29.02.2024

Dencun: Was man über das Ethereum-Upgrade wissen muss

Interview. Bei Ethereum steht mit Dencun das wichtigste Upgrade seit längerer Zeit an. Welche Veränderungen damit kommen und mit welchen Auswirkungen zu rechnen ist, erläutert Ed Prinz von DLT Austria.
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Ed Prinz
Ed Prinz | Foto: beigestellt, Hintergrund Adobe Stock

Blockchains wie Ethereum befinden sich in konstanter Weiterentwicklung. Manche Upgrades gehen mehr oder weniger unauffällig über die Bühne. Andere werden mit großer Spannung erwartet. Etwa das zumindest anfangs äußerst kontrovers diskutierte “London“-Upgrade im Sommer 2021 oder auch die “Shapella“-Upgrades im vergangenen Frühling. Das nun anstehende “Dencun”-Upgrade gehört ebenfalls zu jenen, denen größere Aufmerksamkeit zuteil wird.

Erklärtes Ziel des Upgrades ist es, die Ethereum-Blockchain effizienter und skalierbarer zu machen. Aber was bewirkt das Upgrade, das am 13. März live gehen soll, genau? Wir haben bei Ed Prinz nachgefragt. Er ist Vorsitzender des Vereins DLT Austria (Distributed Ledger Technologies) und einer der Gründer des NFT-Startups Loob.io.


brutkasten: Das Dencun-Upgrade bei Ethereum steht kurz bevor. Das Upgrade soll die Effizienz des Netzwerks und die Skalierbarkeit erhöhen soll, aber was passiert genau?

Ed Prinz: Das Dencun-Upgrade bei Ethereum ist ein wichtiger Schritt in der Evolution der Ethereum-Chain. Es zielt tatsächlich darauf ab, die Effizienz und Skalierbarkeit des Netzwerks zu verbessern. Durch dieses Upgrade werden verschiedene technische Änderungen vorgenommen, die insbesondere die Art und Weise betreffen, wie Transaktionen und Daten verarbeitet werden. 

Eine der Kernkomponenten von Dencun ist die Einführung von Proto-Danksharding, einer Technologie, die die Datenverarbeitungskapazität des Netzwerks erweitert und eine effizientere Nutzung des Speicherplatzes ermöglicht. Dies soll durch eine verbesserte Organisation und Fragmentierung der Daten erreicht werden. Letztlich führt dies zu einer höheren Transaktionsdurchsatzrate und legt die Grundlage für zukünftige Erweiterungen des Netzwerks.

Wie würdest du Proto-Danksharing jemandem ohne technischem Vorwissen erklären?

Proto-Danksharding kann man sich als eine Art Optimierung der Datenverarbeitung vorstellen. Diese ermöglicht es, große Mengen an Informationen effizienter zu verarbeiten und zu speichern. Für Laien bedeutet dies, dass die Ethereum-Blockchain in der Lage sein wird, mehr Transaktionen schneller und mit weniger Ressourcenaufwand zu verarbeiten. Dies ist ein entscheidender Schritt hin zu einem leistungsfähigeren und skalierbareren Netzwerk.

Eine einfache Analogie, um das Upgrade zu beschreiben, könnte so aussehen: Stell dir vor, es gibt eine Buslinie, die eine sehr gefragte Route durch das Zentrum einer Stadt bedient, die besonders bei Touristen beliebt ist. Ursprünglich fährt der Bus nur einmal pro Stunde und bietet lediglich 30 Plätze, obwohl hunderte von Touristen diese Strecke nutzen möchten.

Mit dem Upgrade verwandelt sich der Bus in einen Doppeldeckerbus, der fast die doppelte Anzahl an Sitzplätzen bietet. Zusätzlich verkürzt sich das Abfahrtsintervall des Busses auf alle 10 Minuten. Das bedeutet, dass nun alle 10 Minuten ein Bus mit rund 50 Plätzen verfügbar ist, um die Touristen auf ihrer gewünschten Route zu befördern. Dadurch können deutlich mehr Menschen bequem von Punkt A nach Punkt B gelangen, was zur allgemeinen Zufriedenheit führt.

Welche konkreten Auswirkungen erwartest du für Ethereum-User:innen von Dencun? Und werden diese unmittelbar oder eher mittel- bis langfristig auftreten? Kann mit mit Auswirkungen auf die Gas Fees rechnen?

Die Auswirkungen von Dencun auf Ethereum-User:innen werden voraussichtlich sowohl unmittelbar als auch mittel- bis langfristig spürbar sein. Kurzfristig könnten sich Verbesserungen in der Geschwindigkeit und Effizienz bei der Verarbeitung von Transaktionen zeigen. Mittel- bis langfristig könnte das Upgrade dazu beitragen, die Grundlage für weitere Innovationen und Skalierungslösungen zu schaffen.

Was die Gas Fees betrifft, so ist es möglich, dass diese durch die effizientere Datenverarbeitung und -speicherung tendenziell sinken. Denn so wird das Netzwerk in der Lage sein, mehr Transaktionen kostengünstiger zu verarbeiten.

Wie ist Dencun einzuordnen im Vergleich zu anderen bekannten Ethereum-Updates der Vergangenheit – etwa zu “London” im Sommer 2021 oder zu den “Shapella”-Upgrades im Frühjahr 2023?

Dencun konzentriert sich insbesondere auf die Skalierbarkeit und Effizienz von Ethereum. Während das “London”-Upgrade mit der Einführung des EIP-1559-Mechanismus zur Verbesserung des Gebührenmarktes und der Deflationärheit von Ether verbunden war, konzentriert sich Dencun stärker auf die Datenverarbeitung und -speicherung.

Das Dencun-Upgrade integriert dazu neun unterschiedliche Ethereum Improvement Proposals (EIPs), die gemeinsam ein umfangreiches Paket an Verbesserungen darstellen. Diese EIPs zielen auf vielfältige Bereiche des Ethereum-Netzwerks ab und umfassen Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz von Smart Contracts, zur Optimierung der Verwaltung von Validatoren und zur Einführung eines neuen Typs von Transaktionen, den sogenannten “Blob-Carrying Transactions”. Ein zentrales Element unter diesen EIPs ist das EIP-4844, das das erwähnte Proto-Danksharding einführen wird.

Was bedeutet das Dencun-Upgrade für L2-Lösungen, auch in mittel- bis langfristiger Perspektive?

Für Layer-2-Lösungen (L2) bedeutet das Dencun-Upgrade eine mögliche Verbesserung ihrer Effizienz und Leistungsfähigkeit, da die verbesserte Skalierbarkeit und Datenverarbeitung des Hauptnetzwerks (Layer-1) die Grundlage für schneller und kostengünstiger arbeitende L2-Lösungen bildet. Mittel- bis langfristig könnte dies zu einer verstärkten Adoption und Entwicklung von L2-Lösungen führen.

Die “Blob-Transaktionen” erlauben es, große Mengen an Daten kostengünstig im Netzwerk zu speichern, was insbesondere für Layer-2-Lösungen wie Rollups von Vorteil ist. Es erhöht die Datendurchsatzkapazität von Ethereum und senkt die Kosten für die Nutzung von Layer-2-Netzwerken.


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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