22.04.2022

Crypto Weekly #53: Warum LUNA, Tron, Monero und ApeCoin gerade steigen

Wenig Bewegung diese Woche bei Bitcoin und Ethereum - dafür ging es für den Terra-Token LUNA wieder nach oben. In der zweiten Reihe verzeichneten Tron, Monero und ApeCoin starke Zugewinne. Wir beleuchten alle Hintergründe.
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Logo und Schriftzug von Terra und LUNA
Foto: Adobe Stock

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Wie immer starten wir dabei mit einem Blick auf…


Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 40.400 US-Dollar (+/- 0 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 3.000 Dollar (-1 %)
  • Solana (SOL): 101 Dollar (+/-0 %)
  • Terra (LUNA): 96 Dollar (+17 %)
  • Avalanche (AVAX): 75 Dollar (-2 %)

Bitcoin weiter bei 40.000 Dollar, Ethereum bei 3.000 Dollar…

Die Ausgangslage: Nach einer starken zweiten Märzhälfte ist es am Kryptomarkt in den ersten beiden April-Wochen wieder abwärts gegangen. Das setzte sich in der vergangenen Woche nun nicht mehr fort – ein starke Gegenbewegung nach oben blieb am Gesamtmarkt aber ebenfalls aus. 

Die Zahlen: Bitcoin (BTC) bewegte sich seit vergangenem Freitag in einer vergleichsweise engen Range zwischen 38.600 und 41.700 US-Dollar. Und was bei Bitcoin die 40.000-Dollar-Marke ist, das sind bei Ethereum (ETH) die 3.000 Dollar. Um diese Schwelle bewegte sich der Ether-Kurs diese Woche – er schwankte dabei zwischen 2.900 und etwas unter 3.200 Dollar.

Der Kontext: Weiterhin hängt der Kryptomarkt am US-Aktienmarkt. Sowohl für Bitcoin als auch an der Nasdaq ging es am Montag und Dienstag aufwärts, am Mittwoch, Donnerstag und Freitag dagegen wieder nach unten. Dominant sind nach wie vor Themen auf der Makroebene – der Krieg in der Ukraine, aber auch die hohe Inflation und damit verbunden die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Deren nächste Zinssitzung steht im Mai an – und diese Woche hat Notenbank-Chef Jerome Powell angedeutet, dass die Fed dabei den Leitzins um vergleichsweise starke 0,50 Prozentpunkte anheben könnte.

….aber LUNA steigt nach schwacher Vorwoche nun um 17 Prozent

Unter den größten Kryptowährungen verzeichnete lediglich der LUNA-Token des Terra-Projekts auf 7-Tage-Sicht einen größeren Kursanstieg von rund 17 Prozent. Dieses Plus muss man jedoch im Kontext sehen: In der Vorwoche war der Kurs um rund 20 Prozent zurückgegangen – insofern relativiert sich auch der am ersten Blick starke Anstieg etwas.

Allerdings hat der LUNA-Token sich in den vergangenen Wochen und Monaten durchaus immer wieder vom Gesamtmarkt abkoppeln können. Viele der großen Kryptowährungen hatten im vergangenen November Allzeithochs erreicht, sind aktuell aber von diesen weit entfernt. LUNA dagegen stieg Anfang April auf einen neuen Höchstwert von über 90 Dollar.

Der Hintergrund: Der Kurs dürfte dabei vor allem von einem Thema profitiert haben – den massiven Bitcoin-Investments, von Terra-Gründer Do Kwon mit seiner Non-Profit-Organisation Luna Foundation Guard (LFG). Sie dienen als Währungsreserve für UST, den größten Stablecoin des Terra-Ökosystems. Dieser ist ein sogenannter algorithmischer Stablecoin, dessen Koppelung an den US-Dollar über das Protokoll sichergestellt werden soll. 

Wie das funktioniert: Grob gesagt werden dazu beim Minten von UST im Gegenzug automatisch LUNA-Token vernichtet. Die Bitcoin-Reserven sollen als zusätzliche Sicherheitsebene dienen. Sollte der eigentliche Mechanismus scheitern und der UST-Kurs unter 1 Dollar fallen, könnte LFG mit den Bitcoin UST kaufen und so den Kurs stützen. Also ganz ähnlich wie es Zentralbanken mit traditionellen Währungsreserven machen, wenn sie einen Wechselkurs stützen wollen. Neben Bitcoin hat Kwon dazu übrigens auch Investments in den AVAX-Token des Avalanche-Projekts angekündigt.

Ob die Reserven in Krisensituation dann tatsächlich dazu führen werden, dass die Koppelung des UST an den Dollar aufrecht erhalten werden kann, wenn der eigentliche Mechanismus scheitert, wird sich erst weisen müssen. Der Optimalfall für Terra wäre aber klarerweise, wenn es gar nie dazu käme. 

Auf einer anderen Ebene war die Maßnahme jedenfalls ein Erfolg: Sie hat Aufmerksamkeit für Terra und UST geschaffen. Und sogar einige Bitcoin-Maximalisten – die ja nun wirklich nicht für ihr Wohlwollen gegenüber anderen Coins bekannt sind – äußerten sich positiv dazu.

Tron-Gründer kündigt eigenen algorithmischen Stablecoin an, TRX steigt um 11 Prozent 

Und auch jemand anderen dürfte die Angelegenheit überzeugt haben: Justin Sun. Der durchaus umstrittene Gründer des Blockchain-Projekts Tron kündigte nämlich diese Woche an, dass der Tron-DAO ab 5. Mai einen eigenen algorithmischen Stablecoin ausgeben wird. Das Kürzel UST läge auch hier nahe, aber das hat ja bereits Terra – und USDT gehört dem nach wie vor größten Stablecoin Tether. Der Tron-Stablecoin wird daher USDD heißen, wobei das zweite D für “dezentralisiert” steht. Trons TRX-Token stieg seit vergangenem Freitag um 11 Prozent.

Der Plan: Der USDD wird dabei vom TRX-Token gestützt werden – der Mechanismus soll dabei im Wesentlichen so funktionieren wie zwei Absätze weiter oben für Terra und UST beschrieben. Der Stablecoin wird auf dem TRON-Netzwerk laufen und über ein Cross-Chain-Protokoll auch auf Ethereum sowie der Binance-Chain BNB verfügbar sein. 

Wie Terra-Gründer Kwon will auch Sun dabei eine zusätzliche Sicherheitsebene für die Dollar-Koppelung des USDD einziehen – in Form von Währungsreserven. Dazu plant der Tron DAO die Aufnahme von 10 Mrd. US-Dollar in den nächsten sechs bis zwölf Monaten. Kommen soll das Geld von “prominenten Akteuren der Blockchain-Branche” richten, heißt es in der Ankündigung.

Der Kontext: Terras UST ist mittlerweile – nach Tether und Circles USDC – der drittgrößte Stablecoin. Und Stablecoins haben im vergangenen halben Jahr starken Zulauf erfahren – wohl auch wegen der Abwärtsbewegung am Kryptomarkt. Dass Stablecoins zudem in der traditionellen Finanzbranche angekommen sind, zeigte zuletzt auch wieder der im Crypto Weekly #52 thematisierte Einstieg von BlackRock bei Circle.

Doch während sich große Finanzkonzerne mit herkömmlichen Stablecoins beschäftigen, sind in der Kryptobranche algorithmische Stablecoins eines der heißesten Themen geworden. Der Grund: Durch den automatisierten Koppelungsmechanismus sind sie in der Theorie viel unabhängiger von Gründerunternehmen – und somit dezentraler – als klassische aktiv gemanagte Stablecoins.

Gerade vor dem Hintergrund der jahrelangen Kontroversen um den größten Stablecoin Tether gilt das vielen als entscheidender Pluspunkt: Tether ist es bis heute nicht gelungen, die Zweifel daran auszuräumen, ob der Stablecoin tatsächlich 1:1 mit Dollar-Reserven hinterlegt ist. Auch algorithmische Stablecoins haben ihre Kritiker, die hinter dem Konzept ein “Ponzi-Scheme” sehen. Klar ist auch: Jene algorithmischen Stablecoins, die über eine große Reserve verfügen, werden es in Krisensituation sicherlich leichter haben, ihre Kopplungen an den Dollar aufrecht zu erhalten. Die Bewährungsprobe steht aber noch aus.

Auch Privacycoin Monero mit starker Wochenperformance

Ein noch stärkeres 7-Tages-Plus als Tron verzeichnete Monero (XMR). Der Wert des auf Privatsphäre fokussierten Coins stieg seit vergangenem Freitag um rund 15 Prozent. Monero liegt mit einer Marktkapitalisierung von rund 5 Mrd. Dollar aktuell auf Platz 30 der größten Kryptowährungen. 

Die Älteren werden sich erinnern, Monero war auch schon im Hype Cycle 2017/18 mit von der Partie – das Anfang Jänner 2018 erreichte Allzeithoch von 542 Dollar konnte XMR später nie mehr erreichen. Im folgenden “Kryptowinter” ging es auf unter 50 Dollar abwärts. Im Bull Run 2021 stieg der Kurs noch einmal auf rund 480 Dollar. Danach ging es jedoch wieder abwärts, im Februar wurde der Coin nur mehr bei 150 Dollar gehandelt.

Diese Woche gab der XMR-Kurs aber wieder ein starkes Lebenszeichen von sich. Zuletzt stand er bei 271 Dollar. Hintergrund könnte ein anstehendes Upgrade sein: Am 16. Juli soll es zu einem Hard Fork kommen, der sowohl die Privatsphäre als auch die allgemeine Performance des Netzwerks verbessern soll, wie aus einer Ankündigung auf GitHub hervorgeht. Eine solche Kursreaktion ist nichts Überraschendes: Immer wieder verzeichneten Coins starke Kursgewinne, nachdem konkrete Daten für größere Upgrades bestätigt werden. 

Außerdem: Aufmerksamkeit kam Monero diese Woche auch wegen einer anderen Angelegenheit zu XRM-Fans haben in einem Reddit-Posting dazu aufgerufen, anlässlich des achten Geburtstags von Monero am 18. April sämtliche XMR-Coins, die auf Börsen liegen, von diesen abzuziehen.

Die Initiatoren werfen den Börsen vor, ihre XMR-Bestände nicht richtig darzustellen und XMR-Token zu verkaufen, die sie nicht tatsächlich besitzen würden – weil ohnehin die meisten Käufer ihre Token nicht von der Börse abziehen würden. Mit der “Monerun” (in Anlehnung an einen “Bank Run”) genannten Protestaktion sollte dies aufgezeigt werden. 

Und auch für ApeCoin ging es diese Woche deutlich nach oben

Ungefähr vier Wochen ist der ApeCoin (APE )nun handelbar. Der Token gehört zum “Bored Ape Yacht Club” (BAYC), einem der bekanntesten NFT-Projekte überhaupt – dementsprechend war der Start mit Spannung erwartet worden. Die 

NFT-Kollektion des BAYC umfasst rund 10.000 Bilder von gelangweilten Affen – und jeder Besitzer eines solchen NFTs bekam per Airdrop 10.000 APE zugeteilt. Nach einem erwartungsgemäß sehr volatilen Handelsstart pendelte sich der Kurs des Tokens im April zuletzt zwischen 10 und 13 Dollar ein. 

Diese Woche ging es dann aber deutlich bis auf über 17 Dollar nach oben. Zwischenzeitlich lag der APE-Kurs gegenüber dem Vortag rund 40 Prozent im Plus. Gegen Ende der Woche gab er die Gewinne teilweise wieder ab, stand mit rund 14 Dollar am Freitagnachmittag aber noch immer 17 Prozent höher als am Freitag der Vorwoche.

Der Hintergrund: Der Kurs dürfte vor allem von Spekulationen über neue Metaverse-Projekte von Yuga Labs, dem Unternehmen hinter dem BAYC, getrieben worden sein. Auf Twitter machten Gerüchte die Runde, dass Yuga Labs demnächst mit Verkäufen von virtuellen Grundstücken im angekündigten Metaverse-Projekt Otherside beginnen würde. Demnach sollen Auktionen beginnend ab 600 APE (also aktuell rund 8.400 Dollar) geplant sein. Offiziell bekannt ist dazu aber noch nichts.

Yuga Labs hatte, wie berichtet, das Otherside-Metaverse bereits im März angekündigt. Damals wurde ein Start im April in Aussicht gestellt – ohne aber Details zu nennen. Der ApeCoin wird offiziell nicht von Yuga Labs selbst herausgegeben, sondern vom ApeCoin DAO – also einer eigens geschaffenen dezentralen autonomen Organisation. Allerdings hatte Yuga bereits zum APE-Start angekündigt, ApeCoin für alle neuen Produkte und Dienstleistungen einsetzen zu wollen. 

Sollten sich die Gerüchte also bestätigen, wäre dies also keine Überraschung. Dass APE im Otherside-Projekt eine Rolle spielen wird, davon war ohnehin auszugehen. Dennoch treiben solche Gerüchte – oder in weiterer Folge auch tatsächliche Ankündigungen – immer wieder die Kurse. Sollten die Pläne also demnächst konkreter werden, könnte dies durchaus den Kurs noch einmal stützen. Aktuell liegt APE übrigens mit einer Marktkapitalisierung von rund 4 Mrd. Dollar auf Platz 33 der größten Kryptowährungen – und damit mittlerweile auch vor dem anderen großen Metaverse-Token MANA von Decentraland.

Weitere News diese Woche:

  • Die vom brutkasten produzierte Show “Late Night Bitcoin” mit Niko Jilch und Bitcoin-Artist Bluma Berlin hat gestern ihre Premiere gefeiert. Nachsehen kann man die erste Folge hier.   
  • Der US-Neobroker Robinhood startet einen neuen Anlauf zur Expansion nach Europa und übernimmt die britische Krypto-Börse Ziglu. Zu unserem Artikel dazu geht es hier.
  • Bitpanda bietet vier weitere börsengehandelte Schuldverschreibungen (ETNs) – zu Ethereum, Solana, Cardano und Polkadot – an der Frankfurter Börse an. Die Details gibt’s hier.

Hier geht’s zu allen Folgen des brutkasten Crypto Weekly


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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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