14.08.2023

Die FinTech-CEOs mit den schlechtesten Bewertungen durch ihre Angestellten

Europa hat in den letzten Jahren eine Reihe an FinTech-Unicorns hervorgebracht. Wie zufrieden die Angestellten mit den CEOs sind, zeigen Daten der Website Glassdoor.
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Ausreichend finanzielle Mittel und zufriedene Arbeitnehmer:innen sind für Unternehmen zwei der wichtigsten Faktor, um zu wachsen. Das gilt für Startups, Unicorns oder KMUs gleichermaßen. Doch die Zeiten, in denen eine Millionen-Investition die nächste jagte, scheinen vorerst vorbei. In den letzten zwölf Monaten waren eher Finanzierungsdürren die Regel, Unicorns, wie auch die österreichischen Scaleups Bitpanda und GoStudent, mussten Mitarbeiter:innen kündigen, wie der brutkasten berichtete.

Auch die europäischen FinTech Unternehmen belastet die aktuelle Krise. Daten der Jobbewertungsplattform Glassdoor, die das Magazin „Sifted“ ausgewertet hat, geben nun Einblicke in die Stimmung der Mitarbeiter:innen, die bei den wertvollsten Fintechs Europas tätig sind. Genauer: Die Auswertung analysiert die Zustimmungswerte der Fintech-CEOs der Unicorns. Die Datenbasis beruht auf öffentlich zugänglichen Glassdoor-Bewertungen von aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter:innen. Berücksichtigt wurden Unternehmen, die auf der Plattform mindestens 100 Bewertungen erhalten haben. Daraus hat „Sifted“ eine Rangliste der wertvollsten EU-Fintechs gebildet.

Interne Turbulenzen als Grund für schlechtes Ranking?

Auffallend ist, dass die am schlechtesten bewerteten Unternehmen im vergangenen Jahr Turbulenzen durchgemacht haben, etwa durch Kündigungen oder Schlagzeilen über die Führungsebene. So belegt etwa Platz acht der Rangliste der Chef des derzeit wertvollsten FinTechs Europas, Revolut. Rund 33 Milliarden Euro beträgt der Wert des Unternehmens derzeit. CEO Nik Storonsky hat in der Vergangenheit die langen Arbeitszeiten in seinem Unternehmen gepriesen und erhält unter 2.000 Bewertungen dennoch eine Zustimmungsrate von 82 Prozent. Nur knapp dahinter folgt mit Monzo ein direkter Konkurrent im Banking-Sektor. Monzo-CEO TS Anil erzielt eine Bewertung von 81 Prozent. Die Londoner Challenger-Bank hat inzwischen sieben Millionen Kund:innen und rechnet damit, 2023 erstmals die Gewinnzone zu erreichen. Seit Oktober 2022 hat Monzo jeden Monat einen positiven Cashflow verzeichnet.

Österreichischer N26-CEO auf viertletztem Platz

Enttäuschend ist das Ergebnis des Rankings für N26. Die von den beiden Österreichern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal in Berlin gegründete Neobank kommt bei der Analyse nur auf den 17. Platz. Die schlechte Platzierung passt mit früheren Berichten zusammen. So gab es in der Vergangenheit Vorwürfe gegen die N26-Führung. In einer geleakten internen Unternehmensmail schrieben ehemalige Führungskräfte von einer “Kultur der Angst und Schuldzuweisungen” bei dem Berliner FinTech. Zwar versuchte Gründer Valentin Stalf im brutkasten-Talk vor wenigen Monaten die Wogen zu glätten und betonte, wie wichtig “eine offene Unternehmenskultur” seinem Unternehmen sei. Trotz allem geben ihm die aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter:innen gerade einmal 53 Prozent Zustimmung, der viertniedrigste Wert unter den zwanzig wertvollsten FinTechs Europas.

Nun zur Top drei der Fintech-CEOs mit der wenigsten Zustimmung. Auf Platz drei liegt Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski. Nachdem sein Unternehmen im vergangenen Jahr die Position als wertvollstes Startup Europas verloren und massiv an Bewertung eingebüßt hat, beträgt die Zustimmung zum Klarna-CEO noch 51 Prozent. Dazu könnte auch beigetragen haben, dass Klarna im letzten Jahr zwei Mal Mitarbeiter:innen kündigen musste.

Wefox CEO “angewidert” über Massenentlassungen in Tech-Branche

Die schlechtesten Bewertungen gehen an zwei deutsche Fintech-CEOs. Wie Klarna musste auch Neo-Broker Trade Republic vor rund einem Jahr einen Teil seiner 700-köpfingen Belegschaft vor die Tür setzen. Zwar wurde die deutsche Trading App in der Series-C-Runde im Sommer 2021 von Investoren mit 5,3 Mrd. US-Dollar bewertet und hat das Ziel zur “Demokratisierung der Finanzmärkte” beizutragen. Von Mitarbeitenden erhält CEO und Mitbegründer Christian Hecker mit 44 Prozent in den Glassdoor-Bewertungen allerdings wenig Zuspruch. Hecker ist der Unternehmenschef mit der zweitniedrigsten Zustimmung.

Unter den europäischen FinTechs wird dieser Wert nur noch vom InsurTech Wefox unterboten. Das Berliner Unicorn erhielt bei seiner 400 Mio. USD schweren Serie-D-Finanzierung im Juli 2022 die Bewertung von 4,5 Mrd. USD. Im vergangenen Jahr sprach Wefox-CEO Julian Teicke offen über Massenkündigungen in der Tech-Branche und erklärte, er sei von den Kündigungen einiger Unternehmen “angewidert”. Gegenüber brutkasten erklärte Wefox Österreich noch im Februar, man erreiche in der monatlichen Mitarbeiterzufriedenheitsumfrage “9 von 10 möglichen Punkten”. Das Sifted-Ranking zeigt eine andere Tendenz. Dort erhält CEO Teicke mit 36 Prozent die niedrigste CEO-Zustimmungsrate auf der Liste.

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Grafiken zur Startup Entwicklung Österreich
Eigene Grafiken, Karte Rechts (c) ASM
mit Visuals

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Es ist das Jahr 2014, brutkasten wurde soeben gegründet. Im September launcht Bitpanda, damals noch unter dem Namen Coinimal, Runtastic bringt ein Fitnessarmband auf den Markt und Shpock steht kurz vor der Übernahme durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted. Die Startup-Szene boomt.

Das alles ist heute zehn Jahre her. Eine lange Zeit, in der in der österreichischen Startup-Szene einiges passiert ist – Erfolgsstorys von großen Exits werden geschrieben, Investor:innen stecken Millionenbeträge in junge Unternehmen, staatliche Gesellschaften wie die FFG vergeben jährlich 100 Millionen Euro für Projekte von Startups. Aber auch Krisen wie die Covid-19-Pandemie erschütterten die Wirtschaft – immer wieder werden Startups insolvent.

All diese Veränderungen versucht der Austrian Startup Monitor (ASM) festzuhalten, hinter dem das Austrian Institute of Technology (AIT) steht. Durch jährliche Umfragen erhebt die Forschungseinrichtung wichtige Daten, die einen Überblick über die Welt der Startups liefern. Diese Daten wurden brutkasten exklusiv zur Verfügung gestellt. Wir haben uns an – gesehen, was sich in den letzten zehn Jahren in der österreichischen Startup-Szene verändert hat.

Gründungsland Österreich

Beginnen wir mit den Neugründungen. Insgesamt 277 Startups wurden 2014 – im Entstehungsjahr von brutkasten gegründet. Anschließend stieg die Anzahl der Gründungen jährlich, bis der Wert 2017 mit 379 Startups seinen bisherigen Höhepunkt erreichte.

Was die Daten des ASM ebenfalls zeigen, ist ein kleiner Rückgang im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie. Doch die Startup-Szene erholt sich schnell, bereits 2021 befinden sich die Neugründungen wieder auf Vorkrisenniveau. Aufgrund der vom AIT ausgewählten Suchstrategien, scheinen neu gegründete Startups erst mit einer zeitlichen Verzögerung bis zu zwei Jahren in den Daten auf. Doch für 2022 bis heute wird, ähnlich der Werte aus Deutschland, eine stabile Anzahl an Neugründungen erwartet  – wenn auch mit einem leichten Rückgang.

Investments: Mehr Deals, Gesamtsumme aber zuletzt rückläufig

Dass Startups über die Jahre vor allem wirtschaftlich immer relevanter werden, zeigen auch die Daten des jährlich erscheinenden EY Start-up-Barometer. Die Studie verrät, dass die Anzahl der Investments für österreichische Startups im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht hat. Noch nie zuvor wurden so viele Deals abgeschlossen.

Hier lohnt sich jedoch der Blick auf die Gesamtsumme der Investments. Denn 2023 waren die Investmentbeträge zum zweiten Mal rückläufig. Wie die Daten von EY zeigen, wurden 2023 zwar weit mehr Investments abgeschlossen als jemals zuvor, allerdings gab es keinen einzigen Großdeal im Umfang über 100 Millionen Euro.

2021 war die Anzahl an Investments zwar noch um einiges niedriger als 2023, allerdings katapultierte die Anzahl an Großdeals - wie etwa jene von Bitpanda oder GoStudent - die Summe in eine noch nie da gewesene Höhe. Über 1,2 Milliarden Euro wurde damals in Startups investiert  – mehr als die Hälfte davon alleine durch Großdeals.

Startups werden immer höher bewertet

Neben der Anzahl an Investments steigt auch die Bewertungen der Startups kontinuierlich. Aus den Daten des ASM geht hervor, dass die Investor:innen 2019 noch den Großteil der Startups mit weniger als 2,5 Millionen Euro bewertet haben. Doch bereits im Jahr darauf hat sich alles geändert: Mehr als die Hälfte der Startups erhielt eine Bewertung über dem Schwellwert. 

Seitdem sind die Bewertungen jährlich gestiegen. Im vergangenen Jahr kamen 44 Prozent der heimischen Startups auf eine Bewertung von mehr als fünf Millionen Euro  –  so hoch war der Wert noch nie. Einige Startups haben Bewertungen von über 100 Millionen Euro erreicht.

Startup-Gründung: eine Frage des Geldes

Insgesamt steigt zwar die Anzahl der Investments und auch die Bewertungen. Doch auf welche Finanzierungsformen setzen österreichische Startups überhaupt in welchem Ausmaß?

Die Daten zeigen: Bootstrapping bleibt nach wie vor häufigste Finanzierungsform. Zwei von drei Founder:innen finanzieren ihr Startup aus eigenen Mitteln. Allerdings ist der prozentuale Anteil an eigenfinanzierten Startups seit 2018 stark zurückgegangen. Vor sechs Jahren wurden noch 81 Prozent der Startups gebootstrappt - letztes Jahr waren es nur noch 66 Prozent.

Auch hier zeigt sich, dass öffentliche Förderungen aktuell wieder häufiger werden. Rund die Hälfte der Startups erhielt nationale Unterstützungen. Auch gaben mehr als ein Viertel der Startups an, sich aus dem Cashflow zu finanzieren. Daneben hat gut jedes vierte Startup einen Business Angel hinter sich. Hingegen spielen Finanzierungsmethoden wie Crowdfunding nur mehr eine sehr geringe eine Rolle.

Beliebte Branchen

Vor zehn Jahren war Künstliche Intelligenz noch weitaus weniger verbreitet als heute. Doch die Grundsteine waren bereits gelegt. Aus den Fortschritten im maschinellen Lernen gingen die ersten Pioniere hervor: 2014 übernahm Google das Startup DeepMind und bald danach wurde auch OpenAI gegründet - das Unternehmen hinter der beliebtesten KI ChatGPT. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis KI auch die österreichische Startup-Szene umkrempelt.

Was aus der Grafik hervorgeht ist, dass IT & Software prozentual gesehen nach wie vor die dominierende Branche bleibt. Startups in der Branche der Life Sciences bekamen in den vergangenen Jahren starken Zuwachs. Ein Rückgang hingegen gab es bei den Anteilen an Hardware-Startups. Sie verlieren über die Jahre immer mehr an Bedeutung – verhältnismäßig setzen sich auch immer weniger Jungunternehmen in der industriellen Technologie an.

Dass Life-Science-Startups beliebter werden, zeigt sich auch bei den Gründungsformen. Akademische Startups, also Unternehmen, die als Spin-Off an einer Universität oder an einer Fachhochschule entstanden sind, machen heute knapp ein Viertel aller Gründungen aus. Aber dennoch: Mehr als jedes zweite Startup wird weiterhin unabhängig gegründet.

Frauen in den Gründungen

Auch der Frauenanteil in den Gründungsteams verändert sich. Nach den Daten des ASM waren vor sechs Jahren nur rund zwölf Prozent der Gründer:innen Frauen, während insgesamt 29 Prozent der österreichischen Gründungsteams zumindest eine Frau im Team hatten.

Bis 2022 stieg der Frauenanteil in den Gründungsteams auf rund 39 Prozent, bevor er vergangenes  Jahr wieder leicht zurückging. Der Anteil der Gründerinnen insgesamt hat sich bei etwa 17 Prozent eingependelt – auch dieser Wert ist leicht rückläufig.

Startups-Teams wachsen

Anhand der Anzahl der Mitarbeiter:innen zeigt sich: Startups wachsen. Vor sechs Jahren, also 2018, waren durchschnittlich 8,2 Mitarbeitende pro Startups angestellt. Nur drei Jahre später, 2021, waren es mit 12,3 Mitarbeiter:innen bereits um die Hälfte mehr. Auch im vergangenen Jahr waren durchschnittlich wieder 12,3 Mitarbeitende pro Startup angestellt.

In welchen Bereichen werden Mitarbeitenden eingesetzt? Am meisten gefragt ist nach wie vor IT und Softwareentwicklung. Jährlich gaben mehr als 40 Prozent der heimischen Startups an, dass sie hierbei Probleme in der Besetzung haben – 2022 war es sogar die Hälfte aller Startups.

Auch Positionen im Sales und in der Produktentwicklung sind gefragt – mehr als ein Viertel der Startups sucht ergiebig nach Angestellten.

Finanzielle Realität

Doch wie viel Umsatz machen die Startups am Ende des Jahres wirklich? Die Antwort wirkt etwas ernüchternd: Nach wie vor geben etwas mehr als ein Viertel der heimischen Startups an, keinen Umsatz zu machen. Ein weiteres Viertel hingegen äußert, dass sie einen Umsatz bis 50.000 Euro hatten – auch dieser Wert bleibt über die Jahre unverändert.

Immerhin kann die andere Hälfte von sich behaupten, einen Umsatz zu erwirtschaften, der darüber liegt. Nicht nur das, auch gibt mehr als jedes zehnte Startup an, bereits einen Umsatz über einer Million Euro zu haben.

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Die Daten, die wir für diesen Artikel verwenden, wurden dem brutkasten vom Austrian Startup Monitoring (ASM) zur Verfügung gestellt, sowie vom EY Start-up Investment Barometer Österreich 2023 abgerufen. Das ASM wird vom Austrian Institute of Technology (AIT) an der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Jährlich befragt die Forschungseinrichtung die österreichische Startup-Szene empirisch. https://austrianstartupmonitor.at/


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