03.01.2019

“Die großen Innovationen kommen aus der Grundlagenforschung”

Wenn es um Unternehmensgründung geht, folgen viele Forscher dem Wegweiser des FWF und finanzieren sich, zumindest anfangs, mit den Fonds-Geldern. Ein Gespräch mit der kaufmännischen Vizepräsidentin des FWF, Artemis Vakianis, über Uni-Spin-offs und Durchaltevermögen.
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FWF
(c) fotolia / rh2010.

Wie wichtig ist es, dass Universitäten ihre Forschung umsetzen und Wissenschaftler Unternehmen initiieren?

Universitäten sind Teil der Gesellschaft und haben per se ein Interesse daran, dass die Erkenntnisse ihrer Forschungsleistung in eine Anwendung überführt werden. Mögliche Anwendungen können dabei vielfältig aussehen. Erkenntnisse können in Produktentwicklungen fließen oder als Grundlage für politische Entscheidungen dienen.

Unter dem Begriff „Third Mission“ ist dieser Auftrag auch gesetzlich verankert. Im Kern geht es aber um Erkenntnisgewinn und nicht um Unternehmertum. Dennoch ist der Brückenschlag zur Anwendung wichtig. Wir sehen auch viele FWF geförderte WissenschaftlerInnen, die unternehmerisch tätig sind. Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher von heute sind nicht nur exzellente Wissenschaftler, sondern sie beweisen auch Leadership, Pioniergeist und Mut. Sie leiten interdisziplinäre und interkulturelle Teams und haben die globale Konkurrenz im Blick. Es macht einfach Sinn, den Erfahrungsaustausch mit Pionieren aus anderen Bereichen wie Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern – das wollen wir etwa mit unseren PEARL.sessions forcieren.

Wir schätzt du die Situation in Österreich derzeit ein?

In Österreich gibt es hervorragende Beispiele für Forscherinnen und Forscher, die den Sprung aus dem Labor auf den Markt erfolgreich gewagt haben, Marinomed oder MED-EL, Miriam Unterlass oder Markus Aspelmeyer sind hervorragende Erfolgsbeispiele.

Dennoch gibt es insgesamt noch Luft nach oben. Wir sind noch nicht dort, wo andere Länder sind und wo wir gerne wären. Gibt es internationale Beispiel für ein sehr gutes universitäres Spin-off System?

Ich denke die Initiativen von Hermann Hauser in Cambridge sind sicher beispielgebend. Dort hat sich mittlerweile ein Hot-Spot für Spin-offs entwickelt. Welcher Motor Universitäten für einen Wirtschaftsstandort sind, ist bereits in vielen Studien nachgewiesen. Das am häufigsten angeführte Beispiel ist sicherlich Stanford beziehungsweise Silicon Valley, die ETH Zürich oder der Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof in Berlin. Aber fast spannender ist derzeit der Blick nach Asien.

Was braucht es heute von politischer Ebene, um mehr unternehmerisch verwertbare Forschung zu generieren?

Für uns als Wissenschaftsfonds, der wir allen Wissenschaftsdiziplinen verpflichtet sind, ist die rein unternehmerische Verwertbarkeit sicherlich zu eng gefasst. Für uns geht es immer um gesellschaftliche Relevanz. Auch die Politik ist gut beraten, hier den Fokus nicht nur auf den Wohlstand, sondern auch das Wohlergehen der Bevölkerung zu legen und damit auch die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in den Blick zu nehmen, was wiederum den Unternehmen gut tut.

Wenn es um unternehmerische Spin-Offs geht, dann würde ich das Wort „verwertbar“ gerne ersetzen durch „innovationsgetrieben“. Die Verwertbarkeit ist in der Grundlagenforschung nicht das primäre Ziel und oft nur sehr langfristig zu erreichen. Aber die großen Innovationen kommen aus der Grundlagenforschung.

Es geht auch darum, einen Kulturwandel zu erreichen, hin zu mehr Ausprobieren und hin zu mehr Freiräumen, ausprobieren zu können. Diese Freiräume möchten wir als FWF schaffen und fördern – und ja, wenn sich bei Einzelnen auch eine Verwertbarkeit schnell ergibt so freut uns das. Die Politik kann anstoßen und finanzielle Rahmenbedingungen schaffen, aber da sind wir in Österreich entlang der Innovationskette hervorragend aufgestellt.

Was empfiehlst du einem Forscher, der seine Idee umsetzen möchte?

Mut, enger Austausch mit erfolgreichen GünderInnen und einen langen Atem. Es gibt ein Set an Werkzeugen, die auf jeden Fall empfehlenswert sind und für deren Vermittlung es bereits vielfältigste Angebote an den Universitäten aber auch darüber hinaus gibt. In jedem Fall helfen solche Ausbildungen, eigene Stärken besser einzuschätzen, so dass man etwaige Schwächen im Team ausgleichen kann. Darüber hinaus empfehle ich aber immer den Erfahrungsaustausch und das Mitnehmen von Learnings von KollegInnen in ähnlichen Situationen.

Artemis Vakianis, FWF

c) Elisabeth Furgler. Artemis Vakianis.

Artemis Vakianis, studierte von 1994 bis 2000 Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Sie absolvierte einen postgradualen Lehrgang im Bereich Kulturmanagement und ab dem Jahr 2000 implementierte sie zunächst freiberuflich ein Controlling System am Theater in der Josefstadt, ab 2002 war sie ebendort in kaufmännischer Verantwortung tätig. 2005 wechselte sie als stellvertretende geschäftsführende Direktorin an die Komische Oper Berlin. Als letzte Station vor ihrer Selbstständigkeit war sie von 2010 bis 2014 kaufmännische Direktorin beim Festival „Steirischer Herbst“. 2014 gründete Vakianis ihre eigene Agentur und berät seither Kulturbetriebe in kaufmännischen Belangen und entwickelte mobile Applikationen zur Produktivitätssteigerung. Darüber hinaus war Artemis Vakianis seit mehreren Jahren am Institut für Kulturmanagement der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und an der FH Kufstein als Lehrende für Kulturmanagement tätig. Seit September 2016 ist sie kaufmännische Vizepräsidentin von FWF – der Wissenschaftsfonds.

Dieser Beitrag erschien in gedruckter Form im brutkasten Magazin #7 “Die Welt in 5 Jahren”.

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(c) Mercedes-Benz - Bernadette Frech, CEO von Instahelp.

“Unser Wert ist nicht abhängig von Leistung oder Produktivität. Gerade bei High-Performern sind Stigmen rund um mentale Gesundheit immer noch stark zu spüren und erschweren es, eine Balance zwischen Leistung und Gesundheit zu finden. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass wir immer noch gehemmt sind, über unsere Emotionen zu sprechen. Dabei können ausgelebte Emotionen beflügelnd und erfüllend sein – und zwar alle. Weil Selfcare mehr ist als Meditation, haben wir uns gefragt, wie man Leistung mit Gesundheit vereinbaren kann. Und wie erkennt man überhaupt, ob man selbst Gefahr läuft, die eigene Psyche aufs Spiel zu setzen?” Das sind die Fragen, die Mercedes-Benz und Instahelp, konkreter CEO und Testimonial Bernadette Frech, im Rahmen ihrer gestarteten Mental Health-Initiative zum Diskurs stellen und beantworten möchten.

Instahelp und das Burn-on

Dies wollen die Grazer Startup-Gründerin und der deutsche Automobilhersteller tun, indem sie dieses Thema nicht bloß kurzfristig und in ein paar Minuten ergründen, sondern Fakten aufbereiten und sich mit jenen High-Performern austauschen, die so oft mit der Gefahr mitlaufen, auszubrennen.

Die Komplexität von Mental Health ist vielen in der Startup-Szene nicht erst seit der Gründung von Instahelp bekannt, auch nicht durch das gefühlte Erstarken von Enttabuisierung, was die psychische Komponente von Innovator:innen betrifft, sondern es ist etwas, dass ironischerweise durch den Begriff “Burn-out” den Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden hat. Man kennt ihn, man weiß, dass er zum Felde der mentalen Gesundheit gehört und man akzeptiert Personen, die offen damit umgehen, als mutig.

Was man allerdings bei diesem, nennen wir es neuem Verständnis für das, was früher als Schwäche oder Faulheit bezeichnet wurde, nicht gewahr ist, ist ein anderer Begriff, der vor dem Ausbrennen kommt. Als Testimonial erwähnt Bernadette Frech in diesem Video die Worte “Burn-On” – ein Zustand der chronischen Überbelastung, ohne dabei zusammenzubrechen.

Emotionen als Treiber

Weiters nennt sie Wut einen “Treiber für positive Veränderung”, plädiert dafür, sich mit positiven wie negativen Emotionen auseinanderzusetzen, sie zu managen und Coping-Strategien zu entwickeln. Oder anders gesagt und dem gemeinsamen Motto treu: einen “Sense of Self” zu entwickeln.

“Als CEO von Instahelp freue ich mich total, als Testimonial für die aktuelle Mercedes-Benz Österreich Kampagne die Stimme für Mental Health zu sein”, sagt Frech zu ihrer Rolle in der neuen Initiative. “Mit der von Mercedes-Benz Österreich initiierten Kampagne ‘Sense of Self’ gilt es, Stigmen um mentale Gesundheit hinter uns zu lassen. Gründer:innen sind typische High-Performer. Gerade deswegen sind sie von mentalen Gesundheitsproblemen betroffen. Sie gehen Risiken ein, arbeiten unter Unsicherheit, erleben sozialen Druck und sind oft mit Scheitern konfrontiert. Ein mental starkes Mindset kann hier helfen. Wir möchten mit der Initiative auch Gründer:innen dabei helfen, ihren ‘Sense of Self’ zu finden.”

Interessierte können mehr über die Mercedes-Instahelp-Initiative im Rahmen des Fifteen Seconds Festivals von 5. bis 7. Juni in Graz erfahren, wo beide Partner das Thema “Balance zwischen Leistung und Gesundheit” etwas mehr in den Mittelpunkt der Startup-Szene rücken wollen.

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