18.12.2023

Diese 5 Trends im Vertrieb sollten Gründer:innen 2024 im Auge behalten

Gastbeitrag. Gerald Zankl, Gründer und Geschäftsführer des Wiener Sales-Startups Kickscale, beleuchtet fünf Trends für den Vertrieb.
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Willkommen in der Zukunft des Vertriebs! Vorreiter, die diese Trends und Innovationen früh nutzen, haben die Chance, einen riesigen Wettbewerbsvorteil über die nächsten Jahre aufzubauen. Doch was wird sich aus heutiger Sicht 2024 ändern?

Das B2B-Kaufverhalten ist nicht nur durch COVID-19 und die Marktvolatilität in den letzten Jahren noch unberechenbarer geworden. Viele Vertriebsteams und Unternehmen haben seit COVID-19 harte Zeiten durchlebt: Hochzinspolitik, Digitalisierung im Vertrieb, globale Konkurrenz, Wegfallen von persönlichen Meetings oder radikale Sparmaßnahmen sind nur einige von vielen Herausforderungen.

Vertrieb muss neu gedacht werden und 2024 könnte das Jahr der “Revolution im Vertrieb” sein. Ich bin mir allerdings sicher, dass neben Revolutionen alt bewährte Erfolgsrezepte wie Kundenfokus, Hartnäckigkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß im Vertrieb weiterhin bestehen bleiben und teilweise sogar noch wichtiger werden. Folgende Trends sind 2024 im Vertrieb besonders relevant:


Trend #1: Automatisierung, Produktivitätssteigerung und Wachstum durch Künstliche Intelligenz im Vertrieb

Der Einsatz von KI ist ein globaler Trend, der nicht nur für den Vertrieb gilt. Aber gerade im Vertrieb gibt es für KI bereits jetzt unzählige Anwendungsbereiche, die schnell zum Erfolg führen. 

Mit dem Launch von ChatGPT vor über einem Jahr im November 2022, ist KI gerade dann populär geworden, wo Unternehmen mit steigenden Zinsen und Budgetristriktionen zu kämpfen hatten. Daher sind viele Unternehmen jetzt bereit KI einzusetzen, und Vertrieb ist ein Bereich, der von KI massiv profitieren wird.

Im State of AI Report von Hubspot gaben Vertriebsmitarbeiter an, dass sie durch den Einsatz von KI täglich mehr als zwei Stunden sparen. Außerdem sind Führungskräfte überaus positiv gestimmt KI einzusetzen.

Es ist möglich, Kundenanalysen mit ChatGPT durchzuführen, Kunden automatisiert über verschiedene Kanäle hinweg mittels Sales Engagement Tools wie z.B. Lemlist anzusprechen und den Kunden mit intelligenten Vertriebsassistenten wie z.B. Kickscale in jedem (virtuellen) Verkaufsgespräch zu unterstützen, um noch besser zu verstehen, was Kunden wollen und wie sich Verkäufer:innen weiter verbessern können. Gleichzeitig sparen sich Vertriebler:innen mit dem intelligenten Einsatz von Software Zeit, zum Beispiel mit automatisierten Follow-Up Emails und einer automatischen Datensynchronisation ins CRM.


Tipp: KI sollte vor allem bei manuellen und wiederkehrenden Aufgaben (z.B. Terminkoordination, Gesprächsnotizen, CRM Pflege, Email Zusammenfassungen) und bei der Analyse von Kunden (z.B. Gesprächsanalysen, Bedürfnisanalysen, Coaching) eingesetzt werden.

KI ermöglicht es, dass sich Vertriebler und Unternehmen wieder auf das fokussieren, was wirklich wesentlich ist: Den Kunden zu verstehen und mit dem Kunden im Austausch zu sein. Angefangen vom intelligenten Vertriebsassistenten, der automatisch in jedem Verkaufsgespräch mit dabei ist, um den Kunden wirklich zu verstehen, automatisierte Follow-Up Nachrichten zu schicken und die nächsten Schritte komplett automatisiert zu definieren. All diese Themen helfen Vertriebler den Fokus auf den Kunden zu geben und zugleich ermöglicht es Unternehmen, den Kunden noch detaillierter zu verstehen, um so für den Kunden die möglichst passende Lösung effizient anzubieten.


Trend #2: Virtuelle Vertriebsmeetings

Einige unserer Kunden verkaufen an sehr traditionell orientierte Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wie z.B. Gemeinden. Vor einigen Jahren war es undenkbar, diese Kunden mit virtuellen Verkaufsgesprächen zum Abschluss zu bringen. Doch in so gut wie allen Branchen sind mittlerweile virtuelle Verkaufsgespräche eher die Norm als die Ausnahme.

Laut einer Studie von Gartner werden bis 2025 insgesamt 80% aller Interaktionen zwischen Käufern und Verkäufern in digitalen Kanälen stattfinden. Vertriebsmitarbeiter müssen sich neue Tools und Kanäle sowie eine neue Art der Kundenansprache aneignen und ihre Verkaufsaktivitäten auf die Kaufgewohnheiten und den Informationsbedarf ihrer Kunden abstimmen.


Tipp: Durch den Einsatz von KI-Vertriebsassistenten ist es einfach möglich virtuelle Verkaufsgespräche aufzuzeichnen, zu analysieren und so einerseits den Kunden noch besser zu verstehen, andererseits auch den Verkäufern Einblicke zu geben wie deren Verkaufsgespräche noch verbessert werden können. Der Einsatz von digitalen Verkaufsräumen (wie z.B. von Emlen.io) wird den Kunden ermöglichen, Produkte noch schneller und vor allem interaktiver kennenzulernen.

Trotz des Trends der virtuellen Vertriebsmeetings bleibt jedoch zu sagen, dass der persönliche Kontakt weiterhin wichtig bleiben wird. Nirgends kann so viel Vertrauen aufgebaut werden, wie beim persönlichen Kontakt. Allerdings reichen weniger persönliche Meetings aus, um dieses Vertrauen aufzubauen.


Trend #3: Return-on-Investment wird nochmals wichtiger

Vor allem in den letzten Jahren haben wir eine Konsolidierung vieler Software Tools gesehen, zum Leid vieler Software-Anbieter. Durch mehr und mehr Tools am Markt, steht der klare Kundennutzen idealerweise für die gesamte Organisation im Vordergrund. Wie bereits auch jetzt, wird es in 2024 nochmals wichtiger werden, einen klaren finanziellen Return-on-Investment mit jeder Investition vorzulegen.


Tipp: Spitzen Vertriebler berücksichtigen das im Vertriebsprozess und holen frühzeitig und aktiv die finanziellen Entscheidungsträger (z.B. CFO) mit ins Boot. Vor allem bei Startups ist es derzeit wichtiger denn je, dass neue Investitionen und Anschaffungen nicht nur zusätzlichen Umsatz bringen, sondern im Idealfall auch Kosten sparen und die Effizienz steigern und so dem gesamten Unternehmen einen massiven Mehrwert liefern.

Eine ordentliche Return-on-Investment Rechnung, vor allem bei größeren Investitionen zu rechnen, wird daher unerlässlich werden.


Trend #4: Social Selling

Durch die Möglichkeiten E-Mails automatisiert mittels KI zu erstellen und zu verschicken, werden Email Dienstleister wie Google mit GMail oder Microsoft mit Outlook 365 im Jahr 2024 neue Regeln einführen um noch intensiver gegen Spam und automatisierte Nachrichten vorzugehen. Einzelne Medien wie z.B. Email verlieren daher für die Erstansprache immer mehr an Bedeutung.

Trotz aller Trends hin zu Automatisierung und KI bleibt eines bestehen: Echte Verbindungen zwischen Menschen. Denn Menschen kaufen von Menschen, vor allem im hochpreisigen Segment und wenn es um kritische Infrastruktur geht.

Kunden wollen nicht nur Produkte oder Services, sondern auch die Geschichte dahinter kennenlernen. Authentizität, Sichtbarkeit, Begeisterung, Leidenschaft und Emotionen werden 2024 noch wichtiger werden.


Tipp: Für jeden einzelnen Vertriebler und jede einzelne Vertrieblerin wird es 2024 noch wichtiger sein, auf sozialen Netzwerken wie z.B. LinkedIn präsent und vor allem authentisch zu sein. Im Durchschnitt sind etwa 8 Berührungen mit dem Kunden notwendig, um Vertrauen aufzubauen. Idealerweise finden diese Berührungen über verschiedene Channels (wie z.B. LinkedIn, Telefon, Email, Netzwerk, Presse etc.) statt. Nur mit diesem Vertrauen wird es überhaupt möglich, aus der Masse hervorzustechen und das Interesse der Kunden zu wecken. Und bei Postings darf es gerne auch persönlicher werden.


Trend #5: Customer Success

Viele Vertriebsorganisationen unterschätzen immer noch die Notwendigkeit von Customer Success und fokussieren sehr stark auf neues Business. Gerade die letzten Quartale haben gezeigt, dass neuer Umsatz auch aus bestehenden Kunden kommen kann. Doch diese Kunden müssen aktiv betreut werden.

2024 wird weiterhin verstärkt in Customer Success investiert werden.


Tipp: Je nach Größe des Vertriebsteams und Größe der einzelnen Verkäufe sollte mit sämtlichen bestehenden Kunden zumindest quartalsweise ein Business Review in Form eines (virtuellen) Meetings durchgeführt werden. Ein Business Review hilft die Bedürfnisse des Kunden zu verstehen und diese der gesamten Organisation (Marketing, Vertrieb, Produktentwicklung) zur Verfügung zu stellen.


Fazit

2024 wird für den Vertrieb ein spannendes Jahr. Durch die neueste Technologie können und müssen viele Prozesse automatisiert und der Vertrieb so ganzheitlich effizienter gemacht werden. Die Bedürfnisse des Kunden müssen 2024 mehr denn je im Mittelpunkt stehen. Dies kann ein entscheidender Wettbewerbsvorteil bei der Erstellung, Vermarktung und beim Vertrieb von Produkten sein.

Laut aktuellen Zahlen ist eine Effizienzsteigerung im Vertrieb und ein größerer Fokus auf den Kunden dringend notwendig. Vertriebsteams verbringen derzeit nur rund 30% ihrer verfügbaren Arbeitszeit im aktiven Kontakt mit Kunden oder Interessenten. Das entspricht bei einer normalen Arbeitswoche von fünf Tagen gerade mal 1,5 Tagen. Schaffen Unternehmen es, die aktive Verkaufszeit und die Zeit im direkten Kontakt mit Kunden zu erhöhen, wird die Organisation es auch schaffen, die Umsätze sowie Kundenzufriedenheit zu erhöhen.


Über den Gastautor Gerald Zankl

Gerald Zankl ist ein Experte auf dem Gebiet des B2B-Vertriebs und heute Geschäftsführer und Co-Gründer von Kickscale, einer KI-gestützten Vertriebs-Plattform die Verkäufer:innen hilft, bessere Verkaufsgespräche zu führen. Vor Kickscale leitete Zankl das globale Inside Sales Team von Bitmovin, dem führenden Anbieter von Video-Infrastruktur mit Sitz in San Francisco und Klagenfurt.

Er kam 2014 als erster Marketing- und Vertriebsmitarbeiter zu Bitmovin. Vor seiner Führungsrolle bei Bitmovin hat er Video-Lösungen an Broadcastern, Telcos, sowie Medien- und Internetunternehmen in Europa, Middle East und USA verkauft.

Zusammen mit den Bitmovin-Mitbegründern Stefan Lederer und Christopher Müller sowie sehr frühen Mitarbeiter:innen hat Zankl das erste Vertriebs- und Marketingteam bei Bitmovin aufgebaut. Neben zahlreichen Rollen in Vertrieb und Marketing war Zankl Teil von Bitmovin bis rund 180 Mitarbeiter:innen weltweit und einen Umsatz von rund 20 Millionen US-Dollar.


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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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