08.01.2024

“Es geht nicht um das Ego”: Das Wiener Startup DevCraft Academy über das Gründen als Ehepaar

Die DevCraft Academy gibt es selbst nur etwas länger, als sie Junior Softwareentwickler:innen zu Seniors ausbildet. Was das Wiener Startup in den ersten Post-Launch-Monaten gelernt hat und warum sich Ehe und gemeinsames Gründen nicht ausschließen.
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“Gemeinsam zu gründen ist wie eine Ehe zu schließen.” Dieses weit bekannte Sprichwort könnte die Tätigkeit eines Wiener Gründerduos nicht besser beschreiben. Auch, wenn in ihrem Fall nicht die Gründung eine Ehe, sondern viel eher ihre Ehe eine Gründung impliziert hat.

Die Rede ist von Carola und Clemens Helm, die im Mai 2023 ihr Jungunternehmen DevCraft Academy gelauncht haben. Das verheiratete Power-Duo hat es sich zur Aufgabe gemacht, Junior-Software-Entwickler:innen auf das Senior-Developer-Level zu heben – und das möglichst effizient, professionell und niederschwellig. Im August zählte die Online-Akademie erste Teilnehmer:innen.

Das Jungunternehmen ist bootstrapped. Die Nachfrage ist groß, denn das Gründerduo entdeckte eine nicht oft gesehene und dennoch große Marktlücke:

In seiner bisherigen Laufbahn hat Co-Founder Clemens Helm viele Junior Developer gecoacht. Dabei sind ihm einige Hürden auf Junior-Seite aufgefallen, die das Gründerduo nun mit ihrer Akademie zu glätten versucht. DevCraft will Teilnehmenden mit einer professionellen Ausbildung helfen, Wissenslücken im Berufsfeld des Software Developments zu schließen und praktisches Erfahrungswissen anhand realitätsnaher Projekte zu vermitteln. So sollen Junior Developer in nur sechs Monaten ein zertifiziertes Senior-Level erreichen.

Das Bootcamp-Problem

Klassische Ausbildungswege zur Softwareentwicklung sind neben Universitätsstudien auch Software-Bootcamps, die Interessierte zu Junior-Entwickler:innen ausbilden. Clemens und Carola Helm sehen dabei jedoch ein Problem: “Bootcamps und Co. bereiten Interessierte und Quereinsteiger:innen auf die Praxis vor. Das ist gut, aber teilweise mangelhaft. Oft fehlt das Hintergrundwissen, also der Unterbau, der für gute und agile Software-Entwicklung notwendig ist.”

Fehlendes Hintergrundwissen würde Junior Developern den Einstieg sowie das Fortkommen im Berufsleben und folglich den Aufstieg zum Senior Developer in Unternehmen erschweren. Denn Seniors sollten in der Lage sein, Probleme alleine zu lösen, Projekte zu leiten und Juniors zu begleiten, zitiert Co-Founder Clemens Helm die Anforderung hiesiger Softwareunternehmen.

Marktlücke: Individuelles Lehrprogramm und maximaler Wissenzuwachs

Die DevCraft Academy von Clemens und Carola Helm will dort ansetzen, wo Hintergrundwissen fehlt: Mit ihrer Academy bietet das Duo Helm Juniors die Möglichkeit, den Schritt zum Senior in nur sechs Monaten zu bewältigen und Kolleg:innen am Markt zu überholen.

Vor Kurseinstieg steht ein Assessment, das den Wissensstand der Bewerbenden analysiert. “Wir schauen uns an: Wo liegen Stärken, Erfahrungen und Wissenslücken unserer Bewerbenden. So können wir den Status jeder Person erfassen und entwickeln folglich ein individuelles Ausbildungsprogramm für jede und jeden Einzelne:n”, erklärt Clemens Helm.

Exklusivität und Integrität

Dem Gründerduo zufolge mangelt es an Senior Developer am Markt. An klassischen Quereinsteiger:innen aus Software-Bootcamps gäbe es hingegen einen leichten Überschuss: “Es gibt viele Bootcamps und dementsprechend viele Juniors am Markt. Das wirkt sich vor allem auf interne Rollenungleichheiten in Firmen aus. Sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen können sich an uns wenden, um Junior Developer zeiteffizient zu Seniors auszubilden”, erklärt Co-Founderin Carola Helm.

Das Programm an der DevCraft Academy eignet sich als berufsbegleitende sowie als vollwertige Ausbildung. Tägliches Arbeiten ist allerdings vorgesehen, genauso wie Mentoring Sessions zwei Mal die Woche. Bewerbende benötigen Arbeitserfahrung sowie eine abgeschlossene Ausbildung zum Junior Developer.

60 Prozent Technik, 40 Prozent Teamarbeit

Die Academy lehrt sowohl technisches Hintergrundwissen als auch Soft Skills, die sich für angehende Seniors im Berufsleben eignen. “Clemens ist für die Vision und die Programmausarbeitung, ich für das Betriebswirtschaftliche zuständig”, erklärt Carola Helm im brutkasten-Gespräch.

Im August 2023 nahm das Unternehmen seine ersten Teilnehmer:innen auf. “Von da an ist unser Kundenstamm stetig gewachsen”, erklärt die Co-Founderin. Das Besondere: Jede Person, die sich für eine Ausbildung in der DevCraft Academy entscheidet, bekommt einen individuell zusammengesetzten Lehrplan.

Die Akademie läuft zur Gänze online ab. Zu jeder theoretischen Wissenseinheit gibt es eine Praxisübung. “Außerdem bieten wir geblockte Projektwochen, in denen unsere Teilnehmenden in Teams ihr gelerntes Wissen anwenden. Am Ende werden die Ergebnisse des Praxisprojektes einem Publikum präsentiert”, erklärt Carola Helm.

Gründen als Ehepaar: “Es geht nicht um das Ego”

Was uns das Gründerpaar lehrt? Ehe und gemeinsames Gründen müssen sich nicht ausschließen: “Was ich auf Basis der ersten Monate sagen kann: Gründen ist zu zweit sehr viel leichter. Wir geben uns Feedback und ergänzen uns gegenseitig”, so Carola Helm.

Dass das Gründen als Ehepaar funktioniert, liegt mitunter auch an der Resilienz der beiden: “Es geht nicht und es sollte nicht um das eigene Ego gehen. Es geht darum, gemeinsam etwas umzusetzen und dafür den bestmöglichen Weg zu finden. Egal, wer recht hat”, hebt die Gründerin hervor.

In diesem Sinne rät Carola (angehenden) Gründer:innen dazu, ein Gründungsteam mit ähnlichen Werten und ähnlicher Arbeitsmoral aufzubauen. “Wir sind beide resilient und kennen uns natürlich sehr gut, das erleichtert uns Einiges. Gemeinsam können wir Krisensituationen ausdiskutieren und den bestmöglichen Weg aus der Krise finden. Keiner von uns muss das alleine machen.”

Vision für 2024: Zeit statt Leistungsdruck

Als Vorhaben für 2024 will DevCraft seinen Akademie-Teilnehmenden bei Bedarf mehr Zeit geben. Eine Adaption, die sich aus dem Feedback der letzten Monate ergeben hat:

“Viele sind aufgrund von Krankheit oder privaten Angelegenheiten zeitlich verhindert. Das soll niemanden am Abschluss unserer Akademie oder gar am Leistungszuwachs hindern. Unsere Lehrpläne sind ein individueller Baukasten für jede:n Teilnehmer:in. Deshalb wollen wir zukünftigen Teilnehmenden die Möglichkeit geben, länger an ihrem Senior-Zertifikat arbeiten zu können. Leistung und Wissen kommen nicht von Stress, sondern von Zeit und Hingabe”, bestärkt Co-Gründerin Helm.

Außerdem werden die bislang auf Deutsch angebotenen Kurse auf Englisch erweitert. Darüber hinaus soll es auch für Senior Developer die Möglichkeit geben, in einem zwei- bis dreimonatigen Schnelldurchlauf Wissen aufzufrischen und Skills zu vertiefen. “Was das Jahr 2024 bringt, werden wir sehen. Wir haben vieles gemeinsam vor – und bauen auf gegenseitiges Vertrauen und die Unterstützung, mit der wir die Marktlücke zwischen Juniors und Seniors im Softwarebereich schließen wollen.”

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Nicht weniger als 203 Bewerbungen aus 49 Ländern gab es dieses Jahr für das “Vienna Startup Ticket” der Wirtschaftsagentur Wien. 15 Unternehmen wurden schließlich ausgewählt, die unter anderem ohne Selbstkosten einen Monat in Wien verbringen und dabei auch an der ViennaUP teilnehmen. Eines davon ist trashify aus Estland. “Mit unserem System auf Basis von Computer Vision und einem KI-Algorithmus können Abfallwirtschaftsunternehmen den Müll noch effizienter trennen”, erklärt Gründerin Nikhita Bhagwat im Gespräch mit brutkasten.

Bessere Müllverwertung statt Deponie

Denn in den meisten Ländern werde der Müll aktuell vorwiegend händisch am Fließband aussortiert. “Jeder Person ist dabei eine bestimmte Art Müll zugeteilt, etwa PET-Flaschen oder Dosen. Wenn einer Müll-Art niemand zugeteilt ist, wird sie nicht gesammelt und landet in der Verbrennung oder sogar auf der Deponie. Damit können den Abfallwirtschaftsunternehmen wertvolle Ressourcen entgehen, die auch gute Umsätze bringen”, erklärt Bhagwat. Das System von trashify liefert direkt Anweisungen, wie das vorhandene Personal effizienter arbeiten kann.

Auf Investor:innen-Suche zum “Vienna Startup Ticket”

Im deutschsprachigen Raum werde bereits viel Müll – sehr effizient – von Robotern aussortiert. Für trashify habe Österreich dennoch viel zu bieten, sagt Bhagwat: “Wir können hier einiges für unser System lernen.” Außerdem erhofft sich die Gründerin, hier Investor:innen zu finden. “Wir stellen gerade eine 500.000 Euro-Finanzierungsrunde auf”, sagt sie. Diese Punkte seien auch die Motivation gewesen, sich um das “Vienna Startup Ticket” zu bewerben.

Bis Mitte Juni vor Ort in Wien

Und die Gründerin wurde bislang nicht enttäuscht, wie sie erzählt. “Wir hatten seit dem Start des Programms im März schon einige sehr informative Workshops, die wirklich gut geführt waren – das kann man bei weitem nicht über alle Startup-Programme sagen”, meint sie. Nun geht das Programm in die spannendste Phase. Bis Mitte Juni sind Bhagwat und Vertreter:innen der anderen Teilnehmer-Startups nun vor Ort in Wien.

Klare Pläne für die ViennaUP

“Es gibt viele spannende Workshops und Networking-Events in der Zeit. Es bleibt aber gleichzeitig auch genug Zeit, selbstständig zu arbeiten”, sagt die trashify-Gründerin. Das Highlight des Aufenthalts ist natürlich die ViennaUP von 3. bis 9. Juni. “Es gibt so viele spannende Programmpunkte dort. Aber klarerweise haben wir uns im Vorfeld angesehen, welche davon wir auf keinen Fall verpassen dürfen”, so Bhagwat.

Connect Day und Smart City SuMMit für Kontakte zu Investor:innen und potenziellen Partnern

Ganz zentral sei für sie etwa die Teilnahme am Connect Day 24 am 4. Juni, sagt die Gründerin. “Dort können wir schon vorab direkt persönliche Meetings mit Investor:innen ausmachen. Das sehen wir als große Chance im Fundraising”, erklärt Bhagwat. Außerdem hat sich die Gründerin Programmpunkte dick im Kalender eingetragen, die für trashify als CleanTech-Startup besonders relevant sind. “Der Smart City SuMMit am 4. Juni steht unter dem Motto ‘Let’s co-create Zero-Emission Cities!’ Dort erhoffen wir uns, spannende Kontakte knüpfen zu können”, sagt die Gründerin.

Cleantech Days und Impact Days für Networking in der Branche

Auch die Cleantech Days der UNIDO von 3. bis 7. Juni in der UNO City, die in Partnerschaft mit der ViennaUP veranstaltet werden, sind ein Fixpunkt auf Bhagwats Agenda, ebenso wie die Impact Days von 5. bis 7. Juni in der Hofburg. “Dort können wir innerhalb der Branche networken und weitere Investor:innen kennenlernen”, so die Gründerin. “Das sind sie großen Eckpunkte. Daneben wollen wir aber auch bei einigen der täglich stattfindenden Coffee House Sessions teilnehmen, kleinere Events besuchen und uns Pitches von anderen Startups ansehen, die für Kooperationen infrage kommen.”

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