24.07.2023

Wiener Startup baut das schnellste Elektro-Surfbrett der Welt

Sie sind die schnellsten der Welt. Aber für die Massenproduktion benötigen die Peakfoil-Entwickler Businesspartner. Ihr Antrieb soll die E-Mobilität auf dem Wasser weiterbringen.
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(c) eFoiler GmbH
(c) eFoiler GmbH

„E-Foiling ist wie Skifahren im Tiefschnee“, schwärmt Gerhard Pirker. 2018 hat er seinen Job als Ingenieur für Wasserturbinen gekündigt und sein Startup Peakfoil gegründet. Die Vision: E-Mobilität auf dem Wasser vorantreiben. Seitdem tüftelt der Maschinenbauer mit seinem Team an Elektro-Hydrofoil-Surfbrettern, sogenannten eFoils.

Die Bretter sind mit einem Unterwasserflügel (Hydrofoil) ausgestattet. Der Flügel treibt das Board elektronisch an und hebt es aus dem Wasser. Es sieht aus, als würden die Bretter über dem Wasser schweben. Die Fahrer:innen (Foiler) regulieren die Geschwindigkeit über eine Handfernbedienung. Gelenkt wird wie beim Surfen durch die Verlagerung vom Körpergewicht. Efoiling sei aber einfacher zu lernen.

Im ehemaligen Philips-Werk werden die Boards entwickelt, Kärnten und Budapest sind weitere eFoiler-Standorte. Wo bis Anfang der 2000er Videorecorder hergestellt wurden, befindet sich nun der Vienna Tech Park, ein “Innovationsstandort” für Forscher:innen und Jungunternehmen im 23. Wiener Bezirk. Gerhard Pirker und sein Team haben eine namenhafte Nachbarschaft. TU-Studierende testen neue Materialien, der Lieferdienst Gurkerl.at ist da beheimatet, Werkstatt und Showroom von Tesla sind nur ein paar Minuten entfernt.

2017 der erste Prototyp

Im ersten Stock haben sie ein Büro zur Werkstatt umfunktioniert. Die Idee fürs eFoil kam dem Gründer schon 2012 während seinem Studium an der Technischen Universität Wien. Im Auslandssemester studierte Pirker Schiffbau, zeitgleich wurden bei der Segelregatta „Americas Cup“ erstmals Hydrofoils eingesetzt. Für Profis war dies ein Quantensprung, da Segelboote auf Foils deutlich schneller sind, für Normalos aber zu schwierig, um sie zu kontrollieren.

Hydrofoil-Boote mit Verbrennungsmotor gibt es schon lange. Aber Hydrofoil-Boote mit elektrischem Antrieb wären die perfekte Kombination und eine zukunftsträchtige Technologie, war sich Gerhard Pirker sicher. Von der Erkenntnis zum Business dauerte es sechs Jahre. Seine Idee hat er in der Zwischenzeit nie aus den Augen verloren und das eFoil in seiner Freizeit weiterentwickelt.

2017 war der erste Prototyp fertig. Im gleichen Jahr veröffentlichte der kanadische Surfer Don Montague ein YouTube-Video, in welchem er auf einem eFoil fuhr. Konzeptionell war das eFoil in dem Video Pirkers Prototypen ähnlich. “Das hat mich extra motiviert meine Idee umzusetzen, weil ich gesehen habe, dass wir ähnliche Ideen haben”, erklärt Pirker.

Schnellstes eFoil der Welt

Der Markt für elektrische Surfbretter wächst. Und mit ihm die Zahl der Unternehmen, die eFoils bauen. Mittlerweile haben auch namenhafte Hersteller wie Audi den Trend entdeckt. In einem PR-Video ist Ex-VW-Chef Herbert Diess auf dem Audi-E-Tron Foil unterwegs. Gerhard Pirker schätzt den Markt auf etwa 40 Millionen Euro jährlich. Das Marktwachstum sei jedoch enorm, da es sich um ein neues Produkt handele. Das Peakfoil ist kein Einsteigermodell, sondern eher für ambitionierte Foiler gedacht. „Wir haben viele Kunden, die schon ein E-Foil haben und irgendwann aufs Peakfoil umsteigen, weil ihr Produkt nicht genug Performance bietet,“ sagt Pirker.

Das Besondere an dem „Made in Vienna“-eFoil ist der Antrieb. Überhaupt erst deshalb, weil er fand, dass es noch keinen guten Antrieb gab, kündigte Pirker seinen Job beim Wasserturbinenhersteller Voith. Er wollte das eFoil mit der besten Performance entwickeln. Um das zu schaffen hatte das Peakfoil statt der einfacheren Schiffsschraube, von Anfang an einen Jetantrieb, den auch das Audi E-Tron Foil nutzt. Dieser sei besonders für schnelle Fahrzeuge mit wenig Widerstand besser geeignet.

Der Plan geht auf: Mit 62 km/h Spitzengeschwindigkeit hält das Peakfoil den Rekord für das schnellste eFoil, das in Serie produziert wird. Mit 40 Kilometern ist das Wiener Board auch bei der Reichweite führend. Die Performance hat ihren Preis. Der Einführungspreis lag bei knapp 13.500 Euro, mittlerweile kostet das Peakfoil 15.990 Euro.

Vom eFoil zum E-Boot?

Die Peakfoil-Rekorde machen Gerhard Pirker stolz, gleichzeitig will er mehr. Seit Dezember 2022 wird das Wiener eFoil in einer ersten Kleinserie produziert. Ein Großteil der 15 Boards ist bereits verkauft. Die genauen Zahlen behält der Gründer für sich: „Es sind nur noch wenige Tickets verfügbar“, sagt Pirker ausweichend. Auch zum Umsatz möchte er lieber nichts sagen, da aktuell Gespräche mit Investor:innen laufen.

Mehrere Kapitalrunden hat die eFoiler GmbH bereits hinter sich. Zu Beginn gab die Innovationsförderung der Stadt Wien Starthilfe, anschließend folgten zwei Runden mit „Friends & Family“ sowie zwei professionellen Investor:innen. Mehre sechsstellige Beträge kamen so bereits zusammen. Jetzt will das Unternehmen richtig Fahrt aufnehmen. „Wir wollen von der Kleinserie zur Massenproduktion kommen. Das ist das große Ziel, für das wir einen Partner suchen,“ erläutert Pirker. Ziel sei die Produktion von mehreren hundert eFoils jährlich.

Geht es nach Pirker, ist das eFoil nur der erste Schritt hin zur Veränderung der E-Mobilität auf dem Wasser. „Das E-Foil allein ist nicht Businesscase. Unser Antrieb soll auch in Booten eingesetzt werden, das ist der größere Markt,“ ist der Ingenieur überzeugt. Alleine Boote zu entwickeln sei für die kleine Firma zwar unmöglich, allerdings könne seine Firma zukünftig Schlüsselkomponenten liefern, damit bestehende Bootshersteller zu Hydrofoil-Elektrobootsherstellern würden.

Ruf nach klarem Rechtsrahmen

Für die nahe Zukunft hofft Gerhard Pirker, dass die Gesetze in Österreich verbessert werden. Hierzulande würden eFoils rechtlich noch im Graubereich betrieben, es sei schwierig sie auf den Markt zu bringen. „Um Innovation voranzubringen, braucht es klare Rahmenbedingungen,“ fordert der Unternehmer. Dafür müsse eFoiling in Österreich auch weiter an Popularität gewinnen.

Bis neue Regeln kommen, seien andere Länder interessanter für ihn. „In Deutschland kann man eFoils einfacher anmelden“, sagt Pirker. Er fügt aber hinzu, dass der Heimatmarkt für ein Startup besonders wichtig sei. Der Maschinenbauer wünscht sich mehr Speed. Auf dem Board, bei der Expansion und von der Politik.

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Wann gelingt der Sprung von der Series A zur Series B? In Europa im zweiten Halbjahr 2023 nach 760 Tagen (Median) – das zeigen Zahlen der Equity Management Plattform Carta. Damit dauerte die Series B 85 Prozent länger als noch im ersten Halbjahr 2022. Zumindest wenn man den Median heranzieht, der die Ausreißer nach unten und oben bekanntlich nicht berücksichtigt, dauert weder die Seed, noch die Series A so lange. Wie aber sollten Gründerinnen und Gründer agieren, wenn die Series B auf sich warten lässt? Drei Tipps.

1. Die Runway verlängern

Größere Finanzierungsrunden werden dann angestrebt, wenn das bisher aufgebrachte Kapital in Summe mit den eigenen Einnahmen nicht mehr ausreicht, um a) die laufenden Kosten zu decken oder b) ambitionierte Wachstumspläne zu verfolgen.

Insbesondere für Letzteres wird viel Geld benötigt – für neue Büros, eigene Rechenzentren, das Erfüllen länderspezifischer Regularien oder für den Aufbau neuer Teams und Netzwerke. Während der Niedrigzins-Zeiten stand noch die reine Reichweite im Fokus. Startups, die in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Nutzer:innen erreichten, waren der Liebling der Investoren. Die Frage, inwieweit diese Reichweite auch echte Einnahmen generierte, war teilweise zweitrangig.

Umso wichtiger, in der aktuellen Phase, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tätigen. Das heißt nicht, partout die Expansion auf die lange Bank zu schieben. Vor dem Erschließen neuer Märkte sollte aber klar sein, wie sich ein größerer Kundenstamm monetarisieren lässt. Expandiert ein Team in neue Märkte, empfiehlt sich Pragmatismus: Lassen sich durch Partnerschaften Kosten verringern und der Markteintritt beschleunigen? Wie viel der Technologie lässt sich direkt skalieren, wie viel muss angepasst werden? Wie streng sind die Regulierer in den neuen Märkten? Je geringer der Aufwand, je höher die Skaleneffekte, desto besser.

Jenseits dessen ist die Cashflow-Optimierung auf dem Weg zur Series B weiterhin das A und O. Investoren favorisieren die Teams, die mit möglichst wenig Risikokapital möglichst viel Wachstum und Umsatz generieren. Zudem sinkt bei einem optimierten Cashflow auch der Druck des Gründerteams, unbedingt neues Kapital einsammeln zu müssen – das steigert auch die eigene Verhandlungsposition.

2. Weg in die Profitabilität aufzeigen

Nun muss man nach der Series A noch nicht zwingend profitabel wirtschaften – als VC-finanziertes Startup will man in den allermeisten Fällen schließlich innovativ sein und wachsen. Dafür muss man Geld investieren, dass man erst in der Zukunft einnehmen wird. Wie genau dieses ”Geld-Einnehmen” funktionieren soll, wollen Investoren vor der Series B aber wissen – und zwar möglichst konkret und plausibel.

Daher sind echte Kunden und echte Umsätze erforderlich. Auch die erste Skalierung mit möglichst sichtbaren Skaleneffekte liefert gute Argumente dafür, dass es sich bei dem Geschäftsmodell nicht um ein theoretisches Luftschloss, sondern um ein nachhaltiges Unternehmen handelt, das ein wichtiges Problem auf innovative Art und Weise löst. Und zwar so effektiv, dass Kunden dafür Geld bezahlen. Startups müssen einen klaren Weg in die Rentabilität aufzeigen. Angesichts der unsicheren Zeiten sollten die Teams dabei auch flexible Umsatzmodelle skizzieren – und dabei verschiedene zentrale Parameter austauschen.

3. Partnerschaften evaluieren

Synergien suchen, statt mit Kapital klotzen! Gerade bei der Expansion bietet es sich an, bestehende Netzwerke zu nutzen. Partnerschaften mit bestehenden Konzernen können dabei hilfreich sein, da dann schlagartig der Marktzugang im großen Stil erfolgen kann. Gerade in einem hoch regulierten und komplexen Marktumfeld kann solch eine Partnerschaft viel wert sein – und sich positiv auf die bereits angesprochene Kapitaleffizienz auswirken.

Gelingen solche Partnerschaften, sinkt das Risiko für ein Startup, da geringere Summen in eigene Vertriebsaktivitäten investiert werden, die Umsätze steigen schlagartig und das Startup kann unter Beweis stellen, dass es raschem Wachstum gewachsen ist. Gerade im Konzern-Umfeld steht und fällt der Erfolg dabei mit dem richtigen Kontakt innerhalb der Organisation, einem Verständnis für die Konzernkultur und einem Preismodell, das auch die unternehmerischen Interessen des Partners berücksichtigt.

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