen volkswirtschaftlichen Zweck, der Banken zukommt. “Ohne Kredite hat man keine Investitionen tätigen, die man fürs Wachstum braucht”, sagt er.

Beeindruckende Kundenakquise

Einen weiteren Unterschied zu FinTechs erkennt der Experte im Zugang zur Marktbearbeitung. Die Geschwindigkeit, mit der etwa N26 oder Revolut neue Länder oder ganze Kontinente hinzufügen, ringt ihm Bewunderung ab, wie er sagt.

Kaum US-Startups in Europa

“George ist mittlerweile in sechs Ländern verfügbar. Es ist regulatorisch nicht so einfach, da es Unterschiede von Land zu Land gibt”, sagt Bosek: “Dies ist auch ein Grund, warum wenige US-Startups nach Europa kommen. Sie sagen, ‘wir tun uns eure unterschiedlichen Märkte nicht an’.”

Die Gefahr in der Wahrnehmung unterzugehen

Eine Gefahr, die Bosek für seine Branche sieht, liegt im Branding. Er warnt davor, in Zukunft aufzupassen, wie man mit seiner “Brand” in die öffentliche Wahrnehmung gelangt: “Jedes Mal zahlen und du siehst Apple”, sagt er und weist darauf hin, dass es eine europäische Initiative gibt, die daran arbeitet, den US-Amerikanern den Zahlungsverkehr zu entreißen und einen europäischen zu implementieren. Doch:”Aus meiner Sicht ist dieser Zug komplett abgefahren”, glaubt er.

Bosek: “Eigenkapitalkultur von Startups verbessert, aber…”

Überhaupt sieht Bosek den Beginn einer Phase der Konsolidierung von Banken und ruft nach mehr Kapitalsammelstellen in Europa. Er erkennt zudem, dass sich die Eigenkapitalkultur für Startups in den letzten fünf bis sieben Jahren deutlich verbessert hat, jedoch mangele es an Vehikeln für die Anschlussfinanzierung. “Die zweite Runde geht noch irgendwie, doch dann fehlt es an der Venture-/Private Equity-Kultur in Europa. In den USA sind Universitäten rege Geldgeber am Markt, die gut investieren. Würde das jemand bei uns versuchen, so würde man ihn des Amtes entheben”, sagt er.

Österreich mit guter Resilienz

Österreich habe, so Bosek, insgesamt einen Startvorteil, weil das Land kleinteilig und divers sei. Das kreiere Resilienz. “Wir haben eine relativ stabile Arbeitsmarktsituation, doch es braucht Eigenkapital”, sagt er.

Der Ruf nach Eigenkapitalmaßnahmen

Drei Dinge, so der Experte weiter, würden eine Wirtschaft ankurbeln: Privater Konsum, Investitionen und Export. “Privater Konsum ist zurückhaltender als vor der Krise. Die Menschen sind vorsichtig. Den Export können wir wenig beeinflussen, aber Investitionen kann ich finanzieren, wenn genug Eigenkapital da ist. Daher sind im nächsten Schritt Eigenkapitalmaßnahmen notwendig, damit Unternehmen überhaupt die Basis haben, Kredite aufzunehmen und zu investieren. Momentan geht es bei Vielen darum, Schulden zurückzuzahlen, damit sie wieder Luft haben”, sagt Bosek.

Bosek :”Wien macht das gut”

Bosek lobt den Weg der Stadt Wien in dieser Sache, die “bloß” befristet in Unternehmen einsteigt: “Kein Unternehmer möchte mich dabei haben, der ihm jeden Tag die Welt erklärt”, sagt Bosek und empfiehlt, sich jetzt Maßnahmen zu überlegen: “Wien macht das gut, sonst hätte ich Angst um das Stadtbild, wenn man sich vorstellt, dass 30 Prozent der kleinen Geschäfte zusperren könnten. Das fände ich eine Katastrophe.”

Baltikum als spannendster Teil Europas

Nun und nach über zwei Jahrzehnten braucht Bosek den nächsten Schritt, wie er betont. “Es ist eine Challenge. Ein Land, das ich nicht kenne, ein Markt, den ich nicht kenne, eine Sprache, die ich nicht kenne. Die Region ist hochgradig digitalisiert, da kann ich etwas lernen. Insgesamt halte ich das Baltikum für den spannendsten Teil in Europa in Hinblick auf digitale Entwicklung.”

Vom Gymnasium ins Studium

Für Bosek ist der Abschied aus Österreich ein Schritt raus aus einer Komfortzone. Und viel Arbeit, wie er sagt: “Ich habe die Erste-Bank-Matura geschafft, nun folgt ein Baltikum-Auslandssemester.”

Deine ungelesenen Artikel:
20.12.2024

Lukas Püspök: “Der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt”

Interview. Im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und China stehen europäische Climate-Tech-Startups vor großen Herausforderungen und Chancen. Die Founding Partner von Push Lukas Püspök und Laurenz Simbruner erklären, wie sich die Investmentlandschaft verändert und was es braucht, um Europas Technologiesouveränität zu stärken.
/artikel/zwischen-trump-und-china-die-perspektiven-europaeischer-climate-tech-startups
20.12.2024

Lukas Püspök: “Der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt”

Interview. Im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und China stehen europäische Climate-Tech-Startups vor großen Herausforderungen und Chancen. Die Founding Partner von Push Lukas Püspök und Laurenz Simbruner erklären, wie sich die Investmentlandschaft verändert und was es braucht, um Europas Technologiesouveränität zu stärken.
/artikel/zwischen-trump-und-china-die-perspektiven-europaeischer-climate-tech-startups
v.l. Die beiden Founding Partner Laurenz Sim- bruner und Lukas Püspök | (c) Tina Herzl

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Spätestens mit dem Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen und der angekündigten Rückkehr seiner „America First“-Politik ist die Debatte über die Technologiesouveränität in Europa neu entfacht. Unter dem Motto „Drill, baby, drill!“ hat Trump zudem angekündigt, die Förderung fossiler Energieträger wie Öl und Gas massiv ankurbeln zu wollen. Gleichzeitig ist Europa in zentralen Industrien wie der Solar- und Batterietechnologie stark von China abhängig. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, welche Marktchancen europäische Climate-Tech-Startups im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und China künftig haben.

Diese Frage beleuchten wir aus Investorensicht im Gespräch mit Lukas Püspök und Laurenz Simbruner – sie sind Founding Partner des Wiener Venture-Capital-Fonds Push, der gezielt in Health-Tech- und Climate-Tech-Startups investiert. Püspök leitet zudem das gleichnamige Familienunternehmen, das einer der größten Windkraftbetreiber Österreichs ist.


Wie schätzt ihr die aktuelle Finanzierungslage für Startups aus Investorensicht ein?

Laurenz Simbruner: Die erwartete deutliche Verbesserung bei Dealchancen blieb 2024 aus. Viele hatten die Hoffnung, dass der Markt wieder stärker anzieht, aber das war eher eine vorsichtige Prognose als Realität. Stattdessen erlebten wir ein Jahr, das stark im Zeichen selektiver Investments stand – Flight to Quality und ein klarer Fokus auf Unit Economics und den Weg zur Rentabilität. Besonders Top-Teams und Serial Entrepreneurs hatten es beim Fundraising leichter. Im Bereich Climate-Tech war weiterhin Finanzierung da, vor allem von neueren Fonds, die bereits 2021 und 2022 geraist wurden. Doch auch hier gab es erste Anzeichen von Ernüchterung.

Wie äußern sich diese Anzeichen der Ernüchterung im Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Noch vor zwei Jahren waren die Erwartungen hoch – viele Pitch Decks gingen von extremen Energiepreisen aus, und selbst kleine Einsparungen durch Softwarelösungen wurden als äußerst wertvoll angesehen. Heute sind die Energiepreise in Europa zwar leicht erhöht, aber weitgehend normalisiert. Das führt zu einer gewissen Normalisierung der Nachfrage nach spezifischen Lösungen. Doch der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt: Lösungen im Kampf gegen die Klimakrise sind weiterhin dringend notwendig, und das Potenzial für neue Technologien ist groß. Besonders Boom-Technologien wie Batterien bleiben gefragt. Allerdings erschweren die wirtschaftliche Situation in Europa und der geopolitische Druck zwischen China und den Vereinigten Staaten die Entwicklungen in der Clean-Tech- und Climate-Tech-Branche.

Der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt.

Laurenz Simbruner: Interessant ist auch die Entwicklung bei den Investitionsvolumina: Nach einem Anstieg über drei Quartale gab es zuletzt wieder einen Rückgang. Besonders Deals im Bereich künstliche Intelligenz ziehen hier Aufmerksamkeit auf sich, da viele Mega-Rounds ein Drittel des Investitionsvolumens in Anspruch nehmen. Unsere beiden Bereiche Klima und Gesundheit bleiben jedoch noch immer unter den Top-Verticals. Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie. ESG-Monitoring oder reine Energiemonitoring-Lösungen reichen nicht mehr aus – es geht darum, die großen Probleme anzugehen. Beispielsweise spielt die Steuerung zwischen Energieproduzenten, Speichern und Abnehmern eine zentrale Rolle, und hier kann Software Effekte erzielen.

Lukas Püspök: Die Komplexität im Energiebereich steigt enorm, die neue Energiewelt ist wesentlich vielschichtiger und dynamischer als früher. Das schafft ein ideales Umfeld für neue Technologieunternehmen, die mit ihrer Agilität und Innovationskraft Lösungen bieten können, die traditionelle Akteure oft nicht schnell genug umsetzen. In diesem Feld ergeben sich fast zwangsläufig große Wachstumschancen für neue Technologieunternehmen. Die Herausforderungen und Möglichkeiten sind so groß, dass es fast nicht anders kommen kann.

Welche Chancen bestehen für Startups im Energiebereich angesichts der dominanten Marktposition Chinas im Hardwarebereich?

Lukas Püspök: Ja, tatsächlich sind die meisten wesentlichen Technologien mittlerweile fest in chinesischer Hand. Bei Wärmepumpen könnte Europa noch eine kleine Chance haben, aber auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Wechselrichtern: Vor einigen Jahren hatten auch die europäischen Hersteller noch eine gewisse Relevanz am Weltmarkt, heute spricht jedoch fast jeder nur noch über Huawei und ein paar andere, die ihre Dominanz klar ausbauen konnten.

Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren nicht einfach aufhalten lassen. China hat ein enormes Production-Know-how aufgebaut. Die Unternehmen dort sind in Forschung und Entwicklung sowie im Bau großer Produktionsanlagen extrem stark geworden. In Europa wird es sehr schwierig, dieses Niveau schnell zu erreichen.

Die USA gehen einen anderen Weg: Mit dem Inflation Reduction Act fließt viel Kapital in den Aufbau von Produktionskapazitäten, was den USA möglicherweise Vorteile verschafft. In Europa fehlen vergleichbar starke Investitionsanreize und langfristige Strategien, wie sie in China und den Vereinigten Staaten umgesetzt werden.

Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es für europäische Startups im Energy-Tech-Bereich keine Chancen gibt. Es gibt zahlreiche Felder, in denen sie erfolgreich sein können – von der Ausgleichsenergie über das Energiekostenmanagement bis zur Batterieoptimierung und Implementierung, um nur ein paar zu nennen. Hier bieten sich viele Möglichkeiten zur Wertschöpfung.

Wenn jedoch jemand in Europa eine neue Solarzelle entwickeln möchte, ist Skepsis angebracht, ob eine solche Entwicklung hier wirklich konkurrenzfähig in die Massenproduktion gehen kann. Deshalb liegt unser Fokus ohnehin nicht auf Hardware. Sie kann zwar eine Rolle spielen, aber der Hauptwert sollte immer aus der Softwarekomponente kommen – auch wenn das im Energy-Tech-Bereich manchmal herausfordernd ist.

Welchen Investitionsfokus verfolgt Push im Energiebereich?

Lukas Püspök: Unser Fokus liegt immer auf Asset-Light-Ansätzen, selbst bei Projekten mit Hardwarekomponenten. Wir sind offen, auch Hardware anzusehen, aber der wesentliche Wert wird in Europa öfter durch Software geschaffen, seltener durch herausragende Hardwareentwicklung und Produktion.

Laurenz Simbruner: Das liegt auch daran, dass wir als Tech-Investoren darauf achten, wie leicht Folgefinanzierungen gesichert werden können. Bei reinen Hardware-Investments stoßen wir auf Widerstände: Rund drei Viertel der potenziellen Investoren sagen bei „Hardware only“ Nein. Das erhöht das Risiko, dass eine Anschlussfinanzierung scheitert oder man alternative Finanzierungsquellen wie strategische Investoren oder Family Offices anstreben muss.

Was muss Europa tun, um im Energiebereich Technologiesouveränität zu erlangen?

Lukas Püspök: Europa kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn es langfristige, klare Policies ähnlich wie die anderen großen Wirtschaftsräume umsetzt. China hat mit seinen Fünfjahresplänen schon vor Langem begonnen, grüne Technologien und Batterien strategisch zu fördern, und unterstützt seine Unternehmen auf vielen Ebenen. Die USA setzen auf den Inflation Reduction Act, der klare Impulse für die Industrie bietet. Im Vergleich dazu wirkt Europa mit seinen Initiativen wie dem Green Industrial Deal fast zurückhaltend und politisch fragmentiert, was große Schritte erschwert.

Wir brauchen diese Klarheit in der europäischen Politik, um unsere Industrie zu halten und wettbewerbsfähige, günstige Energie zu sichern. Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden, und auch für Europa ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien alternativlos. Manche Stimmen sprechen sich zwar für mehr Kernenergie aus, aber der gänzlich fossilfreie Ausbau bleibt das Ziel; besonders, da Europa keine großen natürlichen Ressourcen besitzt. Wir müssen so viel wie möglich selbst in Europa erneuerbar produzieren.

Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie

Donald Trump hat die US-Wahlen gewonnen und setzt sich für fossile Energieträger ein. Inwiefern ist das eine Gefahr für den europäischen Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Die aktuellen Entwicklungen in den USA stellen für den europäischen Climate-Tech-Sektor aus meiner Sicht keine allzu große Gefahr dar. Wenn die USA erneut aus dem Klimaabkommen austreten und die Schiefergas- und Schieferölproduktion steigern, wird dies zwar Auswirkungen haben, doch Europa wird weiterhin konsequent auf Zukunftstechnologien setzen. Diese klare Haltung stärkt das europäische Ökosystem und zeigt eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber globalen politischen Veränderungen. Insgesamt halte ich den Wahlausgang für die Klimabemühungen für sehr bedauerlich – für die Chancen der europäischen Climate-Tech-Unternehmen aber nicht für eine fundamentale Gefährdung.

Laurenz Simbruner: Viele Climate-Tech-Lösungen dienen primär der Kostenreduktion und der Produktivitätssteigerung. Der Kundennutzen steht dabei im Vordergrund, z. B. durch geringeren Verbrauch oder höhere Effizienz. Die Entscheidung für solche Innovationen ist oft wirtschaftlich motiviert und nicht rein ideologisch. So spielt auch in den USA der wirtschaftliche Nutzen eine entscheidende Rolle – und erneuerbare Technologien wie Photovoltaik setzen sich langfristig durch, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll sind.

Lukas Püspök: Letztlich zeigt sich: Technologien setzen sich dauerhaft nur dann durch, wenn sie einen entsprechenden Kundennutzen bringen. In vielen Fällen sind aber Anschubfinanzierungen notwendig, um Technologien wie Photovoltaik zu etablieren und günstige, nachhaltige Lösungen weltweit zu fördern. Der große Photovoltaikboom auf österreichischen Dächern begann weniger aus Umweltgründen oder weil plötzlich jeder grünen Strom wollte; vielmehr wollen wir uns im Lichte der hohen Kosten und der Abhängigkeit von Importen wirtschaftlich absichern. Dieses Prinzip zeigt sich auch in den USA: Zwar könnte man mehr Öl und Gas fördern, und in gewissem Umfang wird das leider auch passieren, aber in vielen Fällen ergeben andere Energieformen wirtschaftlich mehr Sinn. Auch die USA werden PV, Windkraft und Batterien weiter stark ausbauen, hauptsächlich, weil sie in der Stromproduktion zu fast konkurrenzlos günstigen Technologien geworden sind.


Sichere dir das brutkasten-Magazin in digitaler Form!
Trag dich hier ein und du bekommst das aktuelle brutkasten-Magazin als PDF zugeschickt und kannst sofort alle Artikel lesen! Du erhältst mit der Anmeldung künftig auch Zugang für unseren Startup-Newsletter, den wir drei Mal pro Woche verschicken. Du kannst dich jederzeit unkompliziert wieder abmelden.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Erste Bank CEO Peter Bosek beim Abschied aus Österreich: “N26, Revolut oder Bitpanda werden nie eine ganze Bank sein”

  • 19Mit seinem beinahe Vierteljahrhundert an Erfahrung konnte kaum ein zweiter eine derartige Expertise aufbauen, wie Peter Bosek, der in dieser Zeit die Erste Bank Group geprägt und durch diverse Phasen der Veränderung begleitet hat.
  • Er galt als “Digitalisierungsturbo” und war für “George”, der Online-Banking-App-Version der Erste Bank, verantwortlich.
  • Amazon hat ja nicht nur Banking oder den Handel verändert, sondern die gesamte IT-Welt”, so Bosek.
  • Nun lässt er über zwei Dekaden Dekaden sein und sucht sein Glück im Baltikum als CEO der Luminor Bank AS.