12.04.2021

Die Höhle der Löwen mit “saugeilem Produkt” und Lieblingsbier-Brot

In dieser Folge der "Höhle der Löwen" ging es um Tampons-Handschuhe, gesundes Sitzen und Bier beim Backen. Zudem brachte ein Gründer eine Idee mit, wie er gegen Lebensmittel-Verschwendung vorgehen möchte, während andere das Seifen-Konzept attackierten.
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Höhle der Löwen, Bierkruste
TVNOW / Bernd-Michael Maurer - Ines Pfisterer erleichtert das Brot-Backen durch die Zugabe von Bier.
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Die ersten die sich in die Höhle der Löwen wagten – die es online auf TVNOW und immer Montags um 20.15 Uhr bei VOX zu sehen gibt – waren Moritz Simsch und Sebastian Jung. Beide haben sich schon vor 20 Jahren gemeinsam für den Umweltschutz engagiert. Ein Thema, das die beiden Gründer von Sause bis heute nachhaltig beschäftigt. Mit ihrer Erfindung möchten sie ihren Teil zur Vermeidung von Plastikmüll beitragen und das Konzept Seife nachhaltiger denken. Den Löwen präsentierten sie ihre entwickelten Brausetabletten für den Seifenspender in drei Varianten, Orange, Lavendel und eine ohne Duft. Die Handhabung: Den Seifenspender mit 100 Milliliter Wasser befüllen, Tablette rein, auflösen und fertig ist der Seifenschaum.

CO2 sparen

Sause ist vegan, plastikfrei und eine Packung wiegt 44 Gramm – dadurch kann zusätzlich beim Transport CO2 eingespart werden, wie die beiden Pitcher betonen. Das Ziel: Flüssigseife, Plastikseifenspender und Nachfüllpacks sollen der Vergangenheit angehören. Um Sause auf dem Markt schnell etablieren zu können, benötigten sie 200.000 Euro und bieten dafür 15 Prozent ihrer Firmenanteile.

Höhle der Löwen, Sause
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Moritz Simsch (l.) und Sebastian Jung präsentierten mit “Sause” Brausetabletten für Flüssigseife.

Nach dem Pitch meinte Handelsexperte Ralf Dümmel, bei dem guten Duft müsse man aufpassen, es nicht zu trinken. Verzog aber danach leicht das Gesicht, als die Gründer erzählten, dass sie bisher 3.000 Euro Umsatz gemacht hätten. Medienprofi Georg Kofler fand das Produkt spannend, sagte aber auch, dass die Firmenbewertung bei diesen Umsatzzahlen zu hoch wäre. Er ging als erster Löwe ohne Angebot.

USP von Sause?

Konzernchef Nils Glagau warf danach ein, dass es bereits ähnliche Produkte am Markt gebe. Er wollte von den Gründern ihren USP wissen. Die Antwort: Die biozertifizierten Inhaltsstoffe seien das Alleinstellungsmerkmal. Zudem würde man bereits an weiteren Produkten arbeiten.

Erste Angebot in der “Höhle der Löwen”

Glagau zeigte sich von der Erklärung nicht überzeugt und ging auch ohne Angebot. Anschließend sagten die Gründer, dass sie ein Netzwerk suchten, da sie schnell Skalieren müssten. Dümmel stimmte dieser Strategie, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein, zu und bot 200.000 Euro für 25 Prozent Beteiligung.

“Saugeiles Produkt”

Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl nannte Sause ein “saugeiles Produkt” und erzählte von ihrem Netzwerk in der Hotellerie. Sie wollte 20 Prozent Anteile haben und lockte die Gründer mit 250.000 Euro. Shopping-Queen Judith Williams begann ihre Rede mit “ihr seid der Hammer”. Der TV-Star meinte, man müsse zwar schnell sein, aber mit Köpfchen. Nach einer kurzen Darstellung ihrer großen Möglichkeiten bot auch sie für 25 Prozent Anteile 200.000 Euro an. Nach kurzer Beratung kehrten Simsch und Jung zurück und entschieden sich für die äußerst erleichterte Williams. Deal für Sause.

Die Leidenschaft der Gründerin

Die zweite in der “Höhle der Löwen” war Ines Pfisterer. Die 29-jährige Sales-Managerin liebt es zu backen – schon als Fünfjährige hat sie beim Plätzchenbacken geholfen und als Teenager jobbte sie in einer Bäckerei. Heute gibt die junge Frau in ihrer Freizeit Backkurse oder veranstaltet Cake-Partys. Doch der Wunsch nach einem eigenen Produkt wurde immer größer.

Bier & Brot in der “Höhle der Löwen”

“Ich bringe mit meinem Startup die beliebtesten Lebensmittel der Deutschen zusammen: Brot und Bier”, so die Gründerin von Bierkruste. Die Idee: Den Inhalt der Backmischung in eine große Schüssel geben, mit 250 Milliliter des eigenen Lieblingsbiers verrühren, auf ein Backblech und direkt in den Ofen schieben.

Bierkruste, Höhle der Löwen, Pfisterer
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Ines Pfisterer packt das Lieblingsbier in ihre Bierkruste, einer Backmischung fürs einfache Brotmachen.

Ein Vorteil dabei: Das übliche lange Kneten und die langen Ruhezeiten würden durch die Bierhefe überflüssig werden. Die Brotbackmischung besteht aus Dinkelmehl, Dinkelvollkornmehl, Röstzwiebeln, Leinsamen, Salz und ein bisschen Backpulver. Pfisterers Ziel ist es, mit der Bierkruste in den Handel zu kommen. Dafür benötigte sie das Netzwerk eines Löwen, sowie 80.000 Euro und bot dafür 25 Prozent ihrer Firmenanteile an.

Lob für die Bierkruste

Die Kostprobe der Bierkruste führte zu großem Lob, besonders Dümmel, der keinen Alkohol trinkt, zeigte sich angetan und hob die knusprige Kruste des Brots hervor. Beinahe ungläubig ließ er sich wiederholt versichern, wie einfach die Zubereitung sei. Pfisterer nannte den Backvorgang “idiotensicher”, was den LEH-Experten ausrufen ließ, er fühle sich als könne er plötzlich Brot backen.

Kein Warten mehr nötig

Nachdem die Gründerin erneut erklärt hatte, dass es die Bierhefe sei, die das Warten aufs Aufgehen des Teigs überflüssig machen würde, ging den Löwen ein Licht auf. Und die ungläubigen Fragen nach dem “wie” und “warum so einfach” waren erledigt.

Zu Teuer?

Pfisterer hatte bisher 3.500 Stück ihrer Bierkruste verkauft. Für Multi-Investor Carsten Maschmeyer war die Nebenberuflichkeit der Gründerin ein Problem. Er ging als erster. Als der Preis von 6.90 Euro zum Thema wurde, kippte die bisher positive Stimmung im Studio etwas. Es sei kein “Schnäppchen” meinte Williams.

Glagau stieg als zweiter aus. Er meinte mit dem Preis und der Vorstellung der Gründerin von der Bierkruste als “Geschenk-Produkt” würde die Zielgruppe sehr klein werden. Dümmel, als Fan des Brots, meinte, mit dem Preis hätte man im Einzelhandel wenig Chancen. Auch er ging ohne Angebot.

Kein “Höhle der Löwen”-Deal für Bierkruste

Wöhrl brachte hingegen ins Spiel, dass Pfisterer nicht vollberuflich an der Sache dran wäre und verabschiedete sich als potentielle Investorin. Williams riet als letzte Hoffnung, die sich nicht erfüllte, dass die junge Founderin mehr und verschiedene Sorten andenken müsse. Kein Deal für Bierkruste.

Die Frauen-Versteher

Die dritten, die sich in die “Höhle der Löwen” wagten, waren die selbsternannten Frauenversteher Eugen Raimkulow und André Ritterswürden. Beide möchten den Alltag der Frauen erleichtern. Die zwei Freunde lernten sich während ihrer Bundeswehrzeit kennen und als sie in eine Frauen-WG zogen, kamen sie mit ganz neuen Frauen-Themen in Berührung.

Entsorgung der Tampons und Binden

Dazu gehörte auch das Problem, dass gerade auf öffentlichen Toiletten oder Festivals Damen-Hygieneartikel nur schlecht fachgerecht entsorgt werden können. Mit Pinky haben beide deshalb einen blickdichten und geruchsneutralisierenden Handschuh entwickelt, der Frauen die Möglichkeit geben soll, egal wo sie sind, Tampons oder Binden hygienisch zu entsorgen.

So geht’s: Einfach einen der einzeln verpackten Einmal-Handschuhe anziehen, ihn mit dem Hygieneartikel abziehen, einrollen, mit dem Klebstreifen verschließen und auslaufsicher im nächsten Mülleimer diskret entsorgen, so die Idee. Das Angebot an die Löwen: 30.000 Euro für 20 Prozent der Firmenanteile.

Pinky
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Eugen Raimkulow (l.) und Andre Ritterwürden und ihr Pinky, eine einfache Tamponentsorgung.

Nach dem Pitch meinten die Löwen besonders das Design von Pinky sei sehr schick, während sich Maschmeyer daran störte, dass keine Frau am Unternehmen beteiligt sei. Die Gründer erklärten, dass sie bei der Entwicklung viel mit dem anderen Geschlecht kooperiert hätten, und dass es viele Frauen im Team gebe. Danach legte der Investor sein Störgefühl ab.

Handschuh recyclebar

Nachdem die Gründer von ihren Erfahrungen mit Damen-Hygiene berichtet hatten, erklärten sie, dass Pinky recyclebar sei. Und führten aus, dass der USP die besonders leichte Handhabung des Handschuhs beim Entsorgen wäre.

Ein Titel und ein Cash-Angebot

Maschmeyer stieg dennoch, aber mit viel Lob aus. Danach bot Glagau die 30.000 Euro für 20 Prozent Anteile. Williams machte es offiziell und verlieh den Gründern tatsächlich den Titel “Frauenversteher”, schied aber dennoch als Investorin aus. “Es wäre nicht ihr Ding”.

Der Wunsch-Löwe

Auch Wöhrl meinte, es sei nicht ihr Bereich und ließ Ralf Dümmel zu Wort kommen. Derjenige gab zu, dass er sich am Anfang nicht hätte vorstellen können, Pinky derart gut zu finden und machte das gleiche Angebot wie Glagau. Die Gründer überlegten keine Minute hinter der Bühne, sie kehrten zurück und gaben ihrem Wunsch-Löwen das “Ja-Wort”. Deal für Pinky mit Dümmel.

Fokus: Sitzen

Die vorletzten in der “Höhle der Löwen” waren Mariam Vollmar und Patentanwalt Moritz Ernicke, der als Berater in die Show mitgekommen war. Die Gründerin hat eine Technologie entwickelt, mit der sie nicht nur den medizinischen Markt, sondern auch den Automobil-, den Kinderprodukt- und den Sitzmöbelmarkt erobern möchte. Ihr Startup namens lucky loop soll Schluss mit langem und ungesundem Sitzen machen.

Idee beim Ausreiten gekommen

Die Idee dazu kam der gelernten Werbetexterin auf einer Reitwanderung mit ihren Zwillingen: “Nach acht Stunden Sitzen auf dem Pferd waren meine Kinder topfit”, erklärte die Gründerin. “Wenn sie ansonsten stillsitzen sollen, ist nach einer halben Stunde Schluss mit lustig.“

lucky loop
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Investor Ralf Dümmel (r.) ließ es sich nicht nehmen die lucky loop-Technologie zu testen.

Vollmar erklärte, dass für einen gesunden Bewegungsapparat der Reitsport in der Sportmedizin und im Reha-Bereich bereits angewandt wird: “Aber nicht jeder hat ein Pferd. Ich habe mich gefragt, wie ich diese Form des Sitzens mit der gleichen Wirkung in unseren Alltag übertragen kann”, so die Founderin weiter.

1,7 Millionen Investment ins Startup

Das Ergebnis war lucky loop, eine Sitzfläche, die die exakten Bewegungen eines schreitenden Pferdes simuliert. In die sogenannte Hestekin-Technologie für den gesunden “Sitz” hat die 53-Jährige ihr gesamtes Erbe in Höhe von 1,7 Millionen Euro investiert und bereits einen Kinderbuggy und einen motorgetriebenen Therapiestuhl entwickelt, die sie beide im Studio vorführte. Um die Technologie in sämtlich mögliche Sitzmöbel zu verbauen, benötigte die Unternehmerin ein Investment von 650.000 Euro und bot dafür 15 Prozent ihres Unternehmens.

Eine Bekanntschaft in der “Höhle der Löwen”

Formel 1-Weltmeister Nico Rosberg, selbst Vater, meldete sich als erster mit großem Lob für die Idee zu Wort, als plötzlich Dümmel vermerkte, dass er Ernicke aus einem Video-Call kenne. Und, um eine gewisse Befangenheit zu vermeiden, auch gleich erklärte, dass er von dem Auftritt in der Show vorab nichts gewusst habe. Er kenne den Anwalt bloß aus seiner Beraterfunktion für ein anderes Startup.

Maschmeyer zeigte sich leicht überrascht, dass Ernicke auch bei lucky loop “bloß” als Berater mit im Studio war. Die Firma und sämtliche Patente lägen ja vollends bei Vollmar. Dümmel ließ es sich hingegen nicht nehmen den “Reitstuhl” zu testen und danach zu erklären, der Sitz fühle sich sehr gut an. Er wäre extrem angenehm für die Oberschenkel.

Keine Studien

Zum Problem wurde, dass das Startup bisher keine handfesten Studien und Testergebnisse für eine positive Wirkung vorlegen konnte. Ein Grund für Rosberg auszusteigen. Vollmar sprach dann von den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten für andere Bereiche, wie Hochstühle oder LKW-Sitze, sowie von dem Plan ihre patentierte “Hestekin-Technologie” als Lizenz an Kunden zu verkaufen. Dümmel ging als nächster. Er sah sich nicht als den richtigen Partner.

Das Problem: Die Zukunfts-Bewertung

Danach erfuhren die Löwen vom eingesetzten Erbe der Gründerin, wofür sie ein wenig Respekt erhielt, aber auch Kritik von Kofler an der Firmenbewertung, weil sie bisher ohne Verkäufe war. Vollmar zeigte sich als Reaktion darauf überzeugt davon, dass Umsätze und Profit ihre Bewertung rechtfertigen würden, sobald man sich in einem Bereich etabliert hätte.

Kein Business-Plan

Als dann die 53-Jährige keinen konkreten “Business-Plan” vorlegen konnte, und nur erklärte, sie würde mit dem Investment eine parallele Produktion der beiden Produkte in Gang bringen, legte sich Ärger über die Löwen breit.

Kofler etwa meinte, dass alle Ausführungen zum Geschäftsmodell der Zukunft sehr vage wären und stieg aus. Vollmar wollte die Situation noch retten, indem sie erklärte, dass sie einen alten und rein für den Buggy erstellten Business-Plan verworfen hätte. Weil das Interesse von Medizinern sich auch auf andere Produkte, wie eben den Therapie-Stuhl ausgeweitet haben.

Kritik und kein Deal

Maschmeyer führte aus, dass es der leidenschaftlichen Gründerin am Know how fürs Finanzielle und die kaufmännische Seite fehle. Er und auch Wöhrl, die auf die Wichtigkeit eines ausgewogenen Teams hinwiesen, stiegen ohne Angebot, aber im Nachgang mit Kritik am Berater aus. Kein Deal für lucky loop.

App gegen Lebensmittelverschwendung in der “Höhle der Löwen”

Denn Abschluss der “Höhle der Löwen” bildete Justus Lauten. Der Informatiker hat eine Software entwickelt, die unnötige Lebensmittelverschwendung reduzieren soll. “Das Thema Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden und auch ich habe mir persönlich die Frage gestellt, was ich eigentlich machen kann?, sagte er. Seine Werksta.tt ist eine App, die mithilfe künstlicher Intelligenz eine Verkaufsprognose erstellt. Unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren, wie etwa Wetter, Schulferien oder Feiertage, soll so die Überproduktion verringert werden und der Umsatz steigen. “Was für Bäckereien funktioniert, funktioniert auch für viele weitere Branchen”, erklärte Justus den Löwen seine Skalierpläne. Er bot 20 Prozent der Anteile für 120.000 Euro.

Ans Kassensystem angeschlossen

Der Kern der Software ist ein Algorithmus, der lernt, wann welche Waren verkauft werden. Die App helfe dabei mit der an dem Kassensystem angeschlossen KI eine genauere Backwarenplanung zu erstellen. Im Detail sehen Bäckerei-Mitarbeiter in der App eine Auflistungsprognose für etwa Croissants, die das Geschäft an dem Tag vermeintlich verkaufen wird. Diese Zahlen seien anpassbar.

Höhle der Löwen, Werksta.tt
(c) TVNOW / Bernd-Michael Maurer – Justus Laufen hat mit der Werksta.tt eine KI-App zur Vermeidung von Überproduktion in der Bäckereibranche entwickelt.

Der Gründer erklärte nach dem Pitch, dass es bereits einen “proof of concept” gebe und in einem Pilotprojekt, die Retourquote um 50 Prozent gesenkt werden konnte. Mit einem Mehr an Gewinn von 400 Euro pro Monat.

Erstes Angebot

Als den Gründern bewusst wurde, welche Möglichkeiten in der App stecken würden, warb Kofler für sein Netzwerk und machte das ausgerufene Angebot. Dümmel holte zu großen Lobeshymnen aus und verabschiedete sich als falscher Investor für das App-Startup.

Besser als Lebensmittel-Rettung

Glagau argumentierte ähnlich und ging ebenso, nachdem sich auch Williams ohne Angebot aus dem Rennen genommen hatte. Maschmeyer freute sich auf “echte Künstliche Intelligenz” in der Show, meinte ihm gefalle der Umstand, dass der Gründer nicht nur Lebensmittel rette, wie es schon andere täten, sondern “zu wegwerfende Waren” gar nicht erst entstehen lasse. Auch er bot 120.000 Euro für 20 Prozent. Der Gründer nahm dem Multi-Investor mit an Bord. Deal für Werksta.tt.

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Die Kurstafel:

Kryptokurse

🚀 Spektakulärer Start ins Jahr: Erstmals Bitcoin-Spot-ETFs in den USA genehmigt

Es war ein starkes Jahr für Krypto – so viel ist klar. Nach dem Boomjahr 2021 und dem “Kryptowinter” 2022 hatten sich die Kurse im Vorjahr schon wieder gut entwickelt. Dieses Jahr ging es in derselben Tonart weiter. Dabei lief bereits der Start ins Jahr gut: Denn bereits in der zweiten Woche des Jahres gab es ein Ereignis von enormer Tragweite: Die US-Börsenaufsicht ließ erstmals Bitcoin-Spot-ETFs zum Handel zu.

Im Gegensatz zu den schon länger existierenden Bitcoin-Futures-ETFs investieren diese Fonds direkt in Bitcoin – und nicht in Finanzprodukte, die den Bitcoin-Preis nachbilden. Dass die Börsenaufsicht die ETF-Anträge genehmigen würde, hatte sich in den Wochen zuvor schon abgezeichnet (siehe Crypto Weekly #127). Zuvor hatte das Thema bereits das zweite Halbjahr 2023 dominiert, nachdem im Sommer bekanntgeworden war, dass der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock einen Antrag auf einen Bitcoin-Spot-ETF stellen würde (siehe Crypto Weekly #104).

Die ETFs waren aus mehreren Gründen eine große Sache: Sie ermöglichen institutionellen Anleger (und bewegen am Markt die wirklich großen Summen!) einfachere Investments in Bitcoin. Auch Privatanleger:innen auf Einsteiger:innen-Niveau wird es dadurch erleichtert, in Bitcoin zu investieren: Sie müssen sich beispielsweise nicht mit der Verwahrung der Coins beschäftigen und können die ETFs auch möglicherweise über ihre bestehende Bank kaufen. 

Und ganz unabhängig vom neuen Geld, das dadurch in den Markt kommt: Durch die ETFs stärkt Bitcoin sein Image in der etablierten Finanzbranche und bekommt mehr Legitimität verliehen.

Die unmittelbare Marktreaktion auf die Genehmigung war unspektakulär. Weil sie bereits eingepreist war: Der Bitcoin-Kurs war in Erwartung der Genehmigung schon in den Wochen zuvor deutlich gestiegen. Die ETFs erwiesen sich aber schnell als Erfolg und verzeichneten starke Kapitalzuflüsse. Im Sommer starteten dann erstmals auch Ethereum-Spot-ETFs (siehe Crypto Weekly #147), aber wir bleiben vorerst noch im ersten Quartal.

Der Bitcoin-Kurs bewegte sich im Jänner nach der Genehmigung zunächst seitwärts, legte im Februar aber deutlich zu. Die ETFs haben dabei sicherlich geholfen, aber gleichzeitig wurde der Kryptomarkt auch von einer generell guten Stimmung an den Finanzmärkten gestützt (siehe Crypto Weekly #133). Im März war es dann soweit: Der Kurs überschritt sein bisheriges Rekordhoch von über 69.000 US-Dollar, das im Oktober 2021 erreicht worden war. Er stieg bis auf etwas über 73.000 Dollar. 

🪙 Das vierte Bitcoin-Halving - und wie es sich auswirkte

Und dann gab es gleich noch einen weiteren Faktor, von dem sich viele Unterstützung für den Kurs erwarteten: Das vierte Bitcoin-Halving im April 2024. Beim Halving wird die Belohnung, die Miner erhalten, um neue Blöcke zur Bitcoin-Blockchain hinzufügen, halbiert. Die Folge: Es kommen weniger neue Bitcoins in den Umlauf als es ohne Halving der Fall wäre. 

Das Halving spielt, wie in Crypto Weekly #138 ausgeführt, eine zentrale Rolle für die Geldpolitik von Bitcoin. Denn dass die Menge aller jemals bestehender Bitcoin begrenzt ist, ist eines der zentralen Merkmale von Bitcoin. Und geht Hand in Hand mit einer deterministischen Geldpolitik, die nicht einfach von einer Zentralbank geändert werden kann. 

Viele Anleger:innen erhoffen sich vom Halving aber auch einen positiven Impuls für die Kursentwicklung. Immerhin sinkt die Anzahl der Bitcoin, die neu in Umlauf geraten. Zumindest relativ gesehen (nämlich zu der Anzahl der Bitcoin, die ohne Halving entstehen würden) ist es also eine Angebotsverknappung - und eine solche bewirkt üblicherweise einen steigenden Preis. 

Demgegenüber steht, dass das Eintreten des Halvings bekannt und de facto völlig sicher ist. Es könnte daher im Vorfeld bereits vollständig eingepreist sein. Somit wäre zum Zeitpunkt des Halvings selbst mit keinen Kursauswirkungen zu rechnen. Theoretisch. Denn selbst wenn es so ist, könnte das Halving auch als “selbsterfüllende Prophezeiung” wirken: Weil alle den Kursanstieg erwarten und deshalb kaufen, steigt der Kurs tatsächlich. 

Schon im Vorfeld wurde genau darüber intensiv diskutiert. Letztlich ging das Halving am 20. April reibungslos über die Bühne. Starke Auswirkungen auf den Kurs hatte es nicht mehr. Anzumerken ist dabei aber: Der Bitcoin-Kurs war zwischen Ende Jänner und Mitte März bereits sehr stark von etwa 40.000 auf über 70.000 Dollar gestiegen. 

Auch nach dem Halving blieb die Marktentwicklung über den Sommer weitgehend unspektakulär. Erst im Herbst gab es die nächste starke Aufwärtsbewegung.

🇺🇸 US-Politik dominiert zweite Jahreshälfte

Und damit sind wir auch schon bei dem Thema, das die zweite Jahreshälfte dominierte: Die US-Politik. Die Kryptobranche des Landes stand schon länger auf Kriegsfuß mit der Börsenaufsicht rund um deren Chef Gary Gensler. Die Behörde hatte insbesondere nach der Pleite der Kryptobörse FTX ihr Vorgehen gegen die Branche deutlich intensiviert. Die Kryptobranche hoffte klarerweise auf einen Kurswechsel. Und die anstehende Präsidentschaftswahl schien dafür eine Chance zu bieten.

Dies galt umso mehr, als sich der republikanische Kandidat Donald Trump bereits im Frühsommer explizit für Bitcoin und Krypto-Assets aussprach (siehe Crypto Weekly #142). Er griff die Biden-Regierung für ihren Umgang mit der Branche scharf an. Ob Trumps Gegenkandidatin Kamala Harris den scharfen Kurs der Biden-Regierung, deren Teil sie natürlich war und ist, fortgesetzt hätte, bleibt unklar. Im Wahlkampf äußerte sie sich dann ebenfalls mehrfach positiv über Krypto-Assets. Zumindest der scharfe Kurs der Börsenaufsicht der vergangenen beiden Jahre wäre wohl ebenfalls aufgeweicht worden.

Die US-Kryptobranche stand aber ohnehin klar auf Seiten Trumps. Als sich dessen Wahlsieg abzuzeichnen begann, erreichte der Bitcoin-Kurs noch in der Nacht der Präsidentschaftswahl ein Rekordhoch bei rund 75.000 US-Dollar. In den folgenden Wochen ging es bis auf 99.000 Dollar aufwärts. An der 100.000er-Marke schien der Kurs zunächst abzuprallen. Anfang Dezember war es dann soweit: Erstmals in seiner Geschichte überschritt der Bitcoin-Kurs die vielbeschworene Schwelle von 100.000 US-Dollar.

Kurz zuvor hatte Trump angekündigt, wer dem in der Krypto-Branche unbeliebten Gensler als Chef der Börsenaufsicht nachfolgen soll – und zwar der als kryptofreundlich geltende Paul Atkins. Mit dem bekannten Investor David Sacks ernannte Trump dann auch einen eigenen “Krypto-Zar” für die kommende Regierung. Eine von Sacks’ Aufgaben werde sein, einen rechtlichen Rahmen zu arbeiten, mit dem Kryptobranche jene Klarheit bekäme, die sie brauche, schrieb Trump in seiner Ankündigung.

Wie eine solche Regulierung genau aussehen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt klarerweise noch völlig offen. Dies gilt auch für andere Punkte - etwa die von Trump im Wahlkampf geforderte strategische Bitcoin-Reserve. 

Diese Idee hat jetzt auch diesseits des Atlantiks einen Nachahmer gefunden: Der vor wenigen Wochen als deutscher Finanzminister entlassene Christian Lindner regte an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Bitcoin in ihren Bestand aufnehmen soll. Lindner befindet sich als Spitzenkandidat der liberalen FDP im Wahlkampf. Während seiner Amtszeit als Finanzminister, die fast drei Jahre dauerte, hatte er keine entsprechenden Initiativen unternommen. 

Wie geht es jetzt weiter? Mitte Dezember stieg der Bitcoin-Kurs zunächst bis auf 108.000 US-Dollar. Dann korrigierte er jedoch deutlich. Zuletzt bewegte er sich im Bereich von 93.000 Dollar. Nach der sehr starken Kursentwicklung der vergangenen Wochen sollte eine solche Gegenbewegung aber nicht überraschen.Zu berücksichtigen ist auch, wie in Crypto Weekly #153 bereits thematisiert, dass die Kursgewinne der vergangenen Wochen hauptsächlich auf Erwartungen (an die US-Politik) beruhen. In den nächsten Wochen und Monaten (in manchen Fällen: Jahren) wird sich nach und nach zeigen, was davon eingelöst wird. Dazu kommt: Auch makroökonomische und geopolitische Entwicklungen werden den Markt wieder stärken beeinflussen. Die Vorzeichen stehen zwar günstig. Wo sich der Kryptomarkt 2025 aber wirklich hinbewegen wird, wird sich erst zeigen.


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