28.12.2021

Das sind die Nachhaltigkeitstrends 2021/2022

Die Kolumnistinnen und Nachhaltigkeitsexpertinnen Alice Schmidt und Claudia Winkler zeigen in einem Jahresrückblick auf, welche Trends es 2021 rund um das Thema Nachhaltigkeit gab. Zudem geben sie einen Ausblick für 2022.
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Die gute Nachricht zum Start: Nachhaltigkeit steht immer weiter oben auf der Agenda von Regierungen, Hochschulen, Unternehmen und der breiten Öffentlichkeit. Das haben wir 2021 auch selbst erlebt. Nachdem wir unser Buch “The Sustainability Puzzle” vergangenen Sommer veröffentlicht haben, waren wir überwältigt vom weltweiten Interesse an unserer Publikation, von Taipeh bis Kanada wurden Bücher für Vorträge bestellt und Verantwortliche quer durch alle Industrien von Hochschulen, über Banken bis hin zu den größten Konzernen der Welt haben mit uns über unsere Ansätze diskutiert.

Was wir hier erleben hat – auch wenn wir das natürlich gerne hätten- nicht nur mit uns zu tun; dieses Interesse widerspiegelt vielmehr einen weltweiten Trend: Nachhaltigkeit wird immer mehr zum heißen Thema. Deshalb ist es spannend zu fragen: Was hat sich im Sustainability-Bereich 2021 getan, und wie wird sich das Thema 2022 weiterentwickeln?

1 | Weniger Greta, und nach dem COP ist vor dem COP

Beim Thema Klimaschutz ist es sinnvoll, den Blick zuallererst aufs große Ganze zu richten, denn globale Probleme können nur global gelöst werden. Im Jahre 2020 war der weltweite Emissionsausstoß pandemiebedingt um fast 6 Prozen gesunken. In absoluten Zahlen entspricht das fast zwei Gigatonnen CO2 und stellt einen Positiv-Rekord dar, denn der Rückgang war fast fünfmal so groß wie der Rückgang aufgrund der globalen Finanzkrise 2009. Gleichzeitig ist der Anstieg von 2021 mit 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr genauso ein Rekord, allerdings kein positiver. 2022 wird es wohl weiterhin nach oben gehen.

Das IPCC (oft auch als Weltklimarat bezeichnet) hat daher Alarmstufe rot ausgegeben. Die gute Nachricht ist, dass der Weltklimagipfel COP26 im November einiges an Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Nicht nur von der jetsettenden „Elite“ die sich derzeit gerne einen grünen Anstrich verpasst, sondern auch medial und in der allgemeinen Bevölkerung. Und das obwohl Greta Thunberg & Co pandemiebedingt weniger präsent waren als zuvor.

(c) Andy Davey

Obwohl das Ergebnis von COP26 hinter den Erwartungen vieler Kommentator:innen zurückblieb stimmt uns die explizite wenn auch abgeschwächte Erwähnung von fossilen Energieträgern und der Notwendigkeit, eine stufenweise Verringerung in der Verbrennung von Kohle herbeizuführen, optimistisch.

Außerdem ist nach dem COP gleich vor dem COP. Die nächsten beiden Klimagipfel werden in Afrika stattfinden, was die Hoffnung begründet erscheinen lässt, dass auch das Thema Klimagerechtigkeit mehr und mehr ernst genommen werden wird.

2 | Europa schenkt sich ein nachhaltiges Finanzierungspaket 

Ein Nachhaltigkeits-Thema, das Unternehmen in Europa derzeit umtreibt ist die sogenannte EU Taxonomie-Verordnung. Letztere ist ein einheitliches Klassifizierungssystem, das „grüne“ und „nachhaltige“ Wirtschaftstätigkeiten auflistet und einen wesentlichen Teil des Sustainable Finance Pakets der EU darstellt.

Das Paket enthält noch andere Schätze. Neben der Taxonomie-Verordnung findet sich darin auch eine Corporate Sustainability Reporting-Richtlinie. Es geht also einerseits darum, Transparenz zu schaffen und Unternehmen zu veranlassen ihren Einfluss auf das Klima offen zu legen und andererseits, Finanzierungsströme in nachhaltige Bahnen zu lenken. Gleichzeitig schafft das einen Rahmen, um Greenwashing für Klimasünder zu erschweren und Unternehmen, die sich ernsthaft um positiven Impact bemühen zu belohnen.

All das ist im Kontext des Green Deals zu sehen, der nachhaltigen Wachstumsstrategie, welche die EU-Kommission vorantreibt. Zumindest Unternehmen mit über 250 Mitarbeiter:innen müssen sich daher ab nun genauer mit der Frage beschäftigen, zu welchen der folgenden sechs Umweltziele sie beitragen, und wie sie sicherstellen können, in den anderen Bereichen keinen “erheblichen Schaden“ anzurichten. Nur dann gilt ihre Wirtschaftstätigkeit als nachhaltig.

In den nächsten Tagen und Wochen wird auch die politisch heikle Entscheidung finalisiert, ob Kernenergie und fossiles Gas ökologisch nachhaltig sind und sie somit in die Taxonomie aufgenommen werden sollen. Österreich bzw. das Umweltministerium ist übrigens dagegen, und wir sehen das genauso.

Bald werden entsprechende Regeln auch für soziale Aspekte der Nachhaltigkeit herangezogen werden, die schwieriger quantitativ zu erfassen sind als CO2-Emissionen. Eine Gesetzesvorlage zum Lieferkettengesetz hätte dieses Jahr verabschiedet werden sollen, um Unternehmen zu besserem Schutz von Menschenrenrechten und Umweltstandards in ihren Lieferketten zu verpflichten. Dies wurde im Dezember bereits zum dritten Mal verschoben, wohl auch weil Unternehmen heftig dagegen lobbyieren. Watch this space…

3 | Auch Österreich wird langsam öko und sozial 

Österreichs wesentlichster Schritt in puncto Nachhaltigkeit war 2021 sicherlich die Ökosoziale Steuerreform, die erstmals die Puzzlesteine Umwelt und soziale Gerechtigkeit verbindet. Kern der Reform ist eine Steuerentlastung bei gleichzeitiger Bepreisung von CO2, wobei die Einnahmen daraus in Form eines regionalen Klimabonus an die SteuerzahlerInnen zurückbezahlt  werden. 

Auch der geplante Stopp für den Lobautunnel in Wien läßt sich so einordnen. Ein Dankeschön hiermit von uns an Umweltministerin Gewessler, die im Unterschied zu vielen anderen mehr auf aktuelle und zukünftige Realitäten schaut als auf die Realität vor 20 Jahren.

Beides wird uns hierzulande noch länger beschäftigen. Was die Steuerreform angeht so ist klar, dass diese erst wirklich ökologisch und sozial wirksam werden kann, wenn der CO2-Preis annähernd dem durch Emissionen verursachten gesellschaftlichen Kosten entspricht. Das ist bei den anfänglichen 30 Euro pro Tonne CO2 nicht der Fall, und auch nicht bei den 55 Euro auf die der CO2-Preis bis zum Jahr 2025 ansteigen soll. Watch this space 2.

Unser Fazit

Der Weg in eine nachhaltige (Wirtschafts-)Welt nimmt langsam aber stetig Fahrt auf. Alle die sich noch nicht darauf eingestellt haben sollten spätestens Anfang 2022 beginnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.


Über die Autorinnen

Alice Schmidt arbeitet mit UNO-Organisationen, NGOs, der Europäischen Union und Unternehmen an Nachhaltigkeit und sozialer Transformation in Entwicklungs- und Schwellenländern. Neben diversen Board-Funktionen ist sie an der Wirtschaftsuniversität Wien Lektorin für “Sustainable Business & Management for Tomorrow”.

Claudia Winkler ist leidenschaftliche soziale Innovatorin und Unternehmerin. Sie ist Gründerin mehrerer Unternehmen unter anderem des nachhaltigen Mobilfunkers goood mobile in Deutschland und Österreich Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche internationale Auszeichnungen u.a. als eine der „Most impactful global Social Innovators“ am World CSR Day 2019.

Ihre gemeinsamen Erkenntnisse und Erfahrungen aus 20+ Jahren Forschung und Praxis in 40+ Ländern zu Klimaschutz, Circular Economy, Technologie und nachhaltigem Wirtschaften teilen Alice und Claudia in ihrem neuen Buch “The Sustainability Puzzle”.

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vlnr: Andreas Steiner (CSO), Clemens Brunner (CEO & Co-Founder), Philipp Gernerth (CPO), Fabian Knirsch (CEO & Co-Founder) | sproof

Das Salzburger Startup sproof wurde 2019 von Clemens Brunner, Fabian Knirsch und Erich Höpoldseder gegründet. 2023 Jahr sicherte sich das Jungunternehmen eine Summe von über drei Mio. Euro – teils als Investment, teils über Förderungen. Diese Summe verwendete das Startup vor allem für die Expansion im DACH-Raum und eröffnete im Juni dieses Jahres einen weiteren Standort in Wien – dazu berichtete brutkasten.

Von Co-Founder und CEO Clemens Brunner hieß es damals: “Der neue Standort in Wien ist ein wichtiger Schritt, um unsere Expansionsstrategie umzusetzen und unseren Kunden einen noch besseren Service zu bieten.” Im Mai dieses Jahres launchte das Salzburger LegalTech sproof sein neues Feature für digitale Signaturen – brutkasten berichtete.

Nun gewann sproof die niederösterreichische Stadtgemeinde Mannersdorf als Kunden. Bürger:innen der Stadt können ab sofort Formulare und Dokumente digital empfangen, ausfüllen und unterschreiben.

Digitale Dienste für Mannersdorf

Nach eigenen Angaben können nun sämtliche Dokumente der niederösterreichischen Stadtgemeinde Mannersdorf elektronisch ausgefüllt, unterschrieben und an die Gemeinde zurückgesendet werden. Für die Nutzung der neuen digitalen Dienste wird den Bewohner:innen ein QR-Code per Post zugestellt, welcher die Nutzer:innen “Schritt für Schritt durch den Prozess” führt. Nach dem digitalen Signieren sollen die ausgefüllten Dokumente automatisch per E-Mail an die Gemeinde übermittelt werden.

Auch die Abwicklung kommunaler Zahlungen soll durch die Einführung digitaler SEPA-Lastschriftmandate erheblich vereinfacht werden.

“Mit der Digitalisierung unserer Verwaltungsprozesse möchten wir den Kontakt mit der Gemeinde für unsere Bürgerinnen und Bürger noch einfacher und effizienter gestalten”, erklärt Kerstin Daxböck, Amtsleiterin Mannersdorf. 

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