14.10.2022

Crypto Weekly #75: Achterbahnfahrt bei Bitcoin – das steckt dahinter

Diese Woche: Warum die neuesten US-Inflationsdaten mit Spannung erwartet wurden und wie sie die Märkte bewegt haben. Außerdem: Weshalb die US-Börsenaufsicht jetzt die “Bored Apes”-NFTs untersucht. Und die dezentrale Börse Uniswap holt mitten im Kryptowinter ein Investment zu einer Milliardenbewertung.
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Bitcoin
Foto: © Adobe Stock

Das brutkasten Crypto Weekly ist unser wöchentliches Briefing zum Kryptomarkt und kann hier als Newsletter abonniert werden. Jeden Freitag blicken wir auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück.


Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 19.600 US-Dollar (-2 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.320 Dollar (-2,3 %)
  • BNB: 273 Dollar (-4 %)
  • Solana (SOL): 31 Dollar (-6 %)

Warum die dieswöchigen US-Inflationszahlen mit besonderer Spannung erwartet wurden 

Sie ist seit Monaten das bestimmende Thema an den Finanzmärkten – und damit auch am Kryptomarkt: Die Inflation. Und zwar nicht nur wegen ihrer direkten Auswirkungen auf die Volkswirtschaften. Sondern auch aufgrund ihrer Bedeutung für die Geldpolitik der Zentralbanken. 

In den USA hat die Notenbank Federal Reserve (Fed) ihr Zielband für den Leitzins mittlerweile auf 3,00 bis 3,25 Prozent angehoben – und trotz der schlechten Wirtschaftslage ist kein Ende in Sicht. Denn: Die Inflation ist weiterhin drastisch über dem 2-Prozent-Ziel der Notenbank. Gleichzeitig ist im Juli und August von ihrem Höchststand im Juni wieder etwas gesunken. 

Und genau das ist der entscheidende Punkt: Ist der Höhepunkt schon überschritten? Kann die Fed das Tempo ihrer Zinserhöhungen drosseln – oder sogar auf weitere Anhebungen verzichten? Das wäre dann ein positives Signal – für die Aktienkurse, aber auch für den Kryptomarkt. 

Kein Wunder, dass vor diesem Hintergrund neue Inflationsdaten mit höchster Spannung erwartet werden. Diese Woche war es am Donnerstag wieder soweit: Die Zahlen für September wurden veröffentlicht. Gleich vorweg: Die Marktreaktion fiel deutlich aus. 

Aber sehen wir uns zunächst die Zahlen an: Den Daten zufolge lag die US-Inflationsrate im September bei 8,2 Prozent. Das ist ein minimaler Rückgang gegenüber der Inflationsrate vom August (8,3 Prozent). Analysten hatten im Schnitt allerdings einen etwas stärkeren Rückgang auf 8,1 Prozent erwartet. 

Dazu kommt: Diese Werte beziehen sich auf den Jahresvergleich – es wird als das Preisniveau von September 2022 mit dem von September 2021 in Relation gesetzt. Im Monatsvergleich (also September 2022 versus August 2022) stieg das Preisniveau leicht an.

Und noch etwas: Sogar wenn man die Preise für Energie und Lebensmittel ausklammert, lag die Inflationsrate bei 6,6 Prozent. Im August hatte dieser Wert noch 6,3 Prozent betragen. 

Gerade wegen diesen unterschiedlichen statistischen Kennzahlen lassen solche Datenveröffentlichen meist relativ viel Interpretationsspielraum. Sind die Zahlen gut, weil die Inflationsrate gefallen ist? Schlecht, weil sie nicht so stark gefallen ist wie erwartet? Oder sogar sehr schlecht, weil die Preise ohne Berücksichtigung von Energie und Lebensmittel deutlich gestiegen sind?

Wie die Märkte auf die Inflationsrate reagiert haben

Die erste Marktreaktion war jedenfalls eindeutig: Es ging abwärts – und zwar so richtig. Der breit gefasste US-Aktienindex S&P-500 rasselte um 2,4 Prozent nach unten. Für den techlastigen Nasdaq-100 ging’s sogar um mehr als 3 Prozent abwärts.

Am Kryptomarkt ging es ebenfalls abwärts. Bitcoin etwa fiel von 18.700 auf 18.300 Dollar. Was, das sei an dieser Stelle auch angemerkt, allerdings nicht drastisch ist. Bei Abverkäufen an den traditionellen Finanzmärkten haben wir schon weit stärkere Reaktionen von Bitcoin gesehen. Man könnte hier durchaus sogar von einer relativen Stärke des Bitcoin-Kurses sprechen.

Aber ohnehin war dann plötzlich alles wieder anders. Die Aktienmärkte drehten noch in der ersten Stunde nach Handelsöffnung ins Plus. Und dann ging es stark nach oben. Zu Handelsschluss verzeichneten Dow Jones und S&P-500 Zugewinne von jeweils 3 Prozent. Auch Bitcoin erholte sich schnell und stieg bis auf knapp 19.900 Dollar.

Gab es also Neuigkeiten, die für einen Stimmungsumschwung gesorgt haben? Nope, nichts. Unterschiedliche Marktbeobachter lieferten unterschiedliche Erklärungen. “Leerverkäufer haben Panik bekommen und wieder zu kaufen begonnen”, sagte der Marktstratege Matt Maley von Miller Tabak gegenüber Bloomberg. Trader, die auf fallende Kurse gesetzt haben, seien am falschen Fuß erwischt worden. Durch deren folgende Käufe verstärkten sich die Gewinne zusätzlich. Der Investmentstratege Ross Mayfield von Baird wiederum sagte gegenüber CNBC: “Der Markt ist zuvor schon sechs Tage in Folge gefallen, was das Risiko der Zahlen bereits gesenkt hat, und die September-Inflationsrate verändert die Ausrichtung der Fed kurzfristig nicht”.

Fazit: Darüber hinaus spezifische Gründe für die Bewegungen am Kryptomarkt zu suchen, ergibt keinen Sinn. Zu klar ist einfach, dass die Kurse hier von der Makro-Ebene getrieben waren. Für Bitcoin ist der interessanteste Aspekt an der gesamten Angelegenheit sicherlich, dass die Kursausschläge in beide Richtungen – verglichen mit den Aktienmärkten – relativ gering waren. Das ist grundsätzlich positiv zu werten.

Warum die US-Börsenaufsicht jetzt die “Bored Apes”-NFTs untersucht

Neben der Inflation haben uns auch einige andere Themen die vergangenen Monate dauerhaft begleitet – und eines davon die Krypto-Regulierung. In der EU wird, wie in der Vorwoche hier thematisiert, gerade das regulatorische Rahmenwerk “Markets in Crypto-Assets” (MiCA) beschlossen. Diese Woche wurde es im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) des Europäischen Parlaments angenommen. Jetzt fehlt nur noch die Abstimmung im Plenum. 

In den USA wiederum gab es in den vergangenen Monaten nahezu im Wochentakt News von der Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission, besser bekannt unter der Abkürzung SEC. Deren Chef Gary Gensler hat schon länger deutlich gemacht, dass er viele bis nahezu alle Token (Bitcoin hat immerhin explizit ausgeschlossen) im Krypto-Bereich rechtlich gesehen für Wertpapiere hält, die einen Registrierungsprozess bei seiner Behörde durchlaufen sollten. Erst im September war bekannt geworden, dass die Behörde im Wesentlichen Zuständigkeit für alle Anwendungen, die auf Ethereum laufen, für sich beansprucht (die Details dazu sind in Crypto Weekly #72 nachzulesen). 

Jetzt gab es einen weiteren Schritt in diese Richtung: Wie Bloomberg unter Berufung auf nicht genannte Insider berichtete, soll die SEC derzeit untersuchen, ob Yuga Labs möglicherweise das US-Wertpapierrecht verletzt hat. Yuga Labs steht hinter dem Bored Ape Yacht Club (BAYC), einer der bekanntesten NFT-Kollektionen überhaupt. Im März startete auch der dazugehörige Token ApeCoin

Grundsätzlich geht es exakt um den zwei Absätze zuvor beschriebenen Sachverhalt – um die Frage, ob Yuga Labs einen Registrierungsprozess für Wertpapiere bei der Börsenaufsicht durchlaufen hätte müssen. Interessanterweise prüft die Behörde dies aber nicht nur für den Token ApeCoin, sondern dem Bloomberg-Bericht zufolge auch für die NFTs des BAYC selbst.

An dieser Stelle braucht es einen wichtigen Hinweis: 

  • Dem Bloomberg-Bericht zufolge wirft die Behörde Yuga Labs (noch?) kein Fehlverhalten vor
  • die Untersuchung muss auch nicht notwendigerweise zu rechtlichen Schritten der SEC führen
  • sie könnte auch ergeben, dass Yuga Labs gegen keinerlei Gesetze verstoßen hat
  • selbst wenn die SEC rechtliche Schritte einreicht, muss sie erst vor einem Gericht Recht bekommen
  • Yuga Labs betont seine Kooperationsbereitschaft mit den Behörden und sieht kein Fehlverhalten bei sich

Fazit: Zum jetzigen Zeitpunkt weiß man noch recht wenig. Es ist noch völlig unklar, was diese Untersuchung ergeben wird. Dass die US-Börsenaufsicht NFTs aber jedenfalls nicht außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs sieht, hat sich bereits vor einigen Monaten gezeigt, als die Behörde eine Klage gegen einen ehemaligen Produktmanager des NFT-Handelsplatzes OpenSea wegen Insiderhandels angestrengt hat (siehe Crypto Weekly #59).

Dezentrale Börse Uniswap holt mitten im Kryptowinter Investment zu 1,66-Mrd.-Dollar-Bewertung 

Kommen wir abschließend noch kurz zu einer Finanzierungsrunde. Während wir 2021 praktisch jede Woche neue Investments in Krypto-Startups mit Milliardenbewertung vermelden hätten können, hat sich dies im aktuellen Krypto-Winter doch etwas geändert. Aber nicht nur deswegen nehmen wir diese positiven Nachrichten mit – es ist geht auch nicht nur um irgendein Unternehmen, sondern um Uniswap Labs. Das Scaleup entwickelt das Protokoll hinter der größten dezentralen Börse der Welt, Uniswap.

Nun kommunizierte das Unternehmen den Abschluss einer 165 Mio. Dollar schweren Series-B-Runde. Angeführt wird die Runde von Polychain Capital. Als Bestandsinvestoren zogen unter anderem a16z Crypto und Paradigm mit. Die Firmenbewertung wurde in der Runde mit 1,66 Mrd. Dollar festgelegt. Das nun aufgenommene Kapital soll unter anderem in den Aufbau eines NFT-Angebots und eine Smartphone-App fließen.

Uniswap läuft auf der Ethereum-Blockchain, handelbar sind auf der Börse ausschließlich Ethereum-basierte ERC-20-Token. In den vergangenen 24 Stunden hat Uniswap laut Zahlen von DefiLlama ein Handelsvolumen von rund 1,2 Mrd. Dollar abgewickelt. Innerhalb der vergangenen sieben Tage generierte Uniswap laut Cryptofees.info im Schnitt ein tägliches Gebührenaufkommen von über 810.000 Dollar – das zweithöchste Volumen im Krypto-Bereich nach Ethereum selbst. Die generierten Gebühren eines Projekts werden im Krypto-Bereich häufig als Indikator für die Nutzung eines Projekts herangezogen, weil sie zeigen, für welche Anwendungen Userinnen und User bereit sind zu bezahlen.


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Andreas Buchta-Kadanka, stellvertretender Sektionsleiter in der Sektion III - öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Leitung der Gruppe III/C (c) BMKÖS 2024

Sie ist ein Trainingslager für Innovation. Sie steht für Wertschätzung und Anerkennung und hebt die Arbeit von Innovator:innen ins Rampenlicht. Und sie zeigt, wie gut sich Innovation hands-on umsetzen lässt. Die Rede ist von der Innovate 2024 – der jährlich stattfindenden Innovationskonferenz des öffentlichen Sektors.

Am 28. November 2024 dreht sich auf der Konferenz für Verwaltungsinnovation alles um die nächste Generation: “nextGen – Wer gestaltet die Zukunft der Verwaltung?” ist das Motto, unter dem diskutiert, gebrainstormed, vernetzt und gemeinsam gestaltet wird.

Im Vorfeld dazu haben wir mit Andreas Buchta-Kadanka gesprochen – tätig in der Sektion III – öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Leitung der Gruppe III/C, die sich unter anderem mit dem wirkungsorientierten und innovativen Verwaltungsmanagement befasst.

Im Interview mit brutkasten erwähnt er einige Aspekte, warum die “nextGen” in das Rampenlicht der Verwaltungsinnovation gehört und wie es jungen Menschen gelingen kann, den öffentlichen Sektor zu transformieren.


brutkasten: Sehr geehrter Herr Buchta-Kadanka, letztes Jahr hat die Verwaltungsinnovation ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Mit welchen Erkenntnissen startet die Verwaltung nun in das nächste Jahrhundert?

Andreas Buchta-Kadanka: Ich glaube, die vielleicht charakteristischste Entwicklung der letzten 100 Jahre war der Wandel von einem Durchsetzen der Obrigkeit hin zu einer immer stärker bürgerzentrierten Verwaltung. Der Dienstleistungsgedanke hat sich sehr stark durchgesetzt. Die Verwaltung ist Dienstleister der Bevölkerung. Und die Bevölkerung nimmt das Verwaltungshandeln nicht einfach hin, sondern verdient Transparenz, Erklärung und das proaktive Beseitigen von Widersprüchen. Diese Entwicklung ist eine entscheidende in unserer Geschichte.

Welche Herausforderungen muss sich die Verwaltung angesichts dessen stellen?

Ich glaube, eine wesentliche Challenge für die Verwaltung und das Regieren generell ist die schnellere Taktzahl, die höhere Geschwindigkeit unseres Apparates. Das beginnt schon bei der Erwartungshaltung von Bürger:innen: Wir versuchen, Transparenz und Schnelligkeit so gut es geht in unser Handeln zu integrieren. Das optimieren wir auch kontinuierlich, wie internationales Benchmarking zeigt.

Das heißt: Je schneller die Verwaltung reagiert, desto besser?

Jein. Ich würde sagen, so korrekt und schnell wie möglich. Grundsätzlich besteht die mediale Erwartungshaltung, dass zu verwaltungspolitischen Themen sehr schnell Stellung genommen wird. Sei es durch Politiker:innen oder durch die Verwaltung selbst. Diese Schnelligkeit ist zumindest meiner Meinung nach eine der größten Herausforderungen: Schnell und korrekt reagieren und bei all der Schnelligkeit Qualität zu sichern. Gerade dafür wollen wir auf innovative Lösungen der nextGen setzen.

Inwiefern könnte diese Umsetzung aussehen?

Konkret geht es darum, abzuwägen: Wie schnell müssen wir sein, was wollen wir transformieren oder digitalisieren und wie machen wir das richtig. Wir wollen schlechte Prozesse nicht einfach digital machen, sondern digitalisieren und optimieren. Wir wollen “Arbeit” anders denken und technologische Vorteile mitnehmen.

Inwiefern glauben Sie, dass Ihnen die diesjährige Innovate Antworten auf diese Fragen liefert?

Ganz klar ist es der Austausch und die Inspiration voneinander. Das physische Zusammenbringen von Innovator:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und Verwaltung. Das Lernen voneinander, das Bilden eines Netzwerkes. Das sind Dinge, die man nicht rein online oder bilateral macht. Dafür braucht es Veranstaltungen wie die Innovate.

Wie passieren Fortschritt und Innovation?

Ich bin davon überzeugt, Innovation passiert vor allem aufgrund des informellen Austausches. Netzwerken ist etwas Persönliches. Inspiration und das Diskutieren darüber, was funktioniert und was nicht, das hat eine ganz starke zwischenmenschliche Komponente. Und diese Art von Innovation braucht keinen Frontalvortrag und keine Jubelbroschüre, sondern persönlichen Austausch.

Der persönliche Austausch soll dieses Jahr ja vor allem mit der nextGen – also der nächsten Generation – passieren. Was will die diesjährige Innovate damit bewirken?

Für uns ist das ein sehr naheliegendes Thema. Wir stehen vor massiven demografischen Umwälzungen. In den nächsten 13 Jahren werden 44 Prozent des Personals in der Verwaltung in Pension gehen. Fachkräfte am Arbeitsmarkt sind ja ohnehin schon gefragt. Es besteht bei uns großer Rekrutierungsbedarf.

Inwiefern könnte die Verwaltung mit der Pensionswelle umgehen?

Indem wir weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber sind und unsere Stellung kontinuierlich verbessern. Auf der Nachfrageseite, aber auch für unser bestehendes Personal. Wir wollen für den Bund begeistern und personalwirtschaftliche Themen sehr stark mit dem Innovationsaspekt verbinden. Wir schauen stark darauf, Innovation nicht nur in klassischen personellen Disziplinen wie Bezahlung, Arbeitszeit und New Work zu verankern. Wir stellen als Arbeitgeber auch sicher, unser Personal aktiv in den Innovationsprozess einzubinden und generationenübergreifende Bedürfnisse zu erfüllen. Und dafür bietet die Innovate eine hervorragende Bühne.

Das heißt, auf der Innovate können Teilnehmende die Verwaltung aktiv mitgestalten?

Ganz richtig. Innovation heißt, wir sind für alle Ideen offen und wollen das auch im Personalkontext fördern. Bei der diesjährigen Innovate geht es deshalb primär um das Thema demografischer Wandel, Wissensmanagement, Recruiting und Führung. Unser Schwerpunkt ist die nextGen – und wir befassen uns intensiv damit, wie man altes Wissen sichern, weitergeben und mit den gegenwärtig verfügbaren Mitteln (Stand der Technik) aufbereiten kann.

Das klingt nach einem sehr universellen Thema.

In der Tat. Wir decken damit nicht nur die Bedürfnisse der Verwaltungscommunity, sondern auch jene der Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Wir wissen, dass Wissenstransfer und Modernisierung nicht nur Herausforderungen in unserem Feld sind, sondern sektorenübergreifend stattfinden müssen.

Welche Themenbereiche rücken zukünftig noch weiter ins Zentrum?

Ein ganz wichtiges Thema, mit dem wir uns dieses Jahr auch befassen, ist die Sinnhaftigkeit im Arbeiten. Diese Komponente ist gerade für die nextGen besonders wichtig. Junge Menschen wollen in ihrem Wirken die Möglichkeit haben, einen nachhaltigen Beitrag für Österreich und die Gesellschaft leisten zu können- und das tun sie bei der Verwaltung.

Wo braucht es besonderen Innovationsbedarf?

Kompetenzen und Skills ständig ändern. Wir wissen, Kompetenzorientierung ist auch auf europäischer Ebene ein großes Thema. Da gilt es, heute schon die Kompetenzfelder von morgen ausfindig zu machen und Entwicklungen bestmöglich zu antizipieren. Denn wenn wir jetzt falsch ausbilden oder schlecht rekrutieren, sind wir auch schlecht für die Zukunft aufgestellt.

So ganz Hals über Kopf darf man sich allerdings nicht ins Wasser stürzen. Gerade in der Verwaltung ist es uns sehr wichtig, das Vertrauen der Bürger:innen zu halten und nicht durch zu riskante Neuerung zu verspielen. Sei es in puncto Datenschutz, Rechtsstaatlichkeit, Rechtssicherheit, Fairness oder Gleichbehandlung. Wenn man in diesen Bereichen schlechte Produkte produziert, kann das Vertrauen der Bevölkerung erodieren.

Das heißt, lieber langsam und sicher als zu schnell und zu riskant?

Das Vertrauen in Institutionen ist ein derzeit sehr wichtiges Thema. Insofern muss man sich bei innovativen Prozessen als Staat schon etwas vorsichtiger und mit klaren Guidelines – auch aus ethischer Sicht – bewegen. Als konkretes Beispiel der Einsatz von KI: Wenn ich auf meiner Spotify-Playlist einen unpassenden Vorschlag erhalte, ist das etwas anderes, als wenn das bei einem Gerichtsurteil der Fall wäre – das hat eine ganz andere Dramatik.

Welche Highlights bietet die Innovate dieses Jahr?

Die Innovate soll ja nicht nur so heißen, sondern auch so sein, dass wir nicht nur Vorträge halten, sondern auch ein gestaltendes Element einbringen. Wir haben dafür heuer ein neues Format: Den sogenannten Innovate Sprint, einen interaktiven Workshop, der sich mit dem Thema nexGen & Verwaltung befasst.

Und beim Innovate Sprint können Teilnehmende aktiv “mit sprinten”?

Genau. Der Innovate Sprint ist ein Workshop-Format, bei dem Teilnehmer:innen in interdisziplinäre Teams aufgeteilt werden. So kommen viele unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven zusammen. Die Teams entwickeln dann je eine Idee, die mit künstlicher Intelligenz visualisiert wird. Über die beste Idee wird dann im Zuge der Innovate und mit unserer Verwaltungs-Community abgestimmt und der Sieger wird prämiert.

Was bekommen die Sieger:innen des Innovate Sprint?

Die Siegergruppe wird die Möglichkeit haben, mit uns nächstes Jahr zum Creative Bureaucracy Festival nach Berlin zu fahren. Das ist eines der weltweit größten Veranstaltungen im Bereich der Verwaltungsinnovation.

Das klingt nach einem tollen Siegerpreis! Und nach einem großen Mehrwert für die Verwaltung Österreichs.

Die Teilnehmer:innen der Innovate Sprint können mit ihren Ideen Einiges bewirken. Wichtig ist uns dabei auch, dass wir als wertbasierte Verwaltung das Vertrauen in staatliche Strukturen aufrechterhalten. Das ist eine unserer Kernfunktionen.

Warum ist gerade die Innovate der richtige Ort, um diesen gemeinsamen Fortschritt zu erzielen?

Die Innovate ist wie ein Trainingslager: Natürlich kann ich meinen Sport alleine betreiben und ich kann darin alleine besser werden. Aber ich finde, es ist das Mindeste, einmal im Jahr gemeinsam zu “trainieren”, sich auszutauschen und sich gemeinsam auf zukünftige Challenges vorzubereiten.

Die Innovate ist also quasi ein Trainingslager für die Zukunft der Verwaltung?

Nicht nur: Die Innovate stellt alle, die über das Jahr an Innovation, Sicherheit und digitalem Fortschritt arbeiten, ins Rampenlicht. Die Innovate ist auch ein Stück weit ein Dankeschön für all die Arbeit, die geleistet wird. Und sie zeigt, dass tolle Konferenzen nicht nur etwas für die Privatwirtschaft sind, sondern dass es innovatives Denken und gemeinsames Schaffen auch im Bundeskontext gibt.

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