10.04.2020

Schramböck: “Es wird ein Konjunkturpaket brauchen”

Wie ist der aktuelle Status Quo der heimischen Wirtschaft und wie kann nach der Coronakrise wieder ein Aufschwung gelingen? Darüber diskutierten am Donnerstag im Rahmen der brutkasten Online-Konferenz #zusammenstärker Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, WKÖ-Präsident Harald Mahrer, IBM Österreich-Chefin Patricia Neumann und aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister.
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Konjunkturpaket
Margarete Schramböck, Harald Mahrer, Bernhard Sagmeister und Patricia Neumann waren live bei der #zusammenstärker Konferenz | (c) der brutkasten

Die “Erstversorgung” der heimischen Wirtschaft ist voll angelaufen. Milliarden schwere Hilfspakete wurden im Zuge der Coronakrise geschnürt, um akut die Liquidität der Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern. Erste Gelder des Härtefallfonds an betroffene Unternehmer und Selbständige sind bereits geflossen. Die Bearbeitung der Überbrückungsgarantien, die über die Austria Wirtschaftsservice abgewickelt werden, ist voll angelaufen.

+++ Coronakrise, Wirtschaft und die Innovation +++

Die Liste an akuten Hilfsmaßnahmen lässt sich fortsetzen. Doch wie geht es nach der Phase der “Erstversorgung” weiter und welche mittelfristigen Strategien soll es geben, um die Wirtschafts nach der Coronakrise wieder anzukurbeln?

Darüber diskutierten im Rahmen der brutkasten Online-Konferenz #zusammenstärker Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, WKÖ-Präsident Harald Mahrer, IBM Österreich-Chefin Patricia Neumann und aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister.

Konjunkturpaket und Investitionen in Infrastruktur

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck ließ anklingen, dass es nach der ersten Phase der akuten Hilfsmaßnahmen ein Konjunkturpaket brauchen wird, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Als Grund führte sie einen zu erwartenden Rückgang des weltweiten Wirtschaftswachstums und einen damit einhergehenden Rückgang der Nachfrage an. Im Rahmen eines Konjunkturpakets könnten insbesondere Investitionen in die Infrastruktur und Bauwirtschaft getätigt werden, so Schramböck.

Zudem thematisierte sie in der Diskussion die Autarkie der heimischen Wirtschaft. “Wir müssen uns darum bemühen gewisse Produktionsketten in Österreich zu haben.” Als Beispiel führte sie die unlängst angelaufene Produktion von Schutzmasken in Vorarlberg an. Zudem müsste die Pharmaindustrie gegenüber Asien unabhängiger werden.

Auch wenn derzeit bereits über die Zeit “nach der Coronakrise” gesprochen wird, sei Österreich laut Schramböck noch am Anfang, da die gesundheitliche Krise noch nicht überstanden ist. In Bezug auf die Wirtschaft hielt sie fest: “Wir werden uns daran messen lassen müssen, inwiefern wir die Strukturen erhalten können.”

Rückgang im Angebot und der Nachfrage

Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer verwies in der Diskussion darauf, dass es sich beim 38 Milliarden Euro Hilfspaket nicht zur Gänze um direkte Cash-Zahlungen handelt, sondern eine großer Teil aus Garantien besteht. “Wir hoffen natürlich, dass nicht alle Garantien schlagend werden und sich die Wirtschaft mittelfristig erholt”, so Mahrer.

Für 2020 rechnet Mahrer mit keinem Wachstum mehr. Zudem gebe es nicht nur einen Rückgang des Angebots aufgrund von unterbrochener Lieferketten, sondern auch einen Rückgang der Nachfrage. Hier sei insbesondere der heimische Tourismus stark betroffen, da eine internationale Lockerung der Reisebestimmungen erst sehr spät eintreten könnte. Besonders betroffene Unternehmen und Branchen müssten zudem schauen, in neue Produktionsfelder zu kommen, so Mahrer.

aws und Überbrückungsgarantien

Der Geschäftsführer der aws Bernhard Sagmeister gab zudem einen Einblick über die bisherige Abwicklung der Überbrückungsgarantien. Bislang wurden über 4400 Anträge positiv  abgewickelt. Dabei handelt es sich um ein Kreditvolumen von rund einer Milliarde Euro, die nun von den Hausbanken gewährt werden.

Zudem wurde vergangene Woche auch ein Schnellverfahren implementiert: Banken bekommen daher bereits innerhalb von 24 Stunden die Zusagen durch die aws. Bei Krediten über 20 Millionen Euro erfolgt die Garantiezusage innerhalb von durchschnittlich 48 Stunden.

Zentrales Kriterium bei der Antragstellung ist, dass das kreditnehmende Unternehmen kein Unternehmen in Schwierigkeiten gemäß der EU-Definition ist und dass es sich um KMU handelt.

Aufgrund einer neuen EU-Regelung kann die Garantiequote für Kredite bis 500.000 Euro 100 Prozent betragen, für Kreditbeträge darüber hinaus beträgt sie 90 Prozent.

Nach der Garantiezusage durch die aws sind die jeweiligen Hausbanken im Rahmen der Kreditvergabe am Zug. “Nach einer ersten Anlaufphase agieren die Hausbanken mittlerweile auch sehr schnell”, so Sagmeister.

Internetoffensive Österreich

Ein weiteres Thema der Paneldiskussion umfasste das Thema der Selbsthilfe. CEO von IBM Österreich Patricia Neumann verwies darauf, dass sich derzeit Unternehmen unterschiedlichster Branchen zusammenschließen, um sich gegenseitig zu helfen.

Eine dieser Initiativen ist derzeit “Digital Team Österreich”, die über den Branchenverband Internetoffensive Österreich abgewickelt wird. Über die Initiative werden digitale Dienste für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) für zumindest drei Monate kostenlos angeboten.


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(c) Adobe Stock - Axel Bueckert

Ein Startup-Studio nach Vorbild von Rocket Internet sollte es werden. Acht Startups in vier Jahren aufzubauen lautete der Plan in Zahlen des Wiener Startup-Studios Trive Studio. Und die Zeichen standen gut. Es war Jänner 2022, die Boomphase seit Ende 2020 war in vollem Gange und niemand sollte ahnen, dass diese mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ein jähes Ende finden würde.

“Es gab noch nie eine bessere Zeit, um etwas zu gründen. Denn aktuell passen alle Rahmenbedingungen, man muss es nur tun”, sagte Trive Studio-Gründer Martin Sirlinger damals zum offiziellen Start im brutkasten-Interview. Das erste Startup des Studios – Emma Wanderer – war bereits einige Monate zuvor gelauncht worden.

Liquidation von Holding-Gesellschaft trive studio GmbH & Co KG

Doch keine drei Jahre später ist es mit dem “ersten Vollblut-Startup-Studio Österreichs”, wie Sirlinger es damals nannte, vorbei. Die trive studio GmbH & Co KG, die als Holding-Gesellschaft fungiert hat und namhafte Investoren, darunter Hansi Hansmann, an Bord hatte, wird liquidiert.

Unter der Hand gegenseitige Kritik nach Konkursen und Übernahme

Die Bilanz: Zwei Startups wurden gegründet, in ein weiteres investiert. Von diesen drei Startups wurde eines verkauft, die beiden anderen mussten Konkurs anmelden. Begleitet wurden diese Vorgänge von Kritik an Sirlinger und der Arbeit von Trive Studio – immer unter der Hand. Von Trive Studio gab es auf brutkasten-Anfrage kein öffentliches Statement dazu. Ein geplantes Interview kam nicht zustande. Fest steht: Zumindest einige der involvierten Akteur:innen gingen nicht im Guten auseinander.

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Dabei leben im Trive Studio geschaffenen Ideen auf die eine oder andere Weise weiter. Emma Wanderer startete kürzlich mit dem alten Gründer:innen-Team und einem neuen Konzept erneut. Pluz Care, das zweite im Studio gegründete Startup, besteht als Teil des Wiener Startups Teledoc, von dem es 2023 übernommen wurde, weiter. Doch Sirlingers Anfang 2022 formuliertes Ziel, zu “beweisen, dass das Studio-Modell als Assetklasse für Investor:innen sehr spannend sein kann und in der Lage ist, mit dem klassischen VC-Modell mitzuhalten”, kann wohl als gescheitert angesehen werden.

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Edit: Nach Veröffentlichung dieses Artikels erhielt brutkasten ein Statement von Trive-Studio-Gründer Martin Sirlinger, das folgend im Wortlaut wiedergegeben wird:

“Die Liquidation der trive studio GmbH & Co KG ist der letzte Schritt eines geordneten Rückzugs. Er erfolgt aufgrund der Nichterreichung unserer gesetzten Ziele. Diese Maßnahme ist leider ebenso notwendig wie unausweichlich.

Das Studio-Modell per se zu kritisieren, trifft zu kurz. Externe Faktoren, wie etwa die Verschlechterung der makroökonomischen Lage, als auch interne Entwicklungen waren im Nachhinein betrachtet wesentlich ausschlaggebender.

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