14.06.2022

Darum ist der Kryptomarkt im freien Fall

Der jüngste Crash auf dem Kryptomarkt hat die Unsicherheit verstärkt. Der brutkasten hat mehrere Einschätzungen aus der Kryptoszene eingeholt, um die aktuellen Entwicklungen einzuordnen.
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Chart line goes down
Foto: © Евгений Бордовский / AdobeStock

Die Marktstimmung auf dem Kryptomarkt steht auf Unsicherheit. Genauer gesagt steht sie am heutigen Dienstag auf dem Wert Acht des Fear and Greed-Index, der somit weiterhin “extreme Angst” am Markt misst. Der jüngste Einbruch auf dem Kryptomarkt sorgte unter anderem dafür, dass Bitcoin zwischenzeitlich auf den tiefsten Wert seit eineinhalb Jahren fiel. Doch auch andere Kryptowährungen sind vom Crash stark betroffen. Der brutkasten hat mit mehreren Expert:innen aus der Szene gesprochen und um ihre Einschätzung gebeten.

Kryptoprojekt Celsius scheitert

Krypto-Experte Christopher Obereder geht bereits seit Wochen von einer konstanten Talfahrt des Kryptomarkts aus. Mit Blick auf den aktuellen Crash spricht er nun von einem freien Fall, der sich durchaus noch beschleunigen könnte. Dieser freie Fall sei durch die Neuigkeiten des Celsius-Netzwerks entstanden. Beim Celsius-Netzwerk handelt es sich um eine bekannte Krypto-Lending-Plattform, bei der Kund:innen ihre Bitcoin hinterlegen und im Idealfall eine Rendite generieren konnten. “Dieses große Kryptoprojekt musste nun die Konten seiner Kund:innen einfrieren und kann keine Auszahlungen mehr tätigen. Hier hat es sich mal um ein Milliardenprojekt gehandelt, das mit einem Mal weg ist – daher crasht nun der komplette Markt”, erklärt Obereder.

Auch Matthias Reder von Coinfinity findet klare Worte für dieses Ereignis und dessen Folgen. Für ihn gilt: Keine Liquidität ohne Vertrauen. Dabei sei seiner Meinung nach zu beachten, dass es zu einer Vertrauenskrise kommt, wenn gehebelte Einlagengeschäfte auf technische Unzulänglichkeiten von algorithmischen Codes in Form von verlorenen Eins-zu-Eins-Bindungen treffen würden. Reder stellt fest:

“Zentrale Plattformen à la Celsius haben den Kryptomarkt mit überflüssigen und zu komplexen Zinsprodukten mehr geschadet als genützt. Als Ex-Banker war ich ein Fan von diesen dezentralen aber auch zentralen Finanzanwendungen ohne Intermediären. Just code. Und jetzt? Der Code hielt nicht das was er versprochen hatte. Das Vertrauen versiegt – die Investor:innen verkaufen in Scharen und ziehen ihr Geld ab.”

Steht Bitcoin besser da als andere Währungen?

Mit Blick auf die älteste Blockchain-Anwendung Bitcoin, die aktuell bei rund 21.000 Dollar steht, äußert sich der Bitcoin Key Account Manager insgesamt optimistischer. Auf der einen Seite erklärt er, dass Bitcoin nicht direkt mit den CeFi- bzw. DeFi-Finanzanwendungen in Verbindung stehen würde, sich aber dennoch einem negativen Marktumfeld nicht entziehen könne. In der aktuellen Marktlage ist Reder allerdings der Meinung, dass besagtes Vertrauen bei Bitcoin weiterhin besteht. 

“Das merkt man seit dem Terra (LUNA)-Debakel, aber auch gerade jetzt durch die CeFi-DeFi-Vertrauenskrise. Viele der breit aufgestellten Kryptoinvestor:innen ziehen sich auf die Basis „Bitcoin“ zurück – den vertrauenswürdigen Code-Hafen welcher wieder fast 50 Prozent der Gesamtmarktkapitalisierung ausmacht”, meint Reder. Er ist sich sicher, dass Bitcoin speziell aus diesem Grund gestärkt durch den Krypto-Bärenmarkt hervorgehen wird.

Ähnlicher Meinung ist auch Finanzjournalist Niko Jilch, der Bitcoin als einzig solides Projekt im Kryptosektor versteht. “Bitcoin wird das überleben, aber was von “Krypto” übrig bleibt, ist heute unklar. Die ganz üblen Konstruktionen wie Luna und Celsius fallen jetzt komplett um. Andere “Altcoins” werden noch weit fallen. All dieser Irrsinn muss aus dem Markt raus, dann wird ein Boden gefunden. Wo der ist? Weiß niemand”, meint der Bitcoinexperte.

Folgen für Privatanleger:innen

Zwar ist die aktuelle Lage nicht nur bei Kryptowährungen, sondern auf dem gesamten Markt zu spüren, Katharina Scheutz von Blockpit verweist allerdings darauf, dass Krypto-Assets wie Bitcoin und Co. in volatilen Marktphasen stärkere Rücksetzer erfahren würden, als der Aktienmarkt. Auch sie betont, genau wie Jilch, dass niemand wissen könne, wann der Boden erreicht ist. “Eine kurze Erholungsrallye wäre möglich, der Trend zeigt jedoch weiter nach unten. In solchen Phasen helfen Risikomanagement, ein diversifiziertes Portfolio und ein solider Plan, dem man folgt”, stellt Scheutz abschließend fest.

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Somareality
(c) Somareality - Das Somareality-Team.

Vor rund einem halben Jahr vermeldete das Wiener DeepTech-Startup Somareality den Erhalt eines 1,5 Mio. Euro schweren Investments (brutkasten berichtete). Nun kommuniziert das Startup eine Aufstockung des Kapitals: In einem LinkedIn-Posting gab das Unternehmen den Abschluss einer “überzeichneten Seed-Runde” in Höhe von 2,6 Millionen Euro bekannt. In dem Posting nennt das Unternehmen unter anderem Birdhouse Ventures, Gateway Ventures, Startup Wise Guys, FFG und aws als Unterstützer.

“Ein finales Closing für unsere 2024-Runde”

Laut Co-CEO Julia Kern handelt es sich bei den genannten Stakeholdern um “wesentliche Partner” in der nun geschlossenen Runde. Auf brutkasten-Nachfrage bestätigt Co-CEO Kern außerdem, dass es sich bei der nun kommunizierten Runde um “ein finales Closing für unsere 2024-Runde” handelt. Die in diesem Jahr gesammelte Summe soll “direkt auf unsere Kommerzialisierung und den Ausbau des Produktportfolios für nächstes Jahr” einzahlen, so Co-CEO Kern.

Somareality wurde 2019 in Wien gegründet und entwickelt Eye-Tracking-basierte Biomarker, um damit Rückschlüsse auf den kognitiven Zustand einer Person treffen zu können. Mit dem ersten Biomarker erreichte das Unternehmen einen Umsatz von knapp einer Million Euro. Bis 2026 sollen weitere Folgen, die insgesamt ein volles non-invasives kognitives Monitoring ermöglichen sollen.

Im Vorjahr hatte das Unternehmen einen strategischen Pivot vorgenommen: Das Projektgeschäft wich einem B2B-SaaS-Modell und die bestehende Technologie wurde fit gemacht für Hardware-Umgebungen außerhalb von Virtual Reality.

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