08.10.2021

Crypto Weekly #27: Bitcoin erreicht im “Uptober” höchsten Stand seit Mai

Seit Beginn des neuen Monats ging es am Kryptomarkt deutlich nach oben - besonders bei Bitcoin. Außerdem diese Woche: Hochrangige Absagen an Krypto-Verbote in den USA. Erste dezente Hinweise auf eine Entkoppelung von Krypto- und Aktienmarkt. Gröbere Probleme beim DeFi-Protokoll Compound. News zu Bitpandas White-Label-Lösung. Und mehr.
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Bitcoin
Foto: Adobe Stock

Im brutkasten Crypto Weekly blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Die 27. Ausgabe starten wir, wie immer, mit einem Blick auf die…

…die Kurstafel:

NameKurs7-Tages-Performance
BitcoinBTC55.600 Dollar+17%
EthereumETH3.600 Dollar+13%
CardanoADA2,28 Dollar+2,3%
Binance CoinBNB434 Dollar+10 %
XRPXRP1,08 Dollar+6 %
DogecoinDOGE0,25 Dollar+17 %
PolkadotDOT34 Dollar+11 %
SolanaSOL165 Dollar+9 %
TerraLUNA45 Dollar+18 %
UniswapUNI26 Dollar+2%
Alle Daten sind von coinmarketcap.com und am Stand vom Freitagnachmittag/Kursveränderungen gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche

Bitcoin über 55.000 Dollar

Es scheint ganz so, als hätte der Kryptomarkt nur auf den Monatswechsel gewartet: Nach dem schwachen September ging es für den Markt bereits am vergangenen Freitag, also den 1. Oktober, deutlich nach oben. Schnell war das Schlagwort vom “Uptober” im Umlauf. Und die folgenden Tage zeigten, dass mit diesem Pump das Ende noch nicht erreicht war.

In der neuen Woche ging es weiter aufwärts, speziell der Mittwoch verlief noch einmal stark. Bitcoin stieg bis auf über 55.500 Dollar und erreichte damit den höchsten Stand seit dem Crash im Mai. Nach einer leichten Gegenbewegung am Donnerstag ging es am Freitagnachmittag dann sogar bis auf knapp 56.000 Dollar nach oben. Die Marktkapitalisierung des gesamten Kryptomarkts stieg wieder auf über 2 Billionen US-Dollar und lag zuletzt bei etwa 2,3 Billionen. Das schürt nun auch die Hoffnung auf eine Jahresendrally.

Was steckt hinter den Kursanstiegen? Einen unmittelbaren und eindeutigen Auslöser gab es keinen. Die jüngste Unsicherheit um das erneute Vorgehen Chinas gegen Kryptowährungen dürfte jedoch weitgehend verflogen sein. “Nach einigen schlechten Nachrichten in den vergangenen Wochen hat sich das Momemtum in den vergangenen Tagen verändert”, sagte etwa Marc Bernegger von der Schweizer Crypto Finance Group. Der makroökonomische Ausblick habe sich stark verbessert.

Absagen an Krypto-Verbote von Gensler und Powell eher symbolisch…

Und auch ansonsten gab es einige kleinere positive Nachrichten: So sagte etwa Gary Gensler, der Chef der US-Börsenaufsicht Security and Exchange Commission (SEC) bei einer Anhörung vor dem US-Kongress, dass seine Behörde kein Verbot von Kryptowährungen wie in China plane. Ein solches würde ohnehin in den Aufgabenbereich des Kongresses fallen, führte Gensler aus. Auch der Chef der Notenbank, Jerome Powell, äußerte sich diese Woche ähnlich. Die USA hätten “keine Absichten”, Kryptowährungen für illegal zu erklären.

Ob ein solches Verbot überhaupt durchsetzbar wäre, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt. Auch ist wohl niemand davon ausgegangen, dass die USA in naher Zukunft ähnliche Maßnahmen wie China implementieren würden. Beide Aussagen hatten also eher Symbolcharakter und weniger Neuigkeitswert. Aber dennoch: Speziell Gensler ist in den vergangenen Wochen immer wieder mit Aussagen zu Krypto-Regulierung aufgefallen, über die die Branche wenig erfreut war. Da kommen Statements, die zumindest positiv interpretierbar sind, nicht ungelegen.

…wieder Vermutungen um Bitcoin-ETF…

Außerdem wurde kamen diese Woche wieder Vermutungen auf, dass in den USA demnächst ein Bitcoin-ETF genehmigt werden könnte. Aktuell ist dort noch keiner zugelassen – allerdings liegen 13 Anträge auf Zulassung bei der SEC. ETFs spielen insbesondere in den kapitalmarktaffinen USA eine sehr große Rolle – weil sie günstige und diversifizierte Investments ohne großen Aufwand ermöglichen. Derzeit sind ETF-Anlegern in den USA Bitcoin-Investments noch verwehrt. Würde sich dies ändern, könnten neue Anlegergruppen Zugriff auf den Kryptomarkt erhalten.

Dem ETF-Experten Eric Balchunas von Bloomberg zufolge könnte am 18. Oktober nun erstmals eine entsprechende Genehmigung erteilt werden – und zwar für einen Fonds namens “ProShares Bitcoin Strategy”. Allerdings: Genau genommen wäre dieser kein “richtiger” Bitcoin-ETF – und zwar, weil er keine Coins halten würde. Der Fonds würde stattdessen in Bitcoin-Futures investieren – also in Derivate, die den Bitcoin-Kurs nachvollziehen.

Entkoppelung von Krypto- und Aktienmarkt?

Besonders interessant in der starken Woche war übrigens der Dienstag. An dieser Stelle ist schon öfter – zuletzt vor zwei Wochen – thematisiert worden, dass Abverkäufe an den Aktienmärkten üblicherweise auch den Bitcoin-Kurs mit nach unten ziehen – also auch, wenn keine kryptospezifischen Gründe vorliegen. Was bedeutet: Bitcoin wird von den meisten Marktteilnehmern nicht als sicherer Hafen betrachtet – sondern als “risk asset”, das bei schlechter Marktstimmung verkauft wird. So war es beispielsweise beim Abverkauf im Juli, der den Bitcoin-Kurs zwischenzeitlich unter 30.000 Dollar gedrückt hatte oder eben zuletzt im September, als die Unsicherheit rund um den angeschlagenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande die Kurse drückte.

Umso interessanter war daher das Marktgeschehen am Dienstag: Da ging es an den Aktienmärkten deutlich abwärts. Der Nasdaq-100 etwa, der wichtigste Index der US-Tech-Börse, gab deutlich um mehr als zwei Prozent nach. Der für die US-Gesamtwirtschaft repräsentativere Aktienindex S&P-500 verlor 1,3 Prozent.

Nun könnte man erwarten, dass beispielsweise der Bitcoin-Kurs an dem Tag noch stärker gefallen wäre – doch das Gegenteil war der Fall: Tatsächlich stieg er um zwei Prozent. Für Krypto-Verhältnisse nicht gerade ein massiver Pump, klar – doch in dem Umfeld dennoch beachtlich. Nun sollte man einen einzigen Handelstag nicht überbewerten. Sollte sich in Zukunft der Kryptomarkt aber stärker von Bewegungen an den Aktienmärkten entkoppeln können, wäre dies ein positives Zeichen dafür, dass Krypto als Assetklasse reift.

Massive Probleme bei Compound

Kommen wir zu Decentralized Finance (DeFi). Wie sich der DeFi-Sektor seit dem vergangenen Jahr entwickelt hat, ist ohne Frage mehr als beachtlich. Allerdings: Hacks und Bugs bei DeFi-Protokollen führen einem immer wieder vor Augen, dass der Bereich aktuell trotzdem noch ganz am Anfang steht. Diese Woche kam wieder eine Episode dazu – und betroffen war diesmal mit Compound eines der bekannteren DeFi-Lending-Protokolle. Von dem Staking-Protokoll waren im Zuge eines schiefgelaufenen Upgrades COMP-Token im Wert von 90 Mio. Dollar an User geschickt worden.

Als wäre dies noch nicht genug, ging Compound-Lab-CEO Robert Leshner mit dem Vorfall auf Twitter äußerst unsouverän um: Die betroffenen User sollten die Token zurücksenden, sonst würden sie der US-Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) gemeldet, schrieb Leshner sinngemäß. Wenig überraschend kam dies in der DeFi-Szene nicht gut an. Massive Kritik auf Twitter folgte.

In einem Folgetweet ruderte Leshner dann etwas zurück: Der Tweet sei dumm gewesen. Zum Glück sei die Community aber viel größer und auch klüger als er. “Ich schätze euren Spott und eure Unterstützung”, schrieb Leshner.

Allerdings sind damit noch nicht am Ende der Story angelegt. Ganz nach dem Motto eines aktuell populären Memes (“What a week, huh?” – “Captain, it’s Wednesday”) folgte zwei Tage später der nächste Rückschlag: Leshner musste einräumen, das der mögliche Schaden größer sei als zunächst angenommen. Es bestehe die Gefahr, dass COMP-Token im Wert von umgerechnet insgesamt 160 Mio. US-Dollar abhanden kommen könnten.

Italienischer Open-Banking-Anbieter als Bitpanda-Partner präsentiert

Und auch aus Österreich gab es diese Woche Neuigkeiten – und zwar zu einem Produkt von Bitpanda. In einem brutkasten-Talk im Mai hatten es die CEOs Paul Klanschek und Eric Demuth angekündigt, im Juni war es dann schon so weit: Das Wiener Investment-Fintech bestätigte den Launch eine White-Label-Lösung, mit der das Unternehmen als Infrastruktur-Provider am B2B-Markt aktiv wurde. Konkret können Banken oder Fintechs so ihren eigenen Kundinnen und Kunden die selben digitalen Assets anbieten wie Bitpanda.

Zum Start waren Partnerschaften mit drei Unternehmen aus Italien, Spanien und Frankreich angekündigt worden – zunächst allerdings ohne Namen zu nennen. Beim Milan Fintech Summit 2021 wurde nun der erste Partner präsentiert – es handelt sich um den italienischen Open-Finance-Anbieter Fabrick. Mehr dazu in unserem Artikel.


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Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Die Kurstafel:

📈 Bitcoin erstmals über 90.000 US-Dollar

In der Folgewoche hatten wir an dieser Stelle schon das Bitcoin-Rekordhoch thematisiert, das unmittelbar nach den Wahlen in den USA erreicht worden ist. Seither ging es weiter deutlich nach oben - zwischenzeitlich sogar über die 90.000-Dollar-Marke. Auf 7-Tage-Sicht liegt der Bitcoin-Kurs 18 Prozent im Plus. Und das nach einer bereits starken Vorwoche, die schon einen klaren Kursanstieg gebracht hatte.

Der Hintergrund ist klar: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik, nach dem Donald Trump die Präsidentschaftswahl für sich entschieden hatte. Trump hatte sich im Wahlkampf als Bitcoin- und Krypto-Befürworter positioniert. Dabei hatte er auch immer wieder den Kurs der Biden-Regierung kritisiert. Die Börsenaufsicht unter dem von Biden eingesetzten Behördenchef Gary Gensler war insbesondere in den vergangenen beiden Jahren scharf gegen viele Akteure aus der Branche vorgegangen. 

Gensler wird nun abgelöst werden, so viel ist klar. Wer ihm nachfolgt, ist noch offen. Die Stimmung in der US-Kryptobranche könnte so beschrieben werden: Jede andere Person ist besser als Gensler. Die Hoffnung ist aber natürlich, dass möglicherweise sogar eine explizit krypto-affine Person den Posten erhält. Noch ist dies aber offen. Wie auch vieles andere, was die neue Trump-Regierung angeht. 

Aber es geht nicht nur um die Regierung. Denn gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen wurden auch zahlreiche Sitze im Senat und im Repräsentantenhaus neu gewählt. Und Auswertungen der US-Kryptobörse Coinbase zufolge reüssierten dabei viele Kandidat:innen, die der Branche aufgeschlossen gegenüber stehen (siehe Crypto Weekly #151). Dies erhöht die Chancen, dass die Regulatorik in den USA in den kommenden Jahren günstiger für die Branche werden wird.

🤔 Wann knackt Bitcoin die 100.000-Dollar-Marke? 

Zusammenfassend kann man sagen: Die US-Kryptobranche hofft auf einen Kurswechsel in der Politik - und damit auf bessere Zeiten. Wirklich Konkretes weiß man aber noch nicht. Der Markt ist aktuell also primär von Hoffnung getrieben. Diese ist durchaus berechtigt, aber eben auch mit viel Unsicherheit verbunden. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich nach und nach zeigen, was alles Realität werden wird. Die Position des Chefs der Börsenaufsicht wird dabei sicherlich eines der zentralen Themen sein. Aktuell preist der Markt aber einfach eine Verbesserung gegenüber dem Status Quo ein.

Mit zwischenzeitlich über 90.000 US-Dollar hat sich der Bitcoin-Kurs auch schon der immer wieder beschworenen Marke von 100.000 Dollar angenähert. Im Bullenmarkt von 2021 entstand etwa der Social-Media-Trend, dass Bitcoiner:innen ihre Augen in ihren Profilbildern durch Laseraugen ersetzen - und zwar, so die Ankündigung, bis der Bitcoin-Preis 100.000 Dollar erreiche. 

Im damaligen Cycle war allerdings dann bei knapp über 70.000 Dollar Endstation - und ein “Kryptowinter” brach an, der auch den Bitcoin-Kurs massiv nach unten drückte. Im Zuge des Debakels rund um die Pleitebörse FTX sank er bis auf deutlich unter 20.000 Dollar. Zu diesem Zeitpunkt schien die 100.000-Dollar-Marke völlig unerreichbar.

Zwei Jahre später sieht die Situation ganz anders aus. Nach dem bereits starken Jahr 2023 mit einem Plus von rund 150 Prozent ging es 2024 noch einmal weiter nach oben. Schon im März wurde der Höchststand aus 2021 überschritten. Im November dann neuerlich. Dazwischen lag kein spektakulärer Bullenmarkt, der die Schlagzeilen dominierte - aber nach und nach rückte die 100.000er-Marke plötzlich näher. 

🤭 Warum die Antwort darauf egal ist

Mit einem Bitcoin-Kurs von aktuell knapp unter 90.000 Dollar bräuchte es nur noch einen Kursanstieg von etwas mehr zehn Prozent. Und einen solchen kann es am Kryptomarkt durchaus schon einmal an nur einem (starken) Tag geben. Dass die Marke in den nächsten Wochen überschritten wird, ist also durchaus wahrscheinlich. 

Zeigen wird sich dann aber auch wieder einmal etwas anderes: Dass es sich bei allen vielbeschworenen und genau beobachteten Kursschwellen um völlig willkürlich gewählte Marken handelt, deren Überschreiten in Wirklichkeit keine große Bedeutung hat. Klar, ein Bitcoin-Kurs über 100.000 Dollar ist schon ein Statement und zeigt natürlich auch, wie etabliert Bitcoin mittlerweile ist. Aber das tut ein Bitcoin-Kurs von 99.741 Dollar oder von 102.743 Dollar genauso. Zusammenfassend könnte man also sagen: Die 100.000er-Marke wird früher oder später erreicht werden - es bedeutet nur nichts. 


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