22.05.2017

“Entrepreneur sein kann man lernen”

Alle Kinder haben das Potenzial, ein Entrepreneur zu sein. Es geht lediglich darum, dass man ihnen regelmäßig die Chance gibt, ein Projekt umzusetzen. Niemand muss ein Startup gründen, um ein Entrepreneur zu sein. Eine essentielle Voraussetzung für einen Entrepreneur ist aber, die Fähigkeit Initiative zu ergreifen.
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Für Johannes Lindner ist nicht jeder ein Entrepreneur, aber jeder hat die Chance, es zu lernen. Melpomene-fotolia.com

Jenes besagte „Ergreifen der Initiative“ lernt man am besten im Elternhaus. Jedoch geben nicht alle Eltern ihren Kindern die Chance dazu Möglicherweise, weil sie selbst nie die Erfahrung machen konnten, was das heißt. An diesem Punkt kommt Johannes Lindner der Initiator des Entrepreneurship Education Impulszentrums des Bundesministeriums für Bildung, der Initative für Teaching Entrepreneurship und Fachbereichsleiter für Entrepreneurship Education der KPH Wien/Krems ins Spiel. Er möchte im Rahmen der schulischen Ausbildung, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, eigene Projekte umzusetzen und ihr eigenes Potenzial zu entfalten. Sätze wie „du kannst alles schaffen, wenn du nur hart genug dafür arbeitest“ sind heutzutage omnipräsent. Ganz so einfach ist es in der Realität aber nicht. Kinder, die nie ermutigt wurden etwas Eigenständiges zu machen, werden tendenziell nicht einmal versuchen im späteren Leben ihre Träume zu verwirklichen. Da setzt Lindner mit seiner Entrepreneurship Education an. Für ihn ist zweifelsfrei nicht jeder ein Entrepreneur – aber jeder hat die Chance es zu lernen, wie man einer wird.

Was ist Entrepreneurship-Education?

Johannes Lindner: Ein Entrepreneur ist jemand, der etwas Neues umsetzt. Das muss nicht zwingend eine Startup- bzw Firmengründung sein. Egal, ob es sich dabei um einen Indianerhäuptling, einen Bürgermeister oder tatsächlich um einen Unternehmer handelt, wie es auch Schumpeter sagte. Aber genau diese Menschen braucht man in allen Bereichen der Gesellschaft. Deshalb setzen wir mit dem Konzept der Entrepreneurship-Education in Schulen an, um die Kinder dazu zu bewegen, etwas auszuprobieren und eigene Ideen umzusetzen.

“Entrepreneurship-Education setzt sich aus drei Ebenen zusammen. Im Kern geht es darum, Schülern immer wieder die Möglichkeit zu geben, eigene Ideen umzusetzen.”

Wie sieht dieses Konzept in der Praxis aus?

Man lernt anhand kleiner Herausforderungen. Was man genau macht steht nicht im Vordergrund, wichtig ist nur, dass die Aufgabe altersadäquat ist. Die Grundidee ist, dass Kinder einen Prototyp erstellen – von was auch immer. Dieser erfahrungsbasierte Ansatz ist auf learning by doing ausgelegt. Ansich wie bei einem „richtigen Startup“. Wichtig ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem Kinder in der Lage sind ihre Ideen zu verwirklichen. Schließlich braucht jedes noch so gute Eco-System auch Nachwuchsarbeit. Da möchten wir dazu beitragen.

Redaktionstipps

Was kann man sich unter „kleinen Herausforderungen“ vorstellen?

Johannes Lindner

Anhand  gewisser Challenges bekommen Volksschulkinder (neun-zehn Jahre) die Möglichkeit selbst zu „Forschern“ zu werden. Zum Beispiel in Form von Kekse backen. Die Kinder müssen sich den Weg zum fertigen Keks selbst erarbeiten. Sie müssen recherchieren welche Zutaten man braucht, wie man diese verarbeitet, wie viel Geld eingeplant werden muss etc. Für neun-Jährige ist das eine große Sache. Ein anderes Beispiel ist das Trash Value Festival. Die Kinder verarbeiten im Handwerksunterricht „wertlose Dinge“ zu einem neuen Produkt. Bei einem abschließenden Festival werden die besten Projekte ausgestellt und ein Sieger gekürt. Derartige Programme gibt es auch für die Ober- und Unterstufe – natürlich altersadäquat angepasst.

Worauf wird besonderer Wert gelegt?

Entrepreneurship-Education setzt sich aus drei Ebenen zusammen. Im Kern geht es darum, Schülern immer wieder die Möglichkeit zu geben, eigene Ideen umzusetzen. Weiters sollen die Kinder und Jugendlichen ermutigt und inspiriert werden – von Lehrern aber auch von externen Personen. Die dritte Ebene ist die soziale Komponente. Sie sollen bei ihren Ideen nicht nur für sich selbst, sondern auch an das Wohl der Gesellschaft denken.

Also kann jeder Mensch ein Entrepreneur sein?

In den 1980er Jahren wurde viel diskutiert, ob Entrepreneure geboren werden. Heute weiß man, dass Entrepreneurship erlernbar ist.  Das lässt sich empirisch gut belegen. Jeder kann lernen Initiative zu ergreifen, jeder kann die Kompetenzen erlernen, um bestimmte Dinge umzusetzen. Einzig die Ressourcen sind nicht für alle gleich. In praktisch allen Kindern steckt Tatendrang. Viele davon lernen jedoch zu Hause nicht, selbst aktiv zu werden. Deshalb müssen diesen Kindern mehrere Chancen gegeben werden eigene Ideen umzusetzen. So erfahren sie, dass auch in ihnen das Potenzial steckt ein eigenes Projekt zu realisieren.


Johannes Lindner ist Initiator des eesi-Impulszentrum für Entrepreneurship Education des BMB und der Initiative für Teaching Entrepreneurship, Fachbereichsleiter für Entrepreneurship Education der KPH Wien/Krems und Wirtschaftspädagoge der Schumpeter Handelsakademie.


Was können die Eltern tun, um die Kinder dabei zu fördern?

Bereits in jungen Jahren kommen Kinder in den Kindergarten, treten einem Fußballverein oder den Pfadfindern bei. Warum? Weil sie sich zu sozialen Wesen entwickeln soll. Gleichzeitig sollten Eltern aber permanent versuchen, ihren Kindern Selbstwirksamkeit zu ermöglichen. Sie selbst Entscheidungen treffen lassen, sie selbst Dinge ausprobieren lassen. Werden Kinder rund um die versorgt, hat das oftmals zur Folge, dass sie mit 15 Jahren die perfekten Konsumenten sind. Das soll nicht heißen, dass das böse oder schlecht ist. Aber es ist ein durchaus gängiges Phänomen in der Generation der Nesthäkchen.

Wie reagieren die Schüler auf dieses Modell?

Seit zehn Jahren veranstalten wir einen Ideenwettbewerb. Gerade bei Jugendlichen konnten wir während dieser zehn Jahre beobachten, wie sich die Qualität der Einreichungen von Jahr zu Jahr verbesserte. Viele dieser Ideen haben echtes Potenzial und die Jugendlichen gehen dem dann auch nach. Auch bei den Volksschülern ist die Resonanz sehr gut. Der spielerische Zugang zur Sache findet großen Anklang.

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Hat Entrepreneurship-Education einen langfristig positiven Effekt auf die Lebenseinstellung der Kinder?

Es gibt noch keine aussagekräftige Langzeitforschung. Dafür ist die Disziplin zu jung. Die Selbstwirksamkeitsprüfung gibt uns allerdings Recht. Sie belegt, dass die Einstellung der Jugendlichen langfristig positiv beeinflusst wird. Dieser Effekt basiert auf dem projektorientieren und erfahrungsbasierten Lernen.

Können „Nicht-Entrepreneure“ Entrepreneur-Education unterrichten?

Ein Entrepreneur muss nicht zwingend ein Unternehmen gegründet haben. Viele Lehrer verwirklichen sich in NGOs oder Vereinen und legen somit Entrepreneur-Verhalten an den Tag.  In Form von Fortbildungen sollen die Lehrenden aber sehr wohl ähnliche Erfahrungen machen wie die Schüler. Sie sollen ebenfalls versuchen eigene Ideen umzusetzen und sehen, wo die Schwierigkeiten und Herausforderungen liegen.

Stichwort „Failure Culture“ – ist Scheitern erlaubt?

Natürlich ist Scheitern erlaubt. Scheitern fördert die Lernkurve. Jugendliche sollen die Möglichkeit haben etwas zu probieren. Dass es dabei um keine Unsummen geht, kommt dem Prinzip zu Gute. Schüler haben meist nur ihr Taschengeld zur Verfügung. Deshalb werden sie alles daran setzen, das Projekt nicht scheitern zu lassen. Sollte es aber doch schief gehen, steht niemand vor dem finanziellen Ruin. Diesbezüglich spielt auch die Schule eine entscheidende Rolle. Sie sollte Scheitern zulassen, denn aus dem Scheitern eines Projekts resultiert ein wertvoller Lerneffekt. Schüler müssen ihre Entscheidungen dann auch selbst verantworten. In weiterer Folge, sollten den Kindern aber immer wieder die Möglichkeit zu Projekten gegeben werden. Bei einem einmaligen Versuch, bringt auch der Lerneffekt nicht viel.

MEHR Informationen unter  www.youthstart.eu

 

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Europa braucht Technologiesouveränität

Die Teilnehmer:innen diskutierten über die geopolitischen und wirtschaftlichen Implikationen des Wahlausgangs auf die globalen Märkte. Zahlreiche Expert:innen waren sich einig: Europa steht vor der Herausforderung, seine wirtschaftliche Autonomie stärken zu müssen. Ingo Bleier, Chief Corporates and Markets Officer and Board Member Erste Bank AG, sagte: “Nach dem Ergebnis der US-Wahlen ist klar: Wir brauchen einen neuen Ansatz, um die Wirtschaft in Europa zu fördern – ein wesentlicher Faktor dafür ist der Aufbau starker heimischer Kapitalmärkte innerhalb Europas.”

Auch Markus Lang, Partner bei Speedinvest und Board Member von invest.austria, betonte im Gespräch mit brutkasten die Bedeutung europäischer Technologiesouveränität. Hierfür müssten jedoch in Europa auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die nötigen Investitionen auch von privater Seite fließen können. “Europa wird in Zukunft stärker auf sich selbst gestellt sein, gleichzeitig entstehen jedoch unter Druck auch Diamanten”, so Lang.

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Im Panel zur österreichischen Dachfonds-Initiative betonten Branchenvertreter wie Hubert Cottogni (Europäische Investitionsbank) die wirtschaftlichen Vorteile eines solchen Fonds. Sie machten deutlich, dass insbesondere angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in den USA der Bedarf für einen österreichischen Dachfonds drängender geworden ist. “Die Europäische Kapitalmarktunion ist notwendig für eine größere Autonomie Europas – jetzt mehr denn je, und der österreichische Dachfonds ist ein kritisches Element davon”, so Hubert Cottogni, Director bei der Europäischen Investitionsbank in Österreich.

Im Gespräch mit brutkasten gab zudem Niki Futter, Chairman of the Board bei
invest.austria, einen Einblick in die Lobbyarbeit von invest.austria. “Wir haben mit allen politischen Parteien die ‘Vision 2030’ durchbesprochen”, so Futter. Jetzt gehe es darum, die konkreten Verhandlungsteams und Arbeitsteams zu identifizieren, um gezielt Einfluss nehmen zu können. „Wir haben zwei Ebenen – die Verhandlungsteams, die von den beiden möglichen Partnern in die Gespräche entsandt werden, und dahinter die Arbeitsteams. Wir klären gerade, wer dort konkret sitzt, um unsere politischen Anliegen und Vorschläge entsprechend zu platzieren,” so Futter. Besonders wichtig sei ihm dabei das Thema Dachfonds, das als zentrale Maßnahme zur Stärkung des Standorts gelte.

(c) brutkasten | Martin Pacher

Besonders spannend fand Futter die Bereitschaft des Europäischen Investitionsfonds (EIF), in EU-Mitgliedsländern Dachfonds-Strukturen aufzubauen, wie es bereits in Bulgarien, Griechenland und Portugal geschehen ist. “Wir wissen, dass Politik, Investment und Kapitalmarkt oft schwer in Einklang zu bringen sind. Wenn aber der EIF, der die Rückendeckung der Europäischen Kommission und aller Mitgliedsstaaten hat, in eine Schlüsselrolle bei der Etablierung eines Dachfonds geht, würde uns das vermutlich schneller zu einem erfolgreichen Ergebnis führen”, so Futter.


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