30.04.2021

So wollen Deutsche Börse und Commerzbank in den NFT-Handel einsteigen

Zwei der beiden größten Finanzinstitutionen Deutschlands setzen darauf, dass Non-Fungible Token (NFT) und digitale Kunst nicht nur ein vorübergehender Hype bleiben.
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Deutsche Börse
Foto: Deutsche Börse

Ob der aktuelle Hype rund um Non-Fungible Token (NFT) und digitale Kunst von Dauer sind wird, darüber gehen die Meinungen auseinander. Mit der Deutschen Börse und der Commerzbank sind aber zwei der größten deutschen Finanzinstitutionen offenbar der Überzeugung, dass vom Hype etwas dauerhaft bleiben wird: Denn die beiden Unternehmen schmieden gemeinsam an Plänen für den virtuellen Kunsthandel – und haben dafür in das neugegründete Fintech 360X investiert, das am Aufbau von Blockchain-Marktplätzen arbeiten soll.

“Ziel der Partnerschaft ist es, neue digitale Marktplätze und Ökosysteme für existierende reale Vermögenswerte wie zum Beispiel Kunst und Immobilien auf Blockchain-Basis zu entwickeln”, teilten Deutsche Börse und Commerzbank in einer gemeinsamen Aussendung mit. Mit den beiden genannten Themenbereichen – also Kunst und Immobilien – soll es auch losgehen. Erste Referenztransaktionen (Minimum Viable Products) sind noch für dieses Jahr geplant.

Gründer verkaufte bereits Devisenhandels-Plattform an Deutsche Börse

Mittelfristig soll es aber nicht nur bei den beiden Bereichen bleiben: “360X ist als hoch skalierbares Modell aufgesetzt, deshalb sollen schon bald weitere Anlageklassen folgen”, wird Carlo Kölzer, Gründer und CEO von 360X, in der Aussendung zitiert. Er hat übrigens bereits einmal Startup mit einem ähnlichen Namen gegründet: Die Devisenhandels-Plattform 360T. Im Jahr 2000 gestartet, wurde sie 15 Jahre später für 725 Mio. verkauft. Käuferin damals: die Deutsche Börse.

Investment erfolgte zu 20 Mio. Euro Bewertung

Nun hat die Deutsche Börse 10 Mio. Euro in Kölzers neues Unternehmen 360X investiert und dafür knapp 50 Prozent der Anteile an dem Startup übernommen. Damit liegt die Bewertung also bei rund 20 Mio. Euro. Die Commerzbank wollte den genauen Umfang ihrer Beteiligung nicht offen legen, allerdings liege sie im “niedrigen zweistelligen Prozentbereich”.

Wie bei Blockchain-basierten Anwendungen üblich, wird es auch bei 360X möglich sein, dank Tokenisierung anstatt in ganze Assets auch nur in Teile davon zu investieren. 306X-Gründer Kölzer sieht darin einen entscheidenden Vorteil: „Anleger können somit künftig zum Beispiel 100.000 Euro in zeitgenössische Triple-A-Kunst investieren, ohne sich direkt einen ganzen Picasso zu kaufen“, sagte er gegenüber dem Handelsblatt.

NFT-Markt nach Höhepunkt im März zuletzt etwas abgekühlt

Der Hype rund um NFTs nahm international insbesondere seit Februar Fahrt auf. Das Handelsvolumen auf der größten US-NFT-Plattform OpenSea stieg etwa etwa von 8 Mio. Dollar im Jänner auf 95 Mio. Dollar im Februar. Im März ging es noch einmal deutlich nach oben bis auf 147 Mio. Dollar, bevor sich der Markt im April wieder etwas abkühlte und das Handelsvolumen ungefähr auf das – weiter hohe – Niveau vom Februar fiel. Mitte März wurde beim traditionsreichen britischen Auktionshaus Christie’s ein digitales Werk des US-Künstlers Beeple um 69,35 Mio. Dollar versteigert.

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(c) Moldsonics

Die Wurzeln von Moldsonics liegen an der Johannes Kepler Universität in Linz. Die Technologie, die das Fundament des Unternehmens bildet, entstand aus über zwölf Jahren Forschung von Mitgründer Bernhard Praher. Bereits 2009 begann er mit der Untersuchung von Ultraschall in der Kunststoffverarbeitung. Der entscheidende Durchbruch kam 2017, als das Team beim Edison Ideenwettbewerb mit einem Businessplan erste Schritte Richtung Kommerzialisierung unternahm.

Das Unternehmen wurde schließlich 2021 von Thomas Mitterlehner, Bernhard Praher und Klaus Straka gegründet. “Unser Ziel war von Anfang an klar: Wir wollen ein Forschungsprojekt in eine skalierbare, industrielle Anwendung überführen”, so Mitterlehner gegenüber brutkasten.

Technologie und USP: Berührungslose Präzision

Das Herzstück von Moldsonics ist die einzigartige Ultraschall-Sensortechnologie. Diese ermöglicht eine berührungslose Messung und Analyse, die sowohl zur Qualitätskontrolle als auch zur Prozesssteuerung eingesetzt wird.

„Wir können durch Material hindurchschauen und in Echtzeit erkennen, was im Inneren passiert“, erklärt Mitterlehner. Der Fokus liegt dabei auf Spritzgusswerkzeugen, die in der Kunststoffindustrie zentrale Elemente darstellen. Die Sensoren helfen, den Ausschuss zu minimieren und die Energieeffizienz zu maximieren, was sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile bringt.

Das Gründerteam | (c) Moldsonics

Ein besonderer USP von Moldsonics ist die Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen für spezifische industrielle Herausforderungen zu entwickeln. „Wir haben gelernt, dass Erfolg nur dann möglich ist, wenn wir Sensorprodukte entwickeln, die genau auf ein Problem zugeschnitten und kostenoptimiert sind“, so der Co-Founder und CEO.

Geschäftsmodell und Wachstum

Moldsonics verfolgt ein hybrides Geschäftsmodell. Einerseits bietet das Unternehmen Hardwareprodukte zum Direktverkauf an. Andererseits spielt auch die Dienstleistungsebene eine wesentliche Rolle, besonders bei der Einführung neuer Produkte. Ein drittes Standbein ist ein Pay Per-Use-Modell, das gerade für Anwendungen wie die Verschleißmessung entwickelt wurde.

“Wir haben die Entwicklung unseres Unternehmens durch Dienstleistungen finanziert, parallel dazu aber skalierbare Standardprodukte entwickelt”, erläutert Mitterlehner.

Das Unternehmen agiert vor allem in den deutschsprachigen Märkten, wo die Kunststoffverarbeitung eine starke Industrie darstellt. Rund 40 Prozent des Umsatzes werden durch Exporte generiert, mit Deutschland als wichtigstem Markt.

Herausforderungen und Finanzierung

Wie viele Hardware-Startups sieht sich auch Moldsonics mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Die Entwicklung und Vermarktung von Hardwarelösungen ist kapitalintensiv, weshalb das Unternehmen einen Teil seines Wachstums durch Förderungen finanzieren konnte. Zentral dabei war das Programm aws Seedfinancing – Deeptech der Austria Wirtschaftsserice (aws).

Im Modul Seedfinancing – Deep Tech werden Gründungen und Scaleups gefördert, die auf angewandter Forschung und Entwicklung basieren. Ziel ist es, Vorserien-Produkte, Produkte und Dienstleistungen so weiterzuentwickeln, dass sie wirtschaftlich genutzt werden können.

“Mit der Förderung der aws konnten wir gezielt ein Produkt entwickeln, das perfekt auf die Anforderungen eines spezifischen Anwendungsbereichs zugeschnitten ist. Dies war ein wesentlicher Schritt, um unser Angebot zu skalieren und marktfähig zu machen”, so Mitterlehner.

Blick in die Zukunft

Moldsonics verfolgt eine klare Wachstumsstrategie. Für die kommenden Jahre plant das Unternehmen, seine Produkte weiter zu skalieren und in neue Märkte vorzudringen. Aktuell liegt der Fokus darauf, langfristige Abnahmeverträge mit Industriekunden zu sichern. Die Nachfrage ist vorhanden, und die Skalierungskurve zeigt deutlich nach oben.

“Unsere Vision ist es, ein führender Anbieter für nachhaltige Sensorlösungen in der Kunststoffindustrie zu werden”, so Mitterlehner abschließend. Eine Finanzierungsrunde für die weitere Skalierung des Geschäftsmodells ist übrigens für 2025 geplant.


Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws)

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