03.10.2025
COVERSTORY

Dieter Grebner: „Wir produzieren in Europa mit mehr Qualität, schneller und günstiger als in den USA.“

Vom Motorsport in die Raumfahrt: Peak Technology aus Oberösterreich liefert Hightech-Bauteile für Formel-1-Teams und europäische Satellitenprogramme – und will Europa im globalen Space-Wettlauf stärken. Gründer Dieter Grebner fordert mehr Entschlossenheit in Europas Raumfahrtpolitik – und zeigt, wie ein „Hidden Champion“ aus Holzhausen internationale Spitzenplätze erobert.
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Peaktechnology-Gründer Dieter Grebner | (c) Antje Wolm

Dieser Text ist zuerst im brutkasten-Printmagazin von August 2025 “Schubkraft” erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.

Was in einer ehemaligen Tischlerei begann, ist heute Hightech für Formel-1-Teams und europäische Raumfahrtmissionen: Peak Technology mit Sitz in Holzhausen in Oberösterreich entwickelt und produziert hochpräzise Leichtbau- und Verbundlösungen – diese müssen unter härtesten Bedingungen bestehen. Zu den Kunden zählen unter anderem Red Bull Racing oder die European Space Agency (ESA). Das Geschäft erfordert Tempo, Präzision und mutige Entscheidungen. Gründer und CEO Dieter Grebner erwartet das auch in der Standortpolitik: Er drängt darauf, dass Österreich und Europa ihre Raumfahrt-Standorte entschlossener ausbauen. Damit ließen sich hierzulande langfristig hochwertige Arbeitsplätze sichern.


Ein Hidden Champion in Holzhausen

Bauernhöfe, Felder und am Rand der Ortschaft ein Gewerbepark: Holzhausen in Oberösterreich ist landwirtschaftlich geprägt. In einer modernen Halle – von außen unscheinbar – sitzt aber ein Hidden Champion der Raumfahrtindustrie in Österreich. Wer den Namen Peak Technology nicht kennt, würde es von außen kaum vermuten; am Eingang befindet sich ein verglastes Stiegenhaus, die Glasfront ist mit Werten des Unternehmens beschriftet: „Technik“, „Schubkraft“, „Forschungstrieb“, „Menschen“ – und mit der Zahl „9,58“.

Drinnen tragen die Besprechungsräume die Namen „Le Mans“ und „Monza“ – ein Hinweis auf die Herkunft und das erste Standbein von Peak Technology: den Motorsport. „9,58 steht für Tempo und Entscheidungsfreude“, sagt Gründer und CEO Dieter Grebner. Die Zahl ist eine Anlehnung an die 100-Meter-Bestzeit des jamaikanischen Sprinters und achtfachen Olympiasiegers Usain Bolt. Sie soll laut Grebner daran erinnern, dass es für wirtschaftlichen Erfolg schnelle Entscheidungen braucht.

Die Anfänge im Motorsport

Schon als Jugendlicher träumte der 1977 geborene Salzburger davon, Autos, Flugzeuge und Hubschrauber zu bauen. Der Gedanke, Unternehmer zu werden, spielte damals noch keine Rolle – es war die Begeisterung für Technik, die ihn antrieb und ihn schließlich an die Fachhochschule München führte. Während des Studiums der Fahrzeugtechnik machte er bereits Praktika als Mechaniker; unter anderem in einem österreichischen Formula-Ford-Team. Von 2001 bis 2002 arbeitete er in Hinwil in der Schweiz für die Sauber Motorsport AG: Als „Design Engineer“ beschäftigte er sich mit der Konstruktion und Entwicklung von Getriebe- und Fahrwerkskomponenten.

(c) Antje Wolm

2002 wechselte Grebner nach Bayern zur Modell- und Formenbau Blasius Gerg GmbH. Das familiengeführte Unternehmen ist ein High-End-Zulieferer für die Automobil- und Luftfahrtindustrie. Im Alter von 25 Jahren baute Grebner dort eine eigene Abteilung für Faser- und Verbundwerkstoffe auf – „von null auf 35 Leute“, wie er anmerkt. In dieser Zeit sammelte er wertvolles technisches und organisatorisches Know-how, das die Basis für die Gründung von Peak Technology bildete.

2006 wechselte Grebner in die Konzernwelt zu Fischer Ski. Schnell merkte er: „Das Konzernleben war überhaupt nicht Meines. Die Entscheidungswege dauerten mir zu lange.“ Der Entschluss, eigene Wege zu gehen, reifte rasch. 2007 gründete er Peak Technology.

Die ersten Jahre arbeitete das Team in einer ehemaligen Tischlerei in Buchkirchen nahe Wels. 2013 wechselte Peak Technology an den heutigen Produktionsstandort im nah gelegenen Ort Holzhausen. „Die Standortwahl war eine sehr strategische Entscheidung“, so Grebner: Der Großraum Wels ist über drei Autobahnen für Mitarbeiter:innen aus ganz Oberösterreich gut erreichbar. In einer lichtdurchfluteten Halle entstehen hochkomplexe Strukturbau­teile für Raumfahrt und Motorsport. In einem Bereich reihen sich modernste CNC-Fräsmaschinen aneinander, bereit für Präzisionsarbeit im Mikrometerbereich. Neben den Produktionsräumen befinden sich verglaste Lichthöfe, in denen sattgrüne Pflanzen wachsen – ein unerwarteter Kontrast zwischen Hightech-Maschinen und Natur. Mit einem Strahlen im Gesicht führt der Gründer durch das Gebäude und bleibt vor einer großen Box stehen: „Hier bauen wir beispielsweise die Abdeckung für die Batteriebox eines Formel-1-Autos für die Saison 2026.“

(c) Antje Wolm

Rund zehn Jahre dominierten bei Peak Technology Projekte im Motorsport – zuerst die deutsche Rennsportserie DTM, später folgten auch Aufträge für die Formel 1. Zu den Kunden zählen einige der erfolgreichsten Formel-1-Teams, etwa jene von Red Bull oder Mercedes. Der Sport erfordert Geschwindigkeit in der Produktion und bringt eine straffe Auftragslage mit Lastspitzen mit sich. „Motorsport ist unendlicher Druck – der Kunde ruft dreimal am Tag an, abends noch mal: ‚Es muss schneller gehen!‘“ Und: „Ein Engpass ist immer da.“ Den Takt gibt nicht nur die Logistik vor, sondern vor allem der Rennkalender: „Wenn im März gefahren wird, muss alles fertig sein – verschieben geht nicht.“

Raumfahrt als strategisches Wachstumsfeld

Ab 2015 prüfte Grebner gemeinsam mit seinen beiden Co-Geschäftsführern Philipp Staudinger und Matthias Lechner strategisch neue Geschäftsfelder. Sie beschäftigten sich intensiv mit elektrifizierter Luftfahrt (eVTOL) und Raumfahrt. Erste eVTOL-Initiativen in Europa starteten mit viel Rückenwind, verloren jedoch rasch an Fahrt und blieben hinter den Erwartungen zurück. „In die Raumfahrt haben wir uns dann verbissen und gesagt: ‚Das ziehen wir jetzt durch, trotz aller Anfangsschmerzen‘“, so Grebner.

Los ging es für Peak Technology im Raumfahrtbereich zunächst mit kleineren Aufträgen zur Materialuntersuchung. Dann folgte der erste große Meilenstein: ein Fertigungsauftrag über die European Space Agency (ESA) für einen Hitzeschutzschild der Vega-Rakete. Die vierstufige Trägerrakete ist dazu konzipiert, kleinere bis mittelgroße Satelliten in niedrige Erdumlaufbahnen zu bringen. Hauptauftragnehmer ist das italienische Unternehmen Avio, das die Rakete produziert. In diesem Umfeld liefert Peak seit Jahren regelmäßig mehrere Hitzeschilde pro Jahr. Der Erstflug eines Peak-Bauteils im Jahr 2019 fiel allerdings ausgerechnet mit einem Fehlstart der Vega-Rakete zusammen. „Unser erstes Raumfahrt-Bauteil flog beim Absturz der Vega mit – großartiger Start, oder?“, erinnert sich Grebner.

(c) Antje Wolm

Doch der entscheidende Durchbruch im Raumfahrtgeschäft für Peak Technology sollte bald folgen: mit Xenon-Treibstofftanks für die nächste Generation von Galileo-Satelliten. Galileo ist Europas eigenes Satellitennavigationssystem, das die Abhängigkeit vom US-basierten GPS-System verringern soll. Die Tanks sind Teil eines Ionenantriebs. Dieser hält die Satelliten in 36.000 Kilometer Höhe über viele Jahre präzise in ihrer Position. „Der Auftrag hat uns technologisch auf das Niveau gebracht, auf dem wir heute sind“, so Grebner.

Parallel zur Arbeit an Galileo kooperiert Peak Technology mit dem Münchner Spacetech-Scale-up Isar Aerospace rund um den österreichischen Gründer und CEO Daniel Metzler. Sein Team bezieht von Peak Technology Heliumspeicher für das Drucksystem. Zudem unterstützte Peak Technology die Strukturentwicklung der Rakete.

Beim Erstflug der sogenannten Spectrum-Rakete am 30. März 2025 waren auch Peak-Tanks an Bord. Zwar endete der Flug nach rund 30 Sekunden in einem Absturz, doch zentrale Missionsziele wie die Validierung des Startsystems wurden erreicht. Unter Raumfahrt-Expert:innen gilt dieser Erstflug als Meilenstein für die private Raumfahrt in Europa. Es handelte sich um den ersten Start einer kommerziellen Orbitalrakete von Kontinentaleuropa aus. Isar Aerospace zählt zu den Aushängeschildern der europäischen Spacetech-Szene. Für seinen Wachstumskurs sammelte das Unternehmen insgesamt über 400 Millionen Euro an Risikokapital ein.

Finanzierung von Peak Technology

Wie finanziert sich Peak Technology seit seiner Gründung? Bis 2024 aus dem laufenden Geschäft – ohne Risikokapital. „Der Einstieg in die Raumfahrt hat jedoch massiv Eigenkapital aufgefressen“, so Grebner. Um Wachstum, Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Working Capital zu sichern, holte er im März 2024 die deutsche Beteiligungsgesellschaft Hannover Finanz als Investor an Bord. Insgesamt flossen für 38 Prozent der Anteile zehn Millionen Euro an Kapital in das Unternehmen. Grebner hält die restlichen 62 Prozent.

Warum kein österreichischer Investor? In Österreich gebe es im Finanzsektor „zu wenig Verständnis für Raumfahrt“, sagt Grebner. Dementsprechend habe er sich in Deutschland nach einem Investor umsehen müssen. Der Prozess startete Anfang 2023 und zog sich knapp ein Jahr; länger als gedacht. „Wenn du einem potenziellen Investor erklären musst, wie der typische Entwicklungszyklus der Raumfahrt funktioniert, und wenn jemand eine Rakete nicht von einem Satelliten unterscheiden kann, dauert das Fundraising einfach viel zu lange.“

2024 erwirtschaftete Peak Technology mit seinen über 150 Mitarbeiter:innen eine Betriebsleistung von 24 Millionen Euro. Zwei Drittel entfallen auf die Raumfahrt und ein Drittel auf den Motorsport. „Das nächste Etappenziel sind 50 Millionen Umsatz – realistisch bis 2030“, so Grebner. Als klassisches Startup sieht er seine Firma allerdings nicht: „Ich würde uns eher als ein agiles Industrieunternehmen bezeichnen.“

(c) Antje Wolm

Standortstrategie und Politik

Neben seiner Rolle als CEO von Peak Technology engagiert sich Grebner auch als Präsident von Austrospace, dem Verband der österreichischen Raumfahrtindustrie. Hier bündeln teilnehmende Unternehmen und Forschungseinrichtungen ihre Interessen und vertreten die Branche auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. In seiner Funktion setzt sich Grebner für die strategische Positionierung des gesamten Raumfahrtsektors ein: „Wir sprechen hier von einem Sektor mit zweistelligen Wachstumsraten, in dem wir realistische Chancen haben, im globalen Wettbewerb mitzuhalten.“

Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica zeigt: Der Weltraumsektor generierte in Österreich 2024 eine Bruttowertschöpfung von rund 198 Millionen Euro – bei etwa 150 Unternehmen und 1.300 Beschäftigten. Grebner merkt an: „Wir haben in Österreich in den vergangenen Jahren den Anteil der Industrieunternehmen im Austrospace-Netzwerk verdoppelt.“ Teil des Netzwerks sind auch Spacetech-Startups wie beispielsweise Enpulsion oder Gatespace.

Wie groß der Abstand zu etablierten Leitbranchen noch ist, zeigt ein Blick auf die Automobilwirtschaft: Sie hatte 2023 laut dem Fachverband der Fahrzeugindustrie eine Bruttowertschöpfung von rund 18,6 Milliarden Euro. „Wir werden nie so viele Jobs schaffen wie die Automobilindustrie – der Markt für Raumfahrt ist kleiner. Aber wir können einen Teil der Verluste in anderen Branchen abfedern und neue Kompetenzfelder aufbauen“, so Grebner.

Ein politischer Impuls aus Wien

Genau in diese Richtung zielt auch eine Entscheidung aus dem Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI): Österreich erhöht seinen Beitrag zum Drei-Jahres-Budget der ESA von 260 Millionen Euro auf bis zu 320 Millionen Euro – im Rahmen der Industriestrategie 2035. Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) betonte Mitte Mai, die Weltraumforschung sei „ein Stück weit eine Trägerrakete für den Standort Österreich“. Mit gezielter Schwerpunktsetzung und strategischen Investitionen will sein Ressort in den nächsten Jahren die Rolle heimischer Unternehmen als wichtige Zulieferer im europäischen Raumfahrt-Ökosystem weiter stärken.

Für Grebner ist das ein Schritt in die richtige Richtung – aber bei Weitem nicht ausreichend: Um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten, müsse Europa den strategischen Wert der Raumfahrt stärker anerkennen und seine Investitionen entsprechend ausbauen. Das Potenzial sei da, werde in Österreich bislang aber nicht konsequent genug genutzt. „In einem Wachstumsfeld mit Top-Arbeitsplätzen Potenzial liegen zu lassen ist ein Fehler“, meint Grebner. Gerade bei ESA-Aufträgen gelte: Wenn Staaten mehr investieren, bekommen sie über ESA-Aufträge auch mehr zurück. „Das, was über die ESA ins Land fließt, ist nur ein Teil des Effekts – es ist ein Enabler, der Technologien ermöglicht, mit denen wir hier Wertschöpfung generieren.“

Europa braucht Entscheidungswillen

Internationale Vergleiche bestärken Grebner in dieser Haltung: Pro Kopf investieren die USA rund zweimal so viel in die Raumfahrt wie Europa. In Amerika ist Raumfahrt präsent, man versteht, wie wichtig eigene Systeme für Souveränität, Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung sind. „Europa müsse diese Schieflage überwinden und entschlossener handeln, um in einem globalen Wachstumsmarkt mit zweistelligen Zuwachsraten dauerhaft konkurrenzfähig zu bleiben“, so Grebner.

(c) Antje Wolm

Seit Kurzem liefert Peak Technology auch in die USA. Die Erfahrung dort hat Grebners Blick auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit noch einmal geschärft. Sein selbstbewusstes Fazit: „Wir produzieren in Europa mit mehr Qualität, schneller und günstiger als in den USA. Ein normaler Produktionsbetrieb funktioniert bei uns wesentlich besser als drüben.“ Das liege nicht nur an den niedrigeren Lohnkosten, sondern auch an eingespeisten Strukturen, langjähriger Erfahrung und einer hohen Mitarbeiterbindung.

In Europa bleiben Fachkräfte oft viele Jahre in einem Unternehmen, kennen die Prozesse in- und auswendig und bringen dadurch eine Stabilität in die Produktion, die in den USA schwer zu erreichen sei. Gleichzeitig warnt er davor, den Blick über den Atlantik nur von einzelnen Ausnahmeerscheinungen prägen zu lassen: „Wir sollten uns in Europa nicht von ein paar Leuchttürmen wie SpaceX oder Tesla verunsichern lassen.“ Zwar gebe es in Europa das Problem, dass viele Einzelinteressen unter einen Hut gebracht werden müssten, was die Steuerung von EU und ESA erschwere. In den USA sei das teils einfacher, aber: „Dafür verstecken brauchen wir uns nicht.“

In Holzhausen hängt die Zahl „9,58“ nicht zufällig prominent am Eingang von Peak Technology. Für Grebner ist es ein Prinzip, das Peak Technology groß gemacht hat: Entscheidungen zügig zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und Chancen zu nutzen, solange sie da sind. „Nichts zu tun und nicht zu entscheiden ist der Tod eines Unternehmens“ – genau diese Haltung wünscht er sich auch von der Politik. „Man kann lange diskutieren, ob es genug ist oder mehr braucht – oder man entscheidet und setzt um. In der Raumfahrt gibt es jetzt den Momentum, das wir nutzen können. Wenn wir warten, ist es weg.“


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Das Merch
© Linkedin/Buchroithner - Klaus Buchroithner von "Das Merch".

Der größte Auftrag des Jahres. So schien es letzte Woche beim österreichischen Startup „Das Merch“. Man bekam von einem französischen Konzern, der Umsätze in Milliardenhöhe macht, eine Anfrage über 25.000 T-Shirts (unbedruckt). So wirkte es zumindest.

Das Merch-Founder zweifelte weil „alles zu schnell ging“

„Wir haben uns extrem gefreut“, sagt Gründer Klaus Buchroithner, der zu der Zeit im Urlaub weilte. Der vermeintliche Kunde schickte offizielle Unterlagen durch und lieferte sogar echte Namen von zuständigen Personen für die Bestellung. Alles sah korrekt aus, „Das Merch“ erhielt sogar ein bereits unterzeichnetes Angebotsdokument – mit einem offiziell wirkenden Firmenstempel.

Dass es zudem zu einer Verzögerung der Zahlung für den Auftrag kam, war auch keine „Red Flag“ für das Team, denn in der Vergangenheit war es nicht unüblich, dass bei Konzernbestellungen das Geld aus diversen firmenbürokratischen Gründen – im Gegensatz zur üblichen Vorauszahlung – erst später eintrudeln würde.

Erste Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Auftrags traten bei Buchroithner jedoch dann auf, als alles „zu schnell“ ging: „Die Abwicklung und Auftragserteilung kam so plötzlich, ohne dass wir uns, wie im Normalfall, irgendwo registrieren mussten. Auch eine typische ‚Due Dilligence‘, die Konzerne durchführen, blieb aus. Es war einfach alles zu leicht“, sagt der oberösterreichische Gründer.

„Bitte absichern“

Buchroithner, der von seinem Team kontaktiert worden war, hatte im Urlaub die nötige Distanz und Ruhe, um über alles zu reflektieren und wurde noch misstrauischer, als er von dem „Auftraggeber“ den Rat erhielt, die Order versichern zu lassen.

„Zuerst dachte ich, sie wollen eine Absicherung, dass wir liefern können und sich quasi selbst absichern“, erklärt Buchroithner. Dem war aber nicht so. Der vermeintliche Auftraggeber riet tatsächlich dazu, den eigenen Auftrag abzusichern.

Buchroithner informierte sich in Folge dessen beim KSV über den Konzern, fand heraus, dass das französische Unternehmen seinen Milliardenumsatz heuer um 20 Prozent steigern konnte. „Das alles und die Aufforderung zur Versicherung hat mich selbst verunsichert und ich habe dann Gemini (Anm.: von Google entwickelter KI-basierter Chatbot) gefragt, auf welche Punkte man in exakt diesem Fall schauen sollte.“

Die Künstliche Intelligenz gab Tipps und fand schlussendlich Unregelmäßigkeiten. Also wies Buchroithner sein Team an, Montagfrüh beim vermeintlichen Auftraggeber anzurufen.

Bande in ganz Europa aktiv

Dort kam heraus, dass der Konzern keinen offiziellen Auftrag vergeben hatte. „Sie haben sich entschuldigt und erklärt, dass sie eine Scammer-Bande gehackt habe, die in ganz Europa falsche Aufträge erteilt“, weiß Buchroithner jetzt.

Die übliche Masche der Scammer besteht darin, das sie „Last Minute“, die Lieferadresse ändern, dort dann mit einem Mittelsmann in einem Warehouse kooperieren oder die Lieferung abfangen, sprich stehlen, so die Vermutung. Dann die Shirts selbst bedrucken – nochmal zur Erinnerung: die Scammer wollten unbedruckte T-Shirts haben – und zum Mini-Preis verscherbeln. „Bei 25.000 T-Shirts kann man auch zu einem kleinen Preis Geld machen“, sagt Buchroithner.

Das Versicherungsmysterium

Ein Mysterium bleibt bei der ganzen Sache jedoch, die Aufforderung, den Auftrag zu versichern. Entgegen möglicher Annahmen, dass die Scammer auch eine Versicherungssumme auf ein Konto überwiesen bekommen wollten – so verhielt es sich nicht – weiß Buchroithner auch nicht genau, warum er diesen Rat erhalten hat: „Vielleicht war es ein netter Scammer, der uns sympathisch fand“, sagt er. „Und uns empfahl, ‚lasst euch lieber versichern‘. Aber meiner Meinung nach, hätte in so einem Fall keine Versicherung gezahlt.“

Das Merch-Dogma: „Vertrauen keine Einbahnstraße“

Auch wenn „Das Merch“-Team auf den Scam-Versuch draufkam, so gab es dennoch schwerwiegende Folgen für das Startup. Die Linzer haben bei ihrem Produktionspartner in Portugal zwar keinen offiziellen Auftrag vergeben, der Stoff für die 25.000 T-Shirts wurde dennoch produziert, weil der Produzent sonst mit dem nahenden Weihnachtsgeschäft in Verzug gekommen wäre.

„Es ist unsere Verantwortung“, sagt Buchroithner. „Aber wir haben uns nichts vorzuwerfen. Unsere langjährigen Partner haben übers Wochenende den Stoff produziert, Zeit investiert, alles ohne Anzahlung.“ Und da Vertrauen „keine Einbahnstraße sei“, nahm man den Stoff an und startete eine Aktion.

„Bis zum 30. November gibt’s die besten T-Shirts aus Portugal, mit eurem Logo, zum Top-Preis“, schreibt Buchroithner per Linkedin-Post. Man möchte aus einer schwierigen eine „win-win“-Situation machen, bei der es „in Portugal fair produzierte Shirts als hochwertige Geschenke, Teamwear, oder für Events gibt.“ Auch um zu zeigen, dass Vertrauen in beide Richtungen funktioniert.

Aktuell sind von den 25.000 T-Shirts bereits 5.000 verkauft worden. „Aufgrund unserer Liquidität ist diese Aktion für uns nicht total existenzbedrohend“, betont Buchroithner, „,und wir haben eine gute Lösung gefunden, aber es ist schon eine große Belastung. Es ist nicht so, dass wir das locker aus der Portokasse finanzieren können, deswegen ist alles, was wir wegbringen, eine Hilfe. Die Idee ist, auf einen Schlag soviel wie möglich wegzubringen, damit alle wieder normal weitermachen können.“

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