25.01.2024

EDE: Wiener Startup erspart Patient:innen mit Wearables monatelange Wartezeiten

Mit Rudolf Öhlinger als prominentem Gründer an Bord will das HealthTech-Startup Emotional Data Extension (EDE) den Medizinbereich mit smarter Daten-Aufzeichnung und -Verarbeitung entlasten. Derzeit ist man auf Investorensuche.
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EDE vlnr: Prof. Rudolf Öhlinger (Gründer & Eigentümer | EDE), Dr. Peter Kirschner (Geschäftsführer | EDE), Marco Wallner MIB (Product Owner | EDE), Ing. Mag. Dr. Bernhard Meyer (Clinical & Health Psychologist | EDE) und Prof. Dr. Dr. Jürgen Osterbrink (Advisory Board | EDE)
vlnr: Prof. Rudolf Öhlinger (Gründer & Eigentümer | EDE), Dr. Peter Kirschner (Geschäftsführer | EDE), Marco Wallner MIB (Product Owner | EDE), Ing. Mag. Dr. Bernhard Meyer (Clinical & Health Psychologist | EDE) und Prof. Dr. Dr. Jürgen Osterbrink (Advisory Board | EDE)
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Mit SeneCura baute Rudolf Öhlinger bis zum Verkauf 2015 den größten privaten Pflegeheim-Betreiber Österreichs auf. Nun hat der Unternehmer mit Emotional Data Extension (EDE) ein neues Startup – und setzt damit früher an: in der Prävention chronischer Krankheiten und der Entlastung des Medizinsystems bei deren Behandlung.

EDE: Datenerfassung im Alltag, statt im Labor

“Meine Vision war und ist es, etwas für alle Menschen zu tun”, sagt Öhlinger im brutkasten-Video-Talk. “Wir haben mit EDE eine Plattform geschaffen, auf der wissenschaftliche Forschungsdaten in Echtzeit verarbeitet werden können”, so der Gründer. Dabei setzt das Unternehmen auf Wearables, die Daten quasi nebenbei im Alltag der Patient:innen erfassen. Dazu werden mittels App qualitative Fragen gestellt, deren Antworten ebenfalls automatisiert ausgewertet werden. Am Ende werden Hausärzt:innen durch die Ergebnisse dazu befähigt, viel bessere Diagnosen zu stellen und Maßnahmen zu setzen, als bisher.

“Nach zehn Tagen bekommt der Hausarzt eine Auswertung und dank Künstlicher Intelligenz auch Therapievorschläge”

Öhlinger gibt ein konkretes Beispiel: “Wenn man an Schlafstörungen leidet, kann man eine Überweisung ins Schlaflabor bekommen. Auf den Termin muss man dann aber je nach Bundesland zwischen sechs und 16 Monate warten.” Bei EDE bekämen Patient:innen schnell ein Wearable, das die entsprechenden Daten erfasst. “Und nach zehn Tagen bekommt der Hausarzt eine Auswertung dieser Daten von unserer Plattform und dank Künstlicher Intelligenz auch Therapievorschläge”, sagt Öhlinger, “so hat jede Bürgerin und jeder Bürger auf simple Weise Zugang zur universitären Spitzenmedizin.”

Start mit Stress & Schlafstörungen sowie Depressions-Nachsorge

Jenes zu Schlafstörungen, im Rahmen dessen Stress genauer als je zuvor gemessen werden kann, sei aber nur das erste Modul auf der Plattform, betont der Gründer. Man arbeite etwa unter anderem auch an einem zur Depressions-Nachsorge – und die Möglichkeiten für weitere Module seien unbegrenzt. Der Bereich chronische Schmerzen sei nur ein weiteres Beispiel.

Lösung eines gesamtgesellschaftlichen Problems

Zukünftig will EDE damit ein gesamtgesellschaftliches Problem lösen. “Patient:innen mit chronischen Erkrankungen sind in den nächsten drei bis fünf Jahren kaum mehr behandelbar, weil es an medizinischem Fachpersonal fehlt”, erklärt Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, der Teil des Advisory Boards des Startups ist. “Das bedeutet, dass man medizinische Versorgung nicht mehr nur analog denken darf, wie es derzeit ist.” Die digitale Erfassung und Verarbeitung von Daten bringe hier die nötige Entlastung.

“Es lassen sich mit ein paar Klicks Studien erstellen”

Die Plattform von EDE hilft dem Medizinbereich aber nicht nur durch Entlastung, sondern auch durch neue Möglichkeiten in der Forschung. “Über unsere Analytics-Engine werden den Forschenden Endpunkte zur Verfügung gestellt, die es so noch nicht gegeben hat”, erklärt Marco Wallner, Product Owner beim Startup. Damit ließen sich Forschungsfragen beantworten, für die zuvor schlicht die Datenbasis gefehlt habe. Und das “so einfach wie noch nie”, wie Wallner hervorhebt: “Es lassen sich mit ein paar Klicks Studien erstellen.”

Krankenkassen sollen künftig dank EDE viel Geld sparen

Und wie verdient EDE damit Geld? “Wir treten zunächst noch als klassischer Service-Dienstleister auf, wollen aber auf Dauer ein B2B-Modell im medizinischen Bereich etablieren”, erklärt Geschäftsführer Peter Kirschner. Dabei setze man auch darauf, dass die Leistungen künftig, wie in anderen Ländern bereits der Fall, über die Krankenkassen verrechnet werden könnten. “Mit der Lösung kann im System letztlich viel Geld gespart werden”, ist Kirschner überzeugt.

EDE auf Investorensuche: “Können mit der Lösung jeden Bürger ansprechen”

Um das geplante Wachstum zu finanzieren, ist EDE derzeit noch auf der Suche nach strategischen Investoren. “Wenn man mit der Lösung jeden Bürger – nicht nur in Österreich – ansprechen kann, kann man sich vorstellen, was für einen Investor hier an Cashflow generiert werden kann”, sagt Gründer Öhlinger. Konkret sieht er vor allem Konzerne mit Zugang zu Hausärzt:innen als potenzielle Kapitalgeber.

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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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