21.09.2021

Erdogan erklärt Bitcoin den Krieg. Wird er Erfolg haben?

Der türkische Präsident nimmt Bitcoin ins Visier und spricht von „Krieg“. Er will eine digitale Lira lancieren. El Salvador geht den anderen Weg und kauft nach.
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brutkasten-Kolumnist Nikolaus Jilch
brutkasten-Kolumnist Nikolaus Jilch | Hintergrund © Adobe Stock

Es geht bergab. Nicht nur bei Bitcoin, sondern auf allen Märkten. Ein Grund ist die Angst vor einem großen Crash – ausgelöst von den ernsthaften Problemen des Immobiliengiganten Evergrande. Hier sieht man gut, was ein „Risk Asset“ ist: Aktien und Kryptowährungen gehen in die Knie, wenn die Investoren Geld „vom Tisch“ nehmen. In den vergangenen Wochen hieß es „risk on“ – Aktien und Bitcoin gingen rauf. Jetzt heißt es „risk off“. Anleger flüchten in Cash und Anleihen. Natürlich bewegen sich die Aktien- und die Kryptomärkte oft auch gegengleich – aber in akuten Stressituationen gleichen sie sich.

Angesichts der Aufregung um Evergrande wird aber leicht übersehen, dass Bitcoin auch ein Politikum geworden ist. In El Salvador sowieso, wo es inzwischen als Landeswährung eingeführt wurde. Der Twitter-freudige Präsident Nayib Bukele gab am Montag bekannt, dass sein Land den Rücksetzer im Preis für einen Nachkauf in der Höhe von 150 Bitcoin genutzt habe. “Den Dip kaufen”, heißt das auf Neudeutsch. Nachtrag von Bukele: “Sie können dich nicht schlagen, wenn du den Dip kaufst. Ein präsidialer Rat.”

“Wir sind in einem Krieg gegen Bitcoin”

Nun, es ist ein Rat, der am anderen Ende der Welt nicht ankommen wird. Denn der türkische Präsident Recep Erdogan mag Bitcoin nicht. Das ist noch untertrieben. Er hasst Bitcoin. Und hat der Kryptowährung deshalb den Krieg erklärt.

“Wir sind in einem Krieg gegen Bitcoin”, sagte er bei einem Meeting mit jungen Menschen aus 81 Provinzen des Landes. “Wir werden unseren Weg weiterhin mit unserem Geld gehen. Das ist unsere fundamentale Identität.”

Technisch wird dieser Weg begleitet von der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung, wie es auch in China und Europa geplant ist. Erst kürzlich hat sich eine Delegation der deutschen Bundesbank mit Peking zu dem Thema ausgetauscht. Eine Tatsache, die im deutschen Wahlkampf zwar keine Rolle gespielt hat. Die aber dennoch sehr besorgniserregend ist.

Denn das Diktatoren wie Xi Jinping und Autokraten wie Erdogan sich für digitale Zentralbankwährungen erwärmen, sollte niemanden überraschen. Diese bieten ganz neue Möglichkeiten zur elektronischen Überwachung und Gängelung der Bevölkerung. Aber jedem, der an Demokratie und Grundfreiheiten glaubt, sollte es kalt den Rücken runter laufen.

Die jungen Türken lieben Bitcoin & Krypto

Die Türken haben noch ein zusätzliches Problem: Erdogan ist in Sachen Währung völlig unbedarft und sorgt seit Jahren für gewaltige Inflation, die der Masse das Geld aus der Tasche ziehlt. Hier habe ich erklärt, wie Erdogan seine Währung ruiniert.

Da ist es kein Wunder, dass er sich jetzt ganz offen gegen Bitcoin stellt und seine eigene Digitalwährung pusht. Die Türkei ist seit Jahren eines der Länder mit der höchsten Verbreitung von Bitcoin. Die Bevölkerung ist jung und digitalaffin. Laut dieser Umfrage liegt das Land weltweit auf Platz vier was die Bitcoin-Adoption betrifft: Hinter Nigeria und Vietnam, aber weit vor China, den USA und Deutschland.

In Nigeria ist ein Bitcoin-Verbot gerade gescheitert

Erdogan wird seinen Worten bald Taten folgen lassen und den Krypto-Markt scharf regulieren. Für den Rest der Welt ist es ein wunderbares Anschauungsbeispiel. Niemand kann ernsthaft glauben, dass es dem türkischen Präsidenten um Anlegerschutz geht. Er will dem Kapital seiner Bürger die Fluchtmöglichkeiten nehmen und seine politische Kontrolle weiter ausbauen. Angesichts der raschen Entwertung der Lira, der wachsenden Popularität von Bitcoin und des durchaus langen Zeithorizonts, bis 2023 die “digitale Lira” kommt, ist sein Erfolg keineswegs garantiert.

Erst kürzlich hat Nigeria versucht, Bitcoin zu verbieten. Das Ergebnis: Die Bitcoin-Nutzung ist durch die Decke gegangen. Das Verbot wurde inzwischen aufgehoben. Weil es sinnlos war.

Zum Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch


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(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR
(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR / tech2b / My Esel / Simventure

Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.

Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.

My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER

Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”

Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) TECH HARBOR
Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) My Esel

Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.

Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator

Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.

“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.

Das Simventure-Team baut im TECHCENTER seine Simulatoren | (c) Simventure

Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.

cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden

Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.

Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”

cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon
cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon

Everest Carbon: “Unser Fortschritt übertrifft unsere Erwartungen”

Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.

In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.

Everest Carbon baut in der NEUEN WERFT gerade seine Produktion auf | (c) TECH HARBOR

Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt

Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”

Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.

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