31.03.2020

Coronavirus-Kurve in Österreich flacht ab – reichen die Intensiv-Betten?

Die Coronavirus-Kurve in Österreich flacht nach wie vor ab - die Wachstumsrate der bekannten Fälle wird (mit Schwankungen) immer kleiner. Gleichzeitig wächst die absolute Zahl der Fälle aber weiter - und damit zeitversetzt auch die Zahl der Personen, die intensivmedizinische Betreuung brauchen. Geht es sich für das Gesundheitssystem aus? Wir haben selber (grob) nachgerechnet.
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Coronavirus-Kurve in Österreich - Intensiv-Betten - Intensivbetten-Kapazitäten
(c) Adobe Stock - Taechit

“Flatten the Curve” – das war das Motto, das nicht nur in Österreich zum Beginn der strengen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ausgegeben wurde. Ziel ist eben nicht, die Epidemie komplett zu stoppen – das ist ohne Impfung praktisch unmöglich – sondern die Zahl gleichzeitig auftretender Fälle so stark zu begrenzen, dass es zu keiner Überlastung des Gesundheitssystems, insbesondere der intensivmedizinischen Kapazitäten kommt. Genau das führt in Ländern wie Italien, Spanien oder den USA zu der großen Zahl an Toten – viele Patienten können gar nicht ausreichend behandelt werden. Tatsächlich hat das Abflachen der Coronavirus-Kurve in Österreich bereits vor mehr als einer Woche eingesetzt. Doch reicht das aus, um das System vor einer Überlastung zu bewahren?

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Offen pessimistische Regierung

Die Bundesregierung war bei ihrer gestrigen Pressekonferenz diesbezüglich offen pessimistisch. Zwischen Mitte April und Mitte Mai erwartet man den Höhepunkt der Zahl an Erkrankten (“Peak”). 2500 Intensiv-Betten gibt es in Österreich. Laut Zahlen des Gesundheitsministeriums sind bereits heute 198 davon von Covid-19-Patienten belegt. Da auch Menschen mit anderen Erkrankungen Intensiv-Betten brauchen, könnten die Kapazitäten beim Peak nicht mehr ausreichen. Kanzler und Vizekanzler sprachen von einer “Ruhe vor dem Sturm”, die es derzeit noch gebe. Dabei arbeite man natürlich intensiv daran, diese Kapazitäten, etwa durch die “Umwidmung” von OP-Betten und den Aufbau provisorischer Einrichtungen so stark wie möglich zu erweitern, versichern die Regierungsvertreter.

Coronavirus-Kurve flacht schon länger ab: Warum kommt der Peak so spät?

Aber warum kommt der Peak erst so spät, wenn die Coronavirus-Kurve bereits mehr als eine Woche abflacht? Dafür gibt es drei Haupt-Gründe: Erstens liegt es am Verlauf der Krankheit. Eine etwaige Krankenhaus- bzw. intensivmedizinische Betreuung ist nicht unmittelbar, sondern erst nach einiger Zeit notwendig, wodurch der Anstieg der Zahl der Personen in Intensiv-Betten mit dem Anstieg der Fälle insgesamt etwas zeitversetzt stattfindet. Zweitens ist die medizinische Betreuung über einen längeren Zeitraum notwendig. Bis die ersten Patienten wieder entlassen werden können summiert sich die Zahl der Hospitalisierten immer weiter auf. Drittens – und das ist am wichtigsten: Die absolute Zahl der Erkrankten (laut Testergebnissen) steigt weiterhin stark an –  um mehrere 100 pro Tag. Das ist nicht mehr exponentiell, aber sehr relevant für die Kapazitäten des Gesundheitssystems. Noch wächst die Zahl an offiziell Genesenen erheblich langsamer.

Auch absolutes Wachstum muss sich verringern

Auch das bisherige Abflachen der Coronavirus-Kurve trat, primär aufgrund der Inkubationszeit der Krankheit und dem Zögern von Patienten, deutlich zeitversetzt zur Einführung der Maßnahmen ein. Nach wie vor sinken die relativen Wachstumsraten (mit Schwankungen). Wie weit sie noch sinken werden, sprich, wie effizient die bisherigen Maßnahmen tatsächlich sind, wird sich erst zeigen. Fest steht, dass nicht nur das relative Wachstum (“die Coronavirus-Kurve”) sondern auch das absolute, also das tägliche Plus an Fallzahlen, sich verringern muss, um den Peak möglichst niedrig und kurz zu halten. Dieses geringere absolute Wachstum könnte als Folge der Maßnahmen zeitversetzt bereits in den kommenden Tagen eintreten.

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Coronavirus-Kurve: Größe des Peaks lässt sich nur mehr ins Negative ändern

Damit – und auch mit den weiteren von der Regierung eingeführten Maßnahmen – kann der Peak nach hinten hin begrenzt werden. An seiner Größe dürfte sich aufgrund der zeitlichen Versetzung aber nichts mehr ins Positive ändern lassen. Zuletzt verdoppelte sich die Anzahl der Personen in intensivmedizinischer Betreuung laut Daten des Gesundheitsministeriums innerhalb von ca. vier Tagen. Zeitgleich gab es aber einen starken Anstieg der Todeszahlen. Darum bereinigt (in der Annahme, dass sich die verstorbenen vor dem Tod in intensivmedizinischer Betreuung befunden haben) kommt man eher auf einen Verdopplungszeitraum von drei Tagen.

Intensiv-Betten-Bedarf wächst stark zeitversetzt mit Coronavirus-Kurve

Bei den bestätigten Fällen gab es diesen Verdopplungszeitraum von drei Tagen vor mehr als eineinhalb Wochen – ein Indikator dafür, wie stark zeitversetzt die Kurven sind. Verläuft die Entwicklung der beiden Kurven tatsächlich zeitversetzt parallel, wäre mit der nächsten Verdopplung der Anzahl von Covid-19-Intensivstation-Einweisungen innerhalb von vier Tagen zu rechnen, wobei Todesfälle von der Anzahl belegter Betten abzuziehen sind, die sich damit in nicht wünschenswerter Weise positiv auf die Kapazitäten auswirken. Mit einer weiteren Verdopplung wäre dann in den darauf folgenden fünf Tagen zu rechnen. Vom heutigen Stand (198 Personen in intensivmedizinischer Betreuung) aus, wäre dann innerhalb der kommenden neun Tage mit rund 600 weiteren Einweisungen in die Intensivstation zu rechnen. Insgesamt wären es dann rund 800 Personen, wobei Todesfälle und ausreichend Genesene (wohl noch nicht sehr viele) davon noch abzuziehen sind.

Regionale Unterschiede als weiteres Problem

Danach müsste sich die in den vergangenen Tagen noch deutlichere Abflachung der Coronavirus-Kurve bei den bestätigten Fällen auch im Zuwachs der Anzahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen auswirken. Dennoch werden die absoluten Zahlen weiter wachsen. Zugleich müssten nun aber (partiell) Genesene und leider auch Todesfälle schon für relativ große wieder frei werdende Kapazitäten sorgen. Der Peak dürfte – dieser groben Prognose folgend – bei (deutlich) weniger als 1500 Personen, die gleichzeitig wegen Covid-19 intensivmedizinische Betreuung brauchen, liegen. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass es enorme regionale Unterschiede in der Ausbreitung des Coronavirus gibt und sich die Zahl daher nicht einfach mit der österreichweiten Anzahl an Intensiv-Betten aufrechnen lässt.

Fazit: Zeitweise Überlastung der Intensiv-Betten-Kapazität in bestimmten Regionen

Zurück zur Eingangsfrage: Reicht die Abflachung der Coronavirus-Kurve aus, um das System vor einer Überlastung zu bewahren? Dieser groben Rechnung (die allerdings einer großen Unsicherheit unterliegt) nach, nicht. Denn dafür müsste die Auslastung der Intensiv-Betten mit Nicht-Covid-19-Patienten jedenfalls unter 50 Prozent liegen. Tatsächlich beträgt sie laut Gesundheitsministerium im Jahresdurchschnitt aber über 80 Prozent. Weil durch die Coronavirus-Maßnahmen auch andere infektiöse Erkrankungen eingedämmt werden und weniger Unfälle passieren, sollte die Zahl allerdings wiederum niedriger liegen, als im Schnitt. Letztendlich dürfte es also zu einer zeitweisen Überlastung in bestimmten Regionen kommen, die aber bei weitem nicht so verheerend ausfällt wie in Italien, Spanien oder Teilen der USA. Diese Einschätzung entspräche wiederum den Signalen, die derzeit von der Bundesregierung kommen.

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Lisa-Marie Schiffner gründet eigenes Tech-Startup Lmwy. (c) Lmwy

Über vier Millionen Menschen folgen ihr auf Social Media, sie wurde in die “Forbes 30 under 30” aufgenommen und gründete mit Anfang 20 ihr eigenes Startup. Die Rede ist von Lisa-Marie Schiffner: Sie gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten in Österreichs Social-Media-Landschaft. Die heute 23-Jährige startete 2013 ihre Reise als Content Creatorin und zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten des Landes. Mit ihrer Leidenschaft für Fotografie und Videografie begeistert sie seit rund elf Jahren ihre Community, die insgesamt auf über vier Millionen Follower:innen angewachsen ist.

Was viele nicht wissen: Schon lange vor ihrem Social-Media-Erfolg verfolgte Schiffner den Traum, eine eigene App zu entwickeln. Ende letzten Jahres setzte sie diese Vision in die Realität um und gründete das Tech-Startup Lmwy. Kurz darauf brachte sie ihre Editing-App auf den Markt. Die Idee entstand aus ihrer Frustration, ständig mehrere Apps für die Bildbearbeitung nutzen zu müssen. Ihre Lösung: eine einzige App, die all die Anforderungen und Bedürfnisse eines Content Creators erfüllen soll.

Lmwy als “All-in-One”-Creator-App

Nach fünf Jahren Optimierungszeit war es dieses Jahr endlich so weit: Am 15. April launchte Schiffner ihre Lmwy-App. Die Plattform positioniert sich als die erste „All-in-One“-Creator-App, die laut Produktversprechen sämtliche Werkzeuge für die Content-Produktion in einer Anwendung vereint. Dazu gehören ein Bildbearbeitungstool mit Vorlagen und Filtern sowie ein Video-Tool, das als mobiles Schnittprogramm fungiert. Mit diesen Funktionen soll Lmwy alle notwendigen Features an einem Ort bündeln und das laut Schiffner zu einem vergleichsweise günstigen Preis.

Gegenüber brutkasten betont Schiffner: „Damals musste ich mir alles selbst beibringen und das Problem war, ich musste mir alles zusammen suchen. Ich möchte anderen die Möglichkeit geben, an einem einzigen Ort kreieren zu können – und das nicht nur für professionelle Creator, sondern für alle, die einfach Lust darauf haben”.

Eine weitere Besonderheit der App ist das integrierte Community-Forum, das als Plattform für Austausch und Unterstützung dienen soll. Dort teilt Schiffner ihre Erfahrungen und Tipps als erfolgreiche Content Creatorin. Nutzer:innen erhalten Tutorials zu den neuesten Content-Trends und Inspiration für eigene Projekte. Außerdem verriet Schiffner im Interview, dass bereits die ersten Community-Events in Planung seien. Diese sollen die Möglichkeit bieten, sich persönlich zu vernetzen und gemeinsam Ideen rund um Content Creation auszutauschen.

50.000 iOS-Downloads in einem halben Jahr

Das Unternehmen Lmwy wurde von Beginn an durch Schiffners Personal Brand finanziert. Sie berichtet, dass sie während der Entwicklungsphase „immer wieder viel an der Personal Brand arbeiten musste, um das Startup überhaupt hochziehen zu können”. Die Einnahmen stammen aus den Abonnements der App sowie einem eigenen Online-Shop, bei dem ein speziell für die Content-Produktion entwickelter Kalender angeboten wird. Nach eigenen Angaben verzeichnete die App im ersten Halbjahr bereits 50.000 iOS-Downloads und erzielte einen Umsatz von über 100.000 Euro.

Um die Vision zu verwirklichen, holte sie zwei App-Entwickler ins Team – jeweils für iOS und Google Play. Abgesehen davon sei Lmwy aus einer reinen „One-Woman-Show“ entstanden, wie sie im Interview erklärt. Bis heute übernimmt Schiffner einen Großteil der Aufgaben selbst: von Designentscheidungen bis hin zum Marketing. Zusätzlich greift sie bei Bedarf auf die Unterstützung von Freelancer:innen im Grafikbereich zurück.

Schiffner über Lmwy: “Ich bin auf viel Ablehnung gestoßen”

Der Arbeitsaufwand, besonders in der Anfangsphase, sei zwar oft überwältigend gewesen, doch ihre Vision und ihr Durchhaltevermögen hätten überwogen, erzählt Schiffner im Interview. „Ich habe mir einen Bereich ausgesucht, der mich challenged. Nach elf Jahren als Creator habe ich für mich eine neue Herausforderung gebraucht. Es fühlt sich gerade an wie damals am Anfang von meiner Social Media Karriere, wo sich alles so schwer angefühlt hat. Aber ich habe Bock drauf, ich will dazu lernen und mich weiterentwickeln“.

Schiffner begann ihre Social Media-Karriere zwar rein aus Leidenschaft für die Fotografie, erkannte jedoch bald das enorme Potenzial, das die Plattformen im Bereich Marketing bieten. Dennoch stößt sie des Öfteren auf die Skepsis, die ihrem Berufsfeld entgegengebracht wird. Im Interview erzählt sie: „Ich bin auf viel Ablehnung gestoßen, weil meine App halt darauf ausgerichtet ist, mit Social Media zu interagieren. Dann präsentierst du das eingesessenen Business-Menschen, meistens Männern, die dann letztendlich erstens dich für zu jung empfinden und zweitens dann die Idee scheiße finden, was auch völlig in Ordnung ist”.

Als Frau erlebte sie zusätzlich, dass ihr oft weniger zugetraut wird. „Es ist eine Zusatz-Challenge“, sagt Schiffner, „es gibt immer noch sehr viele Vorurteile, dass eine Frau nicht fähig ist, ein Team zu führen oder irgendwie krass Karriere zu machen“. Anstatt dass Schiffner sich davon demotivieren lässt, lernte sie, an der Kritik und ihren Fehlern zu wachsen. „Ich ecke gerne an, ganz ehrlich. Mittlerweile finde ich es sogar lustig”.

Schiffner mache “Business mit Herz”

Die Lmwy-App ist mit ihren sechs Monaten noch in einer frühen Entwicklungsphase und befindet sich weiterhin in der Optimierung. Für das Team bedeute das Learning by Doing, da die technischen Herausforderungen einer Bildbearbeitungsapp laut Schiffner sehr komplex seien. In Zukunft plant sie, verstärkt auf Fotomanipulation durch Künstliche Intelligenz zu setzen und den Community-Bereich der App weiter auszubauen.

Langfristig schließt Schiffner die Gründung eines weiteren Unternehmens aus. Ihr Terminkalender lasse dafür neben Lmwy und ihrer Personal Brand keinen Raum. Außerdem sei sie sehr familiengebunden und will zukünftig in “Richtung Family gehen und auch eine andere Seite des Erfolgs, den im Personal Life, dann auch genießen”, sagt die 23-jährige Steierin. „Also ich muss nicht mehr die Welt zerreißen. Ich habe voll Bock auf das, was ich gerade mache und ich bin da mit Herz und Seele dabei, aber ich bin nicht verkrampft darin”. Schiffner mache “Business mit Herz und nicht nur aus Geldgründen. Das ist der Grund, weshalb das [Startup] so erfolgreich werden kann, genauso wie die Personal Brand”.


Aus dem Archiv: Lisa Marie Schiffner bei brutkasten Spotlight (März 2023):

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Coronavirus-Kurve in Österreich flacht ab – reichen die Intensiv-Betten?

  • Ziel der Coronavirus-Maßnahmen ist nicht, die Epidemie komplett zu stoppen – das ist ohne Impfung praktisch unmöglich – sondern die Zahl gleichzeitig auftretender Fälle so stark zu begrenzen, dass es zu keiner Überlastung des Gesundheitssystems, insbesondere der intensivmedizinischen Kapazitäten kommt.
  • Da auch Menschen mit anderen Erkrankungen Intensiv-Betten brauchen, könnten die Kapazitäten beim Peak nicht mehr ausreichen.
  • An der Größe des Peaks dürfte sich aufgrund der zeitlichen Versetzung nichts mehr ins Positive ändern lassen.
  • Zu bedenken ist auch, dass es enorme regionale Unterschiede in der Ausbreitung des Coronavirus gibt und sich die Zahl der Personen, die intensivmedizinische Betreuung brauchen, nicht einfach mit der österreichweiten Anzahl an Intensiv-Betten aufrechnen lässt.
  • Insgesamt ist aufgrund der Entwicklung der Kurven davon auszugehen, dass es zu einer zeitweisen Überlastung in bestimmten Regionen kommt.

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