07.08.2020

E-Autos und E-Bikes fahren in der Krise auf der Siegerstraße

Das Jahr 2020 bringt einen Boom bei E-Bikes und E-Autos. Das liegt an der Corona-Pandemie ebenso wie an Förderungen.
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E-Bike
(c) Adobe Stock / Hannes Plenk

Corona hat – auch nach dem Lockdown – eine gewisse Unsicherheit der Österreicher in Bezug auf das Reisen und Pendeln hervorgerufen: Öffentliche Verkehrsmittel werden eher gemieden, es schlägt die Stunde des Individualverkehrs. Dabei muss es sich aber nicht zwingend um CO2-Schleuern handeln, wie aktuelle Studien zeigen: Elektrofahrräder verzeichnen ebenso einen Boom wie E-Autos.

Ein Drittel des Marktes sind E-Bikes

Bereits im Jahr 2019 wurde 180.000 E-Bikes in Österreich verkauft – eine Verdopplung im Vergleich zu 2016. Der Anteil von Elektrorädern am Gesamtmarkt beträgt daher mittlerweile 39 Prozent. Und nun scheint diese Zahl noch zu steigen, wie aus Daten des Vergleichsportals durchblicker.at hervorgeht. Dort ergibt nämlich eine aktuelle Analyse, dass die Zahl der Versicherungsvergleiche für E-Bikes im ersten Halbjahr um rund 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen ist.

In der Phase der Öffnungsschritte nach der Ausgangssperre entwickelte sich die Nachfrage sogar noch spektakulärer: Rund 125 Prozent betrug hier das Plus zur Vergleichsperiode des Vorjahres. Besonders in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist die Zahl der E-Bike-Versicherungen sprunghaft angestiegen.

Corona als Motor des Elektrofahrrads

Bei durchblicker.at sieht man dafür zwei Gründe, und beide haben mit Corona zu tun: Erstens hat der Lockdown einen neuen E-Bike-Boom in Österreich ausgelöst, zweitens hat die Pandemie das Sicherheitsgefühl allgemein erschüttert – wodurch sich vermehrt nach Versicherungen für ihre neuen Fahrräder suchen. “Während und besonders nach dem Lockdown ist die Nachfrage hier deutlich nach oben gegangen. Das deutet auf einen E-Bike-Boom und zugleich auf die generell starke Verunsicherung hin, die Corona bei den Menschen hinterlassen hat,” sagt dazu auch Reinhold Baudisch, Geschäftsführer von durchblicker.

Hintergrund dazu ist auch, dass aufgrund der Unsicherheit der Radverkehr allgemein einen Boom erlebte: Für Wien ermittelte der Verkehrsclub Österreich im Mai etwa eine Zunahme des Radverkehrs um 45 Prozent.

Bei der Anzahl an durchblicker-Vergleichen von E-Bike-Versicherungen liegt im Bundesländer-Ranking Wien an der Spitze, in Burgenland ist das Interesse aber am massivsten gestiegen: Das östlichste Bundesland registrierte mit einem Plus von 98 Prozent beinahe eine Verdopplung der Vergleichsabfragen. Niederösterreich (+ 89 %), Wien (+ 85 %) und Vorarlberg (+ 75 %) folgen beim gestiegenen Interesse.

Auch E-Autos geben ordentlich Gas

Doch nicht nur im offensichtlichen Fall des Radverkehrs, sondern auch bei den E-Autos ist ein deutliches Wachstum zu beobachten – und das trotz Rekordarbeitslosigkeit, Kurzarbeit und allgemeiner ökonomischer Unsicherheit.

So stieg die Zahl neuzugelassener Elektrofahrzeuge im April, Mai und Juni 2020 in Österreich um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an der Gesamtzahl der Neuzulassungen erreichte in Österreich im kompletten ersten Halbjahr 2020 mit 15 Prozent einen neuen Rekord. Besonders ins Gewicht fielen im zweiten Quartal die Plug-In-Hybride mit einem massiven Zuwachs von 234 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, wie aus der „E-Mobility Sales Review Q3 2020“ von PwC Autofacts und Strategy&, der Strategieberatung von PwC, herauszulesen ist.

Tabelle: Neuzulassungen von E-Autos in Österreich

 Neuzulassungen
Q2/2020
Marktanteil
Neuzulassungen
Q1+2/2020
Zuwachsrate Q2
2020/Q2 2019
Batterieelektrische
Fahrzeuge 
2.3774,3 %0,6 %
Plug-in-Hybride1.3862,3 %234,0 %
Hybride5.1128,4 %36,9 %
Gesamt8.87515,0 %36,3 %

“Die Entwicklung der E-Mobilität beweist in der Krise, dass der Weg in Richtung eines strategisch wichtigen Marktsegments nicht nur weiterverfolgt, sondern sogar beschleunigt wird. Setzt sich der Absatzerfolg elektrifizierter Fahrzeuge fort, so erreichen die europäischen Automobilhersteller voraussichtlich in diesem Jahr die neuen CO2-Grenzwerte der EU”, fasst Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich, die Q2-Zahlen zusammen: “Aktuell trifft die starke Nachfrage der Verbraucher auf ein noch begrenztes Angebot bzw. lange Lieferzeiten, weshalb die Effekte der staatlichen Fördermaßnahmen in Österreich erst im kommenden Jahr deutlicher zu spüren sein werden.”

Minus für Verbrennungsmotoren

Konventionelle Verbrennungsmotoren wie Diesel und Benzin verzeichneten europaweit hingegen ein erhebliches Absatzminus von 57,9 Prozent (Q2-2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum), während E-Autos auch europaweit auf ein Plus von 25,6 Prozent kamen.

2020 könnte aus unserer Sicht den Wendepunkt für Elektromobilität in Europa darstellen

Peter Trögel, Automobilexperte und Director bei Strategy& Österreich

“Führten Elektroautos zunächst ein Schattendasein in der europäischen Zulassungsstatistik, so erweisen sie sich in Zeiten der Corona-Krise mit einem Marktanteil von 18,9 Prozent im ersten Halbjahr 2020 als Insel der Stabilität bzw. des Wachstums in einem ansonsten rückläufigen Absatzmarkt der Automobilindustrie”, sagt dazu auch Peter Trögel, Automobilexperte und Director bei Strategy& Österreich.

Das aktuelle Jahr sieht er als Wendepunkt der E-Mobilität – wenn auch nicht nur wegen der Krise, sondern auch wegen etwaiger Förderungen: “2020 könnte aus unserer Sicht den Wendepunkt für Elektromobilität in Europa darstellen, da die europäischen Regierungen jetzt koordiniert mit Fördermaßnahmen wie steuerlichen Vorteilen und Kaufprämien vorgehen.” Das hohe Interesse und die Nachfrage der Verbraucher nach E-Autos werde aktuell jedoch noch durch mangelndes Angebot und Lieferkapazitäten gebremst.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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AI Summaries

E-Autos und E-Bikes fahren in der Krise auf der Siegerstraße

  • Corona hat – auch nach dem Lockdown – eine gewisse Unsicherheit der Österreicher in Bezug auf das Reisen und Pendeln hervorgerufen: Öffentliche Verkehrsmittel werden eher gemieden, es schlägt die Stunde des Individualverkehrs.
  • Bereits im Jahr 2019 wurde 180.000 E-Bikes in Österreich verkauft – eine Verdopplung im Vergleich zu 2016.
  • Der Anteil von Elektrorädern am Gesamtmarkt beträgt daher mittlerweile 39 Prozent.
  • Und nun scheint diese Zahl noch zu steigen, wie aus Daten des Vergleichsportals durchblicker.at hervorgeht: Dort ergibt nämlich eine aktuelle Analyse, dass die Zahl der Versicherungsvergleiche für E-Bikes im ersten Halbjahr um rund 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen ist.
  • Die Zahl neuzugelassener Elektrofahrzeuge stieg im April, Mai und Juni 2020 in Österreich um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.
  • Der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an der Gesamtzahl der Neuzulassungen erreichte in Österreich im kompletten ersten Halbjahr 2020 mit 15 Prozent einen neuen Rekord.

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  • Bereits im Jahr 2019 wurde 180.000 E-Bikes in Österreich verkauft – eine Verdopplung im Vergleich zu 2016.
  • Der Anteil von Elektrorädern am Gesamtmarkt beträgt daher mittlerweile 39 Prozent.
  • Und nun scheint diese Zahl noch zu steigen, wie aus Daten des Vergleichsportals durchblicker.at hervorgeht: Dort ergibt nämlich eine aktuelle Analyse, dass die Zahl der Versicherungsvergleiche für E-Bikes im ersten Halbjahr um rund 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen ist.
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