✨ AI Kontextualisierung
Auf den ersten Blick mag das Thema Zoll etwas trocken wirken, doch letztlich betrifft es jeden, der gelegentlich Waren aus dem Nicht-EU-Ausland bestellt. Die Probleme, die beim Packerl aus China oder aus den USA auftreten können, sind allgemein bekannt. Das niederösterreichische Startup Digicust will diese mit seinen Produkten an der Wurzel lösen.
Digicust: Gegenentwurf zu Software aus den 1980ern
Gründer und Geschäftsführer Borisav Parmakovic fasst bei einer virtuellen Firmenbesichtigung mit dem niederösterreichischen Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger knapp zusammen, was das Unternehmen mit Sitz in Schwechat macht: “Wir digitalisieren die Zollabwicklung”. Diese sei jedoch ein sehr komplexes Feld. “Die dafür genutzte Software ist teilweise in den 1980er-Jahren geschaffen und seitdem nur in kleinen Schritten weiterentwickelt worden”, so der Gründer.
Die Folge sei ein noch immer hoher Anteil an manuellen Vorgängen und daraus resultierende Ineffizienz. Zudem gebe es eine hohe Fehlerquote, durch die auch dem Staat viel Geld entgehe bzw. die zu hohen Strafzahlungen führen könne. Parmakovic gibt ein Beispiel: “Allein innerhalb von Textilien gibt es Unterschiede: Für Decken gibt es bei uns einen anderen Tarif als für Kleidung”.
Mit derzeit drei Software-Produkten, für die Technologien wie Machine Learning und Blockchain genutzt werden, will Digicust dieser Ausgangslage entgegentreten. Diese extrahieren etwa automatisiert Daten aus Liefer-Dokumenten, klassifizieren die Waren oder übernehmen die Dokumentation in der Zollabwicklung. Durch Vernetzung mit den im Zollwesen eingesetzten Maschinen könne man bestimmte einfache und ärgerliche Vorgänge gänzlich automatisieren. Das Hauptziel sei es, die Zolldeklaranten bei Ihrer Arbeit zu unterstützen, wodurch der Fokus auf wichtigere Aufgaben in der Zollabwicklung gerichtet werden könne, “nämlich qualitativer Kundenservice inklusive verlässlicher Zolltarifierung und Dokumenten- sowie Warenkontrolle”, so Parmakovic.
Steigendes Zollaufkommen durch E-Commerce-Boom, Brexit und Strafzölle
Ein Job-Killer sei man deswegen aber keineswegs, betont Co-Founder Matthias Pfeiler: “Es gibt auch in diesem Bereich einen Fachkräftemangel. Derartige Software wird zukünftig notwendig sein, um dem steigenden Zollaufkommen überhaupt gerecht zu werden”. Brexit und international verhängte Strafzölle würden die Lage weiter verkomplizieren, jedoch gerade für Digicust eine große Chance eröffnen.
Alle Systeme des Startups könne man global ausrollen, sagt Parmakovic: “EU-weit ist Zollrecht ohnehin harmonisiert. Bis zu einem gewissen Grad ist es auch international einheitlich. Und auch wenn es unterschiedliche Regelungen und Tarife gibt ist die Logik letztlich überall die selbe”. Einige Kunden mit größeren Volumina sind bereits da. Und der Gründer meint: “Wir haben einige Unternehmen in der Sales-Pipeline. Wir haben das Gefühl, dass es jederzeit knallen kann und wir dann viel zu tun haben”.
Erste Schritte im CPI
Kennengelernt haben sich die Parmakovic und Pfeiler übrigens im Creative Pre-Incubator (CPI) von Accent an der Uni Krems, wo sie die ersten Schritte zum Unternehmen machten. Später wurden sie mit Digicust auch im Accent Tough Tech Incubator aufgenommen. Das Startup wurde bereits durch die aws gefördert. Derzeit ist man mit einem Projekt bei der FFG im Bewilligungsprozess für eine Förderung.