11.11.2021

Das bringt das Wirtschaftsbudget 2022 für Startups und Innovation

Der Budgetentwurf enthält für Startups eine Aufstockung im Preseed- und Seed-Bereich und einen Schwerpunkt auf Wasserstoff und Mikroelektronik in der Forschung.
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Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck strahlt übers ganze Gesicht aus Freude über das Investitionskontrollgesetz
Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck | © BMDW/Hartberger

Am Dienstag hat der Budgetentwurf 2022 für das Wirtschaftsressort den Budgetausschuss im Parlament passiert – eine Woche danach wird das Budget im Parlament beschlossen. 2 Milliarden Euro an Ausgaben sind kommendes Jahr geplant – 1,5 Milliarden Euro davon fließen alleine in Förderungen und vor allem die Abwicklung der Covid-19-Investitionsprämie. Enthalten sind auch Aufstockungen für die Finanzierung von Startups. Wie der brutkasten aus dem Wirtschaftsministerium erfuhr, werden etwa die Preseed- und Seed-Finanzierungen aufgestockt. In diesem Bereich werden pro Jahr um 2 Millionen Euro zusätzlich bereit gestellt – in Summe seien es 15 Millionen Euro.

Unternehmen dürfen nicht “wegverkauft” werden

Bei der Finanzierung von Startups will das Ministerium Schwerpunkte auf Impact und Diversity legen. Für den neu geschaffenen Schwerpunkt Social Impact und Social Entrepreneur werden in Summe 8 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Gleichzeitig will man bei Förderungen auf einen höheren Frauenanteil achten – sowohl in den Entscheidungsgremien, als auch bei den geförderten Projekten.

Der Startup-Covid-Hilfsfonds, der im Budgetausschuss von den Grünen wieder thematisiert wurde, wird wie berichtet nicht fortgesetzt. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck wies in der Debatte auf die positive Situation der Startups hin, etwa durch neue Geschäftsmodelle im Bereich Homeoffice und Homeschooling. Anzusetzen sei mit einer europäischen Kapitalmarktstärkung, die es brauche, damit die Unternehmen nicht auf große Märkte wie USA oder Japan “wegverkauft” würden. Aufgestockt werden die Mittel der Austrian Business Agency ABA, die für die Ansiedlung von Unternehmen in Österreich zuständig ist und einen Schwerpunkt darauf legen soll, IT-Fachkräfte nach Österreich zu bringen.

Wasserstoff und Mikroelektronik

Ein deutliches Plus sieht der Budgetentwurf bei der angewandten Forschung vor. Dort sollen für 2022 rund 170,4 Millionen Euro bereit stehen – gegenüber dem Voranschlag für 2021 (115,5 Mio. Euro) bedeutet das eine Steigerung um 54,9 Millionen Euro. Die Steigerung macht zu einem großen Teil die Beteiligung Österreichs an den “Important Projects of Common European Interest (IPCEI)” der EU aus. Dabei handelt es sich um Projekte zu Schlüsseltechnologien, bei denen die EU weltweit eine Führungsrolle anstrebt und von internationalen Lieferketten unabhängiger werden will.

Österreich beteiligt sich bei zwei Schwerpunkten, in denen das Land bereits eine Stärke in der angewandten Forschung hat: Mikroelektronik und Wasserstoff. Jedes der beiden IPCEI wird aus nationalen Mitteln und aus Mitteln des EU-Aufbau- und Resilienzplans gefördert und zwar insgesamt mit jeweils 125 Millionen Euro. Österreich stellt dafür 2022 planmäßig zusätzlich 20 Millionen Euro zur Verfügung. Im Bereich der nationalen Forschungsförderung sollen zusätzlich 9,9 Millionen Euro bereit stehen und für den Förderschwerpunkt Life Sciences und Medikamentenforschung sogar zusätzlich 25 Millionen Euro.

Künstliche Intelligenz mit bestehenden Programmen fördern

Ein eigenes Budget für die Förderung von Künstlicher Intelligenz ist nicht vorgesehen, das Thema stecke aber in vielen Programmen, wie das Wirtschaftsministerium dem brutkasten aufschlüsselt: “Im Rahmen von KMU.DIGITAL sind die Beratungs- und Umsetzungsförderungen auch für KI-Themen offen. Im Rahmen der Qualifizierungsoffensive können sowohl bei den Innovationscamps als auch bei den Digital Pro Bootcamps Projekte mit KI-Bezug gefördert werden. Bei den Digital Innovation Hubs widmen sich 3 von 6 Hubs auch dem Thema KI.

2022 werden für diese Programme insgesamt je zwischen 2 und 5 Millionen Euro bereit stehen, wobei es sich dabei um das Gesamtbudget handelt, von dem ein Teil in KI-Projekte fließen wird. Im Rahmen des Staatspreis Innovation betonte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck bereits, dass mehr KI-Projekte gefördert werden, wenn mehr solche Projekte eingereicht werden. Das wird vor allem auch die Forschungsförderungsgesellschaft FFG betreffen, die jährlich etwa 100 bis 115 Millionen Euro investiert.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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