14.02.2022

Das steckt hinter Intels Bitcoin-Mining-Plänen – Jilch und Obereder in der Analyse

Intel hat einen Chip für Bitcoin-Mining entwickelt. Er soll besonders energieeffizient sein und wird Ende Februar in San Francisco vorgestellt.
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Niko Jilch und Christopher Obereder
(c) brutkasten, privat. V.L.: Niko Jilch und Christopher Obereder

Die Gerüchte halten sich bereits seit einiger Zeit, nachdem unter anderem der Veranstaltungskalender der International Solid-State Circuits Conference (ISSC) Intels Bitcoin-Pläne ankündigte. Auf der Konferenz, die vom 20. Februar bis zum 24. Februar 2022 in San Francisco stattfindet, wird der US-amerikanische Halbleiterhersteller seine erste Mining-Hardware für Kryptowährungen vorstellen. Inzwischen wurden mehr Details bekannt – brutkasten-Bitcoin-Experte Niko Jilch und Coin-Stats-CMO Christopher Obereder ordnen die Entwicklungen ein.

Intel erkennt Potenzial

In einem Blogbeitrag erläuterte Intel Senior Vice President Raja M. Koduri bereits die Einschätzung des Unternehmens, dass Blockchains ein potenzieller Wendepunkt beim Computing seien: “Some even call it an inflection point in computing, fundamentally disrupting the way we store, process and transact our digital assets as we usher in the era of metaverse and Web 3.0.”.

Infolgedessen bestätigt Koduri Intels Pläne, zur Weiterentwicklung der Blockchain Technologien beitragen zu wollen. Der Chiphersteller wolle eine spezialisierte Hardware für Blockchain bzw. Kryptowährungen anbieten und dabei speziell den Aspekt der Energieeffizienz im Blick behalten. Der Mining-Chip soll eine bis zu 1000-fache Effizienz pro Watt im Vergleich zu bisherigen Chips mitbringen, genannt wird er Bonanza Mine.

Bitcoin wird ernster genommen

Genauere technische Informationen zum ASIC (= Application-specific integrated circuit) Bonanza Mine werden zwar wohl erst auf der ISSCC präsentiert, Finanzexperte Niko Jilch stellt allerdings jetzt schon fest, dass es sich um einen großen Schritt handeln würde, wenn der international bekannte Riese Intel jetzt einen Chip für Bitcoin-Miner anbieten wolle. “Es zeigt, dass Bitcoin von der traditionellen Computerindustrie zunehmend ernst genommen wird. Gerade in den USA gibt es inzwischen viele Bitcoin-Miner. Die will Intel als Kunden gewinnen”, meint Jilch. 

Christopher Obereder fügt dem hinzu, dass Intel aktuell noch versucht, sich zu positionieren und sich neu erfinden müsse. Er sehe hier eine Chance für das Unternehmen, weitere Möglichkeiten zu ergreifen und stark zu wachsen. “Der Mining-Markt wird wahrscheinlich weiter explodieren und in zehn Jahren ist er vermutlich weitaus größer als heutzutage. Deswegen ist es sicherlich eine gute Idee von Intel, sich jetzt mit ihrer Marke und ihrer Expertise zu positionieren”.

Allerdings gelte es noch abzuwarten, wie gute der angekündigte Chip letztendlich wirklich performen werde. Obereder sei zumindest gespannt und freue sich auf das Ergebnis. “Ich frage mich, ob sie das Ganze bereits fertig haben, oder ob sie sich noch in der Entwicklung befinden und mit der Ankündigung versuchen, den Aktienkurs ein bisschen zu bewegen, denn dieser ist in den letzten Jahren eigentlich ja nicht wirklich angestiegen”, so Obereder.

Bereits erste Kunden für Bonanza Mine gewonnen

Inzwischen haben sich auch schon erste Kunden für den Bonanza Mine finden lassen. Das Mining-Startup Griit und das Unternehmen Argo möchten den Intel-Chip einsetzen, genauso wie das Finanz-Unternehmen Block (zuvor Square) von Twitter-Gründer Jack Dorsey. Mit diesen Plänen macht Intel auch dem chinesischen Unternehmen Bitmain Konkurrenz, welches bisher zu den mächtigsten Herstellern im Bereich der speziellen Mining-Hardware (ASICS) gehört. Christopher Obereder betont, dass Intel sehr viele Wettbewerber in China bzw. Asien habe und deshalb jetzt dabei sei, neue Märkte zu erschließen. Speziell im Kryptomarkt hätte das Unternehmen aber einiges verpasst.

“Intel muss auf jeden Fall etwas tun, denn sie haben den Tech-Hype bzw. den Krypto-Hype ein bisschen verschlafen. Natürlich waren sie schon davor enorm groß, aber sie wachsen seit Jahren schon nicht mehr so schnell wie Andere. Sie versuchen sich jetzt mehr auf Krypto zu fokussieren, was für den Krypto-Markt auf jeden Fall hilfreich ist – denn je mehr da mitspielen, umso besser. Ich glaube, viele merken jetzt, dass das doch noch ein Markt ist, der extrem wachsen könnte, dass das Boot noch nicht abgefahren ist und man immer noch aufspringen kann”, stellt Obereder fest.

Kritik am Energieverbrauch nicht immer gerechtfertigt aber existiert

Intel setzt mit seinem Chip vor allem auf die kleine Bauweise, mit der sie sich gegenüber der Konkurrenz behaupten möchten. Außerdem erklärt der Halbleiterhersteller, besonderen Wert auf eine niedrige Betriebsspannung und dementsprechend auf Energieeffizienz zu legen. Das Unternehmen wolle Bitcoin-Mining nachhaltiger und effizienter machen. Niko Jilch findet diese Entwicklung erfreulich. “Die Bitcoin-Miner haben ein PR-Problem, was den Energieverbrauch betrifft. Das ist zwar nicht immer gerechtfertigt, aber es existiert. Intels Vorstoß zeigt, dass das Thema viele Facetten hat und dass wir bei der Effizienz noch viel Luft nach oben haben”, meint Jilch.


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Die Kurstafel:

📈 Bitcoin erstmals über 90.000 US-Dollar

In der Folgewoche hatten wir an dieser Stelle schon das Bitcoin-Rekordhoch thematisiert, das unmittelbar nach den Wahlen in den USA erreicht worden ist. Seither ging es weiter deutlich nach oben - zwischenzeitlich sogar über die 90.000-Dollar-Marke. Auf 7-Tage-Sicht liegt der Bitcoin-Kurs 18 Prozent im Plus. Und das nach einer bereits starken Vorwoche, die schon einen klaren Kursanstieg gebracht hatte.

Der Hintergrund ist klar: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik, nach dem Donald Trump die Präsidentschaftswahl für sich entschieden hatte. Trump hatte sich im Wahlkampf als Bitcoin- und Krypto-Befürworter positioniert. Dabei hatte er auch immer wieder den Kurs der Biden-Regierung kritisiert. Die Börsenaufsicht unter dem von Biden eingesetzten Behördenchef Gary Gensler war insbesondere in den vergangenen beiden Jahren scharf gegen viele Akteure aus der Branche vorgegangen. 

Gensler wird nun abgelöst werden, so viel ist klar. Wer ihm nachfolgt, ist noch offen. Die Stimmung in der US-Kryptobranche könnte so beschrieben werden: Jede andere Person ist besser als Gensler. Die Hoffnung ist aber natürlich, dass möglicherweise sogar eine explizit krypto-affine Person den Posten erhält. Noch ist dies aber offen. Wie auch vieles andere, was die neue Trump-Regierung angeht. 

Aber es geht nicht nur um die Regierung. Denn gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen wurden auch zahlreiche Sitze im Senat und im Repräsentantenhaus neu gewählt. Und Auswertungen der US-Kryptobörse Coinbase zufolge reüssierten dabei viele Kandidat:innen, die der Branche aufgeschlossen gegenüber stehen (siehe Crypto Weekly #151). Dies erhöht die Chancen, dass die Regulatorik in den USA in den kommenden Jahren günstiger für die Branche werden wird.

🤔 Wann knackt Bitcoin die 100.000-Dollar-Marke? 

Zusammenfassend kann man sagen: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik - und damit auf bessere Zeiten. Wirklich Konkretes weiß man aber noch nicht. Der Markt ist aktuell also primär von Hoffnung getrieben. Diese ist durchaus berechtigt, aber eben auch mit viel Unsicherheit verbunden. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich nach und nach zeigen, was alles Realität werden wird. Die Position des Chefs der Börsenaufsicht wird dabei sicherlich eines der zentralen Themen sein. Aktuell preist der Markt aber einfach eine Verbesserung gegenüber dem Status Quo ein.

Mit zwischenzeitlich über 90.000 US-Dollar hat sich der Bitcoin-Kurs auch schon der immer wieder beschworenen Marke von 100.000 Dollar angenähert. Im Bullenmarkt von 2021 entstand etwa der Social-Media-Trend, dass Bitcoiner:innen ihre Augen in ihren Profilbildern durch Laseraugen ersetzen - und zwar, so die Ankündigung, bis der Bitcoin-Preis 100.000 Dollar erreiche. 

Im damaligen Cycle war allerdings dann bei knapp über 70.000 Dollar Endstation - und ein “Kryptowinter” brach an, der auch den Bitcoin-Kurs massiv nach unten drückte. Im Zuge des Debakels rund um die Pleitebörse FTX sank er bis auf deutlich unter 20.000 Dollar. Zu diesem Zeitpunkt schien die 100.000-Dollar-Marke völlig unerreichbar.

Zwei Jahre später sieht die Situation ganz anders aus. Nach dem bereits starken Jahr 2023 mit einem Plus von rund 150 Prozent ging es 2024 noch einmal weiter nach oben. Schon im März wurde der Höchststand aus 2021 überschritten. Im November dann neuerlich. Dazwischen lag kein spektakulärer Bullenmarkt, der die Schlagzeilen dominierte - aber nach und nach rückte die 100.000er-Marke plötzlich näher. 

🤭 Warum die Antwort darauf egal ist

Mit einem Bitcoin-Kurs von aktuell knapp unter 90.000 Dollar bräuchte es nur noch einen Kursanstieg von etwas mehr zehn Prozent. Und einen solchen kann es am Kryptomarkt durchaus schon einmal an nur einem (starken) Tag geben. Dass die Marke in den nächsten Wochen überschritten wird, ist also durchaus wahrscheinlich. 

Zeigen wird sich dann aber auch wieder einmal etwas anderes: Dass es sich bei allen vielbeschworenen und genau beobachteten Kursschwellen um völlig willkürlich gewählte Marken handelt, deren Überschreiten in Wirklichkeit keine große Bedeutung hat. Klar, ein Bitcoin-Kurs über 100.000 Dollar ist schon ein Statement und zeigt natürlich auch, wie etabliert Bitcoin mittlerweile ist. Aber das tut ein Bitcoin-Kurs von 99.741 Dollar oder von 102.743 Dollar genauso. Zusammenfassend könnte man also sagen: Die 100.000er-Marke wird früher oder später erreicht werden - es bedeutet nur nichts. 


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