01.04.2022

Crypto Weekly #50: Bitcoin-Jahreshoch, LUNA-Allzeithoch – und der 625-Mio.-Dollar-Hack

Trotz fallender Kurse am Freitag hielt die Erholung am Kryptomarkt diese Woche an. Außerdem: Was hinter dem Solana-Kursanstieg steckt. Was der Beschluss des EU-Parlaments zu selbstverwalteten Wallets bedeutet. Und warum der Axie-Inifity-Hack besonders brisant ist.
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Axie Infinity
Foto: Adobe Stock

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Wie immer starten wir dabei mit einem Blick auf…


..die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 45.100 US-Dollar (+1 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 3.300 Dollar (+4 %)
  • Binance Coin (BNB): 431 Dollar (+3 %)
  • Cardano (ADA): 1,13 Dollar (+/-0 %)
  • Solana (SOL): 124 Dollar (+20 %)
  • Terra (LUNA): 102 Dollar (+9 %)

Bitcoin fällt von 48.000 Dollar wieder zurück, LUNA mit Allzeithoch

Zum Wochenausklang fielen zwar die Kurse, insgesamt hat sich die Erholung am Kryptomarkt in den vergangenen sieben Tagen jedoch fortgesetzt. Nach mehreren schwierigen Monaten sind die Anleger wieder etwas zuversichtlicher geworden. Die bestimmenden Themen der vergangenen Wochen waren eindeutig auf der Makroebene angesiedelt – einerseits der Ukraine-Krieg, andererseits die steigenden Zinsen in den USA. Und beigelegt ist beides nicht. Dennoch hat sich die Aufmerksamkeit am Markt zuletzt etwas wegverlagert – was sich in steigenden Kursen niederschlug.

Sehen wir uns etwa Bitcoin an: Hier stieg der Kurs am Montag auf über 48.000 Dollar. Diese Marke war davor zuletzt am 31. Dezember 2021 überschritten worden – womit der Kurs also für 2022 einen Höchststand erreicht hat. Noch besser verlief die Woche für den Terra-Token LUNA: Er stieg am Mittwoch bis auf 110 Dollar und erreichte damit überhaupt ein neues Allzeithoch.

Und damit sind wir auch schon beim Thema. Denn kaum etwas wurde zuletzt am Markt intensiver diskutiert als die Bitcoin-Investitionen der Luna Foundation Guard (LFG). Hintergrund: Schon länger ist bekannt (und wurde auch hier im Crypto Weekly berichtet), dass der größe Stablecoin des Terra-Ökosystems, UST, zum Teil mit Bitcoin-Reserven hinterlegt werden soll. Terra-Gründer Do Kwon – sowohl CEO der LFG als auch von Terraform Labs – bestätigte diese Woche gegenüber Bloomberg, dass LFG seit Ende Jänner bereits über 1 Mrd. US-Dollar in Bitcoin gesteckt hat. Alleine am vergangenen Monat wurden 135 Mio. Dollar investiert. 

Den jüngsten Kursanstieg alleine auf Kwons Käufe zurückzuführen, wäre angesichts der Relation der Investitionen zu den täglichen Bitcoin-Handelsvolumina übertrieben. Aber die Signalwirkung hat sicherlich zur aufgehellten Stimmung am Markt beigetragen. Zumal Kwon nun auch gesagt hat, dass die Bitcoin-Reserven von UST langfristig bis auf 10 Mrd. Dollar steigen könnten.

Ein anderer alter Bekannter hat diese Woche übrigens auch weitere Bitcoin-Investments angekündigt: Michael Saylor, dessen Unternehmen MicroStrategy mehr Bitcoin hält als jedes andere. Laut Zahlen der Plattform bitcointreasuries.net sind es aktuell 125.000 Bitcoin – nach aktuellem Marktwert also fast 6 Mrd. Dollar. Saylor will mit MicroStrategy nun weitere 205 Mio. Dollar aufnehmen, um diese wieder in Bitcoin zu investieren.

Solana mit starker 7-Tages-Performance

Die stärkste 7-Tages-Performance unter den größten Coins wiesen aber weder Bitcoin noch LUNA auf – sondern Solana. Um satte 20 Prozent ging es seit vergangenem Freitag nach oben. In er Vorwoche war der Kurs erstmals seit Anfang März wieder über die 100-Dollar-Marke gestiegen. Nun ging es weiter nach oben. Mit 124 Dollar steht der SOL-Token aber noch immer weit unter dem Rekordhoch von 260 Dollar – das im vergangenen November erreicht worden war.

Positiv ausgewirkt haben dürfte sich eine Ankündigung von OpenSea: Der führende NFT-Handelsplatz gab diese Woche bekannt, im April Solana-basierte NFTs auf seine Plattform aufzunehmen. Dass es dazu kommen würde, war schon seit Monaten gemutmaßt worden – nicht umsonst betitelte OpenSea die Ankündung ironisch als “the best kept secret in web”.

EU-Parlament stimmt für Identitätsprüfung bei privat verwalteten Wallets

Von der regulatorischen Seite kam diese Woche dagegen Gegenwind. Am Donnerstag haben zwei Ausschüsse im EU-Parlament für einen umstrittenen Vorschlag gestimmt, der starke Einschränkungen für selbstverwaltete Wallets bringen soll. 

Die Fakten: Konkret sollen Anbieter von Krypto-Dienstleistungen – etwa Börsen – verpflichtet werden zu prüfen, wer hinter einer selbstverwalteten Wallet steht, wenn auf diese oder von dieser überwiesen wird. Ist eine solche Prüfung nicht möglich, dürften dann keine Überweisungen durchgeführt werden.

Der Kontext: Nicht betroffen ist klarerweise jeder, der Krypto-Assets beispielsweise bei Bitpanda oder Coinbase kauft und sie dort liegen lässt. Die Anbieter kennen die Identität der Person ja bereits. Klar ist aber auch: Wer sich ernsthaft mit Krypto-Assets beschäftigt, macht genau dies nicht. Sondern kauft die Coins bei einer Börse und verlagert sie dann umgehend in die eigene Wallet. Ob eine solche Wallet aber tatsächlich die eigene ist oder die von jemand ganz anderen, ist für die Börse ohne weitere Prüfung natürlich nicht nachvollziehbar. Und genau das soll die neue Regulierung nun ändern. 

Wie das in der Praxis genau umgesetzt werden soll, ist noch offen. Eine Befürchtung dabei: Manche Anbieter könnten zum Schluss kommen, dass solche Prüfungen zu aufwendig sind und deshalb gleich gar keine Transaktionen zu selbstverwalteten Wallets mehr erlauben. Das wäre natürlich ein massiver Einschnitt. 

Allerdings: Durch ist die Sache noch nicht. Zwar hat das Parlament nun einen Entwurf beschlossen – aber eben nur das Parlament. Jetzt starten erst noch die Verhandlungen mit zwei weiteren wichtigen EU-Institutionen, der Kommission und dem Ministerrat. 

Der bekannt Bitcoin-freundliche deutsche Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler von der Regierungspartei FDP setzt etwa darauf, dass sein Parteifreund Finanzminister Christian Lindner “diesen Unsinn im Trilog mit EP und Kommission noch verhindern kann”, wie er auf Twitter schrieb.

625 Mio. Dollar bei Hack von Axie-Infinity-Blockchain erbeutet

Doch nicht von regulatorischer Seite gab es diese Woche Unerfreuliches zu berichten: Es gab leider auch wieder einen massiven Hack im Kryptobereich – und zwar im Bereich des Krypto-Gamings. 

Die Fakten: Spricht man vom Themenbereich Krypto und Gaming, fällt ein Name mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: Axie Infinity. Das NFT-Game hat wie kaum ein anderes zur Popularität des – in der Gaming-Community durchaus umstrittenen – “Play to earn”-Modells beigetragen. In die Schlagzeilen kam Axie Infinity diese Woche aber aus einem anderen Grund – und zwar wegen eines massiven Hacks.

Dazu muss man Folgendes wissen: Axie Infinity läuft auf der Ronin-Blockchain, einer Sidechain des Ethereum-Netzwerks. Mittels einer Bridge können Assets von anderen Blockchains auf die Ronin-Chain übertragen werden. So transferiert man etwa Ether (ETH) oder den Stablecoin USDC auf das Ronin-Netzwerk und kann dann etwa NFT-basierte In-Game-Items von Axie Infinity kaufen. 

Genau diese Bridge hat sich nun als Schwachstelle erwiesen: Ein Hacker konnte 173.600 Ether (aktuell ungefähr rund 600 Mio. Dollar) sowie rund 25 Mio. USDC von der Blockchain abziehen.

Der Kontext: Der Hack ist aus mehreren Gründen besonders brisant: Einerseits ist natürlich die Summe enorm. Es handelt sich dabei um einen der größten Krypto-Hacks überhaupt. Das Portal Rekt, das Hacks aus dem DeFi-Bereich dokumentiert, weist ihn nun auf der unrühmlichen Spitzenposition aus – vor dem Poly-Network-Hack im Oktober und dem Wormhole-Hack im Februar, bei denen allerdings die erbeuteten Beträge großteils entweder wiederhergestellt oder ersetzt wurden.

Apropos Wormhole. Da sind wir gleich beim zweiten brisanten Aspekt. Denn wie schon beim Wormhole-Hack war wieder eine Cross-Chain-Bridge betroffen. Und die stehen schon länger in der Kritik – als potenzielle Sicherheitslücken. Ethereum-Gründer Vitalik Buterin hatte dies beispielsweise im Jänner in einem längeren Reddit-Posting thematisiert. 

Seine Schlussfolgerung: Wir steuern zwar auf eine “Multi-Chain”-Welt zu, nicht aber auf eine “Cross-Chain”-Welt. Heißt: Mehrere große Blockchains werden nebeneinander existieren, aber eben nebeneinander und nicht ineinander verwoben. An diese Stelle sollte man aber erwähnen, dass sich beim Wormhole-Hack dann herausgestellt hat, dass das Problem ein Smart-Contract-Bug war und nicht die Sicherheitsarchitektur per se. Dass wir nun aber wieder einen massiven Hack in Zusammenhang mit einer Bridge erlebt haben, wird die Diskussion sicherlich weiter anheizen. 

Weitere News diese Woche:

  • Die Krypto-Startups Blockpit und TMIA (NodeVenture), sowie die Blockchain-Company Akarion bilden gemeinsam den „Danube Blockchain Hub“ in der Linzer Tabakfabrik. Zum Artikel geht’s hier.   
  • Blockchain.com ist nach einer Series-D-Finanzierungsrunde mit einer Bewertung von 14 Mrd. Dollar jetzt ein „Decacorn“. Zu unserem Artikel dazu geht es hier.
  • Das Wiener Krypto-Startup Riddle&Code hat gemeinsam mit Wien Energie das Joint Venture Riddle&Code Energy Solutions gegründet und mit Kai Siefert dafür nun einen neuen Leiter gefunden. Alle Details dazu gibt’s in unserem Artikel.

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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