27.10.2023

Deutscher Investor: “Europäische Startups brauchen ein eigenes Gesicht”

Europa kopiert Trends von Amerika – eine pointierte Aussage eines deutschen Investors. Was daran nicht unwahr ist und wo Europa den Amerikanern dennoch voraus ist.
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(c) Adobe Stock

„Europäische Startups und Investoren laufen seit Jahren den neuesten Trends aus Amerika und Asien hinterher, statt eigene Akzente zu setzen. So ist es schwer, langfristig erfolgreiche Unternehmen zu etablieren.“ Eine aufsehenerregende Äußerung des in München ansässigen Investors Ronald Paul.

Paul ist Gründer mehrerer Unternehmen – mit Nachhaltigkeits- und Gründerfokus. In einem Gastbeitrag für deutsche-startups.de äußert sich der Risikokapitalgeber skeptisch gegenüber dem Innovationsgeist der Europäer:innen – primär gegenüber der Innovationsflaute im europäischen Startup-Ökosystem.

Scheitern schon vor der Pre-Seed-Runde

Der Tenor des Investors: Startups scheitern daran, Investoren von Resilienz und Zukunftsfähigkeit ihrer Idee zu überzeugen. Ähnlich skizzierte der erst kürzlich veröffentliche European Venture Report des US-amerikanischen VC-Unternehmens PitchBook die Situation am europäischen VC-Markt (brutkasten berichtete).

Konkret hießt es im Report, dass der Wert der Risikokapital-Deals in Europa in den ersten neun Monaten des Jahres auf 43,6 Milliarden Euro zurückgegangen ist. Dies beträgt knapp die Hälfte des Vorjahreswertes (49,1 Prozent). Sogar mit einer etwaigen Erholung im letzten Jahresviertel könnte man das Vorjahresniveau nicht erreichen, heißt es im Report.

Gründe für das Scheitern: Trend-Chasing statt -Setting

Schlechte Zeiten herrschen jedoch nicht nur am VC-Markt, auch die Startup- und Unicorn-Welt befindet zur Zeit sich auf Talfahrt: PitchBook zufolge ist der aggregierte Wert der europäischen Unicorns nun das erste Mal seit Jahren gefallen.

Der in München ansässige Investor Ronald Paul identifziert für die Schwäche Europas folgende Gründe: Europas Startups – vor allem aus dem Tech- und AI-Bereich – laufen amerikanischen Trends hinterher.

Im eingangs erwähnten Gastbeitrag führt Paul den bereits berichteten Aufstieg des französischen AI-Startups Mistral AI an: Dessen Gründer sind Ex-Google und -Meta-Mitarbeitende, was die Reputation des Ex-Arbeitgebers wohl auf die mutmaßliche Zukunftsfähigkeit des Startups überschwappen ließ.

Paul dürfte mit seiner Vermutung nicht allzu weit daneben liegen, schließlich konnte Mistral AI zum Zeitpunkt seiner abgeschlossenen Finanzierungsrunde noch kein Produkt vorzeigen. Aber „der Treiber hinter den Investitionen in Mistral AI ist vermutlich primär die Angst des europäischen Marktes beim Thema AI abgehängt zu werden“, schreibt Paul.

Amerikanische Reputation reicht nicht

Paul sieht ein Problem in der fehlenden Marktreife vieler Startups. Kurzfristige, trendgerechte Lösungen können Europa nicht zu einem Innovationsstandort, oder gar Trendsetter in puncto AI und Innovation, etablieren. Nicht unbedingt kurzfristig, aber mit Sicherheit Parallelen mit dem Übersee-Trend aufweisend ist das Ziel von Mistral AI, die „europäische Version eines KI-Sprachmodells wie Chat GPT“ entwickeln zu wollen. Pauls Worte bestätigen sich in dieser Sache: Europa baut nach.

Langfristig profitable Geschäftsmodelle gäbe es auf unserem Kontinent zu wenige, um mit Konkurrenten in Amerika mithalten zu können. Innovation- und Trendsetting sowie ein stabiles Tech- und AI-Startup-Ökosystem könne man in Europa nur durch Umdenken: Paul appelliert hier an „klassische unternehmerische Tugenden“, wie „langfristige Planung, solide Geschäftsmodelle und überzeugende Produkte.“

Auch das Thema Geduld und Risikobereitschaft sei ein in Europa zu selten diskutiertes, wodurch sich der hiesige VC-Markt deutlich von den Amerikanern unterscheidet. Paul appelliert an ausführliche Evaluation vor der Investition, gefolgt von Geduld beim Weg in die langfristige Profitabilität.

„Startup-Europa braucht ein eigenes Gesicht“

Detaillierte Marktanalysen seien der Schlüssel zum Erfolg, meint Paul. Der europäische Startup-Markt sollte sein eigene Stärken-Schwächen-Profil anlegen und auf diesem “Fundament ein gemeinsame Selbstverständnis etablieren”. Trotz etwaiger Mängel in puncto Trendsetting hat Europa mittlerweile vor allem eines: Gesetzliche Regelwerke, gut ausgebildete Fachkräfte und einen Vorsprung in puncto Umweltschutz und Arbeitnehmerrechte, meint Paul.

Vorreiterin ist die EU aber vor allem in einem Punkt, nämlich beim AI Act der Europäischen Union, meint Paul – und sei den USA damit um Einiges voraus. Das unionsweite Regelwerk stößt allerdings in der europäischen Startup-Szene nicht nur auf Zuspruch:

So hat sich erst kürzlich der Mitgründer des besagten französischen KI-Startups Mistral AI, namentlich Cédric O, kritisch zu der sich in Entstehung befindenden Regulierung geäußert. “Wir wollen die gleichen Möglichkeiten wie die Amerikaner”, forderte er gegenüber dem Onlinemagazin Sifted (brutkasten berichtete). Der Franzose sieht einen hohen bürokratischen und rechtlichen Aufwand, der Startups in ihrer Innovations- und Unternehmensentwicklung bremsen könnte.

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Bernd Hake (c) Hugo Boss

Das Kinderfahrrad-Scaleup woom bekommt einen neuen CEO: Der bisherige Chief Executive Officer Paul Fattinger verlässt nach drei Jahren “in gegenseitigem Einvernehmen” das Unternehmen, heißt es per Aussendung. Auf ihn folgt der Ex-Red Bull CEO Bernd Hake.

Hugo Boss, Red Bull, woom

Hake war nicht nur bei Red Bull als Chief Executive Officer im Einsatz, sondern schrieb auch eine 22,5-jährige Geschichte bei Hugo Boss – konkret von 1997 bis 2020. Zuletzt als Global Chief Commercial Officer und Mitglied des Management Boards. 2016 wurde er in den Vorstand berufen und übernahm die globale Vertriebsleitung. Davor fungierte er als Senior Vice President EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) und als Managing Director für Großbritannien und Irland, heißt es per Aussendung.

Später war er schließlich ein Jahr und neun Monate als CEO bei Red Bull tätig. Anschließend verbrachte Hake über viereinhalb Jahre bei der britischen Private Equity Firma Noksha Capital.

Hake will strategische Entwicklung vorantreiben

Nun taucht Hake mit internationaler Management-Erfahrung in der Sport-, Lifestyle- und Fashion-Branche in den heimischen Kinderfahrrad-Markt ein. Hake übernimmt den CEO-Posten von Fattinger und will die Position, die sich woom unter Fattingers Führung am Markt erarbeitet hat, weiter stärken. Bisher habe man sich von einem Startup zum Scaleup verwandelt, das Produktportfolio weiterentwickelt sowie das E-Commerce-Business professionalisiert. Auch die Marktstellung in der DACH-Region sei gefestigt worden – und Internationalisierung sei im Gange.

Zuspruch des CEO-Wechsels kommt vonseiten aller Beteiligten. So spricht Marcus Ihlenfeld, Gründer und Miteigentümer von woom, über Paul Fattinger von “einer Persönlichkeit, die woom maßgeblich geprägt und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt hat.” Überdies freue man sich, “Bernd für das nächste Kapitel von woom an Bord zu haben. Mit seinem umfassenden Verständnis für die strategische Entwicklung internationaler Märkte wird er die Internationalisierung von woom mit voller Kraft weiter vorantreiben”, heißt es.

Ex-CEO Fattinger: “Es war ein Privileg”

Auch dem Neo-CEO Hake mangelt es nicht an Motivation: “Ich freue mich sehr, die Führung von woom zu übernehmen und gemeinsam mit dem hochmotivierten Team neue Höhen zu erreichen. Gemeinsam werden wir woom auf ein neues Level heben und den profitablen Wachstumskurs dieser Love Brand maßgeblich vorantreiben.”

Und Ex-CEO Fattinger blickt positiv auf seine Zeit bei woom zurück: “Es war ein Privileg, ein Unternehmen zu führen, dessen Produkte mir und Millionen von Kindern und Erwachsenen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben, denn woom ist jetzt bestens für den nächsten Schritt aufgestellt. Mein persönlich größter Erfolg ist das Team, bei dem ich mich herzlich für die tolle Zusammenarbeit bedanke. Ich werde woom auch weiterhin eng verbunden bleiben – als Shareholder, aber vor allem als Vater von drei leidenschaftlichen woom Ridern.” Was Fattinger als nächstes vor hat, bleibt bislang unerwähnt.


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