20.08.2021

Crypto Weekly #21: Cardano und Bitpanda mit Rekorden, Coinbase investiert 500 Mio. in Kryptos

Diese Woche: Cardano (ADA) erreichte ein Rekordhoch. Coinbase will Krypto-Assets für 500 Mio. Dollar in die Bilanz nehmen. Bitpanda hat eine Finanzierungsrunde in Rekordhöhe abgeschlossen. Neue Zahlen zum Krypto-Geschäft von Robinhood. Und Vitalik Buterin wurde von der Dogecoin Foundation als Berater präsentiert.
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ADA/Cardano
Foto: Executium/Unsplash

Keine Spur von einem Sommerloch also in der Krypto-Welt. Aber wie immer starten wir unseren Rückblick auf die wichtigsten News und Kursbewegungen mit einem Blick auf…

…die Kurstafel:

NameKurs7-Tages-Performance
BitcoinBTC47.000 Dollar+1%
EthereumETH3.200 Dollar-1%
CardanoADA2,50 Dollar+22 %
Binance CoinBNB428 Dollar+6 %
XRPXRP1,24 Dollar+19 %
DogecoinDOGE0,32 Dollar+14 %
PolkadotDOT28 Dollar+27%
UniswapUNI28 Dollar-6 %
Alle Daten sind von coinmarketcap.com und am Stand von Freitagnachmittag/Kursveränderungen gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche

Starker Wochenausklang am Kryptomarkt

Nach drei sehr starken Wochen in Folge kam es diese Woche beim Bitcoin-Kurs zunächst zu einer Konsolidierung. Er fiel von über 48.000 US-Dollar am Samstag auf unter 44.000 Dollar am Donnerstag. Erst am Freitag drehte die Stimmung wieder: Dank eines starken Wochenausklangs mit einem Plus von zuletzt 6 Prozent schaffte es der Bitcoin-Kurs auf 7-Tages-Sicht in den positiven Bereich.

Bei Ethereum verlief die Woche weitgehend unspektakulär. Das 7-Tage-Hoch lag am Montag bei 3.333 Dollar. In den Folgetagen fiel der Ether-Kurs mehrmals leicht unter 3.000-Dollar-Marke – was aber keine stärkere Abwärtsbewegung auslöste. Auch ETH legte am Freitag noch deutlich zu, zuletzt um knapp 7 Prozent. Dennoch blieb die 7-Tages-Performance knapp negativ.

Cardano erreicht Allzeithoch und Top 3 der größten Kryptowährungen

Weiter sehr stark nachgefragt wurde der Cardano-Token ADA. Kürzlich kommunizierte das Team rund um den früheren Ethereum-Cofounder Charles Hoskinson ein Datum für das Alonzo-Upgrade – und zwar den 12. September. Mit diesem Hard Fork sollen erstmals Smart Contracts auf der Cardano-Blockchain ermöglicht werden.

Dies ist von großer Bedeutung: Immerhin positioniert sich Cardano als Ethereum-Herausforderer – und Smart Contracts sind eines der wichtigsten Features der Ethereum-Blockchain. Sie bilden unter anderem die technische Grundlage für zwei der aktuell größten Kryptotrends: Non-Fungible Token (NFTs) und Decentralized Finance (DeFI). Ein Ethereum-Herausforderer ohne Smart Contracts dürfte es schwer haben – nachdem es wohl auch Ethereum-Herausforderer mit Smart Contracts schwer haben. Smart Contracts sind daher wohl eine notwendige Grundveraussetzung, um den Herausforderer-Status ernsthaft beanspruchen zu können.

In der Vorwoche hat der ADA-Kurs jedenfalls erstmals seit Mai wieder die Marke von 2 Dollar überschritten. Diese Woche fiel er am Dienstag und Mittwoch zwar zwischenzeitlich noch einmal darunter. Am Freitag ging es aber schon wieder stark nach oben – der Kurs zog von 2,05 auf 2,55 Dollar an. Damit erreichte er ein neues Allzeithoch. Im aktuellen Umfeld durchaus beachtlich: Die meisten der großten Kryptowährungen liegen gegenüber ihren Rekordständen noch im klar zweistelligen Prozentbereich im Minus.

Die Marktkapitalisierung von ADA beträgt mittlerweile 80 Mrd. Dollar. Damit sind nur mehr Bitcoin und Ethereum größer. Binance Coin (BNB) ist mit rund 70 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung bereits hinter ADA zurückgefallen.

Coinbase will Krypto-Assets für 500 Mio. Dollar in die Bilanz nehmen

Einer der Hauptgründe für die gute Marktstimmung am Freitag dürfte eine Ankündigung von Coinbase-CEO Brian Armstrong gewesen sein. Dieser hatte in der Nacht auf Freitag getwittert, dass sein Unternehmen plane, Krypto-Assets im Gegenwert von 500 Mio. Dollar in die Bilanz zu nehmen. Außerdem will Coinbase künftig 10 Prozent seiner Gewinne in Kryptowährungen anlegen.

In einem anschließend veröffentlichten Blogeintrag auf der Coinbase-Website wurde dies etwas näher ausgeführt: Man werde mit dem Schritt das erste börsennotierte Unternehmen, das nicht nur Bitcoin, sondern auch “Ethereum, Proof-of-Stake-Assets, DeFi-Token und viele andere Krypto-Assets” in seiner Bilanz halte.

Bitpanda holt österreichisches Rekordinvestment und verdreifacht Bewertung

Erst im März hatte Bitpanda mit einer 170 Mio. Dollar schweren Series-B-Runde Geschichte geschrieben – als erstes Scaleup, das aus der österreichischen Startup-Szene heraus den Unicorn-Status erreicht hat. Die Bewertung lag damals bei 1,2 Mio. Dollar. Nur fünf Monate später hat sie sich mehr als verdreifacht: Am Dienstag kommunizierte das Investment-Fintech nämlich bereits eine Series-C-Runde – zu einer Bewertung von 4,1 Mrd. Dollar. Aufgenommen wurden in der Runde 263 Mio. Dollar. Beide Zahlen sind Rekordwerte für die österreichische Startup-Szene.

Angeführt wurde die Runde wieder von Valar Ventures, neu dazu kamen Alan Howard und REDO Ventures. Mit dem aufgenommenen Geld will Bitpanda sein Team vergrößern, die eigene Handelsplattform ausbauen sowie die internationale Expansion weiter vorantreiben. Alle Details zum Investment gibt’s in unserem Artikel.

Setzt man die Bewertung in Relation zu den Marktkapitalisierungen mancher alteingesessener Konzerne aus Österreich, zeigt sich: Bitpanda ist bereits höher bewertet als etwa die UNIQA, die Immofinanz oder die Post. Und nur mehr 14 der im ATX Prime gelisteten Konzerne sind aktuell höher bewertet als Bitpanda. Welche das sind, findet man hier hier.

Robinhood: 60 Prozent der Kunden investieren in Krypto

Neuigkeiten gab es diese Woche auch von einem anderen Neobroker – und zwar von Robinhood. Das US-Unternehmen legte erstmals seit seinem Börsengang im Juli Geschäftszahlen vor. Aus Krypto-Sicht interessant: Mit Handelsumsätzen von 233 Mio. Dollar in dem Bereich entfielen im zweiten Quartal 2021 bereits 41 Prozent des Gesamtumsatzes auf das Krypto-Geschäft. Im zweiten Quartal des Vorjahres waren die Krypto-Handelsumsätze nur bei 5 Mio. Dollar gelegen.

Außerdem haben mehr als 60 Prozent der aktiven Kunden – gemessen an Konten, auf die tatsächlich Geld eingezahlt wurde – im zweiten Quartal Kryptowährungen gehandelt. 62 Prozent des Handelsumsatzes mit Kryptowährungen entfielen übrigens auf Dogecoin. Die übrigen sechs auf Robinhood handelbaren Kryptowährungen kamen also kombiniert nur auf 38 Prozent.

Dogecoin Foundation präsentiert Vitalik Buterin als Berater

Apropos Dogecoin. Bei dem Meme-Coin gab es zuletzt Hinweise auf Bestrebungen in Richtung Professionalisierung: So soll die ursprünglich bereits 2014 gegründete Dogecoin-Stiftung neu aufgesetzt werden – mit Sitz in Liechtenstein, wie Decrypt berichtete. Auf ihrer Website hat die Dogecoin Foundation jedenfalls schon einen prominenten Berater präsentiert: Ethereum-Gründer Vitalik Buterin. Auch der Elon-Musk-Vertraute Jared Birchall wird bei der Foundation in beratender Rolle tätig sein.

Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Rituale, Rituale der Startup-Welt, Ritual, Howard, Factinsect, Hadia, Storebox, Instahelp, monkee, Dental Armor, Coinpanion
(c) Hello Again/zVg/Hadia/Die Abbilderei/Storebox/schon nice gmbh/Victor Malyshev - (o.v.l.) Franz Tretter von Hello Again, Romana Dorfer von Factinsect, Anna Lauda von Hadia, Bernadette Frech von Instahelp/ Johannes Braith von Storebox, Saad Wohlgennannt von Dental Armor und Martin Granig von monkee.

Dieser Artikel ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Ein Pythonkopf aus Stein ragt aus der Dunkelheit hervor. In Kreisen angeordnete, farbenfrohe Speerspitzen verzieren den kalten Höhlenboden; manche davon stammen aus Hunderte Kilometer entfernten Gegenden. Am Ende der Höhle erstreckt sich ein kleiner, versteckter Raum, der Platz für eine Person bietet; üblicherweise versteckt sich ein Schamane darin und spricht zu seinem Stamm, sodass es scheint, die steinerne Schlange selbst lasse donnernde Worte erklingen.

Diese Verehrung des majestätischen Reptils fand vor rund 70.000 Jahren in der Kalahari-Wüste am Fuße der Tsodilo Hills im heutigen Botswana statt. Dies hat im Jahr 2012 die Archäologin Sheila Coulson herausgearbeitet und, so heißt es, damit das älteste wissenschaftlich belegte Ritual der Welt entdeckt.

Seitdem haben sich Rituale in Gesellschaften im Großen und Kleinen gehalten und weiterentwickelt – von religiösen Gepflogenheiten über politisches Zeremoniell bis hin zu privaten, sich wiederholenden Gewohnheiten sind sie in tausendfacher Weise etabliert. Das Küssen des Balls im Sport, das Aufstehen mit dem „richtigen Fuß“, Salz über die Schulter werfen, auf Holz klopfen, Dinge nicht verschreien, Braut und Bräutigam nicht vor der Hochzeit sehen, zu bestimmten Jahreszeiten fasten, den Jahreswechsel laut feiern oder die zum Ritual gewordene Morgen-Rou­tine wiederholen.

Spiritualität und Ordnung

All dies lässt sich komprimiert und per Definition in zwei Bedeutungen unterteilen: in eine spirituelle Handlung und in ein „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung“. Exakt diese Ordnung (also die zweite Definition) ist es, die auch manchen Startup-Gründer:innen dabei hilft, den stressigen Joballtag zu bewältigen, Klarheit zu schaffen und Erfolge zu erreichen.

Sohlen und Poster

So zeigt sich etwa Johannes Braith vom österreichischen Scaleup Storebox als großer Anhänger davon, sich klare Ziele zu setzen und diese zu visualisieren.

„Dabei halte ich es für wichtig, einerseits eine große Vision zu definieren und diese in kleinere Meilensteine herunterzubrechen“, sagt er. „Diese verhältnismäßig kleinen Meilensteine sind leichter zu erreichen, greifbarer und man kann entsprechend auch früher Erfolge verbuchen. Das Wichtigste ist, konstant dranzubleiben. Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“

Das Visualisieren definierter Ziele wurde bereits früh als Ritual bei Storebox eingeführt: Im Office des Logistikunternehmens prangen Vision und Werte als Poster an der Wand und OKRs (Objectives and Key Results) werden in Echtzeit mittels Soll/Ist-Vergleich auf Bildschirmen angezeigt.

Zudem gibt Braith noch eine weitere Besonderheit aus seiner Ritualwelt preis: „Habe ich ein Etappenziel für mich definiert, schreibe ich es mir auf die Sohlen meiner Schuhe“, sagt er. „Das hilft mir, mich daran zu erinnern, dass jeder kleine Schritt zählt.“

Der Knopf des Erfolgs

Franz Tretter, Gründer des Kundenbindungs-Startups Hello Again, nutzt Rituale dazu, um Ziele und Kultur in seinem Team zu verankern. Dazu gehört ein „Global Success Button“, der bei jedem neuen Kunden gedrückt wird, mit anschließender Feier im Büro. Mitarbeiter:innen, die remote arbeiten oder unterwegs sind, werden per Mail oder Smartphone ebenso informiert; „einfach, damit man Bescheid weiß“, sagt Tretter.

Auch etwas namens „Howard 1000“ gehört zum regelmäßigen Ritual des Linzer Teams dazu. Dabei handelt es sich um eine Wand bestehend aus 1.000 Kästchen mit einer besonderen Bedeutung. „Wir haben diese aufgebaut, als wir 120 Kunden hatten. Mit jedem Kunden, den wir gewonnen haben, haben wir ein Logo hinzugefügt und haben nun knapp 900 Kästchen voll“, erklärt Tretter.

Und zu guter Letzt sind bei Hello Again die „Compliment Cards“ ein weiteres internes Ritual: „Wertschätzung ist total wichtig bei uns“, erklärt Tretter. „Wir haben eigene Kärtchen beim Eingang, da schreibt man gelegentlich etwas Nettes drauf und legt es am Abend Kollegen auf den Tisch. Die freuen sich am nächsten Morgen.“

An diesen beiden Beispielen bemerkt man bereits eine kleine Gemeinsamkeit, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Wiederkehrendes, etwas Konstantes ist nicht bloß eine Orientierungshilfe für Startup-Gründer:innen, sondern kann als einer von mehreren Bausteinen eines spezifischen Mindsets gesehen werden; eines Mindsets, das von einem ruhigen Leadership-Skill zeugt und deutlich zeigt, dass manchmal das wilde Gefüge in einem selbst sowie auch das Äußere, das sich unter Mitarbeitenden am Arbeitsplatz entwickelt, gepflegt werden muss.

Gemeinschaft fördern

Das weiß auch Anna Maria Lauda von Hadia, einem Wiener Verein, der weibliches Unternehmertum in Afghanistan fördert. Ihr hilft eine tägliche zehnminütige Meditation, den Tag entschleunigt, entspannt und fokussiert zu beginnen.

„Dadurch kann ich klarere Prioritäten setzen und produktiver arbeiten“, sagt sie. „Früher lag mein Schwerpunkt vor allem auf individuellen Praktiken wie dem Selbstmanagement und der strikten Zeitplanung durch To- do-Listen. Doch im Laufe meiner Reise als Gründerin habe ich erkannt, dass Flexibilität und der wertvolle Austausch mit dem Team genauso entscheidend sind. Heute schätze ich Rituale, die nicht nur den persönlichen Fokus stärken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl fördern.“

Daher veranstaltet Lauda wiederkehrende Onlinemeetings mit ihren Weberinnen in Afghanistan. „Regelmäßige Check-ins mit den Frauen sind inspirierend und motivierend. Allzu leicht verliert man in der Hektik des Alltags den Bezug zu den Menschen, für die man arbeitet. Und diese Gespräche erinnern mich daran, was unser gemeinsames Ziel ist und wie viel wir schon erreicht haben“, sagt sie.

Saad Wohlgenannt, Gründer und CEO des Zahn-Startups Dental Armor und der Kryptobörse Coinpanion, hatte im Lauf der Zeit verschiedene Rituale, die er jedoch mittlerweile fast alle ab- gelegt hat; darunter eine wöchentliche „Rückschau“, um zu überlegen, was er besser machen könnte, oder Journaling (Anm.: Blick nach innen mit schriftlicher Aufzeichnung, was in einem vorgeht).

Heute plant er an jedem Geburtstag, was er im kommenden Jahr erreichen möchte. Meistens setzt sich der Founder dabei ein monetäres Ziel für sein Business sowie ein paar persönliche Ziele, wie etwa einen neuen Sport zu erlernen, ein Land zu bereisen oder ein bestimmtes Problem zu lösen.

„Die wichtigsten Rituale, die mir langfristig helfen, meine Ziele zu erreichen, haben meistens den Effekt, mich kurzfristig vom Arbeiten abzuhalten“, sagt er. „Zum Beispiel beginne ich meinen Tag mit ein paar Mobility-Übungen, Liegestützen, Klimmzügen und einer kalten Dusche – erst danach schaue ich in meine E-Mails und starte richtig durch. Ab 20.30 Uhr ist mein Handy auf ‚Nicht stören‘, und dann bin ich nur noch schwer erreichbar.“

Drei und nicht mehr

Romana Dorfer beschäftigt sich mit ihrem Startup Factinsect damit, die Fülle an Fake News im Netz aufzulösen und User:innen gesicherte Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie selbst hat sich früher oft viele, unspezifische und große Ziele vorgenommen, die jedoch innerhalb eines Tages kaum zu erreichen waren. Dabei waren Fortschritte nur schwer messbar und am Ende des Tages wurde kein Ziel erledigt, wie sie gesteht. Dadurch ist oft das Gefühl entstanden, wenig erreicht zu haben.

Heute greift sie maximal auf drei Vorhaben pro Tag zurück. „Der Vorteil ist, dass ich fast immer alle Ziele für den Tag erreiche und dadurch meine Motivation steigt. Meistens arbeite ich dann noch an weiteren Themen“, sagt Dorfer.

Bei Martin Granig, Gründer der Spar-App monkee und Vater einer siebenjährigen Tochter, sehen die Morgen oftmals chaotisch aus. Um dem entgegenzuwirken, hat er eine Morgenroutine entwickelt: „Ich stehe meist 30 Minuten früher auf. Das gibt mir die Gelegenheit, mich in Ruhe im Bad fertig zu machen“, sagt er. „Während des Zähneputzens mache ich ein paar Übungen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor ich Frühstück für meine Tochter und Kaffee für meine Frau und mich zubereite. So habe ich noch ein paar ruhige Momente für mich, bevor der Trubel beginnt.“

Am Ende seines Arbeitstags führt der Gründer einen kurzen Check-in durch und klärt für sich, was er heute schaffen möchte, was er tatsächlich geschafft hat und was er noch anpassen muss.

„Das hilft mir, mein Time-Boxing im Kalender zu optimieren, gerade für die Aufgaben, die zwar wichtig sind, aber erst in der Zukunft anstehen“, erklärt er. „Ich habe gelernt, dass es notwendig ist, solche Dinge bewusst zu planen, bevor sie von den dringenden, aber weniger wichtigen Aufgaben verdrängt werden.“

Raus aus der Bubble

Für Granig gibt es zudem noch ein persönliches Highlight der Woche: Freitagabend-Basketball. „Das mag zwar kein typisches Gründer-Ritual sein, aber für mich ist es essenziell. Es hilft mir, Stress abzubauen, den Kopf frei zu bekommen und in einer entspannten Atmosphäre mit Freunden zu lachen. Danach starte ich erfrischt ins Wochenende – und am Montag wieder voller Energie in die neue Woche“, so der Tiroler, der früher oft von „dringenden Dingen“ stark getrieben war, die dazu führten, dass wichtige strategische Aufgaben oftmals zu kurz kamen.

„Man arbeitet in so einem Fall zu viel ‚in the business‘ statt ‚on the business‘“, sagt er. „Heute habe ich meine Timeboxing-Routine deutlich verbessert, damit genau diese wichtigen Dinge nicht untergehen. Früher musste ich auch keine Rücksicht auf Familie und Kind nehmen. Das hat sich natürlich geändert, und ich musste Wege finden, trotz all der Verantwortung auch noch Zeit für mich zu schaffen. Daher meine Morgenroutine und mein Freitagabend-Basketball. Dort geht es einfach nur ums Spielen und um entspannte Gespräche über deutlich unkompliziertere Dinge als Startups, Karriere oder Business. Das tut gut und gibt mir Energie.“

Ankerpunkte fürs Wesentliche

Ähnlich ergeht es Instahelp-Founderin Bernadette Frech. Für die Gründerin des Grazer Health-Startups sind Rituale bewusste Ankerpunkte, um den Fokus auf dem Wesentlichen zu halten – im Beruf wie im Privatleben.

„Eines der wichtigsten Rituale habe ich mit meinen Kindern: Jeden Morgen beginnen wir den Tag mit einer vollen Minute Umarmung, ohne Worte, nur Nähe. Das stärkt unsere Bindung und gibt uns einen liebevollen Start in den Tag“, sagt Frech. „Abends reflektieren wir gemeinsam: Beim Rückenkraulen sprechen wir über Belastendes, bei der kitzligen Fußmassage teilen wir schöne oder lustige Momente und bei der Kopfmassage besprechen wir, wofür wir dankbar sind und was uns gut gelungen ist.“

Ambition vs. Balance

Auch bei ihr haben sich Rituale über die Jahre verändert und sich immer wieder ihren Lebensumständen angepasst. Früher, als berufliche Ambitionen im Vordergrund standen, hatten Frechs Rituale viel mit persönlicher Effizienz und beruflicher Zielerreichung zu tun. Heute, als dreifache Mama und Unternehmerin, haben sich die Prioritäten verschoben.

„Es geht mir jetzt viel stärker darum, eine Balance zwischen Karriere und Familie zu finden, ohne den Fokus auf meine eigene mentale Gesundheit zu verlieren“, erklärt sie. Das Ritual mit ihren Kindern sei ein Beispiel dafür, wie sich Rituale an neue Lebensphasen anpassen.

„Früher hätte ich vielleicht nicht gedacht, dass eine Umarmung am Morgen oder ein Ritual vor dem Schlafengehen so kraftvoll sein könnten. Heute sind es genau diese Momente, die mich erden und mir und meinen Kindern Energie geben“, erzählt sie. „Was sich jedoch nie geändert hat, ist meine wöchentliche psychologische Beratung. Sie ist seit Jahren eine Konstante, die mich sowohl beruflich als auch persönlich auf Kurs hält, auch wenn sich die Themen im Laufe der Zeit wandeln.“

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