14.05.2021

Drei gute Gründe für Bargeld

Bargeld ist eine Institution. Seine Gegner verfolgen sinistre Ziele. Ihr Kampf gegen das Bargeld wird viele negative Folgen haben.
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brutkasten-Kolumnist Niko Jilch
brutkasten-Kolumnist Niko Jilch | Hintergrund (c) Adobe Stock

Niemand hat die Absicht, das Bargeld abzuschaffen.

Das wird uns jedenfalls immer dann versichert, wenn es dem Bargeld mal wieder an den Kragen soll. So war das bei der Abschaffung des lilafarbenen 500-Euro-Scheins. Und so ist es jetzt, wo die EU-Kommission eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro einführen will. Weil, so die zuständige Kommissarin Mairead McGuinness: „So viel Geld in den Taschen herumzutragen ist ganz schön schwer. Die meisten Menschen machen das nicht.“

Die meisten Menschen haben auch keinen Swimmingpool. Hoffentlich werden die deswegen nicht verboten.

Aber der Reihe nach: Bargeld ist der Kern jedes Währungssystems. Es ist tatsächlich das einzige „gesetzliche Zahlungsmittel“. Jedermann ist gezwungen es zu akzeptieren. Es funktioniert ohne Strom, ist für jedermann verständlich und zugänglich – und ermöglicht den Schutz der Privatsphäre im Wirtschaftsleben. Kurz: Wenn es Bargeld nicht gäbe, man müsste es erfinden.

Aber seit einiger Zeit wird es ins schmutzige Eck gestellt. Die Obergrenze soll die Geldwäsche bekämpfen. Freilich nur die des kleinen Mannes, denn niemand „wäscht“ Millionen mit Bargeld. Es ist ein Schritt in Richtung Kontrolle – und die sind stets mit Argwohn zu betrachten. Aber manche Länder gehen längst voran. In Frankreich liegt die Obergrenze bei 1000 Euro, in Griechenland gar bei 500. Und Hand aufs Herz: Wir alle haben die Vorteile der Digitalisierung zu schätzen gelernt und mit der Apple Watch zu bezahlen ist einfach sehr praktisch.

Warum also sollte der Krieg gegen das Bargeld uns angehen? Aus drei Gründen.

Die wahre Grund sind die Negativzinsen

Erstens: Die Grundidee der Bargeldverdrängung hat absolut nichts mit der Bekämpfung von Geldwäsche zu tun. Die EU gibt indirekt auch zu, indem sie eine eigene Behörde für den Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung gründen will, die dann „große Banken“ direkt überwachen soll. Das macht Sinn. Beim Bargeld geht es um etwas anderes, in Ökonomensprache „zero lower bound“ genannt.

Die Notenbanken können nämlich die Zinsen nicht endlos in den negativen Bereich drücken, solange Bargeld existiert. Menschen und Unternehmen fangen an, Scheine zu horten um sich vor der Zwangsentwertung zu schützen. Daher ist das Bargeld unter Beschuss. Gleichzeitig plant man mit dem E-Euro eine digitale Zentralbankwährung, mit der die Notenbank – in Theorie – Negativzinsen durchsetzen kann und die totale Kontrolle behält.

Es geht den Staat nichts an, was wir kaufen

Zweitens: Gerade in Zeiten von Corona, die bis dato nicht gekannte Einschränkungen der persönlichen Freiheiten mit sich gebracht haben, sollten wir sehr vorsichtig sein mit weiteren derartigen Maßnahmen. Das Argument „wer macht das schon, wer nutzt das schon“ ist enorm gefährlich. Jedermann hat das Recht auf Privatsphäre – auch im Wirtschaftsleben.

Es geht den Staat nichts an, was wir in einem Brief schreiben. Es geht ihn auch nichts an, wie wir unser Geld einsetzen. Wobei die Anonymität von Bargeld auch bei uns schon sehr stark eingeschränkt ist, denn bei Zahlungen über 10.000 Euro muss ohnehin ein Ausweis vorgelegt werden.

Ohne Bargeld explodieren die privaten Schulden

Drittens: Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das Bargeld ständig derart anzugehen. Denn trotz aller digitaler Entwicklungen steigt der Bargeldbedarf in Europa. Fast 80 Prozent aller Transaktionen in Österreich werden bar durchgeführt. Im Euro-Schnitt sind es 73 Prozent. Die Einschränkung der Bargeldnutzung untergräbt das Vertrauen der Menschen in die Gemeinschaftswährung. Das hat Folgen. Wer über die technischen Skills verfügt, hat mit Kryptowährungen und Stablecoins längst Alternativen. Aber: Gerade alte Menschen, Migranten, Frauen und Kinder nutzen überdurchschnittlich oft Bargeld. Sie werden benachteiligt.

Außerdem – und das alleine sollte jedem als Argument einleuchten: Wir wissen aus der Wirtschaftspsychologie, dass unser Hirn Bargeld anders verarbeitet als elektronisches Geld. Wie mir Julia Pitters in dieser Podcast-Folge erklärt hat, aktiviert die Bezahlung mit Bargeld das Schmerzzentrum im Hirn. Die Folge: In „bargeldlosen“ Gesellschaften wie Schweden explodieren die privaten Schulden. Auch Kindern Geld beizubringen – und die dazugehörige Sparsamkeit – ist ohne Bargeld nur schwer möglich.

Daher gilt: Auch wer es nicht nutzt, sollte das Bargeld verteidigen. Es ist eine Institution.


Zum Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch


Zum Thema Bargeld und eine mögliche Abschaffung gibt es auch eine brutkasten-Videoserie mit Münze Österreich:

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CEO Ibrahim Sagerer-Foric (c) BergWind Energy

Ob Wasserkraft, Windkraft oder Solarenergie: Erneuerbare Energien spielen in unserer Zeit eine zunehmend wichtige Rolle. Angesichts der Klimakrise entwickeln Startups vermehrt neue Technologien, die auf eine nachhaltigere Zukunft abzielen.

Auch das oberösterreichische Startup BergWind Energy will mit seinen neuen Produkten zur nachhaltigen Energieversorgung beitragen. Es bietet Kleinwindanlagen an, die an Seilbahnen, Brücken oder anderen Infrastrukturen installiert werden können. Darüber hinaus fungiert eine Werbefläche auf den Anlagen als eine umweltfreundliche Werbemöglichkeit für Unternehmen.

BergWind-Anlagen seien eine “umweltfreundliche und wirtschaftlich attraktive Energiequelle”

Ab dem kommenden Jahr werden die neuen Produkte „BergWind 2000“ und „Powerflag“ verfügbar sein. Die Kleinwindturbine „BergWind 2000“ ist speziell für den Einsatz in Bergregionen, insbesondere in Skigebieten, konzipiert. Sie wird an Seilbahnen oder Brücken installiert, um die Vorteile der Höhenlagen optimal zu nutzen und bestehende Infrastrukturen einzubinden. So soll laut Unternehmen kein zusätzlicher Boden versiegelt werden. Darüber hinaus ist die Anlage mit einer Werbefahne ausgestattet, die Unternehmen als nachhaltige Werbefläche nutzen können.

Laut BergWind Energy kann jede Turbine bei einer Leistung von 2.000 Watt je nach Standort jährlich zwischen 1.500 und 2.500 kWh erzeugen. Auch bei Nacht und bewölktem Wetter bleibt die Energieproduktion laut Produktversprechen konstant. Das soll speziell für Skigebiete und Seilbahnbetreiber eine “umweltfreundliche und wirtschaftlich attraktive Energiequelle” darstellen.

Keine Bodenversiegelung durch Kleinwindturbinen

Die „Powerflag“ ist eine Windfahne, die traditionelle Fahnenmasten ersetzen soll. Die Fahnenfläche dient gleichzeitig als Rotorblatt, das den Wind einfängt und in Energie umwandelt. Zusätzlich bietet sie durch die Platzierung entlang von Straßen eine Werbefläche für Unternehmen. Durch die kompakte Größe und den flexiblen Standfuß kann die Powerflag ebenso auf Dächern oder auf Freiflächen installiert werden. Wie bei der Kleinwindturbine ist für die Installation der Powerflag keine Bodenversiegelung nötig, was CO2-Emissionen und Materialkosten einspart.

Das Besondere an den neuen Produkten liege in der Kombination von Energiegewinnung und Marketing: “Unternehmen können ihre bestehende Infrastruktur optimal nutzen und gleichzeitig nachhaltige Energie erzeugen”, so das Produktversprechen.

Energieerzeugung mit Marketing in einem Produkt

Das GreenTech-Startup wurde von CEO Ibrahim Sagerer-Foric und Co-Founder Nedeljko Milosevic ins Leben gerufen. Seit Jänner 2023 verfolgt das Unternehmen die Vision, Energieerzeugung mit Bergsport und Marketing in einem Produkt zu vereinen.

Zu seinen Kooperationspartnern zählen Unternehmen wie FE Business Parks, Kukla Waagenfabrik und Hypo Bank Immobilien und Leasing Vorarlberg. Darüber hinaus wird das Startup durch Förderprogramme unterstützt, darunter das Greenstart-Programm, bei dem BergWind im letzten Jahr zu den zehn Finalisten gehörte – brutkasten berichtete. Zudem finanziert sich BergWind zum Teil durch Dienstleistungen in Form von Innovationsworkshops, Produktentwicklung und Patenterstellung.

BergWind plant europaweites Wachstum

Mit dem offiziellen Marktstart im kommenden Jahr plant BergWind, europaweit zu wachsen. CEO Sagerer-Foric erklärt im Gespräch mit brutkasten, dass der Fokus des Startups zukünftig auf dem weiteren Ausbau liegen wird. Bereits jetzt zählen ein Skigebiet in Schweden, Salzburg und Kärnten sowie Unternehmen in Bayern und der Schweiz zum Kundenportfolio.

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