05.08.2022

Crypto Weekly #68: Zwei große Hacks – aber die Coinbase-Aktie auf Höhenflug

Diese Woche: Tausende Solana-Wallets wurden gehackt - nur wenige Tage, nachdem aus einer Blockchain-Brücke mittels Copy/Paste 190 Mio. Dollar gestohlen worden waren. Wie war die Hacks möglich? Außerdem: Coinbase mit dringend benötigten positiven Nachrichten. Die Kryptobörse kooperiert mit dem größten Vermögensverwalter der Welt.
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The logo of coinbase on a computer screen
Foto: Adobe Stock

Das brutkasten Crypto Weekly ist unser wöchentliches Briefing zum Kryptomarkt und kann hier als Newsletter abonniert werden. Jeden Freitag blicken wir auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück.


Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 23.100 US-Dollar (-3 % gegenüber Freitagmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.650 Dollar (-4 %)
  • BNB: 318 Dollar (+15 %)
  • Solana (SOL): 40 Dollar (-6 %)
  • Cardano (ADA): 0,50 Dollar (-1 %)

Bitcoin über 23.000 Dollar, Ethereum-Kursanstieg vorerst gestoppt

Nach der starken Vorwoche mit deutlichen Gewinnen nach der US-Zinsentscheidung blieb es diese Woche eher ruhig am Kryptomarkt. Bitcoin bewegte sich seit vergangenem Freitag in einer vergleichsweise engen Bandbreite zwischen 22.700 Dollar und 24.600 Dollar. Auf 7-Tagessicht ist das ein leichtes Minus.

Bei Ethereum fand der starke Kursanstieg der beiden Vorwochen vorerst ein Ende. Der Hype rund um den für September erwarteten Umstieg vom “Proof of Work”- auf den “Proof of Stake”-Konsensmechanismus hatte zuvor die Kurse stark angetrieben. Der “Merge” genannte Schritt soll in der kommenden Woche noch am letzten ausständigen Test-Netzwerk vollzogen werden. Am Ethereum-Mainnet könnte der Abschied vom Mining dann im September folgen – aus aktueller Sicht erscheint die Woche zwischen 19. bis 25. September wahrscheinlich. 

Die zuletzt starke Kursperformance dürfte zu einigen Gewinnmitnahmen geführt haben. Zudem wurden wieder einige Unsicherheitsfaktoren rund um den “Merge” stärker diskutiert – so etwa die Möglichkeit, dass Miner die derzeitige Ethereum-Blockchain als Hard Fork mit dem “Proof of Work”-Mechanismus weiter am Leben erhalten könnten. So wird es etwa vom chinesischen Miner Chandler Guo angedacht. Eine ähnliche Abspaltung gab es 2016 mit Ethereum Classic (ETC) – das technisch gesehen die ursprüngliche Ethereum-Blockchain darstellt und den “Merge” ebenfalls nicht mitmachen wird.

Tausende Solana-Wallets gehackt – doch Solana selbst ist unschuldig

Den stärksten Kursrückgang unter den großen Krypto-Assets verzeichnete diese Woche Solanas SOL-Token. Mit einem Minus von rund sechs Prozent gegenüber Freitag der Vorwoche fiel er aber nicht einmal so dramatisch aus – und das, obwohl die Smart-Contract-Plattform durch einen riesigen Hack in die Schlagzeilen geriet. 

Und zwar nicht irgendeiner. Denn betroffen waren nicht, – wie häufig in der Vergangenheit – irgendwelche Bridges, die das Transferieren von Assets von einer Blockchain auf die andere ermöglichen. Betroffen waren auch nicht irgendwelche Handelsplätze, auf denen man ohnehin keine Coins dauerhaft liegen lassen sollte. Nein, ganz im Gegenteil: Betroffen waren Wallets, aus denen unautorisiert Krypto-Assets abgezogen wurden.

Die Details: Nach Angaben von Solana wurden dabei knapp 7.800 Wallets angegriffen. Konkret genannt wurden die Wallet-Anbieter Slope und Phantom. Betroffen waren sowohl Mobile-Wallets als auch Wallets, die über Browser-Erweiterungen verwendet wurden – jedoch keine Hardware-Wallets. 

Wieder einmal Solana. Die Blockchain hatte in der Vergangenheit immer wieder Probleme. Seit vergangenem Jahr ging es sie mehrfach vorübergehend offline – im September 2021 sogar einmal für 18 Stunden. Kritiker sahen in Solana ohnehin schon immer eine klassische VC-Chain. Also eine Blockchain, die von Venture-Capital-Fonds gepusht wird, deren Dezentralität aber mehr Schein als Sein ist. Geht eine Blockchain (mehrfach!) offline, trägt das nicht gerade dazu bei, diesen Eindruck zu entkräftigen. 

Und auch Hacks gab’s im Solana-Ökosystem. Anfang des Jahres wurden 320 Mio. Dollar über eine Sicherheitslücke der Blockchain-Bridge Wormhole entwendet. Jetzt also wieder ein Hack.

Allerdings: Mittlerweile hat man herausgefunden, wie es zu dem Hack kommen konnte. Er ist auf die Wallet Slope zurückzuführen – genauer gesagt auf die Mobilversion der Wallet. Diese dürfte die Seed-Phrasen der User tatsächlich im Volltext – also unverschlüsselt – auf Servern gespeichert haben. Seed-Phrasen dienen zum Wiederherstellen von Wallets – und ermöglichen somit auch den Zugriff auf die jeweilige Wallet.

Das heißt: Auch wenn Solana aufgrund der diversen genannten Probleme ein leichtes Ziel abgibt – in diesem Fall war ein spezifischer Wallet-Betreiber verantwortlich. Das Solana-Netzwerk selbst war hier unschuldig. Die Blockchain wurde nicht gehackt. Was auch die vergleichsweise schwache Kursreaktion erklärt.

Un so bitter es für jeden einzelnen Betroffenen sicherlich ist – rein quantitativ haben die Hacker eine vergleichsweise geringe Beute erzielt. Trotz der hohen Anzahl an betroffenen Wallets dürften “nur” 4,5 Mio. Dollar gestohlen worden sein. Zum Vergleich: Nach Angaben des Portals rekt gab es alleine im laufenden Jahr 2022 schon fünf Hacks mit erbeuteten Summen von über 100 Mio. Dollar.

Nicht noch ein Hack – oh doch!

Apropos. Leider müssen wir noch ein bisschen beim Thema Hacks bleiben. Einer dieser fünf Hacks mit einer erbeuteten Summe im dreistelligen Millionenbereich ist nämlich auch diese Woche passiert – nur zwei Tage vor den Wallet-Hacks auf Solana.

Worum geht’s? Um Nomad. Das ist eine der eingangs bereits erwähnten sogenannten Bridges, die es – vereinfacht gesprochen! – ermöglichen, digitale Assets von einer Blockchain auf eine andere zu transferieren. Diese Bridges werden häufig von Anwendungen im Bereich Decentralized Finance (DeFi) eingesetzt. Gleichzeitig gelten sie vielen jedoch auch als potenzielles Sicherheitsrisiko. Einer der bekanntesten Vertreter dieser Kritik ist übrigens Ethereum-Gründer Vitalik Buterin, seine Einschätzung dazu ist hier nachzulesen.

Nun zu Nomad. Auch Nomad ermöglicht das Transferieren von Assets zwischen mehreren Blockchains, darunter Ethereum und Avalanche. Und Anfang der Woche ermöglichte die Bridge unbeabsichtigterweise auch das unautorisierte Abziehen von Assets aus dem Protokoll. Innerhalb weniger Stunden wurde so rund 190 Mio. Dollar entwendet.

Das Besondere dabei: Nach dem Angriff des eigentlichen Hackers sprangen hunderte weitere Accounts auf den Zug auf  weil man tatsächlich mittels Copy/Paste diese unerlaubten Transaktionen durchführen konnte. Warum der Hack überhaupt möglich war, ist mittlerweile ebenfalls genau bekannt – im Wesentlichen handelte sich um einen Programmierfehler in einem Smart Contract. Die genauen technischen Details kann man in diesem Twitter-Thread nachlesen.

Partnerschaft mit BlackRock: Coinbase-Aktie schießt nach oben

Wenn jemand gerade gute Nachrichten gebrauchen kann, dann Coinbase. Erst vergangene Woche wurde im Crypto Weekly über die neuerlichen Probleme der Kryptobörse mit der US-Börsenaufsicht berichtet. 

Und im Gegensatz zum Vorjahr kommen diese Troubles diesmal nicht in einer Boom-Phase. Sondern zu einem Zeitpunkt, an dem auch Coinbase selbst mit größeren Problemen zu kämpfen hat. Das Unternehmen kündigte Anfang Juni zunächst einen Einstellungsstopp an, nur um dies wenig später auf einen umfassenden Jobabbau auszuweiten.

Dazu der Aktienkurs: An ihrem ersten Handelstag im April 2021 wurde die Coinbase-Aktie zwischenzeitlich mit fast 430 Dollar gehandelt. Ende Juni 2022 war sie vorübergehend um weniger als 45 Dollar zu haben. Richtig gelesen, 45 Dollar – nicht 450 Dollar. Klar, dafür ist vor allem die schwache Kursentwicklung am Kryptomarkt verantwortlich.

Aber es gibt durchaus auch Coinbase-spezifische Gründe, die dazu beitragen. So gibt es etwa zunehmend Zweifel, ob Coinbase gegen den Konkurrenten FTX dauerhaft bestehen wird können. Und auch der vor wenigen Monaten gestartete Handelsplatz für Non-Fungible Token (NFTs) ist gefloppt.

Gute Nachrichten werden also dringend benötigt. Und diese Woche kam es endlich eine: Coinbase hat eine Partnerschaft mit BlackRock verkündet – dem größten Vermögensverwalter der Welt, der unter anderem auch hinter dem ETF-Anbieter iShares steht.

Bei der Partnerschaft geht es aber nicht um iShares, sondern um Aladdin, BlackRocks Plattform für institutionelle Anleger. Diese werden künftig über Aladdin Zugriff auf die Prime-Plattform von Coinbase haben.

An der Wall Street wurde die Nachricht bejubelt: Die Aktie schoss am Donnerstag vorbörslich kurzzeitig um 35 Prozent nach oben und wurde wegen der starken Volatilität vorübergehend sogar vom Handel ausgesetzt. Im regulären Handel sprang der Kurs erstmals seit Anfang Mai wieder über die Marke von 100 Dollar. Zu Handelsschluss stand schließlich ein Plus von 10 Prozent auf knapp 89 Dollar. Nur um Missverständnisse auszuschließen: Damit liegt der Kurs noch immer weiter unter den 430 Dollar vom April 2021. Aber mittlerweile auch wieder klar über den im Juni erreichten 44 Dollar.

Der Kontext: Der (erwartete) Einstieg von institutionellen Anlegern wie Vermögensverwalter, Banken oder Fonds in den Kryptomarkt war einer der Treiber des vergangenen Bullenmarkts 2021. Klar, denn diese Investoren bewegen wirklich große Summen. 

Mit dem Kurseinbruch und monatelangen Bärenmarkt ist es um das Thema jedoch wieder ruhiger geworden. Daher ist die nun verkündete Partnerschaft ein starkes Signal – für Coinbase, aber auch für die Krypto-Branche generell.


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omami Gründerin Christina Hammerschmid
omami-Gründerin Christina Hammerschmid (c) omami

Obwohl das Startup omami erst letztes Jahr in Berlin gegründet wurde, verkauft es seinen Kichererbsen Tofu bereits jetzt schon erfolgreich im gesamten DACH-Raum. Das liegt vor allem an Gründerin Christina Hammerschmid und ihrer 20-jährigen Erfahrung in der Lebensmittelbranche. brutkasten hat mit der Wienerin über ihren Werdegang gesprochen und warum sie lieber Kichererbsen als Soja verwendet.

Vor knapp 17 Jahren kam Christina Hammerschmid für ihren damaligen Arbeitgeber Vöslauer nach Berlin und ist bis heute geblieben: “Ich habe mich tatsächlich in die Stadt verliebt. Für mich war Wien zwar attraktiv, doch damals war Berlin internationaler – und auch ein bisschen rougher. Da war einfach die Startup Szene zuhause.”

2013 wechselte Hammerschmid zu Veganz und sammelte ihre ersten Erfahrungen im Planed-based Food Market – aber auch in der Welt der Startups.


Tofu ist nicht nur Soja

Auch wenn Tofu bereits eine jahrtausend alte Geschichte hat, kam es erst in den 1980er Jahren in der westeuropäischen Essenskultur an – vor allem als Fleischersatz. Doch Tofu ist für Christina Hammerschmid mehr als das. Denn obwohl sich beim Fleischersatz in den letzten zehn Jahre wahnsinnig viel geändert hat, ist die Innovation beim Tofu ausgeblieben. Zusätzlich wird Tofu auch mit Soja assoziiert, weshalb viele Menschen glauben, dass auch in anderen veganen Produkten Soja enthalten ist.

Das will Christina Hammerschmid mit ihrem Team ändern. Sie ließ sich vom asiatischen Food Market inspirieren – dort gibt es eine ganze Bandbreite an Tofu.

“Konsistenz ist ein Thema. Deutsche oder Österreicher mögen es nicht, wenn es quietscht oder bröckelt”, auch wegen des eintönigen Geschmacks kommt Tofu in Europa nicht gut an, meint Hammerschmid, “aber Tofu ist wie eine Leinwand, die bemalt werden muss. Er ist wie ein Schwamm, der jedes Aroma aufsaugt.”

Die Geschmack tragende Marinade der omami Kichererbsen-Tofus besteht ebenfalls aus Kichererbsen. Dafür verwendet omami drei Zutaten: Salz, Wasser, und Pilze, die auf Kichererbsen-Basis angesetzt werden. Durch die Pilze entsteht eine natürliche Fermentation. “Durch Fermentation entsteht angenehme, fünfte Umami-Geschmack, den wir nicht richtig beschreiben können. Unser Tofu saugt diesen Geschmack auf. Und er ist auch unser Namensgeber”, so Hammerschmid. Für die Produkte von omami experimentierte Christina Hammerschmid viel mit Fermentation. Mit der Universität für Bodenkultur Wien kooperiert omami zum Stärkeprofil von Kirchererbsentofu.

“Unser Businessplan ist durchaus ambitioniert”

Ihre jahrelange Erfahrung im Consumer-Good-Bereich half Christina Hammerschmid auch beim Markenaufbau von omami. “Unser Pitch für den Handel war gut vorbereitet. Es war eher eine Wackelpartie, ob wir das Produkt hinbekommen für den Market Launch, weil wir bereits Rewe und Billa Plus erreichten, bevor das Produkt so wirklich ready war”, meint Hammerschmid.

Bei der Wachstumsfinanzierung griff Hammerschmid auf bereits vorhandene Kontakte im Venture-Bereich zurück, so auch auf die Wiener Holding New Originals Company: “Das ist unter Matthias Kröhn, der im Management tätig ist. Wir haben am Ende gemeinsam zum Thema Tofu gepitcht, weil auch er die Vision teilt, dass Tofu absolut unterschätzt ist. Daraus ist eine Holding entstanden und wir haben die Finanzierung aufgestellt.”

Das mittelfristige Wachstum sei vorerst abgesichert. Doch für die Zukunft möchte Christina Hammerschmid noch mehr Menschen in die Profit Kategorie Tofu ziehen: “Unser Businessplan ist durchaus ambitioniert, weil wir die Zahlen ganz gut kennen und wissen, dass wir nicht nur innerhalb der Kategorie wachsen wollen.”

Um zu expandieren will omami zwar “relativ schnell” nach Nordeuropa gehen, doch Christina Hammerschmid kennt hier die Grenzen. “Lebensmittel von ganz Europa zu verschiffen, besonders frische Lebensmittel, da gibt es einfach Limits. Gerade was das Consumer Verhalten angeht”, erklärt Hammerschmid.

Nachhaltige Zielgruppe von omami

Christina Hammerschmid weiß, dass sich der Markt verändert. Deshalb möchte sie omami bei der Gen Z positionieren – denn für diese ist Nachhaltigkeit besonders wichtig. Auch wenn die Essgewohnheit in Österreich noch “ein bisschen mehr am Schnitzel ist” als in Deutschland, gibt es heute mehr Plant-based als noch vor zehn Jahren.

“Die junge Generation hat einen ganz anderen Zugang damit, Fleisch nicht mehr täglich zu konsumieren”, sagt Hammerschmid. Ihnen fehlt die Referenz zum tierischen Produkt und der ursprüngliche Trend von Tofu als Fleischersatz ist vorbei. Hammerschmid sieht dies nun als Chance für neue Plant-Based Produkte mit einem eigenen Geschmacksprofil.

Auch in Sachen Biodiversität sieht Hammerschmid eine große Chance in den Kichererbsen, denn diese binden Stickstoff im Boden. Mit Aufkommen des Kunstdüngers in den Achtzigern kam zwar der Rückgang der Hülsenfrüchte, doch EU weite Initiativen haben das Ziel, die regenerative Landwirtschaft zu fördern.

Wie viele Food-Startups kauft omami seine Kichererbsen aktuell noch aus ganz Europa zu – je nach Qualität und Verfügbarkeit. Doch für die Zukunft hat Hammerschmid das Ziel nur noch regional zu sourcen. Wichtig ist, dass die Qualität an Kirchererbsen stimmt.

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