09.06.2023

Crypto Weekly #103: Die Hintergründe zum US-Doppelschlag gegen Coinbase und Binance

Diese Woche: Die US-Börsenaufsicht bringt Klagen gegen zwei der größten Namen der Kryptobranche ein: Zuerst gegen Binance, dann gegen Coinbase. Was steckt dahinter?
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United States Securities and Exchange Commission
Foto: Adobe Stock

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👊👊 Der Doppelschlag der US-Börsenaufsicht: Zuerst Binance, dann Coinbase

Seit Monaten ist es eines der bestimmenden Themen in der Branche: Das Vorgehen der US-Börsenaufsicht gegen Krypto-Unternehmen. Und spätestens seit einem Vergleich mit der US-Kryptobörse Kraken im Februar war klar: Auch die großen Namen sind nicht gefeit. 

Diese Woche ging es nun Schlag auf Schlag: Am Montag machte die Börsenaufsicht, die Securities and Exchange Commission (SEC), eine Klage gegen die weltgrößte Kryptobörse Binance öffentlich. Und am Folgetag dann gleich noch eine - gegen die US-Börse Coinbase. Gleich vorweg: Beide bestreiten jegliches Fehlverhalten.

Kamen die Klagen überraschend? Nicht wirklich. 

  • Schon im März hatte die Börsenaufsicht Coinbase eine sogenannte Wells Notice übermittelt - eine Art Vorwarnung, dass es bald zu rechtlichen Schritten kommen könnte (siehe Crypto Weekly #95)
  • Und auch zuvor war die Beziehung zwischen der Börse und der Behörde nicht die beste.
  • Allerspätestens seit im Sommer 2021 ein geplantes Angebot von Coinbase zum Verleih von Kryptowährungen am US-Markt auf Druck der SEC zurückgezogen wurde (siehe Crypto Weekly #26), liegen die beiden im Clinch.

Der Vorwurf der SEC an Coinbase lautet im Wesentlichen: Die Börse würde Krypto-Assets zum Verkauf anbieten, die gemäß US-Recht als Wertpapiere einzustufen seien. Daher agiere Coinbase als unregistrierte Wertpapierbörse. 

Auch das ist alles andere als überraschend: Die Einstufung von Krypto-Assets im US-Recht ist ein Dauerthema in der Branche. Dass die meisten Krypto-Unternehmen und die SEC hier unterschiedliche Einschätzungen haben, ist ebenfalls bereits lange bekannt.

🤯 Wie Binance in den USA in Schwierigkeiten geriet

Bei Binance ist die Sache etwas komplexer. Hier ist es eine ganze Reihe an unterschiedlichen Verstößen, die die SEC entdeckt haben will. Darunter: Interessenskonflikte, Offenlegungsversäumnisse, Vermischen von Kundengeldern. 

Allerdings: Es ist auch schon die Ausgangslage eine etwas andere. Binance ist mit seiner eigentlichen Handelsplattform schon seit mehreren Jahren nicht mehr am US-Markt aktiv. Stattdessen agiert man dort mit einem eigenen Ableger namens Binance.US. Das hat rechtliche Gründe - hauptsächlich, weil bestimmte Finanzprodukte in den USA Privatanleger:innen gar nicht erst angeboten werden dürfen. 

Deshalb weist Binance.US ein deutlich geringeres Angebot an handelbaren Assets auf als die internationale Börse. Dafür soll sie aber in Einklang mit den US-Gesetzen stehen. Behauptete man zumindest bei Binance. Die Börsenaufsicht sieht das nun anders.

Und nicht nur sie: Denn Binance ist schon im März von einer anderen US-Behörde geklagt worden - von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC). Diese ist für die Regulierung von Derivaten zuständig. Also von Finanzprodukte, die den Preis anderer Assets - etwa von Rohstoffen wie Öl oder Gold - nachbilden. 

Alle Hintergründe zu dieser Klage könnt ihr ausführlich in Crypto Weekly #96 nachlesen. Im Wesentlichen ging es aber darum, dass Binance US-Kund:innen Zugang zu unerlaubten Finanzprodukten ermöglicht haben soll. Und somit die Struktur mit dem abgetrennten US-Geschäft nicht vollständig der Realität entsprochen habe. 

Detail am Rande: Auch die Pleite-Börse FTX hatte eine ähnliche Struktur mit einem abgetrennten US-Geschäft gewählt. Oder sagen wir: einem vermeintlich abgetrennten US-Geschäft. Denn bei FTX stellte sich dann heraus, dass die beiden Teile nicht so unabhängig voneinander waren, wie immer behauptet wurde. 

Die SEC hat auch einige interessante interne Nachrichten von Binance ergattern können. In der Klage wird etwa eine zitiert, in der der Chief Legal Officer von Binance wörtlich schreibt: “we are operating as a fking unlicensed securities exchange in the USA bro.” (Schreibweisen im Original) Das macht natürlich kein gutes Bild. 

Die ersten Folgen der Klage sind auch schon spürbar: Mittlerweile sind Dollar-Einzahlungen bei Binance.US ausgesetzt worden. Auch kündigte die Börse an, dass ihre Partnerbanken Auszahlungen von Binance.US ab kommender Woche ebenfalls pausieren würden. 

Binance betont immer wieder, mit Behörden zu kooperieren und darauf bedacht zu sein, alle Vorschriften einzuhalten. Allerdings: Speziell in den frühen Jahren der Börse hatten viele den Eindruck, dass das Erfüllen sämtlicher regulatorischer Vorgaben nicht die allererste Priorität war. Und das ist zurückhaltend formuliert. Aber schon alleine aufgrund der Größe, die Binance erreicht hatte, war klar, dass dies kein dauerhaft gangbarer Weg war.

🤔 Wie sich die Klagen gegen Binance und Coinbase unterscheiden…

Coinbase hat grundsätzlich einen anderen Ansatz gewählt. Das Unternehmen wollte sich als jene Kryptobörse positionieren, die in vollem Einklang mit den regulatorischen Vorschriften steht. Dazu passt auch der eigene Börsengang. Seit April 2021 sind Coinbase-Aktien an der Nasdaq handelbar. 

Und ein Börsengang in den USA geht mit einer ganzen Reihe an Vorschriften einher. Börsennotierte Unternehmen haben auch hohe Transparenzvorgaben - weshalb Coinbase beispielsweise auch jedes Quartal umfassende Geschäftszahlen veröffentlichen muss.

Coinbase war daher auch gleich bedacht, sich von der Klage gegen Binance abzugrenzen: “Übrigens, falls es nicht offensichtlich ist, die Coinbase-Klage unterscheidet sich sehr von anderen Klagen”, schrieb CEO Brian Armstrong in einem Statement auf Twitter - ohne Binance explizit zu nennen. Die Klage gegen Coinbase konzentriere sich ausschließlich auf den Punkt, ob von der Börse angebotene Krypto-Assets als Wertpapiere einzustufen seien oder nicht. 

Das ist, wie eingangs erwähnt, ein Dauerthema - das weiterhin nicht vollständig geklärt ist. Die SEC erwähnt in ihrer Klage nun mehrere Krypto-Assets explizit, die ihrer Einschätzung nach als Wertpapiere registriert werden hätten müssen. Darunter sind mit 

  • Solanas SOL-Token
  • Cardanos ADA-Token und 
  • MATIC von Polygon 

auch drei Kryptowährungen, die aktuell unter den Top-10-Krypo-Assets nach Marktkapitalisierung liegen.

🧐 …und wie es jetzt weitergeht

In seinem Vergleich mit der SEC im Februar hatte sich der Coinbase-Konkurrent Kraken zu einer Strafzahlung in der Höhe von 30 Mio. Dollar und zum Einstellen seines Staking-Angebots am US-Markt verpflichtet. Coinbase hat schon damals klargemacht, dass man sich auf keinen Vergleich einlassen will - und stattdessen vor Gericht ziehen würde. So wird es jetzt wohl auch kommen. Binance wiederum wirft der SEC vor, Verhandlungen über einen Vergleich abgebrochen zu haben.

Bis es zu einem Urteil kommen wird, kann in beiden Fällen noch viel Zeit vergehen. Dies zeigt auch der Fall von Ripple. Das Unternehmen hinter der Kryptowährung XRP befindet sich seit Dezember 2020 in einem Rechtsstreit mit der Börsenaufsicht. Diese wirft Ripple vor, dass - wie könnte es anders sein - XRP in den USA rechtlich gesehen ein registrierungspflichtiges Wertpapier darstelle. Der Prozess läuft weiterhin (auch wenn manche Beobachter:innen von einem Urteil in den nächsten Wochen ausgehen).

Außerhalb des Gerichtssaals lobbyiert Coinbase nach wie vor in der Politik für eine gesonderte Krypto-Regulierung (siehe Crypto Weekly #101). Also einen umfassenden Rechtsrahmen (ähnlich wie MiCA in der EU) spezifisch für Krypto-Assets, sodass diese nicht nach dem bestehenden US-Wertpapierrecht beurteilt werden müssen. 

Republikanische Politiker:innen im Repräsentantenhaus haben in der Vorwoche tatsächlich einen umfassenden Entwurf dafür präsentiert. Der Entwurf würde die CFTC im Krypto-Bereich gegenüber der SEC deutlich stärken - der von der Kryptobranche bevorzugte Ansatz. Allerdings: Dieser Entwurf ist bestenfalls der Beginn eines Diskussionsprozesses. Bis zum Beschluss einer umfassenden Krypto-Regulierung - sofern sie überhaupt kommt - könnten auch noch Jahre vergehen.


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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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