13.12.2023

“Du wirst nur Loser anziehen” – Coworking-Founderin Romy Sigl will 100 Mio. Fonds aufstellen

Als Romy Sigl vor über einer Dekade die Idee hatte ins Entrepreneurship einzusteigen, kamen aus ihrem Arbeitsumfeld, gelinde gesagt, keine aufmunternden Worte. Zwölf Jahre später steht Co-Rocks in den Startlöchern, ein Social Impact-Accelerator, dessen Fonds auf 100 Millionen Euro wachsen soll.
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Romy Sigl Coworking Salzburg, Co-Rocks, DWYL, do what you love, Social Impact
(c) Siegrid Cain - Romy Sigl von Coworking Salzburg.

“Überlege es dir gut. Du wirst nur Loser anziehen”. Das war einer der letzten Sätze, die Romy Sigl einst und am Anfang ihrer Ideenphase zu Coworking von ihrem alten Chef hörte. Sie hatte gerade frisch gekündigt und ihr damaliger Vorgesetzter wollte ihr bloß “einen freundschaftlichen Rat” mitgeben.

“Verrückt in Startups zu investieren”

“Ich aber konnte das nicht freundschaftlich aufnehmen und dachte mir nur, was ist das für ein Feedback”, erinnert sie sich. “Es fühlte sich wie eine ‘Watschn’ an. Aber das hat mich nur ermutigt, ihm und anderen zu beweisen, dass es nicht so sein wird. Dass diese These des Coworking wirklich funktionieren kann und nicht eine sozialromantische Idee ist.”

Nach diesem Austausch verging ein Jahr der Ideenfindung, bis sie schließlich 2012 Coworking Salzburg gründete. Doch auch hier gab es am Anfang “große Augen” von potentiellen Investore:innen. Damals hieß es noch, “wir investieren in Aktien und Immobilien, aber doch nicht in Startups. Das ist doch verrückt”.

Sigl und die Weitsicht

Dennoch hat es Sigl bei ihrem ersten Pitch-Event vor über zehn Jahren geschafft, 20 Business Angels und die Alpen Privatbank, mit der sie heute wieder in Kontakt steht, für sich zu gewinnen.

Und wenn heute jemand den Begriff “Weitblick” verwenden darf, so auf jeden Fall die Coworking Salzburg-Gründerin. Damals standen nämlich auf ihrer allerersten Pitch-Bühne Startups und Founder, die man heute noch kennt. Unter anderem: Symptoma, Hotelkit, Authentic Vison sowie der spätere Founder von MyflexBox, und hielten dort ihre ersten Pitch-Vorträge.

“Nach nunmehr elf Jahren schließt sich der Kreis und diese Startups kehren als potentielle Investoren zurück”, sagt sie. Dies tun sie bei ihrem entwickeltem “Do-what-you-love“-Inkubations-Programm (DWYL), dessen erste Runde als Demo Day am zehnten Dezember über die Bühne gegangen ist – die Sieger werden am 15.12. announced.

Sigl war Teil der “Young Transatlantic Innovation Leadership”-Initiative unter der Obama-Administration 2016 und erhielt den “Game Changer Award” im Jahr darauf. Auch heute versucht sie etwas zu verändern und plant bereits die zweite Runde ihres Inkubationsprogramm. Zusätzlich jedoch hat sie noch etwas anderes vor: Sie nennt es Co-Rocks.

Hohes Einzelticket im Wert von einer halben Million

Konkret handelt es sich hierbei um einen Accelerator, der mit einem bemerkenswerten und millionenschweren Fonds einhergeht. Das Closing, so der Plan, soll 2024 passieren. Mit Co-Rocks sollen Startups nach dem Durchlauf des DWYL-Programms weiterhin finanziell unterstützt werden. Investor:innen dafür werden noch gesucht.

“Die ersten stehen bereits fest und wir nähern uns der ersten Million, sind aber noch in der Konsolidierungsphase”, sagt Sigl. “Unsere Vision ist es, in zehn Jahren 1.000 Ideen zu unterstützen. Aus diesen Startups wollen wir 200 Investments entwickeln. Der Fonds wird ein Volumen von 100 Millionen Euro haben, ein Einzelticket den Wert von bis zu 500.000 Euro.”

Sigl verfolgt dabei den Ansatz, die Welten von Social Impact und Technologie “zu verheiraten”, wie sie sagt. Allein der Name des Programms (DWYL) ziehe sinngetriebene Social-Impact-Startups an. Dies gehe von Kleider-Sharing über die Empfehlung des perfekten Dirndls durch KI mit dem Ziel, Retouren zu reduzieren. Auch eine App für Menschen mit Gehörbeeinträchtigung ist darunter.

Unterstützt wird Romy Sigl dabei u.a. von David Hanson, dem Gründer von Hanson Robotics. Die Bewerbungsphase für das DWYL-Programm ist offen und geht noch bis Mitte März.

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(c) Moldsonics

Die Wurzeln von Moldsonics liegen an der Johannes Kepler Universität in Linz. Die Technologie, die das Fundament des Unternehmens bildet, entstand aus über zwölf Jahren Forschung von Mitgründer Bernhard Praher. Bereits 2009 begann er mit der Untersuchung von Ultraschall in der Kunststoffverarbeitung. Der entscheidende Durchbruch kam 2017, als das Team beim Edison Ideenwettbewerb mit einem Businessplan erste Schritte Richtung Kommerzialisierung unternahm.

Das Unternehmen wurde schließlich 2021 von Thomas Mitterlehner, Bernhard Praher und Klaus Straka gegründet. “Unser Ziel war von Anfang an klar: Wir wollen ein Forschungsprojekt in eine skalierbare, industrielle Anwendung überführen”, so Mitterlehner gegenüber brutkasten.

Technologie und USP: Berührungslose Präzision

Das Herzstück von Moldsonics ist die einzigartige Ultraschall-Sensortechnologie. Diese ermöglicht eine berührungslose Messung und Analyse, die sowohl zur Qualitätskontrolle als auch zur Prozesssteuerung eingesetzt wird.

„Wir können durch Material hindurchschauen und in Echtzeit erkennen, was im Inneren passiert“, erklärt Mitterlehner. Der Fokus liegt dabei auf Spritzgusswerkzeugen, die in der Kunststoffindustrie zentrale Elemente darstellen. Die Sensoren helfen, den Ausschuss zu minimieren und die Energieeffizienz zu maximieren, was sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile bringt.

Das Gründerteam | (c) Moldsonics

Ein besonderer USP von Moldsonics ist die Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen für spezifische industrielle Herausforderungen zu entwickeln. „Wir haben gelernt, dass Erfolg nur dann möglich ist, wenn wir Sensorprodukte entwickeln, die genau auf ein Problem zugeschnitten und kostenoptimiert sind“, so der Co-Founder und CEO.

Geschäftsmodell und Wachstum

Moldsonics verfolgt ein hybrides Geschäftsmodell. Einerseits bietet das Unternehmen Hardwareprodukte zum Direktverkauf an. Andererseits spielt auch die Dienstleistungsebene eine wesentliche Rolle, besonders bei der Einführung neuer Produkte. Ein drittes Standbein ist ein Pay Per-Use-Modell, das gerade für Anwendungen wie die Verschleißmessung entwickelt wurde.

“Wir haben die Entwicklung unseres Unternehmens durch Dienstleistungen finanziert, parallel dazu aber skalierbare Standardprodukte entwickelt”, erläutert Mitterlehner.

Das Unternehmen agiert vor allem in den deutschsprachigen Märkten, wo die Kunststoffverarbeitung eine starke Industrie darstellt. Rund 40 Prozent des Umsatzes werden durch Exporte generiert, mit Deutschland als wichtigstem Markt.

Herausforderungen und Finanzierung

Wie viele Hardware-Startups sieht sich auch Moldsonics mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Die Entwicklung und Vermarktung von Hardwarelösungen ist kapitalintensiv, weshalb das Unternehmen einen Teil seines Wachstums durch Förderungen finanzieren konnte. Zentral dabei war das Programm aws Seedfinancing – Deeptech der Austria Wirtschaftsserice (aws).

Im Modul Seedfinancing – Deep Tech werden Gründungen und Scaleups gefördert, die auf angewandter Forschung und Entwicklung basieren. Ziel ist es, Vorserien-Produkte, Produkte und Dienstleistungen so weiterzuentwickeln, dass sie wirtschaftlich genutzt werden können.

“Mit der Förderung der aws konnten wir gezielt ein Produkt entwickeln, das perfekt auf die Anforderungen eines spezifischen Anwendungsbereichs zugeschnitten ist. Dies war ein wesentlicher Schritt, um unser Angebot zu skalieren und marktfähig zu machen”, so Mitterlehner.

Blick in die Zukunft

Moldsonics verfolgt eine klare Wachstumsstrategie. Für die kommenden Jahre plant das Unternehmen, seine Produkte weiter zu skalieren und in neue Märkte vorzudringen. Aktuell liegt der Fokus darauf, langfristige Abnahmeverträge mit Industriekunden zu sichern. Die Nachfrage ist vorhanden, und die Skalierungskurve zeigt deutlich nach oben.

“Unsere Vision ist es, ein führender Anbieter für nachhaltige Sensorlösungen in der Kunststoffindustrie zu werden”, so Mitterlehner abschließend. Eine Finanzierungsrunde für die weitere Skalierung des Geschäftsmodells ist übrigens für 2025 geplant.


Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws)

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