24.11.2015

Daniel Mattes: “Gründe lieber in Österreich, als im Silicon Valley”

Multimillionär Mattes kehrt mit seinem neuen Startup 42 zurück nach Österreich. Hier ist es leichter, gute Leute zu finden, erklärt er im Brutkasten-Interview.
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Daniel Mattes ist zurück. 2009 verkaufte der Oberösterreicher seine Internettelefonie-Firma Jajah um 145 Millionen Euro und zog in die USA. Dort hat er nun seiner zweiten Firma, Jumio, den Rücken gekehrt. Der Multimillionär zieht wieder nach Österreich und zwar nach Wien. Hier hat er auch sein neues Startup gegründet. „42“ ist eine Firma, die Österreich zu einem Hotspot für Künstliche Intelligenz machen soll. Wie und warum, erklärt Mattes im Gespräch mit dem Brutkasten.

Der Brutkasten: Warum sind Sie wieder nach Österreich zurückgekehrt, um Ihre neue Firma zu gründen?

Daniel Mattes: Jedes meiner Projekte Jajah, Jumio und auch 42 – hat seinen Nukleus in Österreich. Erst wenn die Produktentwicklung einen gewissen Reifegrad hat, ist es Zeit, zu internationalisieren. Im Silicon Valley gibt es, wenn man Entwickler sucht, eine sehr starke Konkurrenz. Jeder gute Entwickler hat Angebote von Facebook, Google oder Apple. Hier in Österreich ist das noch einfacher. Man hat auch die Brücke zu Osteuropa, wo noch sehr viel Talent sitzt.

Sie suchen für “42” aber nicht gerade klassische Softwareentwickler, sondern Spezialisten aus dem Bereich Künstliche Intelligenz.

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Mattes: Ja, die gibt es in Österreich, aber diese Talente gilt es erst zu finden! Ich habe Zugriff auf ein Team, das eine gute Basis ist – Jumio hat auch bereits viel mit Künstlicher Intelligenz zu tun gehabt. Jetzt geht es darum, internationale Experten nach Wien zu holen. Wien ist als eine der lebenswertesten Städte ein attraktiver Standort. Hierher übersiedeln die Leute gerne. Auch bei Jumio haben wird die Entwicklung nach wie vor exklusiv in Österreich – im Office redet aber kaum jemand deutsch. Wien ist da noch etwas attraktiver als Linz (wo Jumio seinen Sitz hat, Anm.).

Haben Sie vor, auch in österreichische Startups zu investieren?

Mattes: Entweder man macht das ganz, oder lieber gar nicht. Halbherzige Investments sind meiner Meinung nach die falsche Strategie. Wenn dann müsste man das Vollzeit machen, wie Oliver Holle (Speedinvest, Anm.) oder Michael Altrichter. Ich werde vielleicht Co-Investments machen. Für eine aktive Business-Angel-Funktion habe ich einfach zu wenig Zeit.

Gibt es Projekte in Österreich, die sie besonders interessant finden?

Mattes: Es gibt sehr gute Startups in Österreich. Ich glaube, dass sich Europa auf spezielle Industriezweige fokussieren muss, um international eine Chance zu haben.

Welche könnten das für Österreich sein?

Mattes: Cyber-Security zum Beispiel. Was in Österreich auch gut funktioniert ist der Mobile-Bereich. Der österreichische Mobile-Markt ist von der Demografik her sehr gut als Start für internationale Roll-outs. Wenn ein Mobile-Produkt hier funktioniert, kann man es international ausrollen. Auch Künstliche Intelligenz ist ein guter Bereich für Österreich.

Was genau wird 42 anbieten?

Mattes: Künstliche Intelligenz ist “the next big thing”. Die Rechenleitung ist so weit und auch die Forschung ist mittlerweile sehr weit entwickelt. Und der Markt ist reif – jeder von uns hat bereits mit Künstlicher Intelligenz, mit neuronalen Netzen zu tun. Zum Beispiel mit Siri von Apple oder selbstfahrenden Autos. Selbst eine banale Google-Suche basiert heute in Wahrheit auf einem KI-Algorithmus.

In welchen Bereichen wird KI in Zukunft besonders stark eingesetzt?

Mattes: Ich erwarte den größten Impact in den Sektoren Gesundheit. Da gibt es bereits eine Röntgenbildanalyse für Brustkrebserkennung, die besser ist als jeder Arzt. Das ganze Marketingumfeld wird sich durch KI verändern – Werbung wird immer zielgerichteter. Ein Kernbereich für KI ist auch der Finanzsektor und das ist auch der Bereich, den ich mir ausgesucht habe. Ich habe schon bei Jumio viel mit Finanzdaten zu tun gehabt. Wir werden in den nächsten sechs bis 12 Monaten ein konkretes Produkt für die Finanzindustrie entwickeln.

Werden Sie das Produkt gleich international anbieten?

Mattes: Wir werden international ausrollen, weil die Innovationsfreude der Finanzindustrie außerhalb Österreichs größer ist.

Mit der Analyse von Daten kommen Sie in Europa in einen heiklen Bereich. Ist es im Spannungsfeld zwischen Datenschutz und Big-Data schwierig, innovativ zu sein?

Mattes: Man kann ja nur öffentlich verfügbare Daten verwenden. Mir ist der individuelle User außerdem egal. Mich interessiert das Gesamtstimmungsbild, das sich aus anonymisierten Daten ergibt. Das hat also keinen Einfluss auf den Datenschutz.

Wie ist 42 finanziert?

Mattes: Wir haben eine Seed-Finanzierung von 1 Million Euro von Privatinvestoren. Vor ein paar Jahren war eine typische Seed-Finanzierung noch 100.000 bis 200.000 Euro. Auch Series-A-Runden waren früher 1 bis 3 Millionen, jetzt sind es 10 Millionen. Auch die Wertschöpfungspartizipation ist im Wandel. Früher wollten Unternehmen relativ früh an die Börse, dann konnte die Öffentlichkeit an der Wertsteigerung partizipieren. Heute gibt es über 140 Unicorns, die viel länger privat bleiben. An der Wertsteigerung verdienen nur die Investoren. Dieser Trend hat vor ein paar Jahren angefangen und kommt jetzt auch nach Österreich. Nur ein Drittel der Unicorns sind in den USA.

In Österreich gibt es kein Unicorn.

Mattes: Noch nicht (lacht). Es ist immer schön, ein gewisses Ziel vor Augen zu haben, aber ich möchte jetzt erst einmal auf die Produktentwicklung fokussieren.

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Die Kurstafel:

📈 Bitcoin erstmals über 90.000 US-Dollar

In der Folgewoche hatten wir an dieser Stelle schon das Bitcoin-Rekordhoch thematisiert, das unmittelbar nach den Wahlen in den USA erreicht worden ist. Seither ging es weiter deutlich nach oben - zwischenzeitlich sogar über die 90.000-Dollar-Marke. Auf 7-Tage-Sicht liegt der Bitcoin-Kurs 18 Prozent im Plus. Und das nach einer bereits starken Vorwoche, die schon einen klaren Kursanstieg gebracht hatte.

Der Hintergrund ist klar: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik, nach dem Donald Trump die Präsidentschaftswahl für sich entschieden hatte. Trump hatte sich im Wahlkampf als Bitcoin- und Krypto-Befürworter positioniert. Dabei hatte er auch immer wieder den Kurs der Biden-Regierung kritisiert. Die Börsenaufsicht unter dem von Biden eingesetzten Behördenchef Gary Gensler war insbesondere in den vergangenen beiden Jahren scharf gegen viele Akteure aus der Branche vorgegangen. 

Gensler wird nun abgelöst werden, so viel ist klar. Wer ihm nachfolgt, ist noch offen. Die Stimmung in der US-Kryptobranche könnte so beschrieben werden: Jede andere Person ist besser als Gensler. Die Hoffnung ist aber natürlich, dass möglicherweise sogar eine explizit krypto-affine Person den Posten erhält. Noch ist dies aber offen. Wie auch vieles andere, was die neue Trump-Regierung angeht. 

Aber es geht nicht nur um die Regierung. Denn gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen wurden auch zahlreiche Sitze im Senat und im Repräsentantenhaus neu gewählt. Und Auswertungen der US-Kryptobörse Coinbase zufolge reüssierten dabei viele Kandidat:innen, die der Branche aufgeschlossen gegenüber stehen (siehe Crypto Weekly #151). Dies erhöht die Chancen, dass die Regulatorik in den USA in den kommenden Jahren günstiger für die Branche werden wird.

🤔 Wann knackt Bitcoin die 100.000-Dollar-Marke? 

Zusammenfassend kann man sagen: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik - und damit auf bessere Zeiten. Wirklich Konkretes weiß man aber noch nicht. Der Markt ist aktuell also primär von Hoffnung getrieben. Diese ist durchaus berechtigt, aber eben auch mit viel Unsicherheit verbunden. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich nach und nach zeigen, was alles Realität werden wird. Die Position des Chefs der Börsenaufsicht wird dabei sicherlich eines der zentralen Themen sein. Aktuell preist der Markt aber einfach eine Verbesserung gegenüber dem Status Quo ein.

Mit zwischenzeitlich über 90.000 US-Dollar hat sich der Bitcoin-Kurs auch schon der immer wieder beschworenen Marke von 100.000 Dollar angenähert. Im Bullenmarkt von 2021 entstand etwa der Social-Media-Trend, dass Bitcoiner:innen ihre Augen in ihren Profilbildern durch Laseraugen ersetzen - und zwar, so die Ankündigung, bis der Bitcoin-Preis 100.000 Dollar erreiche. 

Im damaligen Cycle war allerdings dann bei knapp über 70.000 Dollar Endstation - und ein “Kryptowinter” brach an, der auch den Bitcoin-Kurs massiv nach unten drückte. Im Zuge des Debakels rund um die Pleitebörse FTX sank er bis auf deutlich unter 20.000 Dollar. Zu diesem Zeitpunkt schien die 100.000-Dollar-Marke völlig unerreichbar.

Zwei Jahre später sieht die Situation ganz anders aus. Nach dem bereits starken Jahr 2023 mit einem Plus von rund 150 Prozent ging es 2024 noch einmal weiter nach oben. Schon im März wurde der Höchststand aus 2021 überschritten. Im November dann neuerlich. Dazwischen lag kein spektakulärer Bullenmarkt, der die Schlagzeilen dominierte - aber nach und nach rückte die 100.000er-Marke plötzlich näher. 

🤭 Warum die Antwort darauf egal ist

Mit einem Bitcoin-Kurs von aktuell knapp unter 90.000 Dollar bräuchte es nur noch einen Kursanstieg von etwas mehr zehn Prozent. Und einen solchen kann es am Kryptomarkt durchaus schon einmal an nur einem (starken) Tag geben. Dass die Marke in den nächsten Wochen überschritten wird, ist also durchaus wahrscheinlich. 

Zeigen wird sich dann aber auch wieder einmal etwas anderes: Dass es sich bei allen vielbeschworenen und genau beobachteten Kursschwellen um völlig willkürlich gewählte Marken handelt, deren Überschreiten in Wirklichkeit keine große Bedeutung hat. Klar, ein Bitcoin-Kurs über 100.000 Dollar ist schon ein Statement und zeigt natürlich auch, wie etabliert Bitcoin mittlerweile ist. Aber das tut ein Bitcoin-Kurs von 99.741 Dollar oder von 102.743 Dollar genauso. Zusammenfassend könnte man also sagen: Die 100.000er-Marke wird früher oder später erreicht werden - es bedeutet nur nichts. 


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