11.02.2022

Crypto Weekly #44: FBI beschlagnahmt Bitcoin-Milliarden, Binance steigt bei Forbes ein

Außerdem diese Woche: Bitcoin erreichte den höchsten Stand seit Anfang Jänner - wird die Erholung anhalten? Die Layer-2-Lösung Polygon erhält ein 450 Mio. Dollar schweres Investment. Und das Wiener Krypto-Startup Morpher schließt eine Series-A-Finanzierungsrunde ab.
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FBI beschlagnahmt Bitcoin-Milliarden
Foto: Adobe Stock

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Wie immer starten wir auch Ausgabe 44 mit einem Blick auf…

…die Kurstafel:

NameKurs7-Tages-Performance
BitcoinBTC43.500 Dollar+15%
EthereumETH3.100 Dollar+10%
Binance CoinBNB416 Dollar+10 %
SolanaSOL106 Dollar+3%
CardanoADA1,16 Dollar+9 %
XRPXRP0,82 Dollar+33 %
PolkadotDOT20 Dollar+6 %
DogecoinDOGE0,15 Dollar+9 %
TerraLUNA54 Dollar+7 %
UniswapUNI11 Dollar+9 %
Alle Daten sind von coinmarketcap.com und am Stand von Freitagnachmittag/Kursveränderungen gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche

Bitcoin zwischenzeitlich am höchsten Stand seit Anfang Jänner

Die Fakten: Seit Wochen befinden sich uns am Kryptomarkt – wie auch an den traditionellen Finanzmärkten – in einer schwierigen Phase. Ende der Vorwoche kam es dann aber zu einem deutlichen Erholungsversuch, der den Bitcoin-Kurs von rund 37.000 Dollar auf über 41.000 Dollar steigen ließ. Im weiteren Wochenverlauf ging es sogar bis auf über 45.000 Dollar nach oben – der höchste Stand seit der ersten Jänner-Woche. Danach fiel der Kurs wieder etwas zurück, hielt sich aber klar über der 40.000-Dollar-Marke. Ether (ETH) wiederum eroberte die 3.000-Dollar-Marke zurück, unter diese war der Kurs Mitte Jänner gefallen.

Der Kontext: Nach den schwachen Vorwochen mit mehreren starken Abverkäufen scheint sich die Lage am Markt einigermaßen stabilisiert zu haben. Auch der “Crypto Feed & Greed Index”, der die Marktstimmung misst, bewegte sich zuletzt wieder ins neutrale Terrain vor. In den vergangenen Wochen war der Kryptomarkt von einer ungünstigen Lage an den traditionellen Finanzmärkten im Mitleidenschaft gezogen worden. Hauptsächlicher Belastungsfaktor: Die US-Notenbank Federal Reserve will ihre Geldpolitik aufgrund der hohen Inflationsrate schneller straffen als zunächst angenommen. Der sich wieder zuspitzende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine drückte die Stimmung zusätzlich. Die Anleger trennten sich daraufhin im großen Stil von als eher riskant wahrgenommenen Assets – wie beispielsweise Tech-Aktien, aber eben auch Kryptowährungen.

So positiv die Kursentwicklung der vergangenen Woche ist – es bleibt ein Erholungsversuch. Ein paar starke Tage machen noch keinen Bullenmarkt. Solange sich der Kryptomarkt nicht wirklich vom US-Aktienmarkt entkoppeln kann, können schnell einmal irgendwelche Aussagen von Notenbankern oder neue Inflationszahlen die Kurse drücken. Insofern ist Übermut nicht angebracht.

Allerdings: Es ist auch ein plausibles Szenario, dass die Situation in der Ukraine nicht weiter eskaliert und die Anleger zum Schluss kommen, dass die US-Wirtschaft die geplanten Zinserhöhungen ganz gut aushalten wird. Das wäre dann auch für den Kryptomarkt positiv.

FBI beschlagnahmt Bitcoin im Wert von 3,6 Mrd. Dollar

Die Fakten: Für Schlagzeilen auch abseits der Fachmedien sorgte diese Woche das FBI: Die US-Behörde gab bekannt, in Zusammenhang mit dem Hack der Kryptobörse Bitfinex im Jahr 2016 verhaftet zu haben. Damals wurden 120.000 Bitcoin entwendet. Bis dato blieb die Angelegenheit unaufgeklärt. Nun hat aber das FBI das Ehepaar Ilya Lichtenstein und Heather Morgan in Manhattan verhaftet – und dabei Bitcoin im Gegenwert von 3,6 Mrd. Dollar beschlagnahmen können. Dies ist nicht der gesamte gestohlene Betrag, diese würde derzeit bei rund 4,5 Mrd. Dollar liegen. 

Wohlgemerkt: Das FBI wirft den beiden nicht vor, selbst für den Hack verantwortlich zu sein – sondern Geldwäsche. Die gestohlenen Bitcoin seien mit unautorisierten Transaktionen auf eine digitale Wallet geschickt worden, die von Lichtenstein kontrolliert worden sei, heißt es in der Aussendung des FBI. In den vergangenen fünf Jahren seien diese dann mittels eines “komplizierten Geldwäsche-Prozesses” aus der Wallet transferiert worden und dabei teilweise auch auf Konten von Liechtenstein und Morgan gegangen.

Der Kontext: Der Bitfinex-Hack 2016 gab immer wieder Anlass für Spekulationen. Hinter der Börse stehen die Eigentümer des äußerst umstrittenen Stablecoins Tether. Von  manchen Kritikern wurde ihnen sogar unterstellt, selbst mit dem Verschwinden der Bitcoin zu tun gehabt zu haben. Wie der Hack genau abgelaufen ist, darüber geben auch die nun vom FBI veröffentlichten Informationen keinen Aufschluss – zumal Liechtenstein und Morgan darin ja auch “nur” Geldwäsche vorgeworfen wird. 

In den Medien wie auch auf Social Media sorgte vor das Auftreten von Heather Morgan für Aufmerksamkeit. So tauchten mehrere Videos von ihr als Rapperin auf, auch ein 2019 gehaltener Vortrag mit dem Titel “How to Social Engineer Your Way Into Anything” über Manipulationstaktiken wurden ausgegraben. So amüsant diese Videos auch sein mögen – was den Hack angeht, sind zum jetzigen Zeitpunkt noch viele Fragen offen. Dass diese beim Prozess thematisiert werden, davon kann ausgegangen werden. Man darf also gespannt sein.

Layer-2-Lösung Polygon holt 450 Mio. Dollar Investment

Die Fakten: Die hohen Transaktionskosten sind und bleiben das große Problem bei der Nutzung der Ethereum-Blockchain – weshalb Skalierungsansätze wie Layer-2-Lösungen und Sidechains gerade boomen. Eine der bekanntesten hat diese Woche ein größeres Investment kommuniziert: Die Layer-2-Lösung Polygon hat eine 450 Mio. Dollar schwere Finanzierungsrunde angeschlossen. Angeführt wurde diese von Sequoia Capital India, daneben beteiligten sich auch andere prominente Investoren wie Softbank mit seinem Vision Fund 2, Galaxy Digital und Tiger Global.

Der Kontext: Polygons MATIC-Token gehörte 2021 zu den besten Performern unter den großen Krypto-Assets – und hat dabei natürlich von den hohen Transaktionskosten auf der Ethereum-Blockchain profitiert. Weil auf dieser ein Großteil aller Anwendungen im Bereich Non-Fungible Token (NFT) und Decentralized Finance (DeFi) läuft, ist die Nutzung im Vorjahr stark gestiegen – und damit auch die Gebühren. Der “London”-Hard Fork im Vorjahr war zwar grundsätzlich erfolgreich, hat sich aber auf die Höhe der Gebühren kaum ausgewirkt. Viele Hoffnungen ruhen auch auf den für dieses Jahr geplanten “Merge”, den Umstieg auf Ethereum 2.0. – aber auch hier ist nicht völlig klar, wie stark sich dies wirklich auf die Gebühren auswirken wird.

Manche Ethereum-Proponenten argumentieren daher mittlerweile auch, dass die Ethereum-Blockchain in Zukunft primär als Settlement-Layer fungieren wird, während kleinere Transaktionen eben über Layer-2-Lösungen oder Sidechains abgewickelt werden sollen. Anhänger von anderen Smart-Contract-Blockchains wie Solana oder Avalanche mögen darin in eine Kapitulation sehen – für Layer-2-Lösungen wie Polygon wäre ein solches Szenario aber klarerweise sehr positiv.

Binance steigt mit 200-Mio.-Dollar-Investment bei Forbes ein

Die Fakten: Ziemlich überraschend kam diese Woche auch folgende Nachricht: Die weltgrößte Kryptobörse Binance steigt beim US-Wirtschaftsmagazin Forbes ein. Das Unternehmen rund um Gründer und CEO Changpeng Zhao, besser bekannt als CZ, investiert 200 Mio. Dollar – und wird damit zum zweitgrößten Anteilseigner des Medienkonzerns. Binance wird dabei auch zwei der neun Sitze im Board des Unternehmens besetzen. Forbes ist gerade dabei, mittels einer Special Purpose Acquisition Company (SPAC) an die New Yorker Börse gehen. Dazu wird das Unternehmen mit der Börsenhülle Magnum Opus Acquisition Limited fusionieren.

Der Kontext: Forbes hat das Krypto-Thema redaktionell bereits vergleichsweise früh besetzt. Die jetzige Podcasterin und Buchautorin Laura Shin war beispielsweise 2017 die erste Reporterin bei einem US-Mainstream-Medium, die Vollzeit über Bitcoin- und Krypto-Themen berichtet hat. Binance-Chef CZ selbst war 2018 am Forbes-Cover – als Teil einer Reportage über Krypto-Milliardäre.

Gleichzeitig hat Forbes aber auch teils sehr kritische Artikel über Binance veröffentlicht, so etwa im Oktober 2020 eine umfassende Recherche von Michael del Castillo zu den Firmenkonstruktionen, mit denen sich das Unternehmen laut dem Bericht Regulierungen entziehen möchte. CZ stellte nun auch auf Twitter klar, dass die redaktionelle Unabhängigkeit von Forbes sakrosankt sei und immer bleiben werde. Binance sei es gewohnt, am Prüfstand der Medien zu stehen. Mit dem Investment wolle man Forbes helfen, in den kommenden Jahren Web3-Infrastruktur aufzubauen.

Morpher schließt 5,2 Mio. Euro schwere Finanzierungsrunde ab

Und auch aus Österreich gab es diese Woche wieder News: Das Trading-Startup Morpher mit Sitz in Wien hat eine Series-A-Runde abgeschlossen und dabei 5,2 Mio. Euro aufgenommen. Beteiligt haben sich an der Runde unter anderem Draper Associates des US-Milliardärs Tim Draper und der österreichische Deep-Tech-Investor APEX Ventures, die beide bereits zuvor in das Unternehmen investiert hatten.

Morpher ermöglicht auf seiner Plattform den Handel mit virtuellen Kopien von Aktien, Rohstoffen und (Krypto-)Währungen. Gekauft und verkauft werden kann dabei rund um die Uhr – und auch ohne Gegenpartei. Mit dem Investment will das Unternehmen nun die internationale Expansion vorantreiben, die angebotenen Assets etwa um Immobilien erweitern und ein eigenes Datenorakel entwickeln. Morpher-Gründer Martin Fröhler war im brutkasten-Studio zu Gast und hat über das Investment sowie die Zukunftspläne des Startups gesprochen:



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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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