14.04.2020

Die Höhle der Löwen: Autoputz-Startup bietet Dümmel mehr Anteile als er fordert

In dieser Folge von "Die Höhle der Löwen" übernimmt sich ein Gründer mit Behauptungen, während ein anderes Startup mit seiner Bewertung Missgunst von so manchem Löwen erregt. Und ein drittes gibt mehr Anteile ab, als der Investor fordert.
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Höhle der Löwen, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer - Capanova von Benjamin Koch, eine Naturkosmetikhaarline für den Mann wird von Investorin Judith Williams kritisch beäugt.
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Der erste in der aktuellen Folge von “Die Höhle der Löwen” war Benjamin Koch. Bei Capanova dreht sich alles um die männliche Haarpflege und das Haarstyling. Während einer Südamerika-Reise vor drei Jahren griff er auf örtlich erhältliche Haarstylingprodukte zurück. Doch zurück in Deutschland stellte er Haarausfall und Ergrauung fest. “Das Produkt aus Südamerika war voll mit Chemie. Das war absolutes Gift für meine Haare und meine Kopfhaut”, so Benjamin Koch.

+++ DHDL: Grill-Startup bringt Dagmar Wöhrl in Rage +++

Nach eineinhalb Jahren “Forschung und Entwicklung” präsentiert der gelernte Marketing- und Kommunikationswirt nun seine Capanova-Produkte, die das NATRUE-Siegel tragen. Um richtig durchstarten zu können, benötigt der Gründer 400.000 Euro und bietet dafür 25,01 Prozent seiner Firmenanteile.

Williams stimmt nicht zu

Nach dem Pitch durfte Shopping-Queen Judith Williams an einem Männer-Model Hand anlegen und eine Haar-Paste ins Haupthaar des jungen Mannes schmieren. Als der Gründer behauptete, sein Spray wäre weltweit der erste natürliche Haarspray auf natürlicher Ebene, widersprach ihm die Löwin. Sie wisse von anderen Produkten. Man einigte sich schlussendlich darauf, dass so ein Produkt exklusiv “nur für Männer” – zumindest im deutschen Markt – nicht existiere.

Nichts Neues?

Doch es ging weiter. Während Koch seine Präsentation darauf aufbaute, dass seine Produkte neuartige Funktionalitäten bieten würden, meinte Williams, alles Aufgezählte sei nichts Neues. Auch Ex-Politikerin Dagmar Wöhrl zeigte sich vom Produkt nicht sonderlich überzeugt. Und war raus.

“Zuviel Zukunft, zu wenig Gegenwart” bei Höhle der Löwen

Danach meinten die Löwen, dass die Bewertung zu hoch sei für ein Produkt, das noch nicht am Markt ist. Dem Gründer wurde “zuviel Zukunfts- und zu wenig Gegenwarts”-Denken vorgeworfen. Hier zeigte sich beim Founder ein beliebter Fehler der Startup-Sendung: Mögliche Verkäufe in der Zukunft in die aktuelle Bewertung einfließen zu lassen. Zudem machte ihn Williams darauf aufmerksam, dass Produktentwicklung und “Forschung & Entwicklung” zwei unterschiedliche Dinge sind. Der Gründer würde einfach zu viele Behauptungen ohne fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse in den Raum stellen. Das ginge nicht.

“Zu viele Lücken”

Tech-Investor Frank Thelen meinte daraufhin, Koch wisse gar nicht, wie sein Produkt auf Haare wirke und stieg aus.  Auch Williams ging schlussendlich. Der gesamte Auftritt des Gründers hatte zu viele Lücken, so ihr Final-Statement. Kein Deal für Capanova.

Nassreinigungstücher in der “Höhle der Löwen”

Die nächsten, die sich in die “Höhle der Löwen” wagten, waren Gerhard Pletschacher und Dustin Weidenhiller. Mit GentleMonkeys haben die beiden Gründer extragroße Nassreinigungstücher – so genannte GentleWipes – entwickelt, die nahezu alle glatten Oberflächen – auch Lederausstattungen – in und an einem Fahrzeug reinigen, polieren und versiegeln sollen – ganz ohne Wasser. 300.000 Euro haben die beiden Gründer bereits ins Startup investiert. Für den großen Markteintritt brauchen sie aber weiteres Kapital und einen erfahrenen Partner. Das Angebot an die Löwen: 10 Prozent Firmenanteile für 150.000 Euro.

Höhle der Löwen, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Dustin Weidenhiller (l.) und Gerhard Pletschacher  von “GentleMonkeys” überraschten mit ihrem Angebot Investor Ralf Dümmel.

Inhalt ein Geheimnis

Nach der Vorführung an einem Oldtimer-Modell meinte Konzernchef Nils Glagau, ihn überzeuge das Produkt nicht. Er würde nicht für sein Leder im Auto eine Politur verwenden, die etwa auch für Glas gedacht wäre. Maschmeyer stieg ebenfalls aus, weil die Gründer nicht verraten wollten, welche Inhalte in GentleWipes stecken. Social Media-Experte Georg Kofler erklärte indes, das Autoputzen sei eine eintönige Tätigkeit, die er nicht mag. Er fahre lieber in die Waschstraße. Dennoch fand er es bei GentleMonkeys bemerkenswert, dass man von der Praktikabilität her ein Auto ohne Wasser mit einem einfachen Tuch putzen und polieren kann. Er testete das Produkt in Sinne eines “faulen und technisch nicht interessierten Menschen”  direkt im Studio und machte danach ein Angebot: 150.000 Euro für 30 Prozent.

Dümmel: “Ich lasse mich gerne messen”

Handelunternehmer Ralf Dümmel zeigte sich ebenfalls interessiert und bot das gleiche wie sein Vorgänger. Die Gründer kehrten mit einem Gegenangebot zurück: Jetzt 25 Prozent für Dümmel und in einem Jahr extra acht Prozent, wenn die Kooperation und Leistung stimme. “Ich lasse mich gerne messen”, sagte der Löwe und versprach eine Listung in 10.000 Filialen und den Aufbau eines Webshops. Deal für GentleMonkeys.

Fettpölsterchenglätter bei der “Höhle der Löwen”

Ayse Kök war die nächste in der “Höhle der Löwen”. Mit Ayse Byzanz liefert sie einen Fettpölsterchenglätter, der durch zwei Federn in Abendkleider und Corsagen eingenäht werden kann und so mehr Raum für überschüssiges Körperfett schaffen soll. Ein ähnliches Produkt für den Alltag hat sie für Frauen ab Konfektionsgröße 40 erfunden: einen Einsatz für BHs, der mobil einsetzbar ist. Jetzt möchte die Gründerin ihr Produkt am Markt etablieren und ist auf der Suche nach einem strategischen Partner. Für 150.000 Euro bietet Kök zehn Prozent ihrer Firmenanteile an.

Visueller Effekt gut

Nach einer Demonstration mit Models unterschiedlicher Größe zeigten sich besonders die Löwinnen Wöhrl und Williams interessiert, während Frank Thelen wiederholt den Kopf schüttelte. Der Tech-Experte gab zu, dass der visuelle Effekt bei den Vorführmodels zwar gut, er aber am Thema nicht interessiert sei. Ein Löwe weniger.

Ayse Byzanz, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Ayse Kök (l.) brachte mit “Ayse Byzanz” einen Fettpölsterchenglätter für Abendkleider in die “Höhle der Löwen”.

Zu kleiner Markt?

Maschmeyer nannte die Erfindung ein spannendes Produkt, allerdings stecke noch viel Arbeit im Startup. Wöhrl hingegen meinte, die Pölsterchen hätten viel Erklärungsbedarf, was ein Problem im Handel sein könnte. Beide stiegen aus. Auch Dümmel sah sich als falschen Investor und ging ebenso ohne Angebot. So blieb nur eine Löwin über: Judith Williams nannte die Erfindung toll, aber den Markt nicht so groß, wie die Gründerin glaube. Kein Deal für Ayse Byzanz.

Digitales Mitteilungsheft in der “Höhle der Löwen”

Als nächstes folgte ein dreiköpfiges Gründerteam dem Ruf der “Höhle der Löwen”. Daniel Zacharias, Jan Micha Kroll und Timo Stosius haben mit Sdui eine digitale Plattform entwickelt, die Lehrer, Eltern und Schüler miteinander verbinden soll. Über die App können aktuelle Geschehnisse wie Stundenausfall oder Plan- und Raumänderungen von der Schulverwaltung versendet werden. Bisher verbraucht eine Schule im Schnitt 25.000 Seiten Papier im Jahr für Elternbriefe, so das Trio. Mit Sdui können Lehrer mit wenigen Klicks eine Nachricht an die Eltern senden und diese wiederum mit einem Klick eine Lesebestätigung an die Schule schicken. Auch die Kommunikation – wie Termine teilen, Dateien und Nachrichten verschicken und Mobbingschutz – können über die App organisiert werden.

1.000.000 Euro Bewertung

Gestartet sind die drei jungen Männer am heimischen Küchentisch. Mittlerweile sind sie ein Startup mit über 20 Mitarbeitern, das schon einige Städte und Landkreise als Kunden gewinnen konnte. Mit Hilfe der Löwen möchten sie das Produkt weiterentwickeln und Sdui an Schulen in ganz Europa platzieren. Hierfür benötigen die Gründer 1.000.000 Euro und bieten dafür 12,5% ihrer Firmenanteile.

Höhle der Löwen, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Timo Stosius, Jan Micha Kroll und Daniel Zacharias (v.l.n.r.) wagten sich in die Höhle der Löwen mit einer Millionen-Bewertung.

Experten unter sich

Nach dem Pitch argumentierten die Gründer, dass bezüglich des Datenschutzes personenbezogene Daten per Mail oder WhatsApp nicht geteilt werden dürfen – nachdem Maschmeyer gemeint hatte, digitale Kommunikation existiere bereits in den Schulen über die beiden Kanäle. Dann kam es zu einem Experten-Austausch über die Technologie hinter der App zwischen Thelen und Stoisius, der bereits mit neun Jahren seine erste App entwickelt hatte. Auf Nachfragen und Zurschaustellung von Unverständnis der restlichen Löwen etwa beim Thema API, gab der Tech-Investor zu, beim Startup sei alles stimmig.

Zu hoch gepokert?

Bisher würden auch 150.000 Schüler die App nutzen. Nach dem Teilen dieser Information fühlte sich Glagau enttäuscht und nannte die Bewertung unvernünftig. Er stieg aus. Die Gründer erklärten daraufhin, dass sie bereits auf europäischer Ebene mit einem Pilotprojekt unterwegs seien und man das Geschäftsmodell weiterentwickeln könne. Dennoch verabschiedeten sich Maschmeyer und Dümmel ebenfalls aufgrund des hohen Firmenwerts.

Kofler beleidigt in der Höhle der Löwen

Die Unternehmer gaben nicht auf und brachten Hochschulen und Universitäten als Zielpublikum ins Spiel. Georg Kofler meinte, der Auftritt der Drei sei eloquent und kompetent, zeigte sich aber beleidigt, dass man ihm zumute, eine derartige Bewertung zu akzeptieren. Danach meinten die drei Pitcher, dass man auch Features im Kopf habe, die Betriebe mit Arbeitssuchenden verbinden könnten – als eine Art Job-Plattform-Tool. Und der App als lebenslangen Begleiter. Es half nichts.

Wie Umsätze machen?

Thelen empfand das Produkt als sehr gut, jedoch hätten die Gründer ihm nicht erklären können, warum ihr Startup erfolgreich sein werde. Er wisse nicht, wo die richtigen Umsätze gemacht werden könnten. Kein Deal für Sdui.

Kein Stolpern mehr?

Den Abschluss der “Höhle der Löwen” bildete das Ehepaar Falk. Die Idee zu Rope Scout kam Vladislav und Inna, als sie mit der Familie im Campingurlaub waren und die Kinder ständig über die Zeltleinen stolperten. Nach fast zwei Jahren Entwicklungszeit präsentierten sie nun den Löwen ihre Erfindung: die RopeScout-Clips.

Höhle der Löwen, Frank Thelen, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer, Georg Kofler, Ralf Dümmel, Startup
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Inna und Vladislav Falk (Foto) erfanden mit “RopeScout” Leuchtmarkierungen für Seile.

Von der Sonne aufgeladen

Jene bestehen aus einem phosphoreszierenden Material, welches sich in der Sonne auflädt und im Dunkeln lange und hell leuchtet. So werden die meist übersehbaren Stolperfallen sichtbar gemacht. Um die Leuchtmarkierungen für Seile auf den Markt bringen zu können, sind Vladislav und Inna Falk auf der Suche nach einem Investor und strategischen Partner. Ihr Angebot: 80.000 Euro für 25 Prozent ihrer Firmenanteile.

Markt zu klein

Nach der Vorstellung der leuchtenden Warnschilder meinte Kofler, das Produkt sei eine Art Zubehör zum Zelt und ihm somit zu klein. Er stieg aus. Dümmel hingegen sagte, man könne die Zielgruppe vergrößern und sich nicht nur auf dem Camping-Markt konzentrieren. Glagau nannte die Idee der Beiden zu “nischig” und wurde der zweite Löwe ohne Angebot.

Keine Unternehmer?

Maschmeyer erkannte die Problemlösung als raffiniert an, jedoch habe er das Gefühl, dass es sich beim Duo nicht um richtige Unternehmer handle. Er riet dazu, sich mit Zelt-Herstellern zusammen zu tun. Wöhrl meinte, dass sie die falsche Investorin wäre und war weg.

Doch noch Happy End bei “Die Höhle der Löwen”

Schlussendlich blieb Ralf Dümmel über. Jener sah es anders als sein Kollege Maschmeyer und sagte, es wäre nicht so drastisch, wenn die beiden Gründer noch keine richtigen Unternehmer wären; sie stünden erst am Anfang. Er bot 80.000 Euro für 33 Prozent. Deal für Rope Scout.


⇒ Capanova

⇒ GentleMonkeys

⇒ Ayse Byzanz (FB-Seite)

⇒ Sdui

⇒ Rope Scout

⇒ DHDL zum nachsehen auf TVNOW

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Diskussionsrunde der Folge 2: Harald Herzog, Moritz Mitterer, Carina Zehetmaier, Bernd Konnerth, Markus Fallenböck (c) brutkasten

„No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Gut zwei Jahre ist es her, dass ChatGPT einen Hype rund um generative KI-Modelle auslöste. Doch es stellen sich auch viele kritische Fragen beim Einsatz von KI – besonders in sensiblen Bereichen. Klar ist: Künstliche Intelligenz bietet viele Vorteile und vereinfacht komplexe Prozesse. Gleichzeitig wirft sie jedoch auch Herausforderungen und Ängste auf, mit denen man sich kritisch auseinandersetzen muss.

Was KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten kann, diskutierten in der zweiten Folge „No Hype KI”:

  • Bernd Konnerth (Microsoft Österreich | Public Sector Lead)
  • Carina Zehetmaier (Women in AI Austria | Präsidentin)
  • Harald Herzog (Österreichische Gesundheitskasse | Leiter Digitalisierung und Innovation)
  • Moritz Mitterer (ITSV | Aufsichtsratsvorsitzender)
  • Markus Fallenböck (Universität Graz | Vizerektor für Personal und Digitalisierung).
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Menschenzentrierter Ansatz im Mittelpunkt

Künstliche Intelligenz ist schon längst Teil unseres Alltags – ob bewusst oder unbewusst. Und obwohl KI bereits in vielen Lebensbereichen der Österreicher:innen präsent ist, bleibt die Skepsis bei vielen groß. Laut Carina Zehetmaier ist es daher ein besonders wichtiger Faktor, dass man jeder einzelnen Person KI näher bringt, sodass mehr Vertrauen in die Technologie entsteht: „Derzeit gibt es noch viele Ängste rund um KI. Aber es gibt auch noch gewisse Schwachstellen wie zum Beispiel das Halluzinieren, oder auch Vorurteile, die in den Systemen drinnen sind und widergespiegelt werden können. Es ist relevant, dass man sich hier von Anfang an mit den kritischen Fragenstellungen auseinandersetzt“.

Hierbei müsse an vorderster Stelle die öffentliche Hand hohe Standards setzen – vor allem aus menschenrechtlicher Sicht. Zehetmaier befürwortet in diesem Zusammenhang den AI Act, der klare gesetzliche Rahmenbedingungen schafft. „Die öffentliche Hand ist der direkte Adressat der Grund- und Menschenrechte“, sagt sie.

Ein weiterer wichtiger Punkt von Zehetmaier ist die Notwendigkeit, marginalisierte Gruppen nicht zu übersehen. Man müsse sich bemühen, geschlechtsspezifische und andere Vorurteile in Datensätzen zu vermeiden. „Wir wissen auch, dass Automatisierung den Gender-Pay-Gap öffnet anstatt schließt, das heißt, da müssen wir aktiv und gezielt gegensteuern“.

Verantwortungsvolle KI bedeute, aktiv an den Daten und Algorithmen zu arbeiten. Nur so könne sichergestellt werden, dass KI-Anwendungen nicht nur technologisch effizient, sondern auch ethisch und gesellschaftlich verantwortungsvoll gestaltet werden.

Responsible AI: Inklusivität, Fairness, Datenschutz

Dass die Anwendung von generativer KI nicht bloß Kosten senken soll, sondern den Menschen Nutzen bringen muss, ist auch für Bernd Konnerth von Microsoft klar. „Wir setzen auf Responsible-AI-Standards, bei denen es um Inklusivität, Fairness, Datenschutz und all diese Themen geht. Das sind Leitplanken in unserer Produktentwicklung“, sagt der Public Sector Lead von Microsoft Österreich.

Von der Unternehmenstransformation bis hin zum öffentlichen Dienst sei ein breites Umschulungsprogramm notwendig, um Ängste abzubauen: Es sei wichtig, „Umgebungen zu schaffen, die es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich machen, mit der Technologie zu interagieren, um den Berührungsängsten entgegen zu wirken”.

Universität Graz startete UniGPT für Mitarbeitende

Was Bildung angeht, betont Markus Fallenböck von der Universität Graz die Bedeutung einer breiten Wissensvermittlung. Es gehe nicht nur um Spezialist:innen für KI, sondern vor allem um die große Masse an Mitarbeitenden, die einen “sinnvollen Umgang mit KI erlernen” müssen: „Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr können wir Chancen nutzen und Risiken minimieren“.

Die Universität Graz hat dazu eine eigene Micro-Credential-KI gestartet, um Studierenden ein Grundwissen zu KI zu vermitteln: “Das ist ein abgeschlossenes Studienpaket, das man in jedes Studium integrieren kann und das gerade in einer Pilotphase ist”, erläutert Fallenböck. Das Paket lasse sich in jedes Studium integrieren. “Da ist die Idee, dass in ein paar Jahren jeder Bachelor-Studierende, der in Graz einen Abschluss macht, ein Grundwissen hat zu KI-Bereich, Technik, Wirtschaft, Recht, Ethik”.

Für die eigenen Mitarbeiter:innen hat die Universität Graz im Mai 2024 außerdem den Chatbot UniGPT gestartet. Bereits mehrere hundert Mitarbeiter:innen wurden dafür bereits eingeschult. “Da sitzt die Universitätsprofessorin neben der Sekretariatskraft und beide interessieren sich für KI und werden es in ihrem Arbeitsalltag gut einsetzen”, schildert Fallenböck seine Eindrücke.

Über die eigenen Mitarbeitenden will die Universität Graz Wissensvermittlung aber auch in die Bevölkerung tragen. Dazu hat sie im Oktober etwa erstmals den Technology Impact Summit zum Thema KI in Graz veranstaltet. “Weil natürlich auch wichtig ist, dass wir die breite Öffentlichkeit mit dem Thema erreichen. Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr, können wir auch das Chancennutzen und Risikominimieren wirklich schaffen”, erläutert Fallenböck.

ITSV: Künstliche Intelligenz im Gesundheitssystem

 Die ITSV wiederum steuert und koordiniert die IT-Aktivitäten der österreichischen Sozialversicherung – und beschäftigt sich schon länger mit dem KI-Thema. Aufsichtsratsvorsitzender Moritz Mitterer erzählt im Talk, dass das Unternehmen bereits 2018 mit der Erprobung von KI-Lösungen begonnen habe. In einem geschützten Umfeld wurden dabei erste Erfahrungen gesammelt, bevor die Systeme in den Echtbetrieb übergingen. Dieser schrittweise Ansatz habe wesentlich dazu beigetragen, das Vertrauen in KI-Modelle im Unternehmen zu stärken.

Besonders bei sensiblen Daten, wie etwa Gesundheitsdaten, ist die Gefahr von Missbrauch ein zentraler Risikofaktor. Mitterer erläutert die Bedeutung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit: „Man muss Patientinnen und Patienten mitnehmen, indem man entsprechend strenge Regeln hat und Compliance hat. Und indem man offen damit umgeht, falls doch was sein sollte“.

KI schafft Abhilfe bei steigendem Leistungsaufkommen bei ÖGK

Die ITSV arbeitet dabei unter anderem für die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Harald Herzog von der ÖGK erläutert, dass das steigende Leistungsaufkommen – etwa wachsende Fallzahlen, steigende Lebenserwartung, mehr Konsultationen – nach neuen Wegen verlangt: „Würden wir die Prozesse so weiterspielen wie bisher, bräuchten wir mehr Personal“, so Herzog. „Unsere Aufgabe ist es effizient zu arbeiten und alle technischen Möglichkeiten der KI auszunutzen“.

KI könne hier unterstützen, etwa bei der Wahlarztkostenerstattung. Ziel sei es, einen Großteil der Fälle automatisiert abwickeln zu können. Laut Herzog geht es aber nicht darum, den persönlichen Kontakt zu ersetzen, sondern lediglich zu ergänzen.

Zusätzliches Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent durch KI-Nutzung

Auch die öffentliche Verwaltung steht vor Herausforderungen, etwa aufgrund der Pensionierungswelle oder des Fachkräftemangels. Künstliche Intelligenz könnte dabei eine Rolle spielen. Bernd Konnerth von Microsoft Österreich sagt: „Künstliche Intelligenz kann eine Antwort sein – vielleicht nicht die Einzige, aber sie hat sehr viel Potenzial durch die Automatisierung wiederkehrender Tätigkeiten, viel Nutzen zu stiften“.

Aktuell befinde sich Österreich erst am Anfang, dieses Potenzial auszuschöpfen. Konnerth verweist auf eine Studie, dass Österreich ein Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent erzielen könnte, wenn das ganze Potenzial von KI ausgeschöpft werde.

Ausblick: KI-Nutzung in fünf Jahren

Wo steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in fünf Jahren? „Ich hoffe, dass wir nicht mehr über die Technologie reden müssen, so wie wir heute auch nicht mehr über Strom sprechen, sondern dass sie einfach da ist“, so Microsoft-Experte Konnerth.

Carina Zehetmaier wiederum blickt auf die EU als Werteunion. In fünf Jahren solle man sehen, dass Österreich und Europa es geschafft haben, einen wertebasierten, menschengerechten KI-Einsatz umzusetzen. Für Österreich könne sich hier eine besondere Chance bieten, so Zehetmaier. Das Land könne sich als Vorreiter für einen vertrauenswürdigen, menschenzentrierten Umgang mit KI etablieren. Es gehe darum, „den menschenzentrierten Ansatz im Einklang mit Werten und Grundrechten umzusetzen“.

KI birgt enormes Potenzial

Die Diskussionsrunde ist sich einig, dass KI in sensiblen Arbeitsfeldern längst keine ferne Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits eine zentrale Rolle darstellt. Die Chancen sind enorm – von effizienteren Verwaltungsprozessen über eine präzisere Gesundheitsversorgung bis hin zu einer gerechteren Bildung. Doch um diese Möglichkeiten zu nutzen, braucht es breites Verständnis, klare Regeln, vertrauenswürdige Technik und einen sensiblen Umgang mit Daten.


Folge nachsehen: No Hype KI – Was kann KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Hier gehts es zur Nachlese von Folge 1: „No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”


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AI Summaries

Die Höhle der Löwen: Autoputz-Startup bietet Dümmel mehr Anteile als er fordert

  • Capanova von benjamin Koch hat die Männerhaar-Pflege zum Ziel.
  • GentleMonkeys überraschen mit ungewöhnlichem Angebot.
  • Fettpölsterchen in Kleidern sollen mit Ayse Byzany ein Ende finden.
  • App fordert von den Löwen eine Million Euro.
  • Rope Scout nutzt Sonnenlicht zum Schutz vor Stolperfallen.

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