10.06.2021

Der AMON-Trick und warum es besser ist, es wie Schmid und Kurz zu machen – bloß klüger

Glosse. FBI und Co schafften es, Kriminellen 12.000 abgehörte Handys zu verkaufen. Dass auch die internationale Verbrecher-Elite so getäuscht werden kann, sollte uns zu denken geben.
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Amon, Kurz und Schmid
brutkasten-Redakteur Dominik Perlaki | Hintergrund (c) Adobe Stock / Maksym Yemelyanov
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Es ist zweifelsfrei ein großer Erfolg für Recht und Ordnung: In der internationalen Operation “Trojan Shield” unter Federführung von FBI, australischen Behörden und Europol wurden mehr als 12.000 präparierte Smartphones an Mitglieder von rund 300 internationalen kriminellen Banden verkauft. Nun wurden mehr als 800 Verdächtige in 16 Ländern festgenommen und rund 48 Millionen US-Dollar beschlagnahmt. Allein in Österreich gab es 81 Festnahmen und 707 Kilo Drogen, 35 Waffen sowie 650.000 Euro Bargeld wurden sichergestellt. Möglich wurde das durch einen Trick: Es konnte all den Abnehmern glaubhaft gemacht werden, dass es sich um abhörsichere Geräte in einem geschlossenen Netzwerk namens AMON handelt. Auch hätten diese Geräte einen “Killswitch”, also eine Möglichkeit, Daten sehr schnell zu vernichten.

AMON täuschte auch kriminelle Masterminds

Die mutmaßlichen Kriminellen glaubten also, ein für sie besonders sicheres System gewählt zu haben. Doch sie bekamen das genaue Gegenteil. FBI und Co hatten dazu eine erhöhte Nachfrage genutzt, nachdem zwei viel genutzte Plattformen für verschlüsselte Kommunikation geknackt worden waren. Und das Ganze ging ziemlich lange glatt. Insgesamt lief die Aktion über 18 Monate. Sogar hochrangige Kriminelle wurden gleichsam zu Influencern für AMON. Warum der große Showdown genau jetzt stattfand wurde nicht kommuniziert, es wird aber medial gemutmaßt, dass die Aktion vor dem Auffliegen stand. So hatte es etwa bereits einen (später gelöschten) Blogeintrag gegeben, in dem von “Schwindel” und Datenübermittlungen an nicht sichere Server in Australien und den USA die Rede war.

Nun sind sicher nicht alle, die ihr Geld mit organisiertem Verbrechen verdienen, Genies. Doch unter den mehr als 12.000 AMON-Smartphone-Besitzern müssen doch zumindest einige der kriminellen Masterminds des Planeten gewesen sein. Sie wurden über viele Monate hinweg erfolgreich getäuscht. Wie war das möglich bei Menschen, die doch ein gewisses Gespür für “betrügerische Absichten” haben sollten? Sie hatten scheinbar Vertrauen in die Versprechen des neuen Systems und prüften nicht ausreichend, was im Hintergrund steht. Das sollte auch uns unbescholtenen Normalbürgern zu denken geben. Wenn man Mafiabosse mit so etwas über Monate hinweg übers Ohr hauen kann, dann wohl auch die meisten anderen Menschen.

Irrationales Technologie-Misstrauen

Tatsächlich ist Misstrauen gegenüber Technologie in der Bevölkerung weit verbreitet. Rational wird dabei aber oft nicht vorgegangen. So gibt es etwa besonders große Zweifel, wenn der Staat aktiv die Nutzung einer Anwendung bewirbt, wie bei der Stopp Corona App zu sehen war. Großes Misstrauen gibt es etwa auch gegenüber amerikanischen Internet-Riesen, die eigentlich die Karten offen auf den Tisch legen. Denn sie machen keinen Heel daraus, dass sie User-Daten nutzen, um damit Geld zu machen. Und man findet auch alle Detailinformationen dazu im Kleingedruckten – nicht User-freundlich, aber eben doch.

Doch was, wenn es Produkte nach AMON-Zuschnitt auch für Normalverbraucher gibt? Was, wenn gerade Anwendungen, die sich als sichere und korrektere Alternative zu den bösen Giganten präsentieren, das Gegenteil von dem tun, was sie versprechen?

Das ist freilich nur ein Gedankenspiel, das schon an eine Verschwörungstheorie grenzt. Und viele dieser Alternativen sind ja auch Open Source-Software und daher per se sehr transparent. Jedenfalls aber zeigt das Beispiel: Mit dem Vertrauen in digitale Produkte sollte man durchaus selektiv sein. Auf Angaben der Anbieter sollte dieses grundsätzlich nicht basieren. Und auch nicht auf Empfehlungen von Bekannten oder Influencern.

Besser doch wie Schmid und Kurz, bloß etwas klüger

Genau deswegen ist vielleicht oft die nicht optimale Mainstream-Option, bei der man weiß, woran man ist, die beste Wahl – zumindest, wenn man selbst kein ausgewiesener Experte ist und sie richtig nutzt. Man denke nur an Thomas Schmid, Wolfgang Brandstetter, Christian Pilnacek, Gernot Blümel und Sebastian Kurz. Obwohl Mainstream-Dienste genutzt wurden, brauchte es eine physische Beschlagnahmung und Auswertung, um die verhängnisvollen Chats ans Licht zu bringen. Wären alle Verdächtigen in der Handhabung ihrer Smartphones mit deren Cloud-Backups etwas klüger vorgegangen (und hätten für solche Chats ihre Privat-Handys genutzt), gäbe es wohl auch trotz Beschlagnahmung keine skandalösen Chat-Protokolle.

Ob man deswegen einem Mafia-Boss zu WhatsApp raten sollte, sei an dieser Stelle dahingestellt. Für Normalverbraucher kann man aber wohl feststellen: Anstatt jenem zu folgen, der am lautesten “vertrau mir” schreit, ist es manchmal vielleicht besser, es doch wie Schmid, Kurz und Co zu machen und auf übliche Dienste zu setzen – bloß sollte man dabei als Anwender etwas klüger agieren.

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v.l.n.r.: Martin Schmuck, Patrick Stummer, Klaus Kornherr, Benjamin Jentzsch, Gerit Kandutsch, Stefan Menhofer (Geschäftsführung Linde Verlag) (c) Linde Verlag/Caro Strasnik

Es soll als Single-Sign-On-Plattform Services, Terminkalender und Bibliotheken bündeln, einfach zugänglich sein und eine gesonderte Bibliothek für Startups und KMU rund um juristische Informationen zu den Themen Gründung, Finanzierung, Steuern und Arbeitsrecht bereitstellen.

Die Rede ist vom neuen “portal” des in Wien sitzenden Linde Verlags, der unter anderem für seine Investment-Tätigkeit im LegalTech-Bereich bekannt ist. So übernahm Linde im März dieses Jahres den mehrheitlichen Anteil am Grazer LegalTech-Startup Iurio, das juristische Handlungen über eine Online-Plattform abwickelt.

Vor gut zwei Jahren stieg der in Wien sitzende Verlag zudem beim Salzburger Startup sproof ein – unter anderem, um E-Signatur-Lösungen in seine eigene Servicepalette zu integrieren. Und: Schon 2020 versuchte Linde, sich als LegalTech-Investor und -Partner zu positionieren. Damals investierte man in die Jus-Lernplattform LawStar.

Verlags-Modernisierung im Fokus

Über einige Wirkungsjahre hinweg zeichnete sich ein LegalTech-Fokus ab: Linde positioniert sich als vernetzter Fachverlag für Recht, Wirtschaft und Steuern mit Innovation und digitalem Fokus. Dies tut er auch mit seinem jetzigen Schritt: Und zwar mit der Einführung seiner Single-Sign-On-Plattform “portal”.

Dabei handelt es sich um eine “komfortable Lösung”, wie Linde selbst schreibt, die es Nutzenden ermöglichen soll, mit “einem Login auf alle ihre digitalen Services, Produkte und Fachinformationen des Verlags zuzugreifen.” Mit dem Service setze man ein Zeichen zur Digitalisierung im Verlagswesen.

“Meilenstein” im Hause Linde

Erreichbar ist der Online-Zugang in seiner aktuellen Beta-Version unter portal.lindeverlag.at. “Unser Ziel war es, den Zugang zu unseren vielfältigen Angeboten zu vereinfachen und zu verbessern”, sagt Geschäftsführer und Inhaber des Linde Verlags Benjamin Jentzsch. “Das ‘portal’ ist ein Meilenstein in der digitalen Transformation unseres Hauses und bietet eine Vielzahl von Funktionen, die den beruflichen Alltag unserer Kund:innen erleichtern.”

Nutzende sollen über ein persönliches Dashboard die Möglichkeit haben, auf Nachrichten, Podcasts, Bücher, Zeitschriften und Seminare des Verlags zugreifen zu können. Integriert sei außerdem ein Kalender, um Termine im Überblick zu behalten, so der Verlag. Dieser ließe sich überdies personalisieren, um Branchenevents oder Weiterbildungsmöglichkeiten einzuplanen.

Online-Zugang zu Wirtschaft, Steuern und Recht

Inhaltlicher Fokus sind nach wie vor Wirtschaft, Steuern und Recht. So sei Nutzenden ein Zugang zu allen 20 themenspezifischen Fachzeitschriften des Verlags gewährleistet. Um wenige zu nennen: Steuerrecht, Arbeits-, Gesellschafts- und Baurecht oder Personalverrechnung.

Das “portal” eigne sich überdies für Autor:innen, um Ressourcen und Werkzeuge für Recherchearbeiten zu finden. Auch Formatvorlagen und Nachschlagewerke stünden “Verfasser:innen von Fachinhalten” zur Verfügung, heißt es.

Portal sei “juristischer Co-Founder”

Für Jungunternehmen gestalte sich das “portal” insofern als interessant, als dass ab sofort eine eigens für Startups und KMU entwickelte “digitale Bibliothek” verfügbar sei. Kernthemen seien juristische Informationen rund um Gründung, Finanzierung, Gesellschaftsformen sowie Steuern und Arbeitsrecht.

Klaus Kornherr, Geschäftsführer des Linde Verlags, sieht die neue digitale Bibliothek als “juristischen Co-Founder für Startups und KMUs”, der Gründer:innen “von der Idee bis zum Erfolg” begleite. Die Bibltiothek sei sowohl über das “portal” als auch auf der Website des Linde Verlags erreichbar.

“Wir zeigen, wer wir sind”

Auch website-technisch hat sich das Verlagshaus neu aufgestellt: Mit dem “portal”-Launch wurde die Website von Linde “komplett neu gestaltet”, heißt es. Im Zentrum stand Benutzerfreundlichkeit und Strukturierung der angebotenen Services. “Wir haben uns darauf fokussiert, zu zeigen, wer wir sind, was wir leisten und wie wir uns in den letzten Jahren weiterentwickelt haben”, meint Jentzsch zum neuen Online-Auftritt.

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