21.03.2025
LISTICLE

Diese österreichischen Startups wollen den Tourismus verändern

Ob virtuelle Kurztrips, nachhaltige Wohnkonzepte oder digitale Erlebniswege – diese heimischen Startups mischen den Tourismus auf.
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Diese Startups wollen den Tourismus verändern
Einige von vielen Startup-Gründungsteams, die in der Tourismusbranche operieren: like2camp, Talentlobby, Tripmakery und MATR | Fotos: like2camp, talentlobby.de, Tripmakery, MATR

Der Tourismus befindet sich im Wandel. Klimabewusstsein, digitale Erlebnisse und veränderte Reisetrends fordern neue, kreative Lösungen – und genau hier kommen Startups ins Spiel. Sie setzen vermehrt auf Technologien wie Virtual Reality, nachhaltige Unterkünfte oder personalisierte Reiseangebote. Wir haben spannende österreichische Startups aus dem Tourismusbereich zusammengestellt, die zeigen, wie die Zukunft des Reisens aussehen könnte.


Chatlyn

Das Chatlyn-Gründer Team Nicolas Vorsteher, Matthias Haubner und Michael Urbanek (c) brutkasten

Ein KI-gestütztes Tool für die Kundenkommunikation, das verschiedene Messaging-Dienste wie WhatsApp und den Instagram-Chat bündelt und zusätzliche Features bietet – diese Lösung könnte wohl in einigen Branchen nützlich sein. Das Wiener Startup Chatlyn hat sich aber auf Hotels als Kunden spezialisiert. Sie sollen damit die Customer Journey verbessern und gleichzeitig den eigenen Arbeitsaufwand reduzieren. Damit ist das Unternehmen unter anderem im Nahen Osten bereits erfolgreich.

Nicolas Vorsteher, der das Startup 2022 gemeinsam mit Matthias Haubner und Michael Urbanek gegründet hat, ist ein bekanntes Gesicht in der heimischen Startup-Szene. 2017 verkaufte er sein HR-Startup prescreen an Xing und verblieb danach noch mehrere Jahre im Unternehmen. Über Chatlyn sagte er in der brutkasten-Serie “Das Leben nach dem Exit”: “Dieses Mal wollen wir etwas Größeres erreichen.”

Crqlar

Das Crqular-Gründungsteam | Foto: Crqlar

Wer sich hierzulande mit Hotellerie beschäftigt, landet schnell in Tirol. Mit rund 22.000 Beherbergungsbetrieben, davon 906 Vier- bzw. Fünf-Stern-Hotels (2024, Statistik Austria), steht das Bundesland innerhalb Österreichs quantitativ einsam an der Spitze. Kein Wunder also, dass die Hauptstadt Innsbruck auch ein beliebter Gründungsort für Startups aus der Branche ist.

2022 gründeten Angel Ferrufino, Fabian Rauch, Dijana Keri und Dejan Keri dort das Unternehmen Crqlar. Die Business-Intelligence- und Customer-Relationship-Management-Plattform des Startups richtet sich an Luxus-Hotels und führt Daten aus unterschiedlichen gängigen Software-Lösungen zusammen, um personalisierte Gäste-Profile zu erstellen, die im Service genutzt werden können. Damit wolle man “Gästedaten in personalisierte Gästeerlebnisse in Luxushotels umwandeln”, so Gründer Ferrufino anlässlich eines Investments 2023 gegenüber brutkasten.

Dayholi

Die Eröffnung des Biotherm-Domes am Flughafen Wien. Foto: (c) Dayholi/Harald Klemm
Die Eröffnung des Biotherm-Domes am Flughafen Wien | Foto: Dayholi/Harald Klemm

Kurzurlaub machen, ohne wegfahren zu müssen? Diese Idee finden wohl viele toll. Fjolla Holzleithner hat mit ihrem Startup Dayholi eine innovative Lösung geschaffen, die solche Kurztrips möglich macht – und zwar virtuell. Herzstück des Unternehmens ist ein patentierter VR-Dome, der Nutzer:innen ganz ohne Kofferpacken auf Reisen in digitale Traumwelten entführt.

Der Name „Dayholi“ spielt auf das Konzept eines kurzen, erholsamen „Urlaubs“ im virtuellen Raum an. Hauptsächlich wird der Dome an Firmen vermietet und kam bereits am Wiener Flughafen zum Einsatz, wo Besucher:innen und Reisende die Gelegenheit hatten, exotische Destinationen virtuell zu erkunden – brutkasten berichtete.

Emma Wanderer

Das Startup Emma Wanderer bietet eine Plattform für Workspitality Solutions, die Vermittlungs-, Beratungs- und Produktangebote miteinander verbindet. Konkret verfolgt das Startup das Ziel, ortsunabhängiges Arbeiten zu fördern. Emma Wanderer unterstützt Unternehmen dabei, geeignete Locations für Remote Work zu finden oder Workations in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Im Jahr 2024 durchlebte das Wiener Workation-Startup eine turbulente Phase. Nach der Eröffnung eines 18.000 Quadratmeter großen Workation-Campus mit 50 Tiny Homes im steirischen Hieflau im August 2023 – für dessen Bau rund sieben Millionen Euro investiert wurden – meldete das Unternehmen im Januar 2024 Konkurs an.

Acht Monate später kehrten zwei der Gründer:innen zurück und starteten die Plattform für Workspitality Solutions neu. Mittlerweile führt Co-Founderin Julia Trummer das Startup alleine.

Jack-in 

Das Startup Jack-in aus Oberösterreich bietet eine Gesamtlösung für den kontaktlosen Zutritt. 2021 wurde es von Willi Sickinger, Hannes Kriegner, Johann Dämon-Pflaum und Bernhard Obernberger gegründet. Ihre Produkte sollen Hotels in mehreren Bereichen unterstützen. Neben einer Verwaltungssoftware für Buchungen hat Jack-in ein System entwickelt, mit denen Gäste ohne App online Türen öffnen können. Zum Portfolio des Unternehmens zählt außerdem ein Self-Check-in-Terminal, das Zahlungen abwickelt und Meldescheine ausstellen kann. Mittlerweile hat das Unternehmen Kund:innen in Deutschland und in Österreich.

Kamuh

Das kamuh-Team | Foto: kamuh

Simone Jutte hat mit ihrem Salzburger Startup kamuh eine innovative Web-App für private Ferienvermieter:innen entwickelt – brutkasten berichtete. Dabei handelt es sich um eine Plattform, in der sämtliche Buchungen von verschiedenen Portalen in einem Kalender synchronisiert werden. Darüber hinaus können Gästenachrichten und Rechnungen zentral verwaltet werden.

Vor Kurzem wurde kamuh von der Initiative Change Tourism Austria, einem Projekt der Österreich Werbung, ausgewählt, um sich auf der ITB in Berlin – einer der wichtigsten Messen der globalen Tourismusbranche – einem internationalen Publikum vorzustellen.

Liabs Platzl

In der Nähe von touristischen Orten eine Unterkunft in der Natur zu finden, wird aufgrund wachsender Nachfrage immer schwieriger. Vor diesem Problem standen auch Manuela Matschy-Kreisel, Alexander Matschy sowie Birgit und Jürgen Hennerbichler. Gemeinsam haben sie sich dazu entschlossen, etwas dagegen zu unternehmen. Ihre Idee: smarte Tinyhomes mit Baustoffen aus der Region herstellen. Sie sollen komfortabel, aber abgeschieden sein.

Das Konzept optimierten die Gründer:innen im Tourismusinkubator des Landes Oberösterreich. Im Juni 2024 wurde das Unternehmen gegründet – in den kommenden Monaten sollen die ersten Unterkünfte im Mühlviertel zur Verfügung stehen.

like2camp

like2 camp vermittelt Camping-Stellplätze | Foto: like2camp

like2camp mit Sitz in Anif hat sich im Tourismus auf die Vermittlung naturnaher Stellplätze für Camping-Begeisterte spezialisiert. Das Gründerduo Verena Sowa und Matthias Haunholder arbeitet laut eigenen Angaben daran, gemeinsam mit touristischen Anbietern und Gemeinden ein legales und ganzheitliches Konzept für “spontanreisende Camper:innen” zu schaffen. Über ihre Plattform können Vermieter:innen Stellplätze inserieren – like2camp bekommt dafür eine Provision. Das 2023 gegründete Startup konnte vergangenen Mai eine mittlere fünfstellige Finanzierungsrunde abschließen – brutkasten berichtete.

Majourny

Der Gedanke an Urlaub löst bei vielen Menschen große Freude aus. Der Gedanke, ihn zu planen, dagegen eher weniger. Um sich die Nerven zu sparen und die Zeit für den tatsächlichen Urlaub zu nutzen, haben Fabian Pischinger und Severin Bergsmann einen AI-Reiseplaner entwickelt: Majourny. 

In der App können Nutzer:innen ihr Reiseziel und ihre Interessen angeben. Als Antwort bekommen sie Empfehlungen für Hotels, Restaurants und Aktivitäten. Zusätzlich können sich Reisende über die App verbinden. Auch auf Nachhaltigkeitsaspekte achtet der AI-Reiseplaner: Abgesehen von der Wahl der Transportmittel bekommen User:innen Tipps, um sich in der jeweiligen Kultur respektvoll zu verhalten. Das im März 2024 gegründete Startup konnte sich vor Kurzem auf der ITB Berlin vorstellen – einer der wichtigsten Messen der Tourismusbranche.

MATR

Verena Judmayer und Michaela Stephen, die Founderinnen von MATR
Michaela Stephen und Verena Judmayer, die Founderinnen von MATR | Foto: MATR

Jedes Jahr landen in Europa Millionen von Matratzen auf Deponien – ein enormes Umweltproblem, dem sich Verena Judmayer und Michaela Stephen angenommen haben. Mit ihrem Wiener Startup MATR, das früher unter dem Namen Sleepify bekannt war, setzen sie auf eine nachhaltige Alternative für die Hotelbranche. Ihr Konzept kombiniert hochwertige Matratzen mit einem zirkulären Service-Modell, das Ressourcen schont und Abfall reduziert. Seit 2022 erhält MATR wiederholt Unterstützung von Greiner Innoventures und konnte bereits zahlreiche Hotels für seine umweltfreundliche Lösung gewinnen.

Neednect

NeedNect, Hotelbrnache, Profil erstellen
Ines Ganner, Co-Founderin von NeedNect | Foto: Daniel Waschnig

Das Kärntner Startup NeedNect Solutions hat eine Plattform entwickelt, die Hotels und Gäste nach der Buchung miteinander vernetzt. Der Sinn dahinter: Gäste sollen ihren Aufenthalt individuell anpassen können – und Hotelpersonal vorab wissen, ob diese möglicherweise größere Bademantel brauchen, morgens die Zeitung lesen wollen oder Allergien haben. Dafür legen die Reisenden bei NeedNect ein Profil an, das sie dann immer wieder für Buchungen nutzen können. Das Tool funktioniert für Buchungen, die über die Plattform gemacht wurden, kann aber auch im Nachhinein mit Buchungen verbunden werden.  

Das Startup wurde 2019 von Ines Ganner, Fabio Wilhelmer und Raphael Duhs gegründet. 2022 wurde es im Rahmen der Startup Nights 2022 zum “Travel Startup of the Year” gekürt. In der Führungsebene sind mittlerweile nur noch Ganner und Wilhelmer. Mit ihrem Konzept möchten sie zusätzlich Daten für Hotels liefern und durch festgehaltene Präferenzen gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen.

Ontours

Die Ontours-Gründer Oliver Tazl (l.) und Paul Kalcher (r.) beim Launch-Event in Porto | (c) Alexandre Perreira
Die Ontours-Gründer Oliver Tazl (l.) und Paul Kalcher (r.) beim Launch-Event in Porto | Foto: Alexandre Perreira

Das Grazer Startup Ontours wurde 2022 von Oliver Tazl und Paul Kalcher gegründet. Die beiden haben eine App entwickelt, die es ermöglicht, Städte auf innovative Weise zu entdecken – brutkasten berichtete. Anstatt traditioneller Hop-on-Hop-off-Bustouren können Nutzer:innen mit Ontours reguläre Straßenbahnlinien nutzen, um Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Die App bietet Audio-Guides entlang dieser Linien, sodass Fahrgäste selbst entscheiden können, welchen Routen sie folgen, wo sie aussteigen und zu welchen Orten sie mehr Informationen erhalten möchten. 

Seit Sommer 2023 bietet Ontours Touren in Graz und Wien an. Mittlerweile operiert das Startup auch in Budapest und Porto. Für 2025 geplant sind Amsterdam und München. Der Verkauf erfolgt dabei direkt an die Kund:innen: Reisende können sich Tagespässe für die App holen.

Staymate

Das Startup Staymate hat sein Business 2018 ursprünglich mit einem auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Concierge-Bot gestartet. Den gibt es noch immer. Mittlerweile bietet das Unternehmen allerdings eine All-in-Lösung für Hotels – und Hotelgäste. In einer App werden Services wie Buchungsmanager, Reiseführer und digitale Türöffnung vereint. Das von Bruno Tunjic, Misha Moellner und Thomas Reiter gegründete Startup ist mittlerweile in sechs Ländern aktiv.

Talentlobby

 Gründer-Team von Talentlobby: Philipp Habring und Paul Hagler
Gründer-Team von Talentlobby: Philipp Habring und Paul Hagler | Foto: talentlobby.de

​Talentlobby ist ein Salzburger Startup, das sich auf KI-gestützte Recruiting-Lösungen für die Hotel- und Gastronomiebranche spezialisiert hat. Durch den Einsatz von Social-Media-Recruiting-Strategien unterstützt Talentlobby Hotels und Restaurants dabei, schnell passende Fachkräfte zu finden. 

Im Jahr 2023 erhielten die Founder Philipp Habring und Paul Hagler eine sechsstellige Investition von der deutschen Venture-Capital-Gesellschaft allygatr, um die Expansion nach Deutschland voranzutreiben – brutkasten berichtete. Zudem fusionierte Talentlobby im Oktober 2024 mit dem Berliner Unternehmen Searchtalent zur Search & Talent Holding, um gemeinsam innovative digitale Lösungen für die Rekrutierung in der DACH-Region anzubieten – brutkasten berichtete.

Thrillectric

Das Startup wurde bereits 2022 gegründet, das Produkt befindet sich allerdings noch in der Entwicklung. Die Idee: e-ski, mit denen man Wasserskifahren kann. Den Freizeitsport sollen Interessierte dann ganz ohne Motorboote oder Liftanlagen ausüben können. Das soll nicht nur Unterhaltung bieten, sondern auch umweltschonender sein als die bisherigen Optionen. In die e-ski will das Team rund um Lorenz Peter auch eine Kommunikationssoftware integrieren.

Das Startup nimmt derzeit am Tourismusinkubator vom Land Oberösterreich teil. Das heißt, es wird vom Wirtschafts- und Tourismusressort des Landes Oberösterreich, der Standortagentur Business Upper Austria, Oberösterreich Tourismus GmbH und der tech2b Inkubator GmbH zwölf Monate lang gefördert, beraten und begleitet.

TourRadar 

TourRadar CEO Travis Pittman
TourRadar CEO Travis Pittman | Foto: Zsolt Marton

​TourRadar ist ein Wiener TravelTech-Scaleup, das 2010 von den australischen Brüdern Travis und Shawn Pittman gegründet wurde. Das Unternehmen betreibt eine Online-Plattform, die es Reisenden ermöglicht, mehrtägige Touren zu vergleichen und zu buchen. 

Schon in seiner Series-A-Finanzierungsrunde hat das Startup sechs Millionen US-Dollar eingesammelt. In einer Series-C-Finanzierungsrunde zwei Jahre später sicherte sich TourRadar 50 Millionen US-Dollar, unter dem Lead der Silicon-Valley-Wachstumskapitalgesellschaft TCV, die zuvor in Unternehmen wie Expedia und Airbnb investiert hatte – brutkasten berichtete.

In Österreich operiert es allerdings erst seit 2020. Zuvor hatte sich das Unternehmen auf die Märkte USA, Kanada, Australien und UK fokussiert. Mittlerweile können User:innen Reisen auf der ganzen Welt über die Plattform buchen.

Trailpulse 

Das Linzer Startup Trailpulse wurde im Juli 2024 von Sebastian Hochgatterer gegründet. Trailpulse hat eine Zählmatte mit Sensoren entwickelt, die Fußgänger:innen und Radfahrer:innen erfasst. Die Zählmatten können auf Trails platziert werden, um zu erheben, wie viele Menschen die Wege passieren. Die Daten werden dann automatisch an ein Dashboard gesendet. Die Besucherstrommessung hilft vor allem Tourismusverbänden und Waldbesitzer:innen. Dass Überlastungen so früh erkannt werden, soll auch die Natur schützen.

Traivelling

Das Wiener Startup Traivelling, gegründet von Elias Bohun, hat sich zum Ziel gesetzt, das Buchen von internationalen Zugreisen so einfach wie Flugbuchungen zu gestalten. Im Mai 2023 nahm das Unternehmen an der grünen Finanzierungsmesse “The Green 100” teil und konnte durch ein Crowdfunding für Gemeinwohl innerhalb von nur 20 Tagen 200.000 Euro an Investitionskapital sichern.

Mit diesen Mitteln wurden drei Programmierer:innen eingestellt, die an der Entwicklung einer Buchungsplattform arbeiten. Der Launch dieser Plattform ist für 2025 geplant und soll es ermöglichen, komplexe Zugreisen über mehrere Ländergrenzen hinweg effizient und benutzerfreundlich zu buchen. Bis zur Einführung der Plattform pausiert Traivelling die Annahme individueller Buchungsanfragen, um alle Ressourcen auf die Fertigstellung zu konzentrieren.

Tripmakery

Die Tripmakery-Gründer Ajmal Said (links) und Robert Sasse | Foto: Tripmakery

Wer schon einmal versucht hat, eine Unterkunft für alle Arbeitskolleg:innen oder eine ganze Schulklasse zu finden, musste vermutlich viel Zeit und Geduld mitbringen. Genau dafür hat das Startup von Robert Sasse und Ajmal Said eine Lösung entwickelt: Tripmakery hat sich seit der Gründung 2016 auf die Buchung von Gruppenunterkünften spezialisiert. 

Die Online-Plattform bietet Zugriff auf über 65.000 Unterkünfte in Europa, darunter Hotels, Gästehäuser und Hostels. Tripmakery richtet sich an verschiedene Gruppen wie Unternehmen, Schulen, oder Freund:innen, die Reisen mit fünf oder mehr Personen planen. 
Im August 2023 erhielt das Unternehmen eine siebenstellige Investition, um sein Wachstum voranzutreiben und seine Präsenz außerhalb des DACH-Raums (Deutschland, Österreich, Schweiz) auszubauen – brutkasten berichtete. Mittlerweile sind mehrere Investor:innen an dem Startup beteiligt.

Wohnwagon

Wohnwagon
Wohnwagon-Gründerteam Theresa Mai und Christian Frantal | Foto: Wohnwagon

Das niederösterreichische Startup Wohnwagon, gegründet von Theresa Mai und Christian Frantal, kombiniert innovativen Tourismus mit Nachhaltigkeit und autarkem Wohnen. Die Mission des Gründungsteams: ressourcenschonende Wohnkonzepte zu entwickeln, die nicht nur Privatpersonen, sondern auch die Tourismusbranche ansprechen. 

Wohnwagon hat bereits über 150 Projekte realisiert, darunter autarke Minihäuser, die als nachhaltige Unterkünfte für Hotel- und Ferienanlagen genutzt werden. Um das Wachstum weiter voranzutreiben, hat Wohnwagon kürzlich ein Investment von Epoona und der Raiffeisen Beteiligungsholding erhalten – brutkasten berichtete. Mit dem Finanzierungspaket will das Startup seine Expansion vorantreiben.

Wunderweg

Das Innsbrucker Startup Wunderweg bietet eine App-Lösung für Tourismusgebiete, die digitale Erlebniswege bereitstellen möchten. Nutzer:innen der App können aus verschiedenen Themenwegen wählen und werden mittels GPS-Tracking in Echtzeit durch die Routen geführt, wobei sie Stationen freischalten und Punkte sammeln können. An den einzelnen Stationen sehen die User:innen beispielsweise animierte Videos oder interaktive Spiele. 

Die Founder Simon Rahm und Matthias Triendl konzentrieren sich mit ihrem Business auf  zielgruppenorientierte Vermarktung von Themenwegen. Die App soll Anbieter:innen zusätzlich datenbasierte Einblicke liefern. Zudem will Wunderweg Nachhaltigkeit fördern, indem es bauliche Eingriffe in die Natur minimiert.

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27.01.2025

Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”

Nachlese. Die Nutzung von Open-Source-Modellen eröffnet Unternehmen auch im KI-Bereich weitreichende Möglichkeiten. Es gibt dabei aber auch einiges zu bedenken. Darüber und mehr diskutierten in Folge 5 von "No Hype KI" Stephan Kraft von Red Hat, Florian Böttcher von CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac von Women in AI und Patrick Ratheiser von Leftshift.One.
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“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.

Kollaborativ, transparent, frei zugänglich und nicht profit-orientiert – mit Open-Source-Software wird eine Reihe von Eigenschaften assoziiert. Und oftmals stehen bei der Nutzung ethische Überlegungen im Zentrum. Dabei gibt es auch ganz praktische Gründe, die für eine Verwendung durch Unternehmen sprechen – auch bei der Implementierung von KI-Anwendungen, ist Stephan Kraft, Community Advocate & Business Development OpenShift & Application Services bei Red Hat, überzeugt. In Folge fünf der Serie “No Hype KI” diskutierte er dieses und weitere Themen mit Florian Böttcher, Solution Architect bei CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac, Policy Lead bei Women in AI und Patrick Ratheiser, Gründer & CEO von Leftshift.One.

“Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”

“Ich will das Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”, sagt Stephan Kraft. Für Red Hat als weltweit führenden Anbieter für Open-Source-Lösungen für Unternehmen gehen die Argumente für eine Nutzung nämlich weit darüber hinaus. “Es geht nicht darum, Open Source als Selbstzweck zu sehen, um zu den Guten zu gehören”, so der Experte. Tatsächlich sei die Verwendung von Open Source gerade bei der Etablierung von KI im Unternehmen für Startups und KMU eine wichtige Weichenstellung.

Offenheit, um Diskriminierung entgegenzuwirken

Auch Natalie Ségur-Cabanac sieht Open Source als “Key Technology” im KI-Bereich. Für “Women in AI” spiele die Offenheit eine zentrale Rolle: “Diese Offenheit braucht es, um Diskriminierung entgegenzuwirken.” Open Source verbessere den Zugang für Frauen zur Technologie, die Abbildung von Frauen in den Daten und es vergrößere die Möglichkeiten in der Forschung. Man müsse aber auch aufpassen, ob Software wirklich so offen sei, wie behauptet, sagt sie bezogen auf die aktuellen Diskussionen rund um OpenAI, das sich – ursprünglich als offenes Projekt gestartet – zum profitorientierten Unternehmen entwickelte. Es brauche auch eine klare Definition, was “open” sei.

Masse an Möglichkeiten

Leftshift.One-Gründer Patrick Ratheiser betont auch die schiere Masse an Möglichkeiten, die Open Source bietet. “2021 hatten wir weltweit Zugriff auf circa 5.000 Open-Source-Modelle. Jetzt sind es bereits mehr als eine Million.” Die Nutzbarkeit sei also klar gegeben, zudem biete die Technologie eine gewisse Unabhängigkeit und werde über ihre Vielfalt zum Innovationstreiber.

Ist Open Source immer die beste Lösung?

Doch bedeutet das, dass Open Source immer die optimale Lösung ist? Ratheiser sieht das differenziert: “Es ist ganz wichtig zu erkennen, was der Kunde braucht und was in dem Fall gerade notwendig ist. Egal, ob es nun On-Premise, in der Cloud, Open Source oder Closed Source ist.” Florian Böttcher von CANCOM Austria pflichtet hier bei: “Wir setzen genau so auf hybrid.”

Datenstruktur im Hintergrund ist entscheidend

Ein Thema, bei dem bei Open Source Vorsicht geboten ist, spricht Natalie Ségur-Cabanac an. Besonders wichtig sei es bei KI-Anwendungen, eine gute Datenstruktur im Hintergrund zu haben. “Die Verantwortung, dass ein Modell mit sauberen Daten trainiert worden ist, liegt bei den Anbietern. Bei Open Source verschwimmt das ein bisschen. Wer ist wofür zuständig? Das ist eine Herausforderung für die Compliance zu schauen, wo man selbst verantwortlich ist und wo man sich auf einen Anbieter verlassen kann.”

Compliance: Großes Thema – mehr Sichereheit mit professioneller Unterstützung

Stephan Kraft hakt hier ein. Genau aus solchen Gründen gebe es Unternehmen wie Red Hat, die mit ihrem Enterprise-Support für Open-Source-Lösungen die Qualitätssicherung auch im rechtlichen Bereich übernehmen. “Das ist ein ganz wichtiger Teil unseres Versprechens gegenüber Kunden”, so Kraft. Unbedacht im Unternehmen mit Open Source zu arbeiten, könne dagegen in “Compliance-Fallen” führen, pflichtet er Ségur-Cabanac bei.

Das sieht auch Patrick Ratheiser als Thema bei Leftshift.One: “Unsere Lösung ist Closed Source, wir setzen aber im Hintergrund Open Source ein. Wichtig ist, dass wir dem Kunden Compliance garantieren können.” Stephan Kraft empfiehlt Unternehmen bei der Open-Source-Nutzung: “Man kann nicht immer gleich die neueste ‘bleeding edge’-Lösung nehmen sondern sollte etwas konservativer herangehen.”

Infrastruktur: Gut planen, was man wirklich braucht

Unabhängig davon, ob man nun Open Source oder Closed Source nutzt, braucht es für die Nutzung von KI die richtige Infrastruktur. “Es kommt natürlich auf den Use Case an, den ein Unternehmen umsetzen will. Da sind die Anforderungen an die Infrastruktur sehr unterschiedlich”, grenzt Florian Böttcher ein. CANCOM Austria unterstützt seine Kunden in genau der Frage. Anwendungen wie das Training von KI-Modellen würde aus gutem Grund kaum in Österreich umgesetzt. “KI ist sehr stromhungrig und entwickelt viel Hitze. Das ist schwierig für ein eigenes Data-Center im Unternehmen, gerade wenn man die Strompreise in Österreich ansieht”, so Böttcher.

“Rechenleistungs-Hunger” von KI könnte sich in Zukunft verringern

Wichtig sei es letztlich, sich als Unternehmen sehr klar darüber zu sein, was man umsetzen wolle. “Danach, welche Software-Lösung man für seinen Use Case einsetzen muss, richtet sich auch die Infrastruktur”, so Böttcher. Er erwarte aber auch, dass die KI-Modelle im nächsten Entwicklungsschritt effizienter werden und der “Rechenleistungs-Hunger” sich verringere.

Patrick Ratheiser ergänzt: “Es ist grundsätzlich eine Kostenfrage.” Unternehmen müssten sich sehr gut überlegen, ob sie ein eigenes LLM (Large Language Model) betreiben und dieses sogar selbst trainieren wollen, oder lieber doch eine Usage-basierte Lösung wählen. Er sehe bei österreichischen Unternehmen – auch bei größeren – eine klare Tendenz zur zweiten Variante. “Es lässt sich deutlich schneller einrichten, ist kalkulierbarer und auch viel schneller skalierbar”, erklärt Ratheiser.

Etwa im Forschungsbereich sei es jedoch wichtig und notwendig, auch eigene LLMs und die damit verbundene Infrastruktur zu betreiben. Doch auch die Möglichkeit von hybriden Lösungen biete sich an. “Man kann mittlerweile auch Teile in der Cloud lassen und Teile On-Premise. Man kann etwa nur ein datenschutzsicheres LLM selbst betreiben”, erklärt der Experte, der auch bei der Wahl der genutzten Modelle einen hybriden Ansatz empfiehlt: “Man braucht nicht für alle Use Cases das neueste Modell. Manchmal braucht man überhaupt kein LLM.”

Datenschutz: Einige Herausforderungen bei LLMs

Stichwort: Datenschutz. Hier schafft die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im KI-Bereich besondere Herausforderungen, weiß Natalie Ségur-Cabanac, die vorab betont: “Ich persönlich halte die DSGVO für ein gutes Regulierungswerk, weil sie sehr viel Spielraum gibt. Ich sage immer: Datenschutz ist sehr komplex, aber nicht kompliziert.” Konkret seien etwa der Grundsatz der Zweckbezogenheit, also dass man Daten nur für konkrete Zwecke einsetzen darf, und dass man sie minimierend einsetzen muss, relevant für den KI-Bereich. “Da haben wir schon einen Konflikt, weil man ja [bei LLMs] erst einmal schaut, was man aus möglichst vielen Daten machen kann”, so die Expertin.

Ist KI rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich?

Auch Transparenzbestimmungen – sowohl in der DSGVO als auch im AI-Act der EU – seien zu beachten. “Wenn ich KI verwende, muss ich auch wissen, was drinnen ist”, fasst Ségur-Cabanac zusammen. Ist KI also rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich? “Nein, das glaube ich nicht. Aber man muss seine Hausaufgaben schon gut machen”, sagt die Expertin. Wichtig sei daher auch die im Rahmen des EU-AI-Acts eingeforderte KI-Kompetenz in Unternehmen – im technischen und rechtlichen Bereich.

KI-Kompetenz als zentrales Thema

Patrick Ratheiser stimmt zu: “Neben der Technologie selber sind bei unseren Kunden die Mitarbeiter ein Riesen-Thema. Man muss sie nicht nur wegen dem AI-Act fit bekommen, sondern es geht darum, sie wirklich auf die Anwendungen einzuschulen.” Wichtig seien dabei auch die Kolleg:innen, die sich bereits mit dem Thema auskennen – die “Pioniere” im Unternehmen. “AI Literacy ist sicherlich das Thema 2025 und in nächster Zeit. So, wie wir gelernt haben, mit dem Smartphone umzugehen, werden wir es auch mit generativer KI lernen”, so Ratheiser.

“Einfach einmal ausprobieren”

Stephan Kraft ergänzt: Neben einer soliden Datenbasis und der notwendigen Kompetenz brauche es bei KI – gerade auch im Bereich Open Source – noch etwas: “Einfach einmal ausprobieren. Es braucht auch Trial and Error. Das ist vielleicht oft das Schwierigste für CFOs und Geschäftsführer.” Dieses Ausprobieren sollte aber innerhalb eines festgelegten Rahmens passieren, damit die KI-Implementierung gelingt, meint Natalie Ségur-Cabanac: “Unternehmen brauchen eine KI-Strategie und müssen wissen, was sie mit der Technologie erreichen wollen.” Auch sich mit den zuvor angesprochenen rechtlichen Anforderungen – Stichwort Compliance – zu beschäftigen, komme zeitlich erst nach der Festlegung der Strategie.


Die gesamte Folge ansehen:

Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI
27.01.2025

Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”

Nachlese. Die Nutzung von Open-Source-Modellen eröffnet Unternehmen auch im KI-Bereich weitreichende Möglichkeiten. Es gibt dabei aber auch einiges zu bedenken. Darüber und mehr diskutierten in Folge 5 von "No Hype KI" Stephan Kraft von Red Hat, Florian Böttcher von CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac von Women in AI und Patrick Ratheiser von Leftshift.One.
27.01.2025

Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”

Nachlese. Die Nutzung von Open-Source-Modellen eröffnet Unternehmen auch im KI-Bereich weitreichende Möglichkeiten. Es gibt dabei aber auch einiges zu bedenken. Darüber und mehr diskutierten in Folge 5 von "No Hype KI" Stephan Kraft von Red Hat, Florian Böttcher von CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac von Women in AI und Patrick Ratheiser von Leftshift.One.

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.

Kollaborativ, transparent, frei zugänglich und nicht profit-orientiert – mit Open-Source-Software wird eine Reihe von Eigenschaften assoziiert. Und oftmals stehen bei der Nutzung ethische Überlegungen im Zentrum. Dabei gibt es auch ganz praktische Gründe, die für eine Verwendung durch Unternehmen sprechen – auch bei der Implementierung von KI-Anwendungen, ist Stephan Kraft, Community Advocate & Business Development OpenShift & Application Services bei Red Hat, überzeugt. In Folge fünf der Serie “No Hype KI” diskutierte er dieses und weitere Themen mit Florian Böttcher, Solution Architect bei CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac, Policy Lead bei Women in AI und Patrick Ratheiser, Gründer & CEO von Leftshift.One.

“Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”

“Ich will das Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”, sagt Stephan Kraft. Für Red Hat als weltweit führenden Anbieter für Open-Source-Lösungen für Unternehmen gehen die Argumente für eine Nutzung nämlich weit darüber hinaus. “Es geht nicht darum, Open Source als Selbstzweck zu sehen, um zu den Guten zu gehören”, so der Experte. Tatsächlich sei die Verwendung von Open Source gerade bei der Etablierung von KI im Unternehmen für Startups und KMU eine wichtige Weichenstellung.

Offenheit, um Diskriminierung entgegenzuwirken

Auch Natalie Ségur-Cabanac sieht Open Source als “Key Technology” im KI-Bereich. Für “Women in AI” spiele die Offenheit eine zentrale Rolle: “Diese Offenheit braucht es, um Diskriminierung entgegenzuwirken.” Open Source verbessere den Zugang für Frauen zur Technologie, die Abbildung von Frauen in den Daten und es vergrößere die Möglichkeiten in der Forschung. Man müsse aber auch aufpassen, ob Software wirklich so offen sei, wie behauptet, sagt sie bezogen auf die aktuellen Diskussionen rund um OpenAI, das sich – ursprünglich als offenes Projekt gestartet – zum profitorientierten Unternehmen entwickelte. Es brauche auch eine klare Definition, was “open” sei.

Masse an Möglichkeiten

Leftshift.One-Gründer Patrick Ratheiser betont auch die schiere Masse an Möglichkeiten, die Open Source bietet. “2021 hatten wir weltweit Zugriff auf circa 5.000 Open-Source-Modelle. Jetzt sind es bereits mehr als eine Million.” Die Nutzbarkeit sei also klar gegeben, zudem biete die Technologie eine gewisse Unabhängigkeit und werde über ihre Vielfalt zum Innovationstreiber.

Ist Open Source immer die beste Lösung?

Doch bedeutet das, dass Open Source immer die optimale Lösung ist? Ratheiser sieht das differenziert: “Es ist ganz wichtig zu erkennen, was der Kunde braucht und was in dem Fall gerade notwendig ist. Egal, ob es nun On-Premise, in der Cloud, Open Source oder Closed Source ist.” Florian Böttcher von CANCOM Austria pflichtet hier bei: “Wir setzen genau so auf hybrid.”

Datenstruktur im Hintergrund ist entscheidend

Ein Thema, bei dem bei Open Source Vorsicht geboten ist, spricht Natalie Ségur-Cabanac an. Besonders wichtig sei es bei KI-Anwendungen, eine gute Datenstruktur im Hintergrund zu haben. “Die Verantwortung, dass ein Modell mit sauberen Daten trainiert worden ist, liegt bei den Anbietern. Bei Open Source verschwimmt das ein bisschen. Wer ist wofür zuständig? Das ist eine Herausforderung für die Compliance zu schauen, wo man selbst verantwortlich ist und wo man sich auf einen Anbieter verlassen kann.”

Compliance: Großes Thema – mehr Sichereheit mit professioneller Unterstützung

Stephan Kraft hakt hier ein. Genau aus solchen Gründen gebe es Unternehmen wie Red Hat, die mit ihrem Enterprise-Support für Open-Source-Lösungen die Qualitätssicherung auch im rechtlichen Bereich übernehmen. “Das ist ein ganz wichtiger Teil unseres Versprechens gegenüber Kunden”, so Kraft. Unbedacht im Unternehmen mit Open Source zu arbeiten, könne dagegen in “Compliance-Fallen” führen, pflichtet er Ségur-Cabanac bei.

Das sieht auch Patrick Ratheiser als Thema bei Leftshift.One: “Unsere Lösung ist Closed Source, wir setzen aber im Hintergrund Open Source ein. Wichtig ist, dass wir dem Kunden Compliance garantieren können.” Stephan Kraft empfiehlt Unternehmen bei der Open-Source-Nutzung: “Man kann nicht immer gleich die neueste ‘bleeding edge’-Lösung nehmen sondern sollte etwas konservativer herangehen.”

Infrastruktur: Gut planen, was man wirklich braucht

Unabhängig davon, ob man nun Open Source oder Closed Source nutzt, braucht es für die Nutzung von KI die richtige Infrastruktur. “Es kommt natürlich auf den Use Case an, den ein Unternehmen umsetzen will. Da sind die Anforderungen an die Infrastruktur sehr unterschiedlich”, grenzt Florian Böttcher ein. CANCOM Austria unterstützt seine Kunden in genau der Frage. Anwendungen wie das Training von KI-Modellen würde aus gutem Grund kaum in Österreich umgesetzt. “KI ist sehr stromhungrig und entwickelt viel Hitze. Das ist schwierig für ein eigenes Data-Center im Unternehmen, gerade wenn man die Strompreise in Österreich ansieht”, so Böttcher.

“Rechenleistungs-Hunger” von KI könnte sich in Zukunft verringern

Wichtig sei es letztlich, sich als Unternehmen sehr klar darüber zu sein, was man umsetzen wolle. “Danach, welche Software-Lösung man für seinen Use Case einsetzen muss, richtet sich auch die Infrastruktur”, so Böttcher. Er erwarte aber auch, dass die KI-Modelle im nächsten Entwicklungsschritt effizienter werden und der “Rechenleistungs-Hunger” sich verringere.

Patrick Ratheiser ergänzt: “Es ist grundsätzlich eine Kostenfrage.” Unternehmen müssten sich sehr gut überlegen, ob sie ein eigenes LLM (Large Language Model) betreiben und dieses sogar selbst trainieren wollen, oder lieber doch eine Usage-basierte Lösung wählen. Er sehe bei österreichischen Unternehmen – auch bei größeren – eine klare Tendenz zur zweiten Variante. “Es lässt sich deutlich schneller einrichten, ist kalkulierbarer und auch viel schneller skalierbar”, erklärt Ratheiser.

Etwa im Forschungsbereich sei es jedoch wichtig und notwendig, auch eigene LLMs und die damit verbundene Infrastruktur zu betreiben. Doch auch die Möglichkeit von hybriden Lösungen biete sich an. “Man kann mittlerweile auch Teile in der Cloud lassen und Teile On-Premise. Man kann etwa nur ein datenschutzsicheres LLM selbst betreiben”, erklärt der Experte, der auch bei der Wahl der genutzten Modelle einen hybriden Ansatz empfiehlt: “Man braucht nicht für alle Use Cases das neueste Modell. Manchmal braucht man überhaupt kein LLM.”

Datenschutz: Einige Herausforderungen bei LLMs

Stichwort: Datenschutz. Hier schafft die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im KI-Bereich besondere Herausforderungen, weiß Natalie Ségur-Cabanac, die vorab betont: “Ich persönlich halte die DSGVO für ein gutes Regulierungswerk, weil sie sehr viel Spielraum gibt. Ich sage immer: Datenschutz ist sehr komplex, aber nicht kompliziert.” Konkret seien etwa der Grundsatz der Zweckbezogenheit, also dass man Daten nur für konkrete Zwecke einsetzen darf, und dass man sie minimierend einsetzen muss, relevant für den KI-Bereich. “Da haben wir schon einen Konflikt, weil man ja [bei LLMs] erst einmal schaut, was man aus möglichst vielen Daten machen kann”, so die Expertin.

Ist KI rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich?

Auch Transparenzbestimmungen – sowohl in der DSGVO als auch im AI-Act der EU – seien zu beachten. “Wenn ich KI verwende, muss ich auch wissen, was drinnen ist”, fasst Ségur-Cabanac zusammen. Ist KI also rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich? “Nein, das glaube ich nicht. Aber man muss seine Hausaufgaben schon gut machen”, sagt die Expertin. Wichtig sei daher auch die im Rahmen des EU-AI-Acts eingeforderte KI-Kompetenz in Unternehmen – im technischen und rechtlichen Bereich.

KI-Kompetenz als zentrales Thema

Patrick Ratheiser stimmt zu: “Neben der Technologie selber sind bei unseren Kunden die Mitarbeiter ein Riesen-Thema. Man muss sie nicht nur wegen dem AI-Act fit bekommen, sondern es geht darum, sie wirklich auf die Anwendungen einzuschulen.” Wichtig seien dabei auch die Kolleg:innen, die sich bereits mit dem Thema auskennen – die “Pioniere” im Unternehmen. “AI Literacy ist sicherlich das Thema 2025 und in nächster Zeit. So, wie wir gelernt haben, mit dem Smartphone umzugehen, werden wir es auch mit generativer KI lernen”, so Ratheiser.

“Einfach einmal ausprobieren”

Stephan Kraft ergänzt: Neben einer soliden Datenbasis und der notwendigen Kompetenz brauche es bei KI – gerade auch im Bereich Open Source – noch etwas: “Einfach einmal ausprobieren. Es braucht auch Trial and Error. Das ist vielleicht oft das Schwierigste für CFOs und Geschäftsführer.” Dieses Ausprobieren sollte aber innerhalb eines festgelegten Rahmens passieren, damit die KI-Implementierung gelingt, meint Natalie Ségur-Cabanac: “Unternehmen brauchen eine KI-Strategie und müssen wissen, was sie mit der Technologie erreichen wollen.” Auch sich mit den zuvor angesprochenen rechtlichen Anforderungen – Stichwort Compliance – zu beschäftigen, komme zeitlich erst nach der Festlegung der Strategie.


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Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI
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